Mit dem nuConnect AmpXL wirft Nubert einen echten Tiefstapler auf den heiß umkämpften Markt der Streaming-Vollverstärker. Gemäß der Firmenphilosophie kommt der AmpXL äußerlich recht schlicht daher. Doch interessant ist bekanntlich, was drin steckt. Wir haben genauer hingeschaut und ein wahres Kraftpaket ausgemacht.
Smartes Kraftpaket
Der nuConnect AmpXL versteht sich als natürliche Weiterentwicklung des nuConnect ampX, den wir bereits in AUDIO TEST 01/20 (oder hier auf Likehifi.de) im Test hatten. Dabei gibt es distinktive Unterschiede zwischen den Produkt-Geschwistern, die das größere Format des AmpXL weithin übersteigen. Es ist kein Wunder, dass der „Neue“ im Nubert-Portfolio durch merklich höhere Leistung, volle Netzwerkfähigkeit und eine Reihe zeitgemäßer Features auffällt.
Optisch geht es im besten Nubert-Sinn puristisch zu. Elegant schlichte Formen lenken den Blick auf das Wesentliche – fast wie bei einem guten Sonntagsanzug. Die Gehäuseform sowie die Gestaltung des Displays – respektive die gesamte Design-Ästhetik – lehnt sich an das Konzept des ampX an. Somit geht es eher kompakt und dezent zu. Dabei wirkt das Voll-Alu-Gehäuse mit den horizontalen Kühlrippen sehr hochwertig.
Vom kleineren ampX kennen wir bereits das große, gut lesbare Front-Display. Auch die Fernbedienung ist gleich geblieben – leider, möchten wir an dieser Stelle fast sagen. Der rechtsseitig ebenfalls an der Front angebrachte Drehregler steuert in Verbindung mit der deutlich kleineren Return-Taste leichtgängig durch das Menü. Wir empfehlen zur Bedienung im Alltag die übersichtliche X-Remote App, mit ihren zahlreichen Features und Optionen zur Navigation.
Richtig gut verbunden
Hinsichtlich der Anschlussmöglichkeiten zeigt sich der nuConnect AmpXL allgemein verbindungsfreundlich. Grundsätzlich ist die Anschluss-Sektion gleichwertig wie beim kleineren ampX ausgestattet. Dazu gehören ein Phono-Eingang für MM- und MC-Systeme, zwei optische Eingänge für Quellgeräte mit entsprechendem Digitalausgang, wie zum Beispiel Netzwerk-Player und Streamer, Spielkonsolen und / oder TV-Geräte.
Auf HDMI zur optimalen TV-Ansteuerung müssen wir an dieser Stelle leider verzichten. Nubert hält hierfür den HDMI-ARC Dongle gegen Aufpreis von 29 Euro vor. Er kann am rückseitigen USB-Port, der mit einer 5 V / 1,5 A Stromversorgung aufwartet, angeschlossen werden, und so als erweiterter digitaler Audio-Eingang fungieren.

Netzwerken
Darüber hinaus hat Nubert dem ampXL ein schickes Netzwerk-Modul spendiert, dank dem sich der Streaming-Amp via Netzwerkkabel mit dem lokalen Netzwerk verbinden kann. Dabei haben wir erst in der letzten AUDIO TEST gelernt, dass sich bei derartigen Verbindungen hochwertige Netzwerkkabel wie das NA2 der Firma AIM klanglich recht bezahlt machen.
Auch Premium-Netzwerkswitches, wie beispielsweise der Silent Angel Bonn N8 holen hier wirklich noch einmal ein Extra an Qualität heraus (nachzulesen in Ausgabe 05/23). Ein weiterer Vorteil der LAN-Verbindung sind die automatischen Firmware-Updates von Nubert, die so ohne das Zutun des Kunden vonstatten gehen.
Am Netzwerk-Out-Anschluss kann auf Wunsch ein weiterer Client angeschlossen werden. Eine WiFi-Verbindungsoption, nebst Bluetooth, versteht sich indessen von selbst. AirPlay, Chromecast sowie Spotify Connect gehören ebenfalls zum guten Ton. Ein AUX- und zwei Koaxial-Eingänge erlauben die Verbindung analoger sowie digitaler Quellgeräte. Ein SUB-Ausgang für den Anschluss eines Aktiv-Subwoofers fügt sich nahtlos in das positive Gesamtbild ein.
Beliebt uns noch Nuberts X-Connect-Eingang respektive -Ausgang zu erwähnen. Er dient der kabellosen Signalübertragung kompatibler Nubert-Komponenten wie beispielsweise den nuPro X Aktivlautsprechern. Zudem beherrscht er den Steuerbefehlssatz von Nuberts „X-Connect Surround“. Somit lassen sich mit ihm die aktiven Einbaulautsprecher nuPro XI-2000 RC ansteuern.
Alles neu
Ein Vorteil des vergrößerten Gehäuses sind die erweiterten Abschirmungsmöglichkeiten generell – im Besonderen für die Phono-Sektion. Durch den vergrößerten physischen Abstand der Komponenten konnte Nubert unerwünschtes Rauschen reduzieren. Die MM- und MC-Fähigkeit ist ein echter Pluspunkt des Verstärkers. Über den 6,3-Millimeter-Klinke-Kopfhöreranschluss können auch Kopfhörer mit niedrigen Impedanzen ab 16 Ohm verwendet werden.
Der digitale Kopfhörer-Verstärker in Form des Texas Instruments TPA6120A2 Chips sorgt hier für den richtigen Sound. In der übersichtlichen Nubert X-Remote-App kann indessen ausgewählt werden, ob beim Anschluss eines Kopfhörers im exclusive-Modus die Lautsprecher deaktiviert oder im paralleled-Modus diese gleichzeitig betrieben werden.

AC DC?
Beim Verstärker – namentlich ein Class-D-Modell – hat Nubert mal so richtig geklotzt. Wurde beim kleinen Geschwistermodell ampX noch ein Digitalverstärker verbaut, lehnt sich der AmpXL konzeptionell an den nuPower D an. Dementsprechend wurde für den Class-D-Verstärker auch ein eigens Netzteil verbaut. So lässt sich naturgemäß eine höhere Leistung erzielen – dem erklärten Kernfeature des ampXL.
An dieser Stelle wäre es für Nubert einfach gewesen, fertige Komponenten wie UcD oder nCore-Module von Hypex einzusetzen, wie dies bekannte Mitbewerber am Markt gut und gerne tun. Besagte Module genießen mittlerweile sogar einen hervorragenden Ruf bei uns und den Kollegen von der Fachpresse.
Nubert konnte hinsichtlich der Module jedoch einige Schwächen ausmachen, besonders im Bereich der Stromlieferfähigkeit oder im leistungshungrigen Bassbereich. Die Stromlieferfähigkeit ist wiederum wichtig für Komponenten mit niedrigen Impedanzen. Tatsächlich sind die Werte hinsichtlich der Stromlieferfähigkeit des ampXL regelrecht phänomenal. An 4 Ohm können 2 x 340 Watt Nennleistung erzielt werden.
Durch diese bemerkenswert hohe Lieferfähigkeit werden mit dem Nubert nuConnect ampXL so ziemlich alle Nubert Lautsprecher betrieben – sogar bis hin zu Schwergewichten wie den nuVero 170, die uns auch in diesem Setup gute Dienste als analytische Referenz-Lautsprecher geleistet haben. Selbstredend dürfen auch Schallwandler angeschlossen werden, die nicht aus dem Hause Nubert stammen. Festzuhalten bleibt, dass sich der nuConnect AmpXL mit der potenziert hohen Stromlieferfähigkeit nahezu von allen Konkurrenten im Preissegment von bis unter 2.000 Euro recht deutlich abhebt.
Setup und Einrichtung
Unser Setup fällt beim heutigen Test einigermaßen puristisch aus. Besteht es doch „nur“ aus dem nuConnect AmpXL für 1.485 Euro und unseren feuerroten und mindestens übermannshohen nuVero 170 für 3.950 Euro das Stück. Bei der nuVero 170 handelt es sich um die erste Vier-Wege-Box aus Schwäbisch Gmünd. Das Wiedergabespektrum ist dabei in Bässe, Höhen, sowie eine untere und obere Mitteltonabteilung aufgeteilt. Somit können sämtliche Chassis im jeweils optimalen Wirkungsbereich arbeiten.
Durch ihr audiophiles Gesamtkonzept werden zudem Partialschwingungen vermieden und Bündelungseffekte auf ein Minimum reduziert. Was zu einer äußerst gleichmäßigen Ausbreitung des Schalls im Raum sorgt. Die symmetrische Treiberanordnung befördert zudem eine räumliche Stereobühne sowie ein holographisches Soundbild. Dabei hat die nuVero 170 eine Impedanz von 4 Ohm und eine Nennbelastbarkeit von 480 Watt sowie eine Musikbelastbarkeit von 650 Watt. Doch selbst dieses Sound-Großkaliber ist für den nuConnect ampXL kein Problem.

Die smarten vollautomatischen Einmessungstools der X-Remote-App haben wir in unserer ausladenden Nubert-Test-History bereits mehrfach beschreiben. Daher begnügen wir uns diesmal mit einem einfachen Verweis auf das kinderleichte und dabei hochprofessionelle Einrichtungs-Setup. Zudem möchten wir auf die überarbeitete Effekt-Sektion hinweisen. Denn zu den bereits bekannten Modi „Stereo“, „Wide Normal“ sowie „Wide Mid“ und „Wide Large“ hält der ampXL noch einen „Voice+ Modus“ zur Extrapolierung der Vocals vor.
Nachfolgend verbinden wir unser iPad über AirPlay 2. Als ersten Titel gönnen wir uns etwas Jazz mit dem Titel „Take Five“ von Dave Brubeck. Ein Titel, der auch für Menschen, die sich sonst kaum für die Spielart Jazz interessieren, eine feste Größe sein dürfte. Die Komposition des Saxophonisten Paul Desmond umfasst 24 Takte und wird vom Dave-Brubeck-Quartett auf dem 1959 erschienen Album „Time Out“ in moderatem Tempo vorgetragen. Die Single wurde allerdings erst im Jahr 1961 ausgekoppelt und gilt heute als die meistverkaufte instrumentale Jazz-Single weltweit.
Und wie klingt es nun?
Im Test selbst gestaltet die schwäbische High-End-Combo bestehend aus nuConnect ampXL und nuVero 170 Standlautsprecher ein ganz formidables Hörerlebnis. Die nuVeros werden vom ampXL detailliert, kontrolliert und gänzlich klar angesteuert.
Ganz so wie es sich für unsere bewehrten Referenzlautsprecher gehört, die sich vor allem durch eine naturalistisch zurückgenommene und dennoch analytisch dynamische Darstellung auszeichnen. Besonders bemerkenswert finden wir den Umstand, dass der analytische Charakter der nuVeros mit dem nuConnect ampXL auch bei hohen Pegeln erhalten bleibt.
Ganzheitlich energetisiert durch den luftigen Weltklasse-Jazz-Genuss wechseln wir Genre und Zuspieler. Wir verbinden unseren Cambridge Audio Streamer über einen der Koaxial-Eingänge und surfen ein bisschen durch die TIDAL-Libary. Dabei zaubert uns Furtwänglers „Lohengrin Perludium“ von 1936 aus dem politisch durchaus nicht unproblematischen Wagner-Kosmos ein doch sehr breites Lächeln ins Gesicht. Es gleicht in Sentimentalität und Dynamik im besten Sinne einer okkulten Messe – magisch und absolut verfänglich – dabei feinsinnig in Szene gesetzt. Doch befreien wir uns, um mit Musil zu sprechen, von der Schmalzigkeit des Wagnerischen Bierdunstes und endigen unsere Rezension mit etwas Gegenwartsmusik.
Dafür bemühen wir den Track „Flowers“ von Miley Cyrus vom Album „Endless Summer Vacation“ in der Vinyl-Version. Zugespielt über den Luxman PD-191A Luxusplattenspieler. Gebannt erleben wir, wie dieses Genre – nebst Stilbruch – von unserem Probanden mit Bravour gemeistert wird. Zufrieden konstatieren wir, dass sogar seelenlose Mainstream-Pop-Musik, die für den ganz großen Markt produziert wurde, mit Nubert einfach nur galaktisch klingt. Und sagen: Weiter so!
Preis und Verfügbarkeit
Den Nubert nuConnect ampXL Streaming-Verstärker gibt es zum Preis ab 1.485 Euro (UVP) direkt bei Nubert zu kaufen / bestellen.
Datenblatt Nubert nuConnect ampXL
Allgemein | |||
Geräteklasse | Streaming-Verstärker | ||
Hersteller | Nubert | ||
Modell | nuConnect ampXL | ||
Preis (UVP) | 1.485 Euro (UVP) | ||
Preiskategorie | Einstiegsklasse | ||
Maße (B/H/T) | 43 x 7 x 32 cm | ||
Gewicht | 6,1 kg | ||
Informationen | www.nubert.de | ||
Technische Daten* | |||
Arbeitsweise | Transistor, Class D | ||
Leistung lt. Hersteller | 2x 190 W (8 Ohm), 2x 340 W (4 Ohm) | ||
Stromversorgung | Stand-by: 0,7 W | ||
Eingänge | 2 x Coax, 2 x Optisch, 1 x USB B, 1 x Phono, 1 x AUX, 1 x LAN, 1 x USB A | ||
Ausgänge | 1 x Link, 1 x Subwoofer, 1 x LAN, 1 x Stereo Lautsprecher, 1 x 6,3 mm Klinke (Kopfhörer) |
*Herstellerangaben
Webseite: www.nubert.de
Anmerkung: Dieser Testbericht erschien zuerst in AUDIO TEST Ausgabe 06/2023
▶ Lesen Sie hier: Test: Nubert nuZeo 15 – Aktiver Standlautsprecher (3,5 Wege)

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