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Test: Wilson Audio WATT/Puppy 50th Anniversary — High End Standlautsprecher

Wilson Audio bringt mit der WATT/Puppy 50th Anniversary Edition einen der legendärsten Lautsprecher der High-End-Geschichte zurück. Was einst als kompakter Studiomonitor begann, zeigt heute, wie zeitlos und emotional Musikhören sein kann.

Meisterwerk für die Ewigkeit

Warum geben Lautsprecherhersteller ihren Produkten eigentlich immer so seltsame Namen? Das fragt man sich als Testredakteur doch immer mal wieder – WATT und Puppy, wirklich? Und dann auch noch ein Schrägstrich zwischen den beiden Begriffen, als könnte man sich intern nicht so recht auf einen Namen einigen: „Nehmen Sie einfach den, der Ihnen besser gefällt.“ Aber ganz so willkürlich ist es dann doch nicht. Denn hinter dem Namen steckt tatsächlich eine Geschichte – und dafür lohnt sich zunächst ein Blick in die bewegte Historie von Wilson Audio.

Watt braucht Puppy

David Wilson, der Gründer von Wilson Audio, war seinerzeit regelmäßig überall auf der Welt unterwegs und zeichnete unter anderem Klassik-Konzerte auf. Doch für seine Live-Aufnahmen benötigte er ein Referenz-Abhörsystem, das ähnlich auflösend und neutral arbeitete, wie sein großes Modularsystem WAMM. Einzige Bedingung: Es musste in den Kofferraum seines Wagens passen. Und so schlug ihm seine Frau Sheryl Lee Wilson kurzerhand einfach vor, doch selbst einen passenden Monitorlautsprecher zu entwickeln. So machte sich Wilson Mitte der 1980er Jahre an die Entwicklung dieses neuen Lautsprechers.

Gesagt, getan und so wurde zum Jahreswechsel 1986 dann der erste WATT Lautsprecher fertig. WATT ist ein Akronym und steht für Wilson Audio Tiny Tot. Der nur schuhkartongroße Zweiwege-Monitor sorgte sofort für Aufsehen in der Szene, auch wenn er gar nicht für den den regulären Markt, sondern nur für den eigenen Bedarf gedacht war. Der WATT bot nahezu State-of-the-Art-Klangqualität in Sachen Transparenz und Auflösung – und das bei erstaunlich kompakten Maßen.

Ursprünglich wurde der WATT als reiner Regal- bzw. Studiomonitor konzipiert – mit einem praktischen Tragegriff auf der Rückseite, der übrigens bis heute erhalten geblieben ist. Doch der kompakte Monitor fand schnell auch Liebhaber im High-End-Zirkel, die ihn in ihren heimischen Anlagen einsetzen wollten. Einzig der tiefe Bass fehlte dem kleinen Speaker noch.

Mehr Power im Tiefton

Um Kundenwünschen nach mehr Power im Tiefton entgegenzukommen, entwickelte David Wilson einen passenden Basswürfel. 1989 erschien dann der Puppy – ein Dual-8-Zoll-Woofer, der den WATT im Tieftonbereich bis auf etwa 30 Hz erweiterte und zugleich als Sockel diente. Damit war die Kombination aus WATT und Puppy geboren – zwei ursprünglich eigenständige Lautsprecher, die zusammen eine legendäre Einheit bildeten. Das Rätsel um den ungewöhnlichen Namen ist damit gelöst.

Die Erfolgsstory ging rasch weiter: Schon die Series 2 dieser WATT/Puppy-Kombination (ab ca. 1990) wurde von prominenten Toningenieuren wie Peter McGrath und Joseph Magee als bevorzugtes Abhörwerkzeug genutzt. David Wilson hatte damit offenbar einen Nerv getroffen: Sein Konzept eines kompakten High-End-Lautsprechers mit Bass-Erweiterung führte dazu, dass sich der WATT/Puppy als einer der einflussreichsten und erfolgreichsten Lautsprecher seiner Klasse im Studio- und Heimbereich etablierte.

► Lesen Sie hier: Mein persönlicher HiFi-Klassiker mit Mansour Mamaghani: Wilson Audio Watt/Puppy

Acht Generationen

Von der Markteinführung Mitte der 1980er bis ins Jahr 2011 durchlief der Wilson Audio WATT/Puppy ganze acht Generationen. David Wilsons Entwicklungsphilosophie dabei lautete, an den Grundprinzipien festzuhalten und durch kontinuierliche Detailverbesserungen das Produkt stets Stück für Stück zu optimieren. Jede neue Version brachte subtile, aber wichtige Neuerungen – eine „Ansammlung kleiner Fortschritte“, wie er es selbst ausdrückte.

In Summe manifestierten sie sich aber als hörbarer Sprung. Beispielsweise führte Wilson bei der Series 3 (frühe 1990er) neue Treiberkombinationen ein und besserte die Frequenzweiche nach, um Bass und Mitten nahtloser zu integrieren. Die Series 5 (1995) erhielt u. a. einen überarbeiteten Hochtöner und war in einer Version 5.1 mit leicht modifizierter Weichenabstimmung erhältlich.

Ein großer Sprung kam mit der Series 7 (2002): David Wilson verbesserte hier vor allem das Bassmodul – ein neu entwickelter Tieftöner ermöglichte schnellere Impulswiedergabe und noch tiefere, lineare Bassextension, die weniger vom Aufstellraum abhängig war.

X-Material

Zeitgleich wurden Materialien wie das X-Material konsequenter eingesetzt, um das Gehäuse weiter zu versteifen. Die Series 8 (Einführung um 2006) stellte den letzten und technisch ausgereiftesten WATT/Puppy der klassischen Linie dar.

Hier implementierte Wilson die bis dato radikalsten Revisionen: ein weiter optimiertes Gehäusedesign mit neuen internen Versteifungen, eine verbesserte Frequenzweiche mit noch phasengenauerem Übergang und aktualisierte Treiber, darunter eine weiterentwickelte Version der bekannten Titanium-Kalotte. Der WATT/Puppy 8 spielte tiefer und lauter mit einem noch feiner auflösenden Hochton.

Dass sich das WATT/Puppy-Konzept über 25 Jahre im Portfolio von Wilson Audio hielt, spricht Bände: David Wilsons Grundidee war ebenso zeitlos wie überzeugend. Selbst als das Unternehmen im Lauf der 2000er immer größere und kostspieligere Modelle entwickelte, blieb der WATT/Puppy das bewährte Arbeitstier im High-End-Programm. Viele Besitzer blieben ihrem Lautsprecher über Generationen hinweg treu – nicht selten durch regelmäßige Upgrades, für die Wilson eigens Kits anbot.

WATT/Puppy wird zu Sasha

Im Jahr 2009 läutete Wilson Audio dann einen Generationswechsel ein, denn WATT/Puppy wurde durch ein Nachfolgemodell namens Sasha W/P abgelöst. Der „Sasha“, benannt nach Alexandra Wilson, der Tochter des Gründers, stellt aber faktisch die neunte Generation des WATT/Puppy-Konzepts dar, allerdings mit neuem Namen und einigen konstruktiven Änderungen. Äußerlich blieb das „Zwei-Kisten“-Prinzip erhalten, doch die Abmessungen wuchsen leicht, um mehr Innenvolumen für die Tieftöner zu schaffen.

Der Wilson Audio Sasha W/P übernahm viele Technologien aus Wilsons größeren Modellen, z. B. den neuen Convergent Synergy-Hochtöner, statt der alten Focal-Metallkalotte sowie die weiter verbesserte Gehäusematerial-Mischung – Einführung von S-Material für den Mittelton. Die Frequenzweiche wurde ebenfalls neu abgestimmt.

Der Namenszusatz „W/P“ (für Watt/Puppy) blieb bei der ersten Sasha-Generation noch erhalten, um die Kontinuität zu betonen. Spätere Versionen hießen dann nur noch Sasha Series 2 (2014) oder Sasha DAW (2018). Sasha DAW – wobei DAW ausdrücklich für David Andrew Wilson steht, die Initialen des Firmengründers – wurde kurz nach David Wilsons Tod im Jahr 2018 vorgestellt.

Heute führt Wilson Audio die Tradition der WATT/Puppy durch die Sasha-Reihe und darüber hinaus fort. Die direkt vergleichbare Modelllinie heißt zwar nicht mehr WATT/Puppy, doch das Prinzip (kompakter Monitor plus separater Bass) findet sich z. B. in der neuesten Sasha V oder der etwas größeren Alexia V wieder. Oberhalb rangieren Modelle wie Alexx V oder Chronosonic XVX, die das Modulprinzip in noch größerem Maßstab umsetzen.

Ein eigenständiges WATT/Puppy-Modell war zwar nach 2011 nicht mehr im Katalog, allerdings hat Wilson Audio zum Firmenjubiläum einen Schritt zurück zu den Wurzeln gemacht.

Jubiläums-Lautsprecher

2024, im Rahmen der Feier zum 50-jährigen Bestehen des Unternehmens, wurde der Wilson Audio WATT/Puppy in limitierter Auflage neu aufgelegt. Diese Sonderedition – streng genommen die Series 9 des WATT/Puppy – bleibt dem Jubiläumsjahr vorbehalten und ist auf 2024 Stück limitiert. Wobei gemunkelt wird, dass der WATT/Puppy in den Katalog von Wilson Audio zurückkehren wird, nur nicht in der breiten Farbpalette wie die Jubiläumsedition, welche praktisch in jedem Farbton erhältlich ist.

Technisch handelt es sich beim WATT/Puppy 50th Anniversary um eine moderne Interpretation des Klassikers: Die Abmessungen und das ikonische Design erinnern an das Original von 1986, jedoch kommen alle aktuellen Wilson-Technologien zum Einsatz. So nutzt die Jubiläums-Ausgabe z. B. den QuadraMag-Mitteltöner und Tieftöner des aktuellen Sasha V, den neuen Convergent Synergy Hochtöner sowie das genannte X-, S- und V-Material im Gehäuseaufbau.

Daryl Wilson, heutiger Geschäftsführer und Sohn des Firmengründers David Wilson, stellte sich die Frage: „Wie sähe ein WATT/Puppy aus, wenn wir ihn heute – mit all unseren modernen Ressourcen – neu denken würden?“ Die Antwort ist der WATT/Puppy 50th Anniversary – ein Lautsprecher, der das Erbe des Originals würdigt und gleichzeitig technisch im Hier und Jetzt angekommen ist.

Treiber

Wie bereits erwähnt, besteht der Wilson Audio WATT/Puppy aus zwei separaten Komponenten: dem kompakten WATT-Monitor für Mittel- und Hochtonbereiche sowie dem darunter positionierten Puppy-Bassmodul. Gemeinsam ergeben sie einen vollwertigen Drei-Wege-Standlautsprecher. Über alle acht Generationen hinweg blieb die Treiberbestückung prinzipiell gleich: Im WATT arbeitet ein 7-Zoll-Mitteltöner zusammen mit einem 1-Zoll-Hochtöner, und im Puppy-Modul sind zwei 8-Zoll-Tieftöner für den Bass zuständig.

Im WATT/Puppy 50th Anniversary Modell verwendet Wilson Audio seinen neuesten Hochtöner, den Convergent Synergy Carbon (CSC)-Tweeter. Dieser hat eine 25 mm (1 Zoll) beschichtete Textil-Kalotte, die erstmals für das Wilson-Flaggschiff Alexx V verwendet wurde. Der Hochtöner sitzt in einem eigenen geschlossenen Gehäuse und hat eine hausintern 3D-gedruckte Rückkammer aus Carbon, deren komplexes Inneres die rückwärtigen Schallanteile der Kalotte absorbiert und Reflexionen eliminiert. Dadurch verhält sich der Tweeter im Hochton besonders linear und sauber. Der Hochtöner deckt den Hochtonbereich bis ca. 30 kHz ab (±3 dB).

Mitten

Für den Mittelton kommt ein 18 cm (7 Zoll) messender Treiber mit Wilsons QuadraMag-Motor zum Einsatz. Dieser Mitteltöner besitzt eine Membran aus Papier-Verbundmaterial mit dem für Scan-Speak Revelator-Treiber typischen geschlitzten und wieder verklebten Konus. Die feinen radialen Schlitze in Membran und Staubkappe reduzieren Partialschwingungen und Membranresonanzen erheblich. Als Antrieb dient ein speziell entwickeltes Vierfach-AlNiCo-Magnetsystem (Aluminium-Nickel-Cobalt), das Wilson „QuadraMag“ nennt. Der Treiber arbeitet in einem hinten ventilierten Gehäuse, um den Druck hinter dem Mitteltöner zu entlasten.

Das Bassmodul (Puppy) beherbergt zwei 20 cm (8 Zoll) Tieftöner. Diese Woofer besitzen Konusmembranen aus einer homogenen Zellulose-Verbund-Mischung. Oder anderes gesagt: eine spezielle Papiermembranen mit hoher Steifigkeit. Die 8-Zöller sind auf hohe Belastbarkeit und Hub ausgelegt. Es handelt sich um genau die gleichen Basstreiber wie in Wilsons Sasha V, deren Bassmodul identisch bestückt ist.

Die Woofer sitzen in einem Bassreflex-Gehäuse. Der Puppy hat auf der Rückseite ein großes, zentrales Reflexrohr aus Metall mit gefräster Trichteröffnung, um Strömungsgeräusche bei hohen Pegeln zu minimieren. Das Tiefton-Modul der WATT/Puppy 50th erreicht einen Frequenzkeller von ca. 26 Hz (-3 dB). Die Trennfrequenz zum Mitteltöner liegt vermutlich im Bereich um 200–300 Hz. Wilson gibt die genauen Übergangsfrequenzen aber nicht offiziell an.

Frequenzweiche

Der WATT/Puppy teilt dank seiner komplexen passiven Frequenzweiche die Signale in Hoch-, Mittel- und Tieftonwege auf. In den ersten Generationen waren die Filter für Hoch-/Mittelton noch im WATT-Gehäuse untergebracht, sodass der Monitor separat betrieben werden konnte. Doch in der neuesten Ausführung können wir den WATT allein nicht bespielen, da die Frequenzweiche nun komplett im Bassmodul sitzt. Die Verbindung zwischen beiden erfolgt über das mitgelieferte „Puppy Tail“-Kabel, das vom Ausgang der internen Weiche im Puppy nach oben zum WATT geführt wird. Es lässt sich nun übrigens auch heraus ziehen, sodass es sehr einfach am WATT-Monitor angeschlossen werden kann.

Auf der Rückseite des Puppy finden wir mehrere Anschlussklemmen. Da ist der typische Lautsprecher-Anschluss und die gefilterten Ausgänge zum WATT sowie die Konfigurations-Brücken – doch dazu gleich mehr.

Wilson Audios Frequenzweichen sind generell für ihre hohe Qualität bekannt, denn sie werden mit selektierten Bauteilen in Point-to-Point-Handverdrahtung aufgebaut. Zudem sind sie in einem separaten, abgekapselten Fach im Gehäuse untergebracht, um Mikrofonie-Effekte durch Vibrationen zu minimieren. Wilson Audio fertigt am Firmenstandort in Utah, USA, sogar eigene audiophile Kondensatoren – die AudioCapX-WA-Serie. Diese zeichnen sich durch besonders geringe Induktivität aus und werden in Kombination mit hochwertigen Luftspulen und Widerständen verwendet, um das bestmögliche Klangbild zu erzielen.

Besonderheit

Eine Besonderheit des WATT/Puppy, und auch vieler anderer Wilson-Audio-Lautsprecher, ist das von außen zugängliche Widerstands-Panel. Diese Konfigurations-Brücken auf der Rückseite des Puppy sitzen in einem kleinen Fach. Hier finden wir in die Frequenzweiche eingebundene Leistungs-Widerstände für Hoch- und Mittelton, die über vergoldete Schraubklemmen leicht getauscht werden können. Sie dienen zum einen als Schutz, denn sie wirken wie Sicherungen bei Überlast, und erlauben zum anderen eine Feinabstimmung des Klangs.

Durch den Einsatz eines leicht unterschiedlichen Widerstandswerts lässt sich der Hochtonpegel minimal justieren. Die entsprechenden Widerstände sind direkt bei Wilson Audio erhältlich. Der Austausch sollte jedoch unbedingt von Fachpersonal durchgeführt werden, und es ist wichtig, ausschließlich Original-Wilson-Audio-Widerstände zu verwenden, um das Klangbild der Lautsprecher nicht zu beeinträchtigen.

Diese durchdachte Weichentopologie soll gewährleisten, dass sich die beiden Module zu einem akustisch kohärenten System verbinden. Es ist also nicht einfach ein Monitorlautsprecher, den man auf einen Subwoofer gestellt hat, sondern eine komplexe Einheit, bestehend aus zwei eng verzahnten Systemen.

Bereit für den Hörtest 

Nach dem theoretischen Exkurs geht es jetzt endlich in die Praxis – Zeit für unseren Hörtest. Wir schließen die WATT/Puppy 50th Anniversary an die neue VTL-Endstufe ST-150 an, die mit der Vorstufe VTL TL 2.5i verbunden ist. Für die Kabelversorgung nutzen wir hochwertige Verbindungen von Nordost: Netzstromkabel (Blue Heaven 3), Cinchkabel vom Streamer zur Vorstufe (Purple Flare 3) sowie die Lautsprecherkabel (Blue Heaven 3).

Zusammen mit Mansour Mamaghani, dem Geschäftsführer von Audio Reference, kann nun die ausgiebige Hörsession beginnen. Mamaghani ist seit fünf Jahren verantwortlich für den Vertrieb der Lautsprecher von Wilson Audio in Deutschland und Österreich. Im Rahmen eines Specials zum Thema Retro-HiFi hat uns der Vertriebsprofi aus Hamburg einst verraten, dass die ursprüngliche WATT/Puppy zu seinem absoluten Lieblingsprodukt aus der HiFi-Welt zählt. So wollte er es sich nehmen lassen, die Special Edition dieses ikonischen Lautsprechers bei uns vor Ort höchstpersönlich mit aufzubauen und das berühmte „WASP“ selbst vorzunehmen.

WASP

Zwischen Unboxing eines Wilson Audio Lautsprechers und der letztlichen Hörsession ist nämlich noch ein wichtiger Schritt nötig, der die Produkte des HiFi-Unternehmens aus Utah merklich von anderen Lautsprecherherstellern unterscheidet: das Wilson Audio Setup Prozedere, kurz: WASP. Dabei bestimmen wir zuerst den Bereich im Raum, in dem Lautsprecher am wenigsten von Wandreflexionen beeinflusst werden.

Dies geschieht durch Bewegen und Sprechen im Raum, um Veränderungen im Klang der eigenen Stimme zu erkennen. Anschließend positionieren wir die Lautsprecher innerhalb der identifizierten Zone symmetrisch zum Hörplatz. Dazu messen wir den Abstand zum Ort, an dem wir normalerweise hören genau aus – die Lautsprecher müssen natürlich im gleichen Abstand zu diesem Ort stehen – Stichwort: Gleichschenkliges Dreieck. Anschließend schauen wir in der mitgelieferten Tabelle „Lestening Distance“ nach, wie der WATT genau einzustellen ist.

Dazu drehen wir die Schraube auf der Unterseite entsprechend der Angabe in der Tabelle hinein. Klingt ein wenig kompliziert – lohnt sich aber absolut und vor allem: Sie müssen das nicht selbst tun. Es ist so geregelt, dass das alles der Fachhändler für Sie übernimmt. Von denen gibt es in Deutschland ganze sechs an der Zahl, die quer übers Land verteilt sind.

Klangtest: Es kann losgehen

Nun kann die eigentliche Hörsession beginnen, und bereits nach den ersten Takten unseres ersten Hörbeispiels wird klar, wie sahnig-seidig und gleichzeitig fein aufgelöst die Höhen wiedergegeben werden. Sie erscheinen samtig glatt, ohne die Schärfe, die bei vielen Lautsprechern zu hören ist, jedoch bleibt die Detailtreue vollständig erhalten.

Es ist wirklich ein Kunststück, höchste Klarheit und Brillanz mit einem gleichzeitig aggressionsfreien Klang zu vereinen. Und das bleibt auch der Fall, wenn wir die WATT/Puppy an einen Transistor-Verstärker anschließen, der in der Regel einen etwas direkteren Hochtonbereich liefert als die VTL-Endstufe, die auf Röhrenverstärkung setzt.

Der Mittelton verschmilzt perfekt mit dem Hochton und entfaltet sich in einer atemberaubenden Offenheit und Lebendigkeit. Stimmen und Instrumente wirken nicht nur naturgetreu, sondern beinahe fühlbar – ohne jegliche Verfärbung oder Künstlichkeit. Wenn das Klavier in „Tarleh“ von Martin Kohlstedt erklingt, wird jede Nuance, jeder Farbton und jede Ausdehnung des Instruments in seiner vollen Pracht erlebbar.

Der WATT/Puppy lässt uns das Gefühl haben, als würden wir direkt in einem Studio stehen – und zwar vor einem Lautsprecher, der mit beeindruckender Neutralität und Ehrlichkeit jede einzelne Note lebendig werden lässt.

Tonale Balance

Die tonale Balance der Lautsprecher bewegt sich klar auf der neutralen Seite – eine Ausrichtung, die besonders diesen Tester begeistert. Während viele andere High-End-Lautsprecher oft eine warme, leicht verfärbte Klangfarbe haben, bietet der WATT/Puppy eine unverfälschte Klarheit, die den Klang in seiner puren, ungeschönten Form widerspiegelt. Es ist, als würde der Lautsprecher jedes Detail in seiner reinsten Essenz freilegen – ohne jede Verfälschung, aber dennoch mit einer fesselnden Präsenz, die den Hörer tief in den Klang eintauchen lässt.

Der Bassbereich des neuen WATT/Puppy lässt uns schlicht staunen. Trotz seines kompakten Gehäuses entfaltet er eine erstaunliche Tiefe und Kraft – eine Bassperformance, die man eher von deutlich größeren Lautsprechern erwarten würde. Die tiefsten Oktaven kommen mit einer Präsenz und Kontrolle, die den Raum förmlich durchdringen. Besonders bei „The Sound Of Silence“ von Geoff Castellucci bekommt der Bass eine neue Dimension – er lebt förmlich, vibriert und zieht uns tief in den Klang hinein, anstatt einfach nur zu dumpf zu wummern. Es ist, als würde der Bass den gesamten Raum umarmen und uns in seine kraftvolle Umarmung entführen.

Kurz gesagt: Die WATT/Puppy 50th Anniversary Edition liefert einen Tiefton mit trockenem Punch und einem mächtigen, tiefen Bass, der selbst bei niedrigem Pegel perfekt konturiert bleibt. Der Bass ist stets präzise und frei von jeglichem Dröhnen – selbst bei schnellen Bassfolgen bleibt er klar und differenziert. Kein Matsch, kein Verwischen, nur pure Kontrolle und Tiefe. Wir können es kaum erwarten, noch mehr von diesem beeindruckenden Klanguniversum der WATT/Puppys zu entdecken.

Genetisch musikalisch

Trotz ihrer beeindruckenden analytischen Fähigkeiten, die uns die WATT/Puppy 50th Anniversary Edition über mehrere Testtage hinweg immer wieder eindrucksvoll vor Augen führen, sind wir vor allem eines: berührt von ihrer Musikalität. Ja, sie holen jedes noch so feine Detail ans Licht – doch nie auf Kosten der emotionalen Tiefe. Statt bloßer Präzision erleben wir eine Wiedergabe, die das Herzstück der Musik wahrt.

Komplexe Stücke wie „Yenilik, Part II“ von Burhan Öçal und Peter Kuhlmann werden zwar in technischer Perfektion aufgefächert, doch nie seziert. Die Wiedergabe bleibt lebendig, sinnlich und durch und durch beseelt. Vielleicht ist das die wahre Superkraft dieser Lautsprecher: die Fähigkeit, Musik nicht nur abzubilden, sondern ihren Geist zu transportieren – so, wie es der Künstler gemeint hat.

Die WATT/Puppy sind eben nicht nur analytische Werkzeuge, sondern emotionale Erzähler auf höchstem Niveau.

Immer wieder ertappen wir uns dabei, wie wir beim Hören mit den WATT/Puppy völlig in der Musik versinken. Da sind plötzlich wieder diese Gefühle, wie damals als Teenager, als man zum ersten Mal Musik ganz für sich entdeckte – intensiv, unmittelbar, bewegend. Die Lautsprecher transportieren feinste dynamische Nuancen mit der gleichen Leichtigkeit wie explosive Klangkulminationen. Ob stille, intime Passagen oder energiegeladene Ausbrüche – die WATT/Puppy berühren uns in jedem Moment. Sie spielen nicht einfach Musik ab. Sie lassen uns sie fühlen.

Und so verneigen wir uns voller Respekt vor dem großen David Wilson, der viel zu früh gegangen ist – und sagen von Herzen: Danke, David. Für deine Vision. Deinen Mut. Und diesen unvergleichlichen Klang, der nicht nur Räume füllt, sondern auch Seelen berührt.

WATT/Puppy: Preis und Verfügbarkeit

Die Wilson Audio WATT/Puppy 50th Anniversary Standlautsprecher gibt es im sehr gut sortiertem Fachhandel. Das Paar kostet 49.990 Euro.

Datenblatt Wilson Audio WATT/Puppy 50th Anniversary

Allgemein
GeräteklasseStandlautsprecher
HerstellerWilson Audio
ModellWATT/Puppy 50th Anniversary
Preis (UVP)49.900 Euro (Paar)
PreiskategorieLuxusklasse
Maße (B/H/T)30,5 x 105 x 47 cm
Gewicht72,57 kg
Informationenwww.audio-reference.de
Technische Daten*
Arbeitsweisepassiv
Bauform3-Wege-Bassreflex
Frequenzverlauf26 – 30.000 Hz (+/- 3dB)
Wirkungsgrad89 dB
Raumempfehlung30 – 80  m²
individuelle Klangeinst.ja über Widerstände
EingängeKlemme/Banane, Bi-Amping/Wiring

*Herstellerangaben

Webseite: www.audio-reference.de // www.wilsonaudio.com

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien zuerst in AUDIO TEST Ausgabe 04/2025

► Lesen Sie hier: Test: Wilson Audio Alexia V – High End Standlautsprecher

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Fazit
Mit der WATT/Puppy 50th Anniversary Edition gelingt Wilson Audio ein eindrucksvolles Comeback eines Lautsprecher-Klassikers. Die Verbindung aus ikonischem Design, modernster Technik, herausragender Verarbeitung und außergewöhnlicher Klangqualität überzeugt auf ganzer Linie. Feinzeichnende Höhen, ein natürlicher, neutraler Mittelton und ein präziser, tiefreichender Bass verschmelzen zu einem Hörerlebnis, das gleichermaßen analytisch fasziniert und musikalisch tief berührt. Ein Lautsprecher für all jene, die Musik nicht nur hören, sondern fühlen wollen.
Wiedergabequalität
100
Ausstattung/Verarbeitung
100
Benutzerfreundlichkeit
90
Preis/Leistung
90
Leserwertung0 Bewertungen
0
Vorteile
extrem präzise, detailreiche und musikalische Klangwiedergabe
hochwertige Verarbeitung mit modernster Materialtechnologie
beeindruckender Tiefton
Nachteile
preisintensiv und nur limitiert erhältlich
sorgfältige Aufstellung notwendig
98
Gesamtergebnis

Bildquellen:

  • Wilson_Audio_Watt_Puppy_Test_Einstieg_03: Auerbach Verlag