Beth Gibbons, die einzigartige Stimme der britischen Trip-Hop Kombo Portishead stellte in diesem Jahr mit »Lives Outgrown« ein neues Soloalbum vor. Wir haben in die 10-Song-starke neue Platte der britischen Sängerin reinhören können.
Als Portishead vor knapp 30 Jahren ihr erstes Studioalbum „Dummy“ veröffentlichten, galt die Scheibe schnell als Blaupause eines neuen Genres: Trip-Hop war geboren. Mit über 3,5 Millionen verkauften Kopien zählt sie heute zu den unangefochtenen Kultplatten des späten zwanzigsten Jahrhunderts.
Beth Gibbons, die Portishead ihre unvergleichliche Stimme verlieh, veröffentlichte bereits 2002 zusammen mit Talk Talk-Bassisten Paul Webb das fantastische Studioalbum „Out Of Season“. Nach dem letzten Portishead-Release „Third“ vor nunmehr 16 Jahren präsentierte Gibbons im Jahr 2019 eine Einspielung der dritten Sinfonie Henryk Goreckis mit dem Polnischen Rundunkorchester unter Leitung von Krzysztof Pendereckis. Doch auf eine Solo-Platte wartete man sehnlichst, aber vergeben. Bis vor kurzem – denn mit „Lives Outgrown“ veröffentlicht Gibbons auf Domino Recordings ihr erstes Solo-Album.
Dass sie dabei nicht ihre musikalische Frohnatur präsentiert, überrascht tatsächlich wenig. Ihr Solo-Debüt gestaltet sich jedoch derart persönlich und emotional, was wir so in der Form auch nicht für möglich hielten. Etwa bei „Rewind“, der als düstere 5/4-Nummer ob der Mitarbeit von Talk Talk-Drummer Lee Harris nicht ganz zufällig an deren zwei späten Alben erinnert, liest sich als harsche Kritik an der zerstörerischen Natur des Menschen.
Dabei schimmern immer wieder ästhetische Anleihen der Portishead-Jahre durch die sonst sehr folkig gestalteten Stücke. Dabei kommen etwa mit zittrigen Strings und den gedämpften Toms aber immer wieder auch Stilmittel zum Einsatz, die eine herrliche Brise Talk Talk über die Platte streuen.
Zwar versucht Gibbons das Publikum mit „Whispering Love“ zuversichtlich und naturverbunden zurückzulassen. Allerdings überwiegt beim Hören von „Lives Outgrown“ eine gewisse Melancholie, die bereits bei Portishead so erfolgversprechend war.
Webseite: www.bethgibbons.net
▶ Lesen Sie hier: Album des Monats: Portishead – Dummy (1994)
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Bildquellen:
- Beth_Gibbons_Lives_Outgrown_Review: © Domino