Endlich haben wir die neuen Premium-Modelle aus dem Hause Bowers & Wilkins im Test. Mit den 805 D4 Signature werden wir Zeuge, wie aus einem perfekten Lautsprecher ein audiophiler Traum wird.
Die Bowers & Wilkins 805 D4 Signature repräsentieren eine Verbesserung der bereits herausragenden 805 D4 Lautsprecher aus der 800 Diamond Serie von B&W. Dabei ist Signature-Edition dafür bekannt, den Fokus auf höchste Qualität und audiophile Details zu legen. Wir haben uns die sehr schicken B&W 805 D4 Signature in der edlen „California Burl Gloss“ Holzfinish Variante in den Testraum bestellt und geschaut, was die Updates gebracht haben und vor allem – wie sie klingt.
Her Royal Highness of Sound
Signature-Editionen haben bei Bowers & Wilkins Tradition. Bereits im Jahr 1991 feierte B&W mit der Silver-Signature sein 25-jähriges Bestehen. Zudem stellte die erste Edition eine posthume Würdigung des Firmengründers John Bowers dar. Zu diesem Zeitpunkt war tatsächlich noch keine Wiederaufnahme einer Signature-Edition geplant. Um zu verstehen, wie es dazu kam, dass B&W seither immer wieder erfolgreiche Jubiläums-Editionen aufgelegt hat, haben wir mit Senior Product Manager Ulf Soldan gesprochen, der uns mit zahlreichen Anekdoten und profundem Hintergrundwissen aus erster Hand versorgt hat.
Die Strategie von B&W
Signature-Modelle haben bei Bowers & Wilkins nach Soldan den „Spirit eines Concept Cars“. Durch signifikant höheren Materialeinsatz und ausladender und dabei nicht weniger preisintensiverer Entwicklungszeit wird aus den nahezu perfekten High-End-Fabrikaten der Serie 800 das Maximum des Machbaren herausgeholt.
Möglich wird das scheinbar Unmögliche durch die Eliminierung von sogenannten Verblendungs-Effekten. Denn bekanntlich lauert hinter dem gelösten Problem, nur das nächst zu lösende. Ein bisschen Schaulaufen der Entwickler ist bei so einem feinfühligen Prozess immer dabei. Es sei ihnen an dieser Stelle mehr als herzlich gegönnt. Wie alle Entwicklungsabteilungen im Bereich Audio sind die Tüftler von B&W mit ihren technischen Möglichkeiten dem Markt bereits um Jahre voraus.
Tatsächlich ist es so, dass der kontinuierlich fortschreitende Optimierungsprozess erst zeitversetzt in einer Produktionslinie ankommt. Sei sie auch noch so luxuriös. Demzufolge können wir Signature-Editionen immer auch als Probeläufe nicht nur für das soundtechnisch Machbare, sondern immer auch für das in nennenswerter Stückzahl Produzierbare begreifen.
Doch wenden wir uns nun in gespannter Vorfreude den Bowers & Wilkins 805 D4 Signature zu. Die wir als Korrelat eines fortschreitenden Entwicklungsprozesses einordnen können. Der nimmt im B&W-Entwicklungszentrum in Southwater (Südengland) seinen Anfang und findet nach und nach über das Premium-Segment in die gesamte Produkt-Palette Eingang.

Alles nur vom Feinsten
Optisch ist Bowers & Wilkins auf Alleinstellung für ihre Signature-Kunden bedacht. Analog dazu sind die B&W 805 D4 Signature in zwei exklusiven Farbvarianten gefertigt. Unser Testmodell erreicht uns in einem mehrschichtigen Walnussfurnier namens „California Burl Gloss“. Beim Betrachten umweht uns ein Hauch von gediegenem Herren-Club. Die elegant geschwungenen und perfekt designten Formen des edlen Kompaktlautsprechers versprühen zudem ein angenehmes Flair zeitloser Eleganz. Wer kältere Farb-Akzenten mehr abgewinnen kann, ist mit der Midnight-Blue-Metallic-Variante gut beraten.
Bei beiden Varianten wird die Paneele vor der Lackierung des italienischen Echtholzfurniers aus nachhaltiger Forstwirtschaft vielfach geschliffen und poliert. Nicht zu vergessen, dass auf der Rückseite der 2-Wege-Lautsprecher oberhalb des hochwertigen Bi-Wiring-Anschlussfeldes eine verchromte Plakette das Signature-Modell ausweist.
Beide Signature Modelle der Serie 800 haben zudem umfassende Verbesserungen des Gehäuses erfahren. Dazu gehört eine innovative Deckplatte aus Aluminium, die laut Bowers & Wilkins eine noch höhere Steifigkeit gewährleistet. Sie ist zudem mit edlem Connolly-Leder überzogen.

B&W Serie 800 als Basis
Die beiden Lautsprechermodelle 801 D4 und 805 aus der Bowers & Wilkins High-End-Lautsprecherserie 800 bieten indessen die besten Grundlagen für das Signature-Upgrade. „Wenn das Basis-Modell schon perfekt ist, kann sich ein Entwicklerteam viel Zeit für audiophile Details nehmen“, so Senior Product Manager Soldan.
Da wären zum Beispiel der ikonische Tweeter-on-Top-Hochtöner. Das separate aus einem Block gefräste Hochtongehäuse thront wie gewohnt auf der Oberseite des Regallautsprecher-Flaggschiffs. Um die Resonanzfrequenz für die Signature Serie nochmal zu verbessern, wurde das monadische Gehäuse des Hochtöners effektiv verlängert. Die Hochleistungs-Kalotte des ultrasteifen Diamond-Dome Hochtöners ist hingegen seit nunmehr 15 Jahren unverändert. Wir denken, dieses Qualitätsmerkmal spricht für sich.
Grill ist nicht gleich Grill
Verändert hat sich hingegen Abstand und Form des Hochtöner-Grills. Und schon hören wir die Zeterer zetern. Aber sollen sie nur! Richtig ist, dass Schutzgitter einen relevanten Einfluss auf die Verteilung des Schalls haben. Allerdings ist auch richtig, dass sogenannte Grills die empfindlichen Tweeter recht zuverlässig vor Staub und grober Fremdeinwirkung schützen. Und da Bowers & Wilkins nun einmal am besten weiß, wie hochwertig die verbauten Diamond-Komponenten sind, setzten die audiophilen Engländer auf Schutz und Erhalt ihrer Punkt-Schallquellen.
Grill ist im Übrigen nicht gleich Grill. Entscheidend für den verbesserten Klang ist der Negativ-Positiv-Anteil (die Anzahl und Verteilung der Leerstellen) im Gitter. Besonders erwähnenswert erscheint uns in diesem Zusammenhang, dass der im Fraktal-Bereich optimierte Tweeter-Grill bereits in die erst kürzlich neu aufgelegte Serie 600 von Bowers & Wilkins Einzug gehalten hat. „Technologie muss eben erklärbar und vor allem reproduzierbar bleiben“, konstatiert Soldan während des informellen Briefings im Rahmen unseres Tests.
Die rückseitig montierte Frequenzweiche setzt bei 4 Kilohertz einen Hochpass erster Ordnung – somit ist das zu bedienende Frequenzspektrum des Hochtöners recht breit und nach oben offen. Darüber hinaus befinden sich nun ein paar neue Bypass-Kondensatoren in Gesellschaft des großen Mundorf-Kondensators.

Kompakt und leistungsstark
Das Herzstück des Bowers & Wilkins 805 D4 Signature-Regallautsprecher-Giganten ist indessen der imposante Tief-Mitteltöner. Dieser muss seit dem Release der Serie D3 im Jahr 2015 ohne Kevlar-Membran auskommen. Seither zieren Konus-Treiber mit Continuum-Membran die Modelle der Serie 800.
Bestehend aus einem Aramid-Faser-Komposit, dessen Struktur nebst Materialeigenschaften Deformationen erheblich reduziert. Die biometrische Aufhängung verringert zudem die vom Treiber bewegte und somit negativ rückwirkende Luftmasse. Zugegebenermaßen gleichen sich die Signature Modelle der Serie 800 bis auf wenige Modifikationen mit der Basis-Flaggschiff-Ausführung. In der Gesamtschau führen die liebevollen Feinheiten dazu, dass der Sound noch satter, noch linearer und noch weniger abgelenkt klingt, um bei der Charakteristik des Tief-Mitteltöners zu bleiben.
Um die Induktivität zu senken, wurde die Materialität für die Polplatte gesenkt. Das Magnetsystem wurde hinsichtlich Kern und Kompression auf verbesserte Linearität überarbeitet. Eine vergrößerte Belüftungsöffnung befördert laut Herstellerangabe die Transparenz der Darstellung des Mitten-Spektrums.
Setup und Test
Bei einem derartigen Liebhabermodell wie den Bowers & Wilkins 805 D4 Lautsprecher ziemt es sich nicht, bei Verstärker und Zuspieler zu sparen. Wir bemühen zunächst den Luxman L 507Z Vollverstärker für satten Sound, symmetrische Inputs und Bi-Amping-Funktion. Die Gesamtheit der audiophilen Finessen des Luxman L 507Z können Sie ausführlich hier nachlesen.
Mit einer empfohlenen Verstärkerleistung von 50W – 120W an 8Ω (unverzerrt) bleiben die Signatures einigermaßen bodenständig. 100 Stunden Einspielzeit sollten es allerdings schon sein. Wie für alle Lautsprecher dieses Formates empfehlen wir Stative. B&W hält hier eigene für die 805 D4 entwickelte Exemplare zu einem Paarpreis von 1.400 Euro vorrätig.
Als ersten Song gönnen wir uns „Seem an I“ von PJ Harveys neuem Album „I Inside the Old Year Dying“. Als ehrlich, intim und gefühlvoll, introspektiv und trotzdem der Realität zugewandt wurde der Sound des erst im Juli 2023 erschienenen Albums bezeichnet. Der Song selbst startet mit Harveys ikonischer Stimme, die sich zerbrechlich und kindlich vor einer ländlichen Field-Recording Atmosphäre, mit Schafen, Autos und Umgebungsgeräuschen abzeichnet.

Während sich die Sängerin in Text und Intonation weiterhin verletzlich zeigt, gesellen sich zarte Synthesizer hinzu, bis Schlagwerk erklingt. Schließlich nimmt der Song lässig an Fahrt auf. Ein typischer PJ-Song, der von viel Stimme, Gefühl und nicht zuletzt von einem großartigen Gitarrenriff lebt. Die 805 D4 Signature erweisen sich in der Performance als besonders aufmerksam und feinfühlig. Jede Nuance der stimmlichen Variationen, die Harvey zum Besten gibt, wird detailreich und glaubwürdig dargestellt. Die Stromgitarren klingen satt und griffig. Das Schlagwerk atmosphärisch und raumgreifend. Chöre, Bläser und Synthesizer schweben in perfekter Abstimmung durch den Äther des Hochtonspektrums.
Verstärkerwechsel
Als Kontrast bemühen wir unseren bewährten Rotel RA-1592-Verstärker im Bi-Wiring. Um die Weiten des Klangspektrums auszuloten, spielen wir über TIDAL den Zyzz-Remix von Lana Del Reys unsterblichem Klassiker „Summertime Sadness“ zu. Obwohl der Bassanteil noch denkbar übersichtlich bleibt, hat der Rotel RA-1592 ganz schön zu tun, um die Signature-Modelle auf Kurs zu halten.
Schnell starten wir die Probe aufs Exempel und gönnen uns den Jazz-Klassiker „You’re Mine, You!“ vom Trompeter und Vokalisten Chet Baker vom Album „Baby Breeze“. Obwohl die B&Ws auch hier nach Kräften einen fulminanten Job machen, wirkt der Rotel-Sound mindestens anämisch. Es beschleicht uns zunehmend das Gefühl, nicht die perfekte Verstärkerkombination gewählt zu haben.

Wir versuchen es entsprechend mit dem potenteren Audionet Watt Verstärker. Schon geht die Sonne im Leipziger Hörraum auf. Die wunderbare Akkord-Melodie, der herrlich mittigen Jazz-Gitarre perlt nur förmlich vor sich hin. Bakers zarte Stimme folgt mit inbrünstigem Ernst der Melodieführung in präzisen Schritten durch die Tonleiter. Die Watt-Kombination, nebst guter alter CD scheint mit den Signature-Lautsprechern aus England besonders gut zu harmonieren. Detailreich und analytisch wird Bakers gehauchter Weltschmerz von den 805 D4 in Szene gesetzt. Sensationell gut für einen Regal-Lautsprecher, stellen wir einhellig fest.
Und TV-Sound?
Doch wie sieht es mit TV-Sound aus? Abseits perfekter Sprachverständlichkeit und hochauflösendem Sound-Erlebnis zeigen die B&W Signatures sich im Multimedia-Bereich sehr spielfreudig gegenüber basslastigen Blockbuster-Mixen. Wem es in Sachen Tiefton zu dick ist, kann mit den mitgelieferten Schaumstoff-Plugs die Bässe dämpfen. Und wer gern mehr will, schaltet eben einen Subwoofer zu.
Doch auch die leisen Töne wie im Trapper-Epos „The Revenant“ mit Leonardo Di Caprio kommen über die Bowers & Wilkins 805 D4 Signature Kompaktlautsprecher ungemein atmosphärisch und absolut glaubhaft rüber. Es knistert ein Lagerfeuer, es heult ein Wind und ein gigantischer Strom aus Sound ergießt sich in die Prärie und wir, wir sinken im Klang der 805er dahin…

Preis und Verfügbarkeit
Die Bowers & Wilkins 805 D4 Signature Kompaktlautsprecher gibt es zum Preis von 13.500 Euro (Paarpreis, UVP) im Fachhandel zu kaufen. Zum Zeitpunkt unseres Tests (September, 2023) lag der Paarpreis noch bei 12.000 Euro. Farbausführungen: California Burl Gloss oder Midnight Blue Metallic.
Datenblatt Bowers & Wilkins 805 D4 Signature
Allgemein | |||
Geräteklasse | Kompaktlautsprecher | ||
Hersteller | Bowers & Wilkins | ||
Modell | 805 D4 Signature | ||
Preis (UVP) | 13.500 Euro (Paarpreis) | ||
Preiskategorie | Luxusklasse | ||
Maße (B/H/T) | 24 x 44 x 37,3 | ||
Gewicht | 15,55 kg | ||
Informationen | www.bowerswilkins.com | ||
Technische Daten* | |||
Arbeitsweise | 2-Wege | ||
Bauform | Bassreflex | ||
Frequenzverlauf lt. Hersteller | 42Hz – 28kHz (±3dB) | ||
Leistung lt. Hersteller | 50W – 120W (8 Ohm) | ||
Verbindung zur Quelle | analog | ||
Streamingfähig | nein | ||
Raumempfehlung | 20 qm bis 30 qm | ||
individuelle Klangeinst. | nein | ||
Eingänge | Schraubklemme, Bi-Amping |
*Herstellerangaben
Webseite: www.bowerswilkins.com
Anmerkung: Dieser Testbericht erschien zuerst in AUDIO TEST Ausgabe 07/2023
▶ Lesen Sie hier: Test: Bowers & Wilkins 703 S3 – Standlautsprecher (3-Wege)

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Bildquellen:
- Bowers & Wilkins 805 D4 Signature im Test 2023: Masimo / Bowers & Wilkins