Den Wharfedale Aura 3 hatten wir bereits in der AUDIO TEST Ausgabe 7/24 zum Test. Damals jedoch im Rahmen einer 5.0-Anlage, die wir in unserem Heimkino aufbauten. Es ist also nun an der Zeit, den Standlautsprecher nochmals im klassischen Stereoeinsatz zu testen.
Die musikalische Aura
Der Hersteller Wharfedale ist ein wahres Urgestein der europäischen HiFi-Landschaft. Immerhin gründete Gilbert Briggs die Firma Wharfedale bereits im Jahre 1932. Die ersten Lautsprecher entwickelte er noch im eigenen Keller in Ilkley, einem beschaulichen Kurort in Nordengland. Dass sich die Marke Wharfedale über neun Jahrzehnte solch einer Relevanz und Beliebtheit erfreut, ist eine nicht zu verleugnende Tatsache.
Dies gelang den Engländern unter anderem dadurch, dass sie stets mit modernen und innovativen Produktentwicklungen punkten konnten. So entwickelte Wharfedale im Jahre 1945 einen Lautsprecher, der zum ersten Mal überhaupt unterschiedliche Chassis zur Wiedergabe verschiedener Frequenzbereiche nutzte. Zack, der Mehr-Wege-Lautsprecher war geboren! Rückblickend ein echter Meilenstein der Audioreproduktion.
Doch auch im Bereich der Regallautsprecher war Wharfedale sehr einflussreich und schreibt sich selbst auf den Briefkopf, diese Bauart überhaupt erst salonfähig gemacht zu haben. Treue Leser des AUDIO TEST Magazins werden sich erinnern, dass erst kürzlich – in der Ausgabe 7/24 – ein 5.0-Heimkino-System aus der Aura-Serie von Wharfedale in der Redaktion auf dem Prüfstand war. In unserem heutigen Test darf sich der Standlautsprecher Wharfedale Aura 3 erneut beweisen. Jetzt jedoch als klassisches Stereopaar und fokussiert auf die Musikwiedergabe, die im 5.0-Einsatz eher eine Nebensache war.

Aura-Serie
Die Aura-Serie beinhaltet insgesamt sechs Lautsprecher-Modelle und bringt viele Innovationen der Elysian-Serie, also Wharfedales Flaggschiff-Reihe, mit. Es gibt jeweils zwei verschiedene Stand-, Regal- und Centerlautsprecher zur Auswahl. Während der Elysian 3 jedoch einen Paarpreis von 6.999 Euro aufweist, kosten die Aura 3 Standboxen nicht einmal die Hälfte. Ihr Stückpreis liegt bei knapp 1.500 Euro. Schauen wir uns den zweitgrößten Aura der Reihe (Anm. d. Red.: das Flaggschiff der Serie ist der Aura 4 Standlautsprecher) also genauer an.

Technische Daten
Der Wharfedale Aura 3 ist ein 3-Wege-Standlautsprecher mit zwei Tieftönern. Diese messen jeweils fünf Zoll und haben eine Glasfasermatrix-Membran. Aus dem gleichen Material besteht auch der ein Zoll kleinere Mittelton-Treiber. Für die höheren Frequenzen setzen die Engländer auf einen Air Motion Transformer mit einem etwas untypischen Formfaktor.
Der AMT-Hochtöner des Aura 3 misst nämlich 27 Millimeter in der Breite und stolze 90 Millimeter in der Höhe. Damit ist er größer als die meisten anderen Hochtöner seiner Art. Im Zusammenspiel realisieren die Treiber einen Frequenzgang von 39 Hz bis 22 kHz. Wobei sich dieser Wert auf eine Messtoleranz von ±3 dB bezieht. Bei einer etwas anderen Messung reicht der Tiefton des Lautsprechers bis zu 28 Hz.

Jeder, der sich schon einmal mit der Thematik des Lautsprecherbaus auseinandergesetzt hat, weiß, wie essenziell das Gehäusevolumen ist. Dieses beeinflusst den Frequenzgang und den Klang ungemein. Das Gehäuse des Wharfedale Aura 3 ist zweigeteilt. Davon sieht man äußerlich nichts, jedoch fasst eine Hälfte des Gehäuses vier Liter Volumen und ist für den Mitteltonbereich zuständig. Beachtliche 42,8 Liter fasst das andere Gehäuse für den Tieftonbereich.
Wharfedale empfiehlt für die Aura 3 eine Verstärkerleistung von 25 bis 150 Watt. Mit seiner Empfindlichkeit von 88 dB, gemessen bei 2,83 V und einem Meter Abstand, braucht sich der Engländer keineswegs verstecken. Diese und noch viele weitere Werte lassen sich ganz einfach im Produktblatt des Lautsprechers und auch online nachvollziehen. Hier liefert uns Wharfedale wirklich aussagekräftige und beinahe vollumfängliche technischen Angaben. Sehr lobenswert! Doch nun genug der technischen Daten – widmen wir uns der Optik des Wharfedale Aura 3 Lautsprechers.

Optik der Auras

Während die Standlautsprecher als Teil der eingangs erwähnten Heimkino-Anlage im Kinosaal des Auerbach Verlags in der abgedunkelten Ecke standen, waren sie beinahe unsichtbar. Nun im Stereo-Test zeigen sie sich im Scheinwerferlicht unseres Hörraums und sie können sich definitiv sehen lassen. Der Standlautsprecher ist auffällig schick designt und sein Gehäuse ist in den Farbvarianten Walnuss, Weiß und Hochglanz-Schwarz erhältlich.
Die Proportionen des Aura 3 strahlen direkt eine Kompetenz aus, ohne aufdringlich zu wirken. Die 3-Wege Standbox steht auf Spikes, die den Lautsprecher nur recht wenig anheben. Dadurch sieht es beinahe so aus, als würde er einfach auf dem Boden stehen. Das tut er natürlich nicht, denn die Spikes bieten eine adäquate Ankopplung zum Boden – wie es sich gehört.
Auf der Rückseite der Aura 3 befindet sich das Anschlussterminal. Dieses ist für Bi-Wiring, beziehungsweise Bi-Amping ausgelegt, kann gegebenenfalls natürlich auch gebrückt werden. Die Klemmen sind angewinkelt zueinander positioniert, wodurch man sehr gut an sie herankommt. Wir finden: es ist fast zu schade die magnetisch haftende Frontabdeckung der Lautsprecher zu nutzen. Schließlich ist die Komposition der drei Konustreiber und des großen AMTs ein echter Hingucker, die auch dem Auge gefällt.
Aura 3 im Klangtest
Gehen wir nun über zum wohl wichtigsten Qualitätsmerkmal, das ein audiophiler Lautsprecher besitzen sollte: der Klang. Durch unseren vorangegangenen Test im Heimkino-Setup sind uns die Wharfedale Aura 3 nicht ganz fremd. Wir durften sie bereits im Surround-Einsatz erleben und waren dort begeistert, von vollen Bässen und ausgewogenen Höhen und Mitten.

Nun sind Mehrkanal-Kinosound und Stereo-Musik doch zwei unterschiedliche Paar Schuhe. Angenehm überrascht sind wir dann, als wir „More Than A Woman“ des Jazzsängers Gregory Porter auflegen. Der Wharfedale Lautsprecher präsentiert eine butterweiche und saubere Reproduktion des Stücks. Vor allem die Bläser erleben wir herrlich plastisch in unserem Hörraum. Wie schon im Surround-Test, bemerken wir nun wieder die leichte „amerikanische“ Überhöhung in den unteren Mitten. Diese ist nicht mit stumpfem Bassgewummer zu verwechseln, sondern formt das Klangbild des Lautsprechers recht druckvoll.
Alle anderen Frequenzbereiche, vor allem der Bass, fallen ausgewogen und geschmackvoll aus. Es ist immer wieder schön einen Lautsprecher erleben zu dürfen, der einen gewissen Klangcharakter besitzt und diesen auch stolz präsentiert. Immerhin sind Klangerlebnisse subjektiv und wir haben an der Soundsignatur der Wharfedale Aura 3 sehr viel Freude.

Als nächstes spielen wir „Holy, Holy“, ein energischer, teils absurder Rocksong des englischen Musikers Geordie Greep, der vor allem als Frontmann der Band Black Midi bekannt ist. Vor nicht allzu langer Zeit erschien sein Solodebüt namens „The New Sound“. Der Wharfedale Aura 3 schafft hier bei diesem Stück ein beeindruckendes Klangerlebnis. Die Komposition aus vielschichtiger, meist akustischer Instrumentalisierung und beinahe musicalhafter Gesangsperformance wird derart greifbar und aufgeräumt dargestellt, dass es uns auf der Testercouch im Hörraum staunen lässt. Der Song peitscht unaufhaltsam durch den Raum – für uns ein echter HiFi-Moment mit Gänsehaut.
Was uns zudem positiv auffällt: Der Aura 3 Lautsprecher klingt zudem sehr offen und enorm sauber. Die Bühne ist breit und hochauflösend. Die Stimme steht deutlich im Vordergrund. Für diese Preisklasse bietet er einen wirklich erstaunlichen Klang! Hierbei sei jedoch erwähnt, dass der Sweetspot, in welchem wir diese Musikalität erleben, recht klein ist. Sitzen wir einen Sofaplatz daneben, verliert der Lautsprecher etwas seinen Schwung und Detailreichtum.
Als nächstes bewegen wir uns in die Welt der elektronischen Musik. Wir hören „Bunny is a Rider“ der amerikanischen Avant-Pop-Ikone Caroline Polachek im „Sega Bodega ‚UKG‘ Remix“. Dieser dynamische und druckvolle Dancesong lässt den Wharfedale Aura 3 vollends aufspielen. Er macht den spröden Hörraum des Verlags kurzerhand zum temperamentvollen Dancefloor. Die Bassschläge bringen den Lautsprecher nicht aus der Ruhe – im Gegenteil, sie spielen ihm voll in die Karten. Alle anderen Elemente werden ebenfalls wunderbar klar und präzise dargestellt.

Weiter geht es in unserer Hörsession mit den Auras mit George Harrison und seinem Titel „Give Me Love (Give Me Peace on Earth)”. Diese minimalistische Komposition und gefühlvolle Performance des Beatles sprudelt lebhaft aus den Lautsprechern. Auch dieser Song profitiert vom hochklassigen Detailreichtum der Wharfedale Aura 3. Stimme und Gitarre sind einfach on-point.
Wir hören uns noch weiter durch die endlosen Weiten der Tidal-Streamingbibliothek und die Wharfedales unterstreichen immer wieder unsere Erfahrungen. Sie geben sich mal druckvoll, mal gefühlvoll. Wenn es das Signal erlaubt auch gerne beides. Die Aura 3 sind der beste Beweis, dass fein abgestimmte Lautsprecher stets großen Spaß bereiten.
Überzeugt
Jetzt sind wir vollends überzeugt. Wir wussten bereits aus dem Heimkinotest, wie gut sich der Wharfedale Aura 3 schlägt. Immerhin bekam er hier eine Wertung von 94 Prozent. Nun im Musiktest, als klassisches Stereopaar, können wir dieser Wertung nur zustimmen. Hier zeigt der Aura 3 Standlautsprecher nochmals im Alleingang seine Qualitäten.
Sei es sein geschmackvolles Design, die makellose Verarbeitung oder sein druckvolles und detailverliebtes Klangbild. All diese Qualitäten zu einem wirklich fairen Preis machen den Wharfedale Aura 3 zu einem begeisternden Lautsprecher, der sich in allen Bereichen der HiFi-Welt als äußerst kompetenter Schallwandler erweist.
Preis und Verfügbarkeit
Die Wharfedale Aura 3 Standlautsprecher gibt es zum Preis von 3.000 Euro (Paarpreis, UVP) im Fachhandel zu kaufen. Farbausführungen: Walnuss, Weiß und Hochglanz-Schwarz.
Der Vertrieb der Wharfedale Lautsprecher läuft in Deutschland über die IAD GmbH.
Datenblatt Wharfedale Aura 3
Allgemein | |||
Geräteklasse | Standlautsprecher | ||
Hersteller | Wharfedale | ||
Modell | Aura 3 | ||
Preis (UVP) | 2.999 Euro (Paar) | ||
Preiskategorie | Mittelklasse | ||
Maße (B/H/T) | 104 x 25 x 35 cm (inkl. Anschlüsse) | ||
Gewicht | 25 kg | ||
Informationen | www.wharfedale.audio | ||
Technische Daten* | |||
Arbeitsweise | passiv | ||
Bauform | 3-Wege-Bassreflex | ||
Impedanz | 3,8 Ohm (minimal) | ||
Wirkungsgrad | 88 dB (2,83V @ 1m) | ||
Frequenzverlauf | 39 Hz – 22 kHz (+/-3dB) | ||
Leistung | 150 Watt | ||
Raumempfehlung | von 20 m² bis 60 m² | ||
individuelle Klangeinst. | nein | ||
Eingänge | Banane/Klemme (Bi-Amping) |
*Herstellerangaben
Webseite: www.wharfedale.audio
▶ Lesen Sie hier: Test: Wharfedale Diamond 12.4 Standlautsprecher

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Bildquellen:
- Wharfedale_Aura_White_01_Test: © Wharfedale (alle)