Wharfedale Diamond 12.4 Test Standlautsprecher Speaker Review

Test: Wharfedale Diamond 12.4 Standlautsprecher – Freunde auf den zweiten Ton

Als Tester ist man sicher voreingenommen. Kommen etwa Lautsprecher zu uns, die wirklich preiswert sind, trauen wir ihnen nicht viel zu. Lassen uns die Wharfedale Diamond 12.4 diese Voreingenommenheit vergessen? Wir machen den Test vom Flaggschiff der Wharfedale Diamond 12 Serie, die übrigens gemeinsam mit dem deutschen Lautsprecherdesigner Karl-Heinz Fink (u.a. FinkTeam) entwickelt wurde.

1945 entwickelte Wharfedale den ersten Zwei-Wege Lautsprecher. Der war nicht nur groß wie eine Kommode, es brauchte auch zwei Personen, um ihn anzuheben. Ganz so groß und schwer sind die Wharfedale Diamond 12.4 Standlautsprecher glücklicherweise nicht mehr. Es reicht ein Mann, um die Lautsprecher aus der Verpackung zu holen. Auch wenn wir zugeben müssen, dass das Aufstellen zu zweit wesentlich einfacher geht.

Doch bevor der eine Mann die Lautsprecher aufstellen kann, muss er schrauben. Keine Angst, die Wharfedale Diamond 12.4 Standlautsprecher werden nicht als Bausatz geliefert. Nein, nur die Füße mit den eleganten Spikes müssen an den Boxen befestigt werden. Das ist in wenigen Minuten erledigt. Und wer einen empfindlichen Fußboden hat, der freut sich über die beiliegenden Unterlegscheiben für die Spikes. Die Füße sind montiert und die „Diamanten“ stehen nun richtig herum auf dem Boden.

Click here to display content from YouTube.
Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung von YouTube.

Im YouTube-Kanal von AUDIO TEST finden Sie ein kurzes Testvideo der Wharfedale Diamond 12.4.

Wharfedale Diamond 12.4 – Schick anzusehen

Da können wir uns die Lautsprecher, doch ein weniger genauer ansehen. Zunächst fällt auf, wie hochwertig sie gebaut sind. Ja, die Briten haben sich bei der Fertigung des Gehäuses richtig ins Zeug gelegt. Beispielsweise ist es in einem mehrschichtigen Sandwich-Design gefertigt, damit das Gehäuse die Wiedergabe nicht verzerrt. Selbst der Klebstoff, der die einzelnen Sandwich-Schichten zusammenbringt, wurde anhand seiner Resonanzeigenschaften ausgewählt.

Das ist in Anbetracht des sehr günstigen Preises für diese Lautsprecherboxen keine Selbstverständlichkeit. Gut, es ist zu erkennen, dass Front- und Rückpaneele eingesetzt sind, allerdings ist das so gut gestaltet, dass diese Optik richtig Spaß macht.

Auf der Rückseite der Wharfedale Diamond 12.4 Standlautsprecher finden wir die Anschlüsse. Wie bei den meisten Wharfedale Modellen üblich, ist auch dieser Lautsprecher für Bi-Amping oder Bi-Wiring ausgelegt. Wer das nicht braucht oder will, der freut sich über die vormontierten Brücken. Ebenfalls im „Rücken“ zu finden, ist der Ausgang des Bassreflexes.

Im Gegensatz etwa zur Evo-Serie setzt Wharfedale hier auf die Bassbeschallung von hinten. Das müssen wir beim Aufstellen der Diamond 12.4 Lautsprecher natürlich beachten.

Anschluss Wharfedale Diamond 12.4 Test Standlautsprecher Speaker Review
Die Rückseite offenbart den Ausgang des Bassreflexes und die Bi-Amping/Wiring Anschlüsse. Eine Brücke für den „einfachen“ Anschluss ist vormontiert.

2,5-Wege-System

Zu Beginn unseres Tests haben wir bereits erwähnt, dass Wharfedale 1945 den ersten 2-Wege-Lautsprecher herausbrachte. Das ist nun 76 Jahre her. Und seitdem haben es die Briten nicht geschafft, mehr als einen halben Signal-Weg dazu zu bringen? Natürlich ein Scherz.

Die Diamond 12.4 nutzen für die Schallwiedergabe ein 2,5-Wege System. Die beiden 150 mm messenden Töner, welche die Front bestimmen, erzeugen also parallel die Bässe und trennen sich dann bei den Mitten. Was theoretisch für kräftigere tiefe Töne sorgen kann. Wie das in der Praxis ist, schauen wir dann gleich. Die Übergangsfrequenz zu den hohen Klängen liegt bei 2,1 kHz. Ab da setzt dann der 25 Millimeter messende Hochtöner ein. Dessen charakteristische Kuppel soll für eine breite Streuung des Schalls sorgen.

Generell hat sich Wharfedale bei der Bestückung der Diamond ins Zeug gelegt. Da wurde neues Material entwickelt, neue Sicken konstruiert und die Magnetsysteme etwa durch den Einsatz eines Aluminiumkompensationsring von Induktionsschwankungen praktisch befreit. Hinzuzufügen sei außerdem, dass die Briten stolz darauf sind, nicht einfach Lautsprecherboxen aus Einzelteilen aus einem Katalog „zusammen zu bestellen“. Sie entwickeln und konstruieren die Komponenten selbst. Eigens dafür haben sie ein 14 Hektar großes Werk errichtet, um den gesamten Prozess im Haus durchführen zu können. Diese Informationen scheinen fast unglaublich, wenn wir uns den Preis für die Wharfedale Diamond 12.4 Lautsprecher vergegenwärtigen.

Was, wir haben den noch nicht genannt? Dann müssen wir das schnell nachholen: Er liegt bei unter 1.000 Euro. Die meisten Händler im Netz verlangen um die 920 Euro. Und wohlgemerkt das ist nicht der Stückpreis, sondern der Preis für das Paar.

Mittel-Tieftöner Wharfedale Diamond 12.4 Test Standlautsprecher Speaker Review
Die beiden Mittel-Tieftöner arbeiten im Bass-Bereich parallel, um eine größere Membranfläche für die tiefen Töne zu realisieren.

Das erste Hören der Wharfedale Diamond 12.4

Wir schließen also die Wharfedale Speaker an unseren Rotel Verstärker an. Schieben sie noch ein wenig im Raum zurecht, damit wir wirklich perfekt sitzen und legen eine Schallplatte auf. Die guten alten Beatles dürfen es sein. Wer könnte besser auf den Briten laufen?

Die ersten Klänge erschallen, doch so richtig Peng oder Wow macht es nicht. Die Wharfedale Diamond 12.4 Standlautsprecher präsentieren die „Pilzköpfe“ wie ein richtig gutes Mittagessen, aber eben auch nicht mehr. Überraschungen, Auffälligkeiten, Ungewohntes oder Neues gibt es nicht. Es ist einfach gut gemacht. Da können wir nicht meckern, aber einen Grund an die Decke zu springen, haben wir auch nicht.

Natürlich wissen wir, dass nicht alle Lautsprecherboxen gleich gut mit Vinyl können. Vielleicht überraschen uns die Wharfedale, wenn wir Digitales hören. Aber auch hier kommt wieder der Vinyl-Klangeindruck zum Tragen: Es klingt wirklich gut. Bietet aber keine Überraschung.

Hochtöner Wharfedale Diamond 12.4 Test Standlautsprecher Speaker Review
Der Hochtöner der Wharfedale Diamond 12.4 misst 25 Millimeter und sorgt für offene und gleichmäßige Wiedergabe der hohen Frequenzen.

Alles Gute braucht seine Zeit

Allerdings setzt ein Effekt ein, den wir so bei Lautsprechern noch nie hatten. Sie machen mit der Zeit immer mehr Spaß. Und das nicht, weil sie nun „eingespielt“ sind. Das waren sie nämlich schon. Auch ist es keine Gewöhnung an ihren Klang, es ist vielmehr dieses Phänomen, was es vor allem unter Arbeitskollegen oder Kolleginnen gibt. Man sieht sich im Büro, plaudert mal kurz in der Teeküche und findet sich weder sonderlich sympathisch noch unsympathisch. Dann kommt eine Betriebsfeier.

Aus irgendeinem Grund kommt man ins Plaudern und merkt, wie interessant und sympathisch dieser Mensch ist und das ist dann der Start einer langen Freundschaft. Genauso geht es uns mit den Wharfedale Diamond. Wir befreunden uns mit ihnen. Das geschieht, weil wir mit der Zeit ihre Qualitäten feststellen und die sind wirklich nicht ohne. Zumal wir außerdem im Hinterkopf haben, zu was für einen Preis wir diese Soundqualität bekommen.

Und es hat zoom gemacht

Wir holen uns noch einen Kaffee vom Automaten im Vorraum und gönnen unseren Ohren ein wenig Erholung. Ja, das ist wichtig beim Testen: zwischendurch einfach mal der Stille lauschen, damit sich das Gehör sozusagen wieder auf den Normalzustand einpegeln kann. Nach dieser Pause setzen wir uns wieder vor die Wharfedale Diamond 12.4 Lautsprecher. Wir holen den guten alten Nils Wülker hervor, dessen Album „My Game“ uns schon so lange begleitet. Es fällt uns jetzt auf, wie toll die Diamond 12.4 den Sound zeichnen.

Die Instrumente sind deutlich an ihren Plätzen zu hören. Der Hall ist weit, ausgewogen und vermittelt eine fühlbare Tiefe. Die Details und Nuancen stimmen einfach bis in die leisesten Töne. Und da wir die Lautsprecherboxen vorhin mit einem Mittagessen verglichen haben, wollen wir das Bild nochmal nutzen. Der Höreindruck ist so detailliert, als ob wir jede einzelne Möhre und Erbse für sich schmecken. Soße und Kartoffeln, alles lässt sich in all seinen individuellen Geschmacksnoten erkunden. Es ist kein zusammengemixter Brei da auf dem Teller, sondern jede Zutat steht für sich selbst und wurde mit der für sie passendsten Art zubereitet. Dabei ergibt sich trotzdem im Zusammenspiel die perfekte Mahlzeit.

Auch beim Hören von ein paar High-Res-Audio-Dateien – Pop und Klassik – sind wir wirklich angetan. HiREs entfaltet ja sein wahres Potenzial bei sehr räumlichen Titeln, vermittelt durch die perfekte Portion Hall. Die Wharfedale Diamond 12.4 spielen die Musik so souverän und klar ab, als wollten sie der Konkurrenz sagen: „Hey, was kostest du so viel? Wir können es genauso gut.“ Das ist fast schon ein wenig beängstigend.

Konkret bedeutet das, sie sind richtig schön ausgewogen im Klangbild. Der Bass ist perfekt dosiert und reißt niemals aus. Die Mitten übertreiben ihren Einsatz bei keinem Titel und die Höhen sind immer klar, aber nie toxisch spitz. Dadurch klingen die Briten beim ersten Anhören etwas „langweilig“. Doch genau das macht sie perfekt. Wir müssen nicht überlegen, für welchen Soundstil oder welches Medium sie besonders geeignet sind. Sie können einfach alles und schlagen sich dabei so gut wie Boxen in wesentlich höheren Preisklassen.

Schluss mit lustig

Wir lauschen der Tonspur diverser Blu-ray Discs und UHD Blurays. Dabei stellen wir entzückt fest, wie gelungen die Briten abgestimmt sind. Sie trennen Stimme, Musik und Soundeffekte perfekt voneinander. Und schaffen es selbst bei Schießereien in Actionfilmen die Sprachverständlichkeit hoch zu halten. Die ist ja fast immer schlecht. Kein Wunder, sind doch die Audiospuren für Surround-Sound optimiert. Der einfache Downmix ins Stereo führt dann fast immer zu überlauter Musik und Sound-FX und zu zu leiser Sprache. Ein Problem, was sicher durch Soundbars mit integriertem objektbasierten Sound-Decodern gelöst werden kann. Doch warum eine Soundbar unter den TV legen, wenn die danebenstehenden HiFi-Lautsprecher das auch hinbekommen?

Gut, es sollten dann schon die Wharfedale Diamond 12.4 sein. Die kriegen das tatsächlich hin. Wer also echte Universallautsprecher sucht, der muss die Wharfedale einfach auf dem Schirm haben. Selbst wenn Mann oder Frau denkt: Dürfen so toll klingende Lautsprecher überhaupt so günstig sein?

Preis und weitere Infos zu den Wharfedale Diamond 12.4

Die Wharfedale Diamond 12.4 gibt es zum Paarpreis von 900 Euro im Fachhandel zu kaufen, wobei einige Händler auch deutlich mehr verlangen. Der Vertrieb läuft über IAD.

Weitere Informationen unter: wharfedale-deutschland.de

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien erstmalig in der Printausgabe von AUDIO TEST 03/2021.

► Lesen Sier hier: Test der Wharfedale Diamond 11.5 Standlautsprecher

AUDIO TEST Ausgabe 05/2021 Kopfhörer Test Review Verstärker Magazin

+++ Die neue AUDIO TEST Ausgabe ab 18. Juni 2021 überall am Kiosk oder ganz einfach und bequem nach Hause liefern lassen: ► www.heftkaufen.de/audio-test

Oder gleich ein Probe-Abo über die kommenden 4 Ausgaben (August, Oktober, November, Dezember) abschließen: ► www.heftkaufen.de/schnupperabo-audio-test +++

Fazit
Die Wharfedale Diamond 12.4 zeigen uns, wir müssen nicht voreingenommen sein, wenn es „zu preiswert“ wird. Sie zeichnen den Sound richtig fein und präsentieren ihn mit der idealen Räumlichkeit und dabei bestausgewogen. Für unter 1000 Euro das Paar ist das eine wirklich unglaubliche Leistung. Die Briten sind im positivsten Sinn die perfekten Universal-Lautsprecher, egal welches Medium (LP, CD, Stream) wir bevorzugen oder welchen Musikstil.
Wiedergabequalität
90
Ausstattung / Verarbeitung
80
Benutzerfreundlichkeit
70
Preis / Leistung
100
Leserwertung7 Bewertungen
62
Vorteile
beste Sprachverständlichkeit bei Filmen
bestmögliches Preis-Leistungsverhältnis
ausgewogener Sound mit sehr feiner Zeichnung
Nachteile
zu günstig, um damit anzugeben
89
Testergebnis

Bildquellen:

  • Anschluss Wharfedale Diamond 12.4: Auerbach Verlag
  • Mittel-Tieftöner Wharfedale Diamond 12.4: Auerbach Verlag
  • AUDIO TEST Ausgabe 05/2021: Auerbach Verlag
  • Wharfedale Diamond 12.4: Auerbach Verlag