Es glich einer kleinen Sensation, als Cyrus im Herbst 2023 mit dem Cyrus TTP Turntable den ersten eigenen Schallplattenspieler präsentierte. Ob der britische Hersteller nach seinen mehrfach ausgeichneten Verstärkern und Streamern auch hiermit ins Schwarze trifft, wollten wir unbedingt austesten.
Ein exzellenter Einstand
Mit dem Cyrus TTP Turntable stellte Cyrus im Herbst letzten Jahres den allerersten Schallplattenspieler der mittlerweile knapp vier Dekaden währenden Firmengeschichte vor! Seine Deutschland-Premiere feierte der Cyrus Plattenspieler übrigens auf den Mitteldeutschen HiFi-Tagen 2023 in unserem Verlagshaus in Leipzig – welche Ehre.
Als wir ihn dann auch endlich in aller Ruhe unseren Hörräumen begutachten konnten, durften wir feststellen, dass Cyrus hier ein wirklicher Geniestreich in puncto Produktdesign gelungen ist. Der TTP ist schlicht gehalten, aufs Wesentliche – Funktionalität – konzentriert. Das ist für den Hersteller typisch. Nichts buhlt durch extravagantes Auftreten um Aufmerksamkeit. Allerdings ist der Dreher auch weitaus eleganter und von deutlich anspruchsvollerem Chic, als etwa der Classic Amp oder die Phono Signature.

Dabei bleibt Cyrus Audio der eigenen Formensprache treu und ergänzt das massive Gehäuse, welches seinerseits aus gebürstetem Aluminium gefertigt ist, um ein angeschnittenes Frontpanel, das wir auch von eben genannten Geräten kennen. Darin eingelassen sind zwei haptisch sehr ansprechende Druckschalter, die den Teller in den beiden Rotationsgeschwindigkeiten von 33 1/3, beziehungsweise 45 Umdrehungen pro Minute versetzen.
Dass wir es hier mit einem echten High-End-Plattenspieler zu tun haben, erahnen wir also schon beim Unboxing des TTP. Das hochwertige Chassis ruft uns quasi auf, über die edle Metalloberfläche zu streicheln und den Plattenspieler sogleich in Betrieb zu nehmen. Doch zunächst möchten wir einen Blick auf die technischen Details werfen.
Deutsch-Britische Kooperation

Tests zu Plattenspielern und Vinyl.
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Für den Antrieb verantwortlich zeichnet sich ein Gleichstrom-Synchronmotor mit einer digitalen Kontrolleinheit. Damit deren Potenzial zu 110 Prozent ausgereizt werden kann, offeriert Cyrus übrigens das optionale Universal-Netzteil PSX-R2 für 1.195 Euro. Dieses ist mit einer ganzen Reihe an Geräten des Herstellers kompatibel, da es anhand einer vom jeweilig gekoppelten Gerät empfangenen Referenzspannung dieses identifiziert und eine entsprechende Versorgung vornehmen kann.
Die beiden Rotationsgeschwindigkeiten von 33 1/3, beziehungsweise 45 Umdrehungen pro Minute lassen sich übrigens an der Rückseite des Gehäuses dank zweier kleiner Stellschräubchen minimal nachjustieren.
Der Aluminiumteller wird schließlich in bewährter Manier anhand eines Riemens in Schwung versetzt. Sowie wir den Dreher zusammengebaut haben, offenbarte sich übrigens unter dem Teller ein möglicher Hinweis auf den Kooperationspartner von Cyrus bei der Fertigung des Phono-Debütanten TTP.
Das Tellerlager unseres Testmusters sieht uns verdächtig nach dem Dura Turn Diamond, kurz DTD-Lager des schwäbischen High-End-Herstellers Acoustic Signature aus! Diese Konstruktion wird als Weiterentwicklung des hauseigenen Tidorfolon-Lagers der späten 1990er Jahre weltweit gefeiert.
Wahrlich ausgefeilt
Der große Clou des DTD-Lagers besteht darin, dass eine vakuumgehärtete und präzise geschliffene Edelstahl-Achse nicht zuletzt dank einer aufwendigen Plasmabeschichtung mit einer extrem harten, diamantartigen Oberfläche aufwarten kann und dadurch den Reibungskoeffizienten um 60 Prozent auf ein Minimum reduziert.

Zusätzlich vermag die Materialkomposition, wie schon beim Tidorfolon-System, das notwendige Schmieröl aufzunehmen, jedoch aber nur an den benötigten Stellen wieder abzugeben. Somit ist das Lager mit nur einem Tröpfchen bei Installation des Systems quasi „selbstschmierend“ und wird auch damit beworben, dass ein Ölwechsel nicht vonnöten sein wird.
Darauf gibt Acoustic Signature, die das DTD-Lager etwa in ihrer NEO-Serie verbauen, übrigens 15 Jahre Garantie. Diese absolute Premium-Baugruppe beherbergt also auch der Cyrus TTP Plattenspieler und beweist einmal mehr den kompromisslos-perfektionistischen Anspruch des Herstellers. Das wird der geneigte Cyrus-Fan spätestens auch beim Blick aufs Preisschild erkennen, denn mit knapp 4.900 Euro steht der Plattenspieler im obersten Regal der Cyrus-Produktpalette.
Alter Bekannter
Dass Cyrus beim TTP Turntable ein gutes Händchen für kongeniale Ausrüster unter Beweis stellt, offenbart sich auch bei einem geschulten Blick auf die signalverarbeitende Systemeinheit. Denn hier kommt mit dem Rega RB330 ein Tonarm zum Einsatz, den wir bereits ganz gut kennen.
Nicht zuletzt ob diverser Tests von Vertretern aus Regas Planar-Kollektion in den vergangenen 99 Ausgaben unseres Magazins. Das massearme, gerade Tonarmrohr des RB330 hat außerdem bereits so einige Preise der internationalen Fachpressekollegen abgeräumt. Mit neuesten 3D CAD- und CAM-Technologien haben die Briten diesen Tonarm immer wieder optimiert und mit dem aktuellen Stand des RB330 einen wahren Bestseller geschaffen.

Hochpräzise Baugruppen sorgen für eine reibungsfreie Bewegung und extreme Stabilität des Tonarms. Das Tonarmrohr selbst wurde wie auch das Lagergehäuse umfassend überarbeitet, um die Zahl unvermeidbarer Resonanzpunkte, sowie Reibungsflächen weiter zu reduzieren. Die Signalleitung übernehmen letztlich hochwertige Litzen mit niedriger Kapazität und ausgestattet mit Neutrik-Steckern.
An diese werden wir für unseren Test einen Essence MC Tonabnehmer von Clearaudio stecken. Freilich empfiehlt der Hersteller für die Verwendung eines MC-Systems den hauseigenen Classic Phono Pre-Amp und für MM-Tonabnehmer einen Cyrus Classic oder einen Vertreter der XR-Reihe.
Ganz ein Cyrus
Wir, die diese Empfehlungen dank eigener Erfahrungen selbstredend unterstreichen können, vertrauen für diesen Test jedoch auf den Stereovollverstärker WATT von Audionet. Dieser gibt uns die Möglichkeit, die implementierte Phono-Vorstufe dem angeschlossenen System entsprechend zu konfigurieren. Ausgabeseitig konsultieren wir einmal mehr unsere Standlautsprecher-Redaktionsreferenz nuVero 170 von Nubert als Stereopaar.

Zu Beginn des Tests legen wir mit „Dummy“ das Debütalbum von Portishead auf den TTP Plattenteller, welches in diesem Jahr übrigens seinen dreißigsten Geburtstag feiert! Seinerzeit ein Debütant, heute Kult. Wer weiß, ob den Cyrus TTP Turntable nicht vielleicht ein ähnliches Schicksal beschieden ist. Denn obwohl der Hersteller mit diesem Modell den ersten Schritt in die Abteilung analoger Zuspieler wagt, klingt unser Testmuster genauso hochwertig, wie er aussieht.
Die transientenreichen LoFi-Drums weiß das System aus RB330 und Essence unter der Führung des extrem laufruhigen Antriebs genau so lebendig und impulsschnell abzugreifen wie das unverkennbare Timbre der Stimme Beth Gibbons. Der für sein kompaktes Format mit einem Gewicht von knapp 25 Kilogramm doch durchaus massereiche Cyrus TTP legt dabei auch in den Bässen eine enorm gesättigte Darbietung an den Tag.
Farbenfreude
Bei deutlich weniger komprimierten Abmischungen, wie sie bei Pressungen klassischer Musik anzutreffen sind, zeigt sich der Debütant aus England zudem äußerst dynamisch. Bei einer Aufnahme von Wagners „fliegendem Holländer“ aus dem Jahr 1962 mit der Staatskapelle Berlin unter der Leitung von Franz Kowitschny etwa stellt der TTP Turntable sein ausgeprägtes Talent unter Beweis, nicht nur schleichende dynamische Verläufe, wie etwa das prägnante Decrescendo der Ouvertüre, präzise abzubilden.
Auch feine, mikrodynamische Akzente, wie etwa im Chor der Spinnerinnen weiß der TTP Turntable mit viel Fingerspitzengefühl wiederzugeben. Allerdings ohne dabei schüchtern oder gar angestrengt zu wirken. Nein, der Sound des Drehers ist ebenso vital und spritzig wie das musikalische Material selbst, welches er zu übersetzen beauftragt ist. Dabei fächert das System das gesamte Obertonspektrum der symphonischen Palette mühelos zu einem bunten Strauß schillernder Klangfarben auf.

Gelungenes Debüt
Auch wenn es uns freilich kaum überrascht, können wir abschließend festhalten, dass Cyrus mit dem TTP Turntable ein wirklich vielversprechender Einstieg ins hart umkämpfte Geschäft analoger Zuspieler gelungen ist. Der Dreher spricht nicht nur optisch, sondern auch musikalisch ganz die Sprache des britischen Herstellers. Eine hochkompetente Auswahl anspruchsvoller Baugruppen wird hier im Cyrus-typischen reduzierten Design zu einem kompromisslos operierenden Dreher zusammengeführt.
Dank massereicher, resonanzarmer Bauteile gibt sich der TTP besonders unbeeindruckt von äußeren Störquellen, wobei das optionale Netzteil Cyrus PSX-R2 die Möglichkeit bietet, hier noch das letzte Quäntchen Perfektion aus dem System herauszukitzeln. Uns bleibt an dieser Stelle nichts anderes übrig, als dem Hersteller zu diesem wirklich exzellenten Einstand mit einem ausgezeichneten Testat zu gratulieren!
Preis und Verfügbarkeit
Den Cyrus TTP Turntable Plattenspieler gibt es zum Preis von 4.895 Euro (UVP) im Fachhandel zu kaufen. Farbausführung: schwarz.
Der Vertrieb der Cyrus Audio Geräte läuft seit 1. September 2024 über den TAD-Audiovertrieb.
Datenblatt Cyrus TTP Turntable
Allgemein | |||
Geräteklasse | Plattenspieler | ||
Hersteller | Cyrus Audio | ||
Modell | TTP Turntable | ||
Preis (UVP) | 4.895 Euro | ||
Preiskategorie | Oberklasse | ||
Maße (B/H/T) | 43,8 × 7,5 × 39,5 cm | ||
Gewicht | 24 kg | ||
Informationen | www.tad-audiovertrieb.de | ||
Technische Daten* | |||
Tonabnehmer (montiert) | nicht enthalten | ||
Bauform | Gleichstrom-Synchronmotor | ||
Antrieb | Riemen | ||
Steuerung | manuell | ||
Anschlüsse | Cinch | ||
Preamp integriert | nein | ||
DAC integriert | nein |
*Herstellerangaben
Webseite: www.tad-audiovertrieb.de
Anmerkung: Dieser Testbericht erschien zuerst in AUDIO TEST Ausgabe 02/2024.
► Lesen Sie hier: Test: Cyrus Classic Amp – Stereovollverstärker mit Phono MM & DAC

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Bildquellen:
- Cyrus Audio TTP Plattenspieler_Test_01: Auerbach Verlag