Test: Bowers & Wilkins 702 S2 Standlautsprecher – Danke, Mrs. Knight!

Der Feinfühlige

Das Stereopaar B&W 702 S2 ist über das sehr massive Bi-Wiring-Terminal an der Rückseite mit unserem Referenzverstärker verbunden, welcher über einen Netzwerkstreamer mit Klangmaterial versorgt wird. „2012 (You Must Be Upgraded)“ ist eine äußerst klanggewaltige Kooperation der US-Bands The Flaming Lips und Hour Of The Time Magical Twelve, sowie der Sängerin Ke$ha. Aufgrund der immens höhenlastigen Verzerrung der Lead-Gitarre lässt sich das Stück auf nur wenigen Lautsprechern in hoher Lautstärke genießen. Unser Prüfling allerdings hält dem rabiaten Getöse ohne zu murren stand. Hier zeichnet sich die Carbon-Kalotte auf ganzer Linie als hervorragender Hochtontreiber aus. Erst weit außerhalb des menschlichen Hörspektrums beginnt die Kalotte aufzubrechen, im hörbaren Bereich bleibt alles glockenklar und sehr gut differenzierbar. Auch in tieferen Gefilden bleiben verschiedene klangliche Komponenten klar unterschieden, Perkussive Elemente sind wunderbar entkoppelt von unmittelbar einschneidenden Synthesizer-Klängen. Die voluminöse Stimme von Sängerin Ke$ha zeichnet sich fein in den Konturen, jedoch druckvoll im Zusammenspiel mit eingeflochtenen Chor-Samples. Zudem gefallen die eingeworfenen Bassdrum-Sounds durch Prägnanz und erstaunlichen Subbass.

Die von Bowers & Wilkins versprochene Studioqualität des 702 erweist sich schon bald als wahrheitsgemäß. Im Finale des Konzertes für zwei Klaviere und Orchester in d-moll von Francis Poulenc, gespielt von den Stuttgarter Philharmonikern, zeigt sich der Schallwandler in allen Prüfkriterien als ein Produkt der Extraklasse. Spielen Orchester und Klaviere in raschen Bewegungen zum großen Höhepunkt auf, verbleibt der Lautsprecher angesichts der aufwallenden Ekstase gelassen und transportiert das Geschehen überaus selbstbewusst. Dynamische Impulse erklingen hervorragend akzentuiert, ohne den gesamten Pegel zu heben. Im dichten Klangnebel behalten die Hörner ihre bauchige Note, jeder Ton der Klaviere bleibt erkennbar, trotz der fulminanten Verwebung aus Streichern und Holzbläsern. Jedes Becken klingt glockenklar und wird selbst im Ausklang nicht von umliegenden Frequenzen geschluckt. In etwa zweieinhalb Metern Entfernung und kaum auf den Hörplatz eingedreht zeichnet der Schallwandler eine greifbare Bühne, auf welcher jeder Spieler seinen Platz hörbar zugeordnet bekommt. Auch bei kleinerer Besetzung und sparsamerer akustischer Ausschmückung, wie etwa bei „Prositraction“ des kanadischen Jazz-Ensembles Four80East fährt das Flaggschiff der 700er-Serie einen kraftvollen, runden Sound. Mit bezaubernder Wärme schmiegen sich die Rhodes an die knackig präzise Bassgitarre. Das Saxophon formt sich während des Solos in nahezu fasslicher Plastizität vor dem Hörenden. Wir sind begeistert, wie klar der Luftstrom seine authentisch verrauchte Gestalt annimmt. Es steht außer Frage, dass der Standlautsprecher 702 S2 von Bowers & Wilkins als sehr gelungen zu werten ist. Tatsächlich hat seine Perfomance der eines 800er Diamond gegenüber nichts zu verbergen – wir schließen uns Mrs. Knight an und zollen unsere Anerkennung an das Team von B&W.

Weitere Infos unter: www.bowers-wilkins.de

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien erstmalig in der Printausgabe von AUDIO TEST Ausgabe 4/2018.

► Lesen Sie hier unseren Test der Bowers & Wilkings 805 D3