Dolby Atmos präsentiert das Album des Monats: Marvin Gaye – Let's Get It On
© Tamla / Motown

Album des Monats: Marvin Gaye – »Let’s Get It On« in Dolby Atmos

Unser heutiges „Album des Monats“ ist ein waschechter Soulklassiker aus den 1970ern, das Motown-Meisterwerk „Let’s Get It On“ von Marvin Gaye. Wir haben die Platte in der Dolby Atmos Tonspur noch einmal ausführlich angehört und bei unserer Recherche zum Album allerlei Wissenswertes erfahren. Doch bevor wir uns ins musikalische Vergnügen stürzen, möchten wir vorab gern ein paar grundsätzliche Worte über Dolby Atmos verlieren. 

Dolby Atmos ist ein objektbasiertes Audio-Format, bei dem Instrumente, Stimmen oder Soundeffekte in einem dreidimensionalen Raum platziert werden. Das Ergebnis ist ein bemerkenswert realistischer 3D-Sound. Anders als bei Stereo wandern jetzt Töne nicht nur von rechts nach links, sondern können neben uns oder hinter uns erschallen.

Natürlich konnten das auch schon Mehrkanal-Systeme wie Dolby Digital oder DTS-HD. Doch bei Atmos sind zudem Höhen-Informationen verfügbar. Der Sound kann also auch über uns hinweg fliegen. Zudem ist Atmos objektbasiert. Das muss man sich wie in einem Computerspiel vorstellen. Man platziert dort etwa in einem Baum eine akustische Quelle, z. B. einen Vogel. Laufen wir im Spiel vom Baum weg, wird der Klang entsprechend der Position unserer Spielfigur im Raum berechnet. Der virtuelle Vogel zwitschert links oder rechts, hinter oder über uns. Um Dolby Atmos zu erleben, brauchen wir im einfachsten Fall nur ein paar gute Kopfhörer.

Marvin Gaye Let’s Get It On Cover Tidal


Die tolle Eigenschaft von objektbasierten Tonformaten ist nämlich, dass sie unabhängig von der Lautsprecheranzahl sind. Sie laufen auf zwei Lautsprechern genauso wie auf 30. Nur eben nimmt die Immersion mit mehreren im Raum verteilten Lautsprechern deutlich zu. Recht komfortabel für den Dolby-Atmos-Genuss sind entsprechende Soundbars, denn dort müssen Sie sich nicht um die Aufstellung der einzelnen Lautsprecher kümmern. Diese werden nämlich von der Soundbar virtuell im Raum platziert. Wir empfehlen dafür etwa die Sennheiser Ambeo Soundbar Mini, deren Test Sie auch hier auf likehifi.de finden. 

3D-Sound in der Musik 

Während im Kino dreidimensionaler Sound schon ein alter Hut ist, beobachten wir zurzeit einen regelrechten Trend hin zum vollwertig dreidimensionalen Klang in der Musik. Streaming-Dienste wie Tidal, Amazon Music oder Apple Music sind unlängst auf den 3D-Sound-Zug mit aufgesprungen und bieten mittlerweile eine breite Auswahl in Dolby Atmos codierter Musik an. 
 

Da die großen Audiogeräte-Hersteller die Dolby-Atmos-Technologie spürbar vorantreiben, war es noch nie so einfach, Musik in neuer, ungeahnter Tiefe und lebendiger Fülle zu genießen. Die Intensität des 3D-Effektes ist dabei stark vom jeweiligen Lautsprecher, Ton-Material und nicht zuletzt dessen Mix abhängig.

Was uns an dieser Stelle als Überleitung zu unserer ersten Dolby-Atmos Empfehlung dienen mag. Ein Vertreter der sparsam, aber dafür nicht weniger geschmackvoll eingesetzten Dolby Atmos Technologie – um dies gleich vorwegzunehmen. 

Marvin Gaye Let’s Get It On Cover
Das Album feierte kürzlich seinen 50. Jubiläum und steht nun auch in Dolby Atmos Qualität auf Streamingdiensten wie Apple Music oder TIDAL zur Verfügung. (Bild: Tamla / Motown)

Ein Stück Musikgeschichte 

Unsere Wahl fällt auf Marvin Gayes unsterbliches Motown-Album „Let’s Get It On“. Das Album selbst wurde vor exakt 50 Jahren veröffentlicht und zählt zu den wichtigsten Soulmusik-Alben der Musikgeschichte. Die Aufnahmen dazu fanden in den „Hitsville West Studios“ in Los Angeles statt – einem direkten Ableger der Detroiter „Motown Recording Studios“.

Nach einem Alkoholentzug komponierte R&B-Sänger Ed Townsend, der zudem als Co-Writer und Produzent mitwirkte, die spätere Hit-Single; doch zunächst mit religiösem Inhalt. Es war schließlich die Soullegende Marvin Gaye selbst, die dem Song ihre eindeutig sexuelle Konnotation gab.

Über den Künstler ließe sich eine Menge Interessantes und wohl auch Abseitiges berichten. Zum Beispiel, dass er an einem Tag im April des Jahres 1984, am Ende eines viel zu kurzen und auch sehr bewegten Lebens, von seinem eigenen Vater im Elternhaus erschossen wurde. Genie, Wahn und Exzess liegen in der Kunst ja leider oft sehr nahe beieinander. 

Motown neu entdecken


Wie schon Eingangs erwähnt, braucht Dolby Atmos Music kein aufwendiges Setup. Wir halten es deshalb bodenständig und starten wir mit unserem Smartphone und einem Paar AirPods In-Ear-Kopfhörer. Darüber hören wir den Titelsong „Let’s Get It On“ in Dolby Atmos Qualität. Der genutzte Streaming-Dienst ist Apple Music.

Die klassische Motown-Single beginnt mit drei Wah-Wah-Tönen die melodisch verspielt, der im besten Sinne atmosphärischen Rhythmussektion den Weg in die Herzen der Hörerinnen bereiten. Sofort fällt uns auf, dass sämtliche Instrumente klar, hochauflösend und sauber voneinander getrennt sind. Die Dolby-Atmos-Bearbeitung hat zudem eine Prise mehr Weite erfahren. Marvin Gayes Haupt- und Nebenstimmen befinden sich hochauflösend und nuanciert im Raum.

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Soul-Pur: Ein Live-Auftritt von Marvin Gaye in Amsterdam aus dem Jahr 1976.

Wir haben das Gefühl, als würde uns der Künstler in seinem inbrünstigen Flehen immer näher kommen. Vor dem stimmungsvollen Outro, das mit mechanischen Claps seinem Ende entgegen schreitet, weitet sich das Klangbild noch einmal merklich auf. Für den Anfang schon ein toller Einstieg in die Atmos-Soundwelt, die definitiv Lust auf mehr macht! 

Für den zweiten Song „Please Don’t Stay (Once You Go Away)“ bemühen wir die Sennheiser Ambeo Mini Soundbar ( Testvideo dazu auf unserem YouTube-Kanal Audio Test Magazin) und spielen über TIDAL zu. Obwohl wir uns in Sachen Setup erneut in ein absolut weltliches Preissegment begeben, ist die klangliche Leistung – gemessen am Möglichkeits-Spielraum einer Soundbar – aufregend gut.

Der Song selbst ist deutlich stimmlastiger als der erste Titel. Nach der Eröffnung durch etwas Schlagwerk fühlen wir uns im Raum umgeben von einem Chor aus inbrünstigen Haupt- und Nebenstimmen. Diese wandern mal im Reigen der Instrumente oder türmen sich scheinbar seitlich auf. Gayes Stimme strahlt über die Soundbar einen immensen Grad an Intensität aus und sendet dabei fast kosmische Obertöne durch den Äther. 

Letzte laszive Worte 

Zu guter Letzt nutzen wir die Technics EAH AZ80 In-Ear-Kopfhörer ( ausführlicher Test hier auf Likehifi.de) auf. Wir goutieren den Titel „If I Should Die Tonight“ in der uneditierten Fassung der Deluxe Edition auf Apple Music, auf der es nun auch bisher unveröffentlichte Aufnahmen von Marvin Gaye und der Jazz-Legende Herbie Hancock gibt. Der Song gewinnt durch die sphärischen Streicher zu Beginn sofort eine wahrhaft orchestrale Theatralik, die nur von Marvin Gayes Eindringlichkeit überboten und von schnulzigen Panflöten flankiert wird.

All das geschieht – wie zuvor – in perfekter High-Res-Qualität. Die verschiedenen instrumentalen Layer scheinen sich nachfolgend ineinander zu verwirbeln. Hypnotisch lösen sich arabeske Melodiestränge im harmonischen Wechselspiel. Und obwohl das ganz große dreidimensionale Effekthaschen dankbarererweise ausfällt, haben wir diesen Motown-Klassiker in dieser Form noch nie gehört. Das sollten Sie auch gehört haben!

Wir lauschen in feinster Atmos-Qualität dem Rest der Platte, lehnen uns zufrieden zurück und bleiben gespannt auf weitere geschmackvolle Dolby-Atmos-Bearbeitungen. ■ Text: Patrice Lipeb, Thomas Kirsche

Tracklist:

1. Let’s Get It On –  4:44 

2. Please Don’t Stay (Once You Go Away) – 3:32 

3. If I Should Die Tonight – 3:57 

4. Keep Gettin‘ It On – 3:12 

5. Come Get To This – 2:40 

6. Distant Lover – 4:15 

7. You Sure Love To Ball – 4:43 

8. Just To Keep You Satisfied – 4:35 

Erscheinungsdatum: 28. August 1973 

Label: Tamla Motown 

Spielzeit: 31:36 

Formate: Blu-ray, CD, Digital (Download, Streaming), DVD, LP, MC, SACD, Tonband, 8-Spur 

Weitere Informationen: www.dolby.com/de

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