Test: Musical Fidelity M8xTT – High End Plattenspieler

Test: Musical Fidelity M8xTT – High End Plattenspieler

„Achtung, Achtung“ hieß es wohl in nicht wenigen Phono-Schmieden Europas, als man Musical Fidelitys neuen M8xTT zum ersten Mal zu hören bekam. Mit Recht, denn dieser Schallplattenspieler ist wirklich mit allen Wassern gewaschen.

Himmelsstürmer

Wer nur einmal bei einer Messe eine Show von Reichmann Audiosysteme beiwohnen durfte, wird sich vorstellen können, welch ein Privileg es in der Beschäftigung als HiFi-Redakteur ist, wenn sich Markus Brogle persönlich für eine Produktpräsentation ankündigt. So geschehen für diesen Testbericht. Brogle scheute weder Kosten noch Mühen, setzte sich früh morgens um vier Uhr in Freiburg ins Auto, nur um mit uns einen Tag im Hörraum in Leipzig zu verbringen. Im Gepäck: der brandneue Edel-Plattenspieler M8xTT von Musical Fidelity.

Diesen heben wir aus einer lobenswert nachhaltigen Holzkiste und können somit gleich die grundlegenden Kernmerkmale des Musical Fidelity M8xTT kennenlernen, da wir dessen einzelne Komponenten in Händen halten. Das System fußt auf vier massiven Füßen. Diese garantieren dank einer implementierten Magnetlagerung eine optimale Entkopplung des Chassis. Die Magnete selbst sind in Teflon eingearbeitet. Außerdem sind alle vier Füße selbstverständlich höhenverstellbar.

Für die passende Positionierung der Füße ist im Lieferumfang eine Schablone enthalten. Auf den entsprechenden Markierungen platzieren wir die Sockel, bevor wir das edle Doppelchassis aufsetzen können. Jedoch muss vorher noch das Signalkabel, welches fest mit der entsprechenden Baugruppe an der unteren Ebene des Chassis verbunden ist, durch eine schmale Öffnung an der Unterseite der Tonarmbasis mit dem Tonarm verbunden werden.

Test: Musical Fidelity M8xTT – High End Plattenspieler
Der Motor ist mit einem eigenen Sinuswellengenerator ausgestattet. Außerdem ist er auf der unteren Ebene des Doppelchassis verbaut und somit von Teller und Tonarm entkoppelt. (Bild: Musical Fidelity)

Hohe Kunst

Sobald dies mit etwas Fingerspitzengefühl bewerkstelligt ist, legen wir das Chassis auf und müssen hier ein anerkennendes Zwischenfazit ziehen. Denn bereits jetzt macht der Musical Fidelity M8xTT optisch ganz schön was her. Dabei hat sich der Hersteller gar nicht aufgrund des ansprechenden Looks für durchsichtiges Acryl als Werkstoff entschieden. Vor allem dessen hohe Steifheit bei gleichzeitig hoher innerer Dämpfung qualifizieren Acryl für die verantwortungsvolle Aufgabe des Laufwerks.

Das Doppelchassis des Musical Fidelity Plattenspielers ist über die magnetgelagerten Füße vom Untergrund entkoppelt. Gleiches gilt für die obere Zarge mitsamt Plattenteller und Tonarm. Das Doppelchassis entkoppelt sie von der unteren Ebene. Auf dieser ist nämlich die hochwertige Motorelektronik zu Hause.

Der konstruktionstechnische Kniff ist hier der integrierte Sinusgenerator. Dieser verspricht Unabhängigkeit des Motors von anliegender Netzspannung und Netzfrequenz, da die notwendige Versorgungsspannung des Synchronmotors komplett selbst generiert wird. Das Einzige, was die untere Chassis-Ebene mit der oberen verbindet, ist der feine Antriebsriemen, welcher um den massiven Plattenteller herumführt.

Plattenteller

Dieser besteht streng genommen selbst aus zwei Ebenen. Die zwei schweren Aluminiumteller werden durch Verbindungsbolzen zusammengebracht. Wie es sich gehört, leistet die Tellerkonstruktion einen gehörigen Beitrag zum Gesamtgewicht von 31,5 Kilogramm des M8xTT. Abgerundet wird das Ganze von einer farblich gut abgestimmten Ledermatte und einem Aluminiumpuck, welcher eine messbare Verbesserung der Nadeltraktion bewerkstelligt.

Gelagert wird der Teller mit einer Lagerbuchse aus Sinterbronze auf einer stehenden Lagerachse. Das somit invertierte Tellerlager läuft letztlich auf einer polierten Keramikkugel. Daher empfiehlt es sich, den Teller behutsam auf den Dorn herabzusenken. „Sonst haste zwei Keramikkugeln“, so Markus Brogle. Für den Fall, dass das Lager nach etlichen Jahren einmal nachgeschmiert werden muss, legt Musical Fidelity dem Dreher entsprechendes Lageröl bei.

Test: Musical Fidelity M8xTT – High End Plattenspieler
Der Tonarm wird in einem geschlossenen Ring aus massivem Acryl gelagert. Dies reduziert auch hier auftretende Resonanzen. (Bild: Musical Fidelity)

Tonarm

Neben der Tellerkonstruktion ist lediglich der Tonarm auf der oberen Chassis-Ebene montiert. Auch hier kommt Acryl zum Einsatz, indem ein geschlossener Ring aus diesem Werkstoff die hochpräzisen Tonarmlager führt. Der Tonarm selbst ist mit seiner Länge von 10 Zoll etwa ein Zoll länger als Tonarmrohre ähnlicher Bauart anderer Hersteller.

Eine bewusste Entscheidung der Entwickler, denn somit ist der Abtastwinkel der Nadel über den Radius der Platte hin verbessert. Außerdem erlaubt die zusätzliche Masse dem Tonarm eine selbstbewusstere Führung des Tonabnehmers. Nur so, verspricht Musical Fidelity, landet alle Energie der Rille im Signalgenerator des MC-Tonabnehmers.

Das Tonarmrohr ist dabei bewusst nicht etwa aus Carbon gefertigt, sondern aus Aluminium. Leicht, aber eben nicht federleicht. Zusätzlich verjüngt sich der konisch geformte Arm zum Abnehmer hin, um ein höchstes Maß an Masse und Verwindungssteifheit zu realisieren. Freilich überlässt der Hersteller alle Parameter der Feineinstellung auf den Tonabnehmer dem Nutzer oder der Nutzerin: Überhang, VTA, Azimuth und Kröpfung. Alles kann hier selbstständig nachjustiert werden.

Sogar ein zweites Gegengewicht ist im Lieferumfang enthalten, sodass Tonabnehmer zwischen 6 und 20 Gramm ideal ausbalanciert werden können. Wer diese Baugruppe jedoch unbedingt gänzlich umrüsten möchte, kann dies gern tun. Denn serienmäßig wird der Musical Fidelity M8xTT mit einer zweiten Tonarmbasis ausgeliefert. Ein entsprechender Führungsschlitten bietet hier auch zusätzliches Spiel von 20 Millimetern.

Test: Musical Fidelity M8xTT – High End Plattenspieler
Für den optimalen Schutz vor störenden Erschütterungen vertrauen die Füße auf eine Magnetlagerung, welche ihrerseits in Teflon eingearbeitet ist. (Bild: Musical Fidelity)

Versteckte Symmetrie

Auch ob seiner Konnektivität weiß sich der Musical Fidelity M8xTT Schallplattenspieler von seinen Wettbewerbern abzusetzen. Denn neben dem klassischen RCA-Output offeriert Musical Fidelity hier auch hochwertige XLR-Ausgänge. Wer hier nun jedoch meint, es handle sich somit um einen symmetrischen und einen unsymmetrischen Ausgang, der irrt! Denn im Gegensatz zu den allermeisten Vertretern seiner Zunft, ist auch der Cinch-Ausgang des M8xTT symmetrisch.

Die Funktionsweise ist dabei schnell erklärt. Denn die vier Pins eines MC-Tonabnehmers geben standardmäßig symmetrisches Signal aus. Während rot und weiß die positiven Signale der beiden Stereokanäle ausgeben, liefern blau und grün die jeweils invertierten Signale. Nun ist es bei den allermeisten Plattenspielern jedoch so, dass genau diese Signale auf Masse gelegt werden.

Musical Fidelity denkt sich jedoch: Moment! Das Signal eines Tonabnehmers, noch dazu eines MC-Systems, ist so gering – warum sollten wir da nicht alles aus dem Tonabnehmer herausholen, was herauszuholen geht? Gesagt, getan: fertig ist der vollsymmetrische Signalausgang des M8xTT. Ganz schön clever!

Der Musical Fidelity besitzt symmetrische und unsymmetrische Ausgänge. (Bild: Musical Fidelity)

Testfahrt

An unserem Testmuster hat Markus Brogle übrigens absichtlich einen MC aus dem unteren Preissegment installiert. Denn nur so lässt sich für uns herausstellen, was der Dreher selbst an Kompetenzen mitbringt, ohne, dass der Abnehmer dem System allzu sehr unter die Arme greift.

Für die Feinjustage des Auflagegewichts einer Nadel empfiehlt sich übrigens neben der Konsultation einer Nadelwaage vor allem das eigene Gehör. Denn eine baulich so diffizile Angelegenheit wie ein Tonabnehmer ist freilich nicht vor gewissen produktionsbedingten Schwankungen gefeit. Ein empfohlenes Auflagegewicht zwischen 1,6 und 2,6 Gramm.

Nun gut, ein recht breites Spektrum, wenn man bedenkt, wie feinfühlig die Arbeit eines Abnehmers ist. Also ist es ratsam, auf eine entsprechend gut ausgestattete Test-LP zurückzugreifen, etwa aus dem Hause Ortofon. Dort ist eine Vinylschallplatte erhältlich, welche sich als hilfreich erweisen kann, denn hier wird ein Testton von 315 Hertz bei unterschiedlichen Rillengrößen wiederholt.

Ist bei 60 Mikrometern Rillengröße eine Verzerrung zu hören, ist die Auflagekraft zu hoch. Ähnlich wie beim Stimmen einer Gitarre, ist es hier sinnvoll, sich von unten an den Idealwert heranzutasten.

Für unsere ausgiebige Hörsession hat Markus Brogle zur optimalen Unterstützung des M8xTT den Vollverstärker M8xi ( hier im Test) und den M6x Vinyl als kompetente Phono-Vorstufe mitgebracht. Für die Übersetzung in hörbares Signal ziehen wir das Paar Epikore 11 aus dem Hause Dali zurate, deren ausgiebige Besprechung Sie auch hier bei uns nachlesen können.

Test: Musical Fidelity M8xTT – High End Plattenspieler
Vorteil 10 Zoll Tonarm: der Abtastwinkel der Nadel zur Rille ist optimaler und die zusätzliche Masse erlaubt dem Tonarm den Tonabnehmer noch souveräner zu führen, was dessen Performance entscheidend verbessert, da nun alle Energie der Plattenrille im Generator des Tonabnehmers ankommt. (Bild: Musical Fidelity)

Himmelsstürmer

Was die Performance des M8xTT angeht, lässt sich diese eigentlich mit drei Worten zusammenfassen: lebendig, natürlich & feinfühlig – ob Pink Martinis „Song of the Black Lizard“ mit seiner beeindruckend luftigen Anordnung der einzelnen Stimmgruppen in einem butterweichen Hallraum.

Ob „Mache Dich, mein Herze, rein“ aus Elliot Gardiners Einspielung der Matthäuspassion mit den zarten mikrodynamischen Akzenten der fein abgesetzten Rückungen in den Streichern und im sonoren Bass Cornelius Hauptmanns – ob To Athenas „Es Näscht“ mit dem zauberhaft vibrierenden Timbre des jungen Shooting Stars Tiffany Limachers – der M8xTT kann kraftvoll, kann zurückhaltend, kann humorvoll und todernst. Sein Sound ist authentisch und wirklich jeden einzelnen Euro seines doch stolzen Marktwerts von beinahe 9.000 Euro wert.

Freilich keine Investition für zwischendurch. Allerdings ließ Markus Brogle durchblicken, dass man bei der HIGH END 2024 in München in ein paar Wochen vielleicht schon ein erstes Plattenspieler-Exemplar der etwas günstigeren M6er Kollektion in Augenschein nehmen könne ( hier geht es zur Vorstellung vom M6xTT). In dieser Hinsicht drücken wir alle Daumen und freuen uns schon auf ein Wiedersehen! Fürs Erste genießen wir aber viele weitere deliziöse Stunden mit unserer Vinylsammlung und diesem Traum von Plattenspieler.

Preis und Verfügbarkeit

Den Musical Fidelity M8xTT Plattenspieler gibt es zum Preis von 8.990 Euro (UVP) im Fachhandel zu kaufen.

Der Vertrieb und das Marketing für die Produkte von Musical Fidelity läuft in Deutschland über den HiFi-Vertrieb von Reichmann Audiosysteme. In Österreich ist die Audio Tuning Vertriebs GmbH aus Wien für den Vertrieb zuständig.

Datenblatt Musical Fidelity M8xTT

Allgemein
GeräteklassePlattenspieler
HerstellerMusical Fidelity
ModellM8xTT
Preis (UVP)8.990 Euro
PreiskategorieLuxusklasse
Maße (B/H/T)53,3 x 24,5 x 41,3 mm
Gewicht31,5 kg
Informationenwww.reichmann-audiosysteme.de
Technische Daten*
MotorSynchronmotor
AntriebRiemen
SteuerungManuell
EmpfindlichkeitCinch (Symmetrisch) & XLR
Vorstufe integriertnein
DAC integriertnein
Bluetoothnein

*Herstellerangaben

Webseite: www.reichmann-audiosysteme.de

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien zuerst in der Printausgabe von AUDIO TEST Nr. 03/2024

► Lesen Sie hier: Test: Music Hall mmf 5.3 Plattenspieler, Musical Fidelity M3si Vollverstärker, Triangle Esprit Gaia EZ Standlautsprecher

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Fazit
Der M8xTT von Musical Fidelity ist für einige Wettbewerber ein sehr guter Grund, sich warm anzuziehen. Denn ein baulich kompromissloser Perfektionismus resultiert hier in wirklich ausgezeichnetem Sound, den wir so nur von wenigen Plattenspielern der Branche kennen.
Wiedergabequalität
100
Ausstattung/Verarbeitung
93
Benutzerfreundlichkeit
93
Preis/Leistung
80
Leserwertung12 Bewertungen
48
Vorteile
baulich herausragend
phänomenaler Sound
vollsymmetrische Ausgänge (XLR & RCA)
Nachteile
keine
96
Gesamtergebnis

Bildquellen:

  • Musical Fidelity M8xTT_Test_01: Auerbach Verlag