Test: Coturn CT-01 – Tragbarer Plattenspieler mit Bluetooth

Der Coturn CT-01 Plattenspieler verspricht mobilen Vinylgenuss im stylishen Design. Ist der eigenwillige Player ein reines Gadget oder kann er ernsthaft mit richtigen HiFi-Drehern konkurrieren? Wir machen den Test.

Schallplatte To-Go

Man kennt es aus Filmen oder Büchern, die Ende des 19. Jahrhunderts spielen. Gut betuchte Menschen fahren raus in die Natur, die Dienerschaft bereitet ein Picknick vor und dazu wird ein Grammophon aufgestellt, das die neuesten Hits von Strauss, Wagner und Co. schmettert. Das Schallplattenhören hatte also schon vor über 100 Jahren einen mobilen Charakter.

Diese Mobilität war auch noch in den 1950er und 60er Jahren vorhanden. Wir denken etwa an den Philips Mignon Plattenspieler für 17-Zentimeter-Scheiben (Single-Format) oder den Dual Party 300 aus den Jahren 1959/60. Später eroberten dann Tonband und Kassette die mobile Welt.

Obwohl auch der mobile Plattenspieler noch Lebenszeichen von sich gab, wir denken etwa an den McDisc von Saba aus dem Jahr 1984 oder den Sound Burger (1983) von Audio-Technica. Beide Geräte reduzierten den Plattenspieler wirklich auf das Notwendigste und machten ihn ultramobil.

Mit dem Siegeszug von CD, MP3-Playern und schließlich dem Streaming, wurde das Schallplattenhören aber immer mehr zur Kunstform. Edle Laufwerke mit ausgefeilten Tonarmen und teuren Tonabnehmern eroberten die Wohnzimmer. Diese Technik mit  nach Draußen zu nehmen, ist allein schon aus rein praktischen Gründen schwer möglich.

Doch Benjamin Großjohann aus Bonn wollte das Schallplattenhören wieder unabhängig vom Ort möglich machen. Den Kollegen vom MINT-Magazin erzählte er, dass er während eines Auslandssemesters in Rio de Janeiro die Notwendigkeit für einen tragbaren Plattenspieler erkannte. Denn als großer Vinyl-Fan stöberte er regelmäßig durch die dortigen Plattenläden.

Die Schallplattencover faszinierten ihn jedes Mal, doch er wusste nicht, welche Art von Musik sich dahinter verbarg und entsprechende Abspielmöglichkeiten schien es in den Läden selten zu geben. Ein kompakter und mobiler Schallplattenspieler wäre hier die ideale Lösung gewesen. Also entwarf Großjohann kurzerhand den Coturn – geboren aus der Notwendigkeit heraus sozusagen.

Compact Turntable

Der Coturn versteht sich als mobiler Plattenspieler und sein Name setzt sich aus Compact und Turntable zusammen. Die Idee dafür brachte der 1982 geborene Tüftler schon in seiner Bewerbungsmappe für die Hochschule für Gestaltung in Schwäbisch Gmünd zu Papier. Im Jahr 2020 konnte diese Idee dank einer erfolgreichen Kickstarter-Kampagne endlich Realität werden.

Allerdings dauerte es anschließend noch bis Ende 2022, ehe die ersten Coturn-Plattenspieler ausgeliefert werden konnten. Heute ist der mobile Plattenspieler, dessen Bezeichnung offiziell Coturn CT-01 lautet, nun zum Preis von 449 Euro auf der Hersteller-Webseite erhältlich. Aber genug der Vorrede, wir wollen uns diesen besonderen Plattenspieler nun einmal genauer anschauen.

Coturn CT-01 Plattenspieler
Auf der mit Panzerglas versehenden Oberfläche des Plattenspielers leuchten die Touchfelder zur Steuerung, wenn der Coturn im Betrieb ist

Features Coturn CT-01

Der Coturn CT-01 weicht vom klassisch-quadratischen Erscheinungsbild der meisten Plattenspieler augenscheinlich ab. Das wirkt erfrischend, ist aber in erster Linie dem Einsatzzweck geschuldet – ein gutes Beispiel für die Devise „form follows function“. So misst der Player 37,5 Zentimeter in der Länge, 13 Zentimeter in der Breite und 2,7 Zentimeter in der Höhe.

Damit sollte er z.B. gut in einen Rucksack passen. Der Tonarm ist im ausgeschalteten Zustand sicher im Gehäuse versenkt, so dass wir keinen Angst haben müssen, diesen oder gar die Nadel zu beschädigen. Ausgeliefert wird der CT-01 übrigens mit dem Audio-Technica AT 3600 Tonabnehmer, einem soliden Einstiegsmodell.

Das Gesamtgewicht des Plattenspielers liegt bei ziemlich genau einem Kilogramm. Das ist nicht ultra-leicht, aber immer noch leicht genug, um ihn auch länger zu tragen. Letzten Endes unterstreicht dies auch eine haptische Wertigkeit.

Gehäuse aus Aluminium

Das Gehäuse sowie alle mechanischen Bauteile bestehen aus Aluminium. Das Vollmaterial wird dazu CNC gefräst und anschließend eloxiert. Montiert wird der Schallplattenspieler in Deutschland per Hand. Die Oberfläche des Coturn besteht aus Panzerglas, da hier ein Touchscreen untergebracht ist. Das verleiht dem Lifestyle-Plattenspieler eine gewisse Hochwertigkeit und generell können wir dem Coturn ein exzellentes Erscheinungsbild attestieren.

Wir haben uns den Player in komplett schwarzer Farbausführung in den Hörraum bestellt. Es gibt den CT-01 auch in auffälligeren Farbvarianten wie zum Beispiel blau und grün direkt beim Hersteller zu kaufen.

Den Antrieb erfolgt Plattenspieler-typisch über einen Riemen. Der Motor wird per Akku versorgt. Dieser ist stark genug, dass der Coturn für satte 16 Stunden das Vinyl drehen kann. Das reicht also selbst für eine ausgiebige Gartenparty. Kleines Manko: auf eine Ladestandanzeige wurde verzichtet. Geladen wird der Schallplattenspieler via USB-C. Wir können jedes herkömmliche Smartphone-Ladegerät dafür verwenden. Ein Kabel (USB-A auf USB-C) liegt zudem auch bei. Einen internen Lautsprecher hat der CT-01 nicht verbaut – er ist schließlich kein Phono-Musiksystem.

Dafür verfügt der Coturn aber über einen internen Vorverstärker nebst Analog-Digitalwandler plus Bluetooth. Deshalb lässt er sich kabellos beispielsweise mit einer Bluetooth-Box, einem BT-Kopfhörer oder einem Bluetooth-fähigen Verstärker verbinden. Des Weiteren besitzt er ein Line-Out auf der Rückseite gleich neben dem USB-C-Anschluss und einen Kopfhörerausgang an der rechten Seite – beides via 3,5-Millimeter-Klinke realisiert.

Es ist wohl eine Designentscheidung, weshalb weder Kopfhörerausgang noch Line-Out beschriftet sind. Im Sinne der Kunden würden wir uns hier eine Nachbesserung wünschen. Beim Kopfhörerausgang lässt sich die Lautstärke direkt am Gerät regeln, genau wie bei der Ausgabe über Bluetooth.

Coturn CT-01 Plattenspieler
Direkt neben dem rückseitigem USB-C-Anschluss, der dem Laden des 16 Stunden starken Akkus dient, ist der Line-Out des CT-01.

Bedienung

Gestartet wird der Coturn CT-01, indem wir auf den versenkten Arm einmal kräftig drücken bis ein leichtes Knacken zu hören ist. Der Tonarm erhebt sich butterweich aus der Versenkung und die Touch-Sektion zur Steuerung des Plattenspielers beginnt zu leuchten. Das sieht ungemein ansprechend aus und sorgt für Freude direkt zum Start. Den Tonarm bringen wir in die 6-Uhr-Postion und klappen daran den seitlichen Bedienhalter aus. Das ist etwas kleinteilig aber wirkt doch sehr filigran.

Nun wir können die Schallplatte auflegen. Für Singles mit größerem Innenlochdurchmesser liegt ein Adapter bei.

Den Tonarm legen wir nun direkt aufs Vinyl. Eine sanfte Absenkung wie bei einem Vollautomaten gibt es dabei nicht. Wir müssen die Nadel also entsprechend vorsichtig und mit ruhiger Hand absetzen. Durch eine kurze Berührung der auf dem Touchfeld weiß-leuchtenden „33“ starten wir die Wiedergabe. Auch 45 Umdrehungen pro Minute beherrscht der CT-01 natürlich.

Via Bluetooth

Wer den Coturn kabellos, also via Bluetooth mit Anlage, Speaker oder Kopfhörer verbinden möchte, muss das gewünschte Gerät in den Pairing-Modus versetzen. Dann berühren wir kurz das Bluetooth-Symbol auf dem Plattenspieler und die beiden Geräte koppeln sich.

Das klappte bei unseren Tests stets problemlos. Einzig bei der Reichweite gibt es kleine Punktabzüge. Mit dem Bluetooth-Kopfhörer durch die Wohnung tanzen und dabei ohne Unterbrechung kabellos Musik von Schallplatte hören, klappt nur, wenn man sich maximal 10 Meter vom Gerät entfernt. Wände, größere Möbelstücke oder geschlossene Türen verringerten bei unseren Tests die Reichweite.

Wichtig: Der Coturn spielt immer mit dem letztgekoppelten Gerät via Bluetooth. Möchten wir einen neuen Device mit ihm verbinden, müssen wir das Pairing des Coturn zurücksetzen. Dazu berühren wir die Bluetooth-Touchfläche so lange, bis ein langer Piepton zu hören ist. Der mobile Plattenspieler schaltet sich aus. Wir müssen den Arm zurück in die Versenkung drücken und dann wieder rausdrücken, damit der CT-01 neu startet. Jetzt können wir ihn neu koppeln. Das ist tatsächlich etwas umständlich – wünschenswert wäre hier ein Update auf Multipoint.

Auch wenn der tragbare Plattenspieler auf die mobile Wiedergabe ausgelegt ist, darf er bei der Schallplattenwiedergabe nicht angestoßen oder bewegt werden. Das versteht sich eigentlich von selbst. Wir wollen es an dieser Stelle aber trotzdem erwähnen, denn das Gerät verleitet einfach dazu, es rasch einmal umzustellen.

Der Tonarm wird im Gehäuse versenkt, um den Plattenspieler zu transportieren und auszuschalten. Dank kompakter Maße lässt er sich sehr einfach überall mitnehmen.

Coturn CT-01 im Klangtest

Wir müssen gestehen: wenn wir den Coturn CT-01 betrachten, dann sehen wir einen unglaublich toll designten Plattenspieler. Allein auf den versenkten Tonarm zu drücken und dabei zuzusehen, wie dieser sich sanft erhebt ist ein geniales Feature. Doch das alles sagt ja noch nichts über den Klang des Players aus.

Dieser ist, um es kurz zu machen, richtig fett. Die House-Schallplatten aus unserer Jugend, die wir damals rauf und runter hörten, klingen bassstark, frisch und aufgeräumt. Die Räumlichkeit ist beeindruckend und weder Höhen oder Mitten werden überbetont, ja sie klingen durchweg rund und passen immer ins Gesamtbild. Das Gleiche wiederholt sich bei Jazz-Aufnahmen neueren Pressdatums sowie bei diversen Klassik-LPs.

Dabei stellen wir fest, dass der Coturn trotz seiner geringen Masse eine extreme Laufruhe besitzt – natürlich solange ihn niemand bewegt. Der Motor hält seine Drehzahl immer exakt, zu Gleichlaufschwankungen kam es zu keinem Moment in unserem Test. Zudem kommt der Plattenteller extrem schnell in Fahrt. Drücken wir im Ruhezustand auf die „33“, hat die LP in 85 Millisekunden ihre Abspiel-Geschwindigkeit erreicht. Wir haben es mit der Stoppuhr nachgeprüft!

Der klangliche Unterschied zwischen Bluetooth, es wird der aptX-Codec zur Übertragung genutzt, und der Wiedergabe am kabelgebundenen Kopfhörer ist zwar wahrnehmbar, aber nicht gravierend. Sicher gehen einige wenige Klanginformationen verloren, jedoch fällt das nur im direkten Vergleich auf. Der Coturn CT-01 konnte uns deshalb in jeder Klangsituation überzeugen und hat sich nicht nur unter Lifestyle-, sondern auch unter HiFi-Gesichtspunkten das „Sehr Gut“ mehr als verdient! ■ Text: Thomas Kirsche, Benjamin Mächler

Preis und Verfügbarkeit

Der Coturn CT-01 ist zum Preis von 449 Euro auf der Webseite des Herstellers erhältlich.

Datenblatt Coturn CT-01

Allgemein
GeräteklassePlattenspieler
HerstellerCoturn
ModellCT-01
Preis (UVP)449 Euro
PreiskategorieEinstiegsklasse
Maße (B/H/T)37,5 × 2,7 × 13 cm
Gewicht1 kg
Informationenwww.coturn.de
Technische Daten*
TonabnehmerAudio-Technica AT 3600
AntriebRiemen
Steuerungmanuell
Anschlüsse2 × Klinke (Line out, Kopfhörer),
USB-C
Phonovorverstärker integriertja
integrierter DACja
Bluetoothja

*Herstellerangaben

Webseite: www.coturn.de

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien zuerst in AUDIO TEST Ausgabe 07/2023

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Fazit
Für 449 Euro erhalten wir ein tragbaren Bluetooth-Plattenspieler mit akkuratem Gleichlauf sowie enormer Laufruhe. Der MM-Tonabnehmer erzeugt im Zusammenspiel mit dem internen Vorverstärker des CT-01 ein kraftvolles, spielfreudiges und dabei harmonisches Klangbild mit überraschendem Detailreichtum. Die Mobilität des Coturn ist dank kompakter Maße und versenkbarem Tonarm sowie Akku mit 16 Stunden Laufzeit perfekt. Egal ob im Garten, beim Abhören von LPs auf Flohmärkten oder einfach zu Hause, der Coturn ist überall ein klangstarker Spielpartner.
Wiedergabequalität
88
Ausstattung/Verarbeitung
100
Benutzerfreundlichkeit
73
Preis/Leistung
100
Leserwertung14 Bewertungen
61
Vorteile
echter Wireless-Betrieb
ausgewogener, kraftvoller Klang
beindruckende Laufruhe
Nachteile
keine visuelle Ladestandanzeige des Akkus
Tonarmbedienung erfordert ruhige Hand
89
Gesamtergebnis

Bildquellen:

  • Coturn_CT-01_Test_02: Auerbach Verlag
  • Coturn_CT-01_Test_03: Auerbach Verlag
  • Coturn_CT-01_Test_04: Auerbach Verlag
  • Coturn_CT-01_Test_01: Auerbach Verlag