Test: Bluesound Powernode (2021) - Kabelloser Streaming-Vollverstärker

Test: Bluesound Powernode (2021) – Kabelloser Streaming-Vollverstärker

Streaming ist gleich digital und Verstärkung ist gleich analog. So galt lange die Formel der Unvereinbarkeit. Dass diese schon seit einer ganzen Weile überholt ist, stellt Bluesound mit dem Powernode ein weiteres Mal sehr eindrucksvoll unter Beweis!

Auf ein Neues

Nicht zuletzt in der Welt des heimischen Hörgenusses wartet die anhaltende Technisierung mit zahlreichen Vorzügen auf. Wozu noch überschaubare Sammlungen kurzlebiger CDs im Wohnzimmer horten, wenn doch online eine endlose Bibliothek jederzeit abrufbar ist, welche obendrein keinen Staub ansetzt. Und weshalb im Wohnzimmer die Anlage an die Grenze der Belastbarkeit führen, nur um auch unter der Dusche noch zu Verdis „La Donna e Mobile“ singen zu können, wenn doch ganz unkompliziert und kabellos im ganzen Haus die Musik spielen kann?

Ja, die Vinylschallplatte bestreitet derzeit ein unvergleichbares Comeback. Und dennoch wird auch sie nicht mehr zu digitalem Streaming mit all seinen Vorzügen aufschließen können. Zu sehr ist findet der Mensch Gefallen an Bequemlichkeit und das ist das große Verkaufsargument bei digitalen Zuspielern. Stichwort Multiroom. Stichwort Voice Control. Etcetera, etcetera…

Und glücklicherweise heißt es ja nicht entweder digital oder analog, denn beides kann bestens in einander verschaltet werden. Im Wohnzimmer eine Platte auflegen und den Sound in die Küche streamen? Heute alles kein Problem mehr. Bluesound gilt hier seit seinem Debüt als Top-Adresse für erschwingliche Setups, die sowohl mit allen gängigen digitalen Kompetenzen ausgestattet sind und gleichzeitig hochwertige Schnittstellen zu analoger Peripherie anbieten. So konnte zuletzt in diesem Sommer die Neuauflage des Bluesound Node überzeugen. Mit dem Node war Bluesound bereits das dreizehnte mal in der AUDIO TEST vertreten, wobei der Streamer mit einem Testergebnis von ausgezeichneten 90 % zu den erfolgreichsten Tests des Herstellers zählt (▶ lesen Sie hier unseren Test). Der Bluesound Powernode (2021) ergänzt die Qualitäten des Node traditionell um eine leistungsstarke Endstufe, weshalb wir es uns nicht nehmen lassen wollten, auch diesen nochmal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Test: Bluesound Powernode (2021) - Kabelloser Streaming-Vollverstärker
Auf der Rückseite des kompakten Vollverstärkers finden wenige, aber dafür feine Anschlüsse Platz. Ob analog oder digital, der Konnektivität sind deshalb kaum Grenzen gesetzt

Bluesound Powernode (2021)

Der Powernode von Bluesound versteht sich als kabelloser Streaming-Vollverstärker. Dafür vertraut der Powernode auf die digitale Ausstattung des Node, gepaart einem integrierten Stereovollverstärker. Auf den ersten Blick lässt sich die enge Verwandtschaft zwischen Node und Powernode schon nicht von der Hand weisen. Das elegante Design fußt auf auf einem schnörkellosen Korpus mit stark abgerundeten Vertikalkanten und einer markanten Aussparung, welche sich horizontal zentriert einmal um das Gehäuse zieht.

Darüber hinaus ist an der Frontseite neben dem obligatorischen Bluesound-Logo nur ein Klinke-Anschluss und eine Status-LED untergebracht. Die On-Board-Steuerung geschieht wie auch beim Node über ein Glaspanel, welches in die Oberseite des Geräts eingelassen und mit berührungsempfindlichen Tasten ausgestattet ist. Auch hier ist der zeitgeisttypische Minimalismus Trumpf. Nur Punkte für die Preset-Tasten, Pfeile für die Quellenwahl und eine Linie für die Lautstärke – Dem berühmten Architekten und Urheber des Textes „Ornament und Verbrechen“ Adolf Loss hätte das wohl sehr gefallen.

So minimalistisch der Bluesound Powernode in seiner Gesamtheit gestaltet ist, so reduziert ist auch sein rückseitiges Anschlussterminal. Neben den obligatorischen Servide- und Netzwerkbuchsen offeriert Bluesound einen HDMI-Input, sowie zwei Kombistecker für optische- und Klinkenverbindungen. Ausgegeben wird das Signal vom Powernode über herkömmliche Anschlussbuchsen für Bananenstecker, deren vergoldeten Aufnahmen allerdings hinter dicken Kunststoffisolationen versteckt werden. Via Mono-Cinch lässt sich außerdem ein Subwoofer an den Powernode koppeln.

Test: Bluesound Powernode (2021) - Kabelloser Streaming-Vollverstärker
Jegliches Zubehör für eine schnelle Inbetriebnahme liegt dabei

Innenausstattung

Im Innern des Bluesound Powernode verbergen sich dann die tatsächlichen Extravaganzen des Streaming-Amps. Zum einen ist das der ARM Cortex A53 1,8 Gigahertz Quad-Core Prozessor, der die gesamte Softwareprozessierung des Powernode übernimmt. Unterstützt wird dieser Prozessor zugunsten der Signalwandlung von einem hochauflösenden D/A-Wandler, der bis zu 32 Bit bei 384 Kilohertz Abtastfrequenz umzusetzen weiß. Neben all den landläufig bekannten Formaten weiß Bluenodes Powernode so auch mit dem umstrittenen Format MQA umzugehen, welches noch auf den großen Durchbruch warten lässt. Kabellos lässt sich der Powernode natürlich nicht nur über Netzwerk anspielen, sondern auch über eine Bluetooth-Verbindung nach 5.0 aptX HD-Standard. Dieser funktioniert übrigens Bidirektional, sodass auch Signal per Bluetooth ausgegeben werden kann.

Der große Unterschied zwischen Node und Powernode liegt natürlich in dessen Fähigkeit zur Signalverstärkung. Hierfür wurde der Powernode mit einer HybridDigital Verstärker-Plattform ausgestattet, die bis zu 80 Watt Dauerausgangsleistung pro Kanal zu bewerkstelligen weiß. Die markenrechtlich geschützte HybridDigital-Technologie stammt ursprünglich vom Schwesterunternehmen NAD und beschreibt einen selbstschwingenden, mit einer aktiven Gegenkopplung arbeitenden Class-D-Amp. Dieser transformiert das analoge sinusoidale Eingangssignal per Pulsweitenmodulation in ein Rechtecksignal um, welches nun die gesamte Information in Form variierender Pulsweiten enthält. Das Signal per se ist somit jedoch binär, sodass die Leistungstransistoren nur zwei Schaltzustände benötigen. Somit arbeiten HybridDigital Class-D-Endstufen extrem effizient mit einer Leistungsausbeute von über 90 Prozent. Daher darf man sich von den 80 Watt Nennwert nicht aufs Glatteis führen lassen.

Setup

Die große Zugänglichkeit, welche Bluesound von seinen Geräten verspricht, wird bei Inbetriebnahme des Powernode umgehend eingelöst. Tatsächlich haben wir in weniger als fünf Minuten die ersten Töne aus dem Powernode herausbekommen. Dafür haben wir den Bluesound Powernode Verstärker lediglich ans Stromnetz und via Ethernet mit dem Redaktionsnetzwerk verbunden und los ging’s. Klar, Lautsprecher standen bereits parat und auch die entsprechende Software war schon wegen vorangegangener Tests auf dem iPad vorinstalliert. Und auch die physische Einbindung ins Netzwerk spart natürlich Zeit. Selbstverständlich könnten wir den Powernode auch via WiFi ins Netzwerk einpflegen. Aber warum, wenns auch noch einfacher geht.

Bluesounds BluOS-App ist denkbar einfach im Umgang und übersichtlich aufgebaut. Über die App selbst und die hier möglichen Grouping- und Multiroom-Funktionen ließe sich bereits ein eigener Testbericht verfassen. Daher wollen wir nur das Wesentliche kurz zusammenfassen. Verschiedene Geräte aus der Bluesound-Familie lassen sich hierüber einfach verschiedenen Hörzonen oder Räumen zuordnen, miteinander koppeln und gruppieren, sodass entweder in allen Räumen der selbe Stream läuft. Somit können die Kinder bei der Arbeit im Garten ihr Hörbuch hören, während Mama und Papa bei einem Glas Rotwein auf Miles Davis anstoßen. Kleiner Scherz am Rande.

Der ganzen Familie stehen so oder so mehr als 23 Streaming-Clients zur Verfügung. Neben den üblichen Verdächtigen wie Tidal, Qobuz und Spotify sind dabei auch Plattformen für Liebhaber vertreten, wie etwa HighResAudio und die Neil Young Archives, die uns bis dato selbst noch unbekannt sind. Darüber hinaus lassen sich freilich auch lokal gespeicherte Dateien entweder via AirPlay 2 oder per Zugriff auf NAS-Laufwerke abrufen.

Test: Bluesound Powernode (2021) - Kabelloser Streaming-Vollverstärker
Der moderne Minimalismus des Powernodes findet im Glaspanel auf der Oberseite des Gerätes seinen Höhepunkt. Auf Beschriftungen und Piktogramme wird komplett verzichtet

Performance

Wir haben den Powernode mit zwei Lautsprechern der neuen 804 D4 von Bower & Wilkins verbunden, deren ausführlichen Testbericht lesen Sie hier.

Ganz zeitgemäß streamen wir mit „Capyac Forever“ das aktuelle Album des Kalifornischen Glam-Funk-Duos. An der Darbietung durch den Powernode können wir schlichtweg keinen Anlass für Beanstandungen finden. Die heilige Dreifaltigkeit aus Dynamik, Auflösung und Räumlichkeit kommt hier ganz auf ihre Kosten. Drum Machines und Bass-Synthesizer geben sich ordentlich druckvoll und mir ordentlich „Thump“, während in den Mitten Gitarre, Synths und Vocals sich von einander unbehelligt und doch in harmonischem Zusammenspiel die Bälle zuspielen. In den Höhen sorgen Transienten sowie Hallfahnen für das Maß an Natürlichkeit, das bis vor wenigen Jahren nur rein analogen Setups vorbehalten war. Dass sich hier die Zeiten ändern, ist mittlerweile nicht mehr von der Hand zu weisen. Klar ist der Sound über Online-Stream deutlich kühler, vielleicht weniger organisch als von Platte. Aber dass dies kategorisch etwas schlechtes bedeuten muss, gehört zu den Ansichten von gestern.

Von gestern, beziehungsweise von vor 150 Jahren ist auch Robert Schumanns Klavierzyklus Kreisleriana. Diesen hören wir in einer Aufnahme von Martha Argerich aus dem Jahre 1984. Bestimmt klänge ein und die selbe Aufnahme von einer Schallplatte deutlich anders. Aber nichtsdestotrotz erweist sich Bluesounds Powernode von außergewöhnlicher Musikalität. Soloklavier zu interpretieren mag erstmal einfach scheinen und gehört doch zu den großen Herausforderungen eines Setups. Denn auch hier geht es viel um Räumlichkeit, viel um die richtige Arbeit am Detail. Leicht kann man sich durch Ungenauigkeit oder zu schroffes verstärken an den feinen Mikrodynamiken eines Klavierstückes verheben.

Speaking Of: Dynamisch weiß der Bluesound Powernode Streaming-Vollverstärker uns übrigens voll auszutrumpfen. Wir haben immer wieder mal versucht, an seine Leistungsgrenzen zu kommen, mussten jedoch zuvor an unserer oder der Schmerzgrenze der Lautsprecher umkehren.

Es lässt sich schließlich festhalten, dass auch der Powernode die Erfolgsgeschichte von Bluesounds Streaming-Playern fortzuschreiben weiß und dabei sogar dem ein oder anderen wettbewerbenden Vollverstärker seiner Preisklasse durchaus gefährliche Konkurrenz macht. Im oberen Einstiegsbereich gehört Bluesound einfach zu den Taktgebern, sodass wir Ihnen uneingeschränkt empfehlen können, sich bei Bedarf einmal hier umzutun.

Entweder als Stand-Alone, aber vor allem natürlich im umfangreicheren Multiroom-Setup. Denn erst hier lassen sich Bluesounds Qualitäten in ganzer Fülle ausfahren. Wir freuen uns auf jeden Fall schon auf das nächste Mal!

Preis und Verfügbarkeit

Den Bluesound Powernode (2021) Streaming-Verstärker gibt es zum Preis von 999 Euro (UVP) im autorisierten Fachhandel zu kaufen.

Webseite: www.bluesound.com

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien zuerst in AUDIO TEST Ausgabe 08/2021

▶ Lesen Sie hier: Test: Bluesound Node (2021) – HiFi Musik-Streamer

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Fazit
Bluesound schafft es ein weiteres mal, uns auf ganzer Linie zu überzeugen. Der Powernode vereint die vielseitigen Kompetenzen des Node mit, naja, Power eben. Die hybrid-digitale Class-D-Endstufe bringt da ordentlich PS aufs Pflaster und braucht sich hinter „ausgewach- senen“ Amps nicht zu verstecken. Nicht zuletzt die Multiroom-Optionen machen den Bluesound Powernode so richtig interessant.
Wiedergabequalität
90
Ausstattung/Verarbeitung
90
Benutzerfreundlichkeit
100
Preis/Leistung
80
Leserwertung36 Bewertungen
58
Vorteile
toller Sound
vielseitig einsetzbar
schöne Bedienbarkeit
Nachteile
Keine
90
Bluesound Powernode

Bildquellen:

  • _MG_0210: Auerbach Verlag
  • Bluesound Powernode (2021) Test: Auerbach Verlag