Test: Serblin & Son Frankie Plus – Vollverstärker mit Netzwerk-Streamer

Test: Serblin & Son Frankie Plus – Vollverstärker mit Netzwerk-Streamer

Den Italienern trauen wir alles zu. Beim Fußball, im Bau von Sportwagen. Aber können unsere Nachbarn auch Vollverstärker? Die Frage ist hochmütig – denn der Frankie Verstärker von Serblin & Son trifft genau die Kombi der besten Werte: Er ist Lebensart und Rennwagen.

Pure Schönheit mit Kick

Wenn Sie einmal in einer Quizsendung gefragt werden: Die drei großen Männer des HiFi heißen Dr. Amar Gopal Bose, Saul Marantz und Sidney Harman. Vielmehr hießen – alle schon tot. Was auch auffällt: alles US-Amerikaner. Gibt es wirklich keinen Europäer, der in diesem Reigen mitspielen könnte? Da hätte ich einen Tipp: Franco Serblin – auch schon tot (1939 – 2013). Er war Gründer und Mastermind der italienischen Lautsprecherfirma Sonus faber. Die sich bester Gesundheit erfreut und heute – Ironie der Geschichte – im Portfolio von Bose befindet.

Lange Geschichte, mitunter traurig. Aber der Kern ist spannend: Franco Serblin gelang der Transfer der norditalienischen Geigenbautradition in das moderne HiFi. Weshalb die großen Serien bei Sonus faber noch immer „Stradivari“ oder „Amati“ heißen. Aber das ist ein schön inszeniertes Missverständnis. Einerseits liegt die Cremona, die Weltstadt des Instrumentenbaus, vom Sonus faber Firmensitz 160 Kilometer weiter westlich (an Mantua oder am Gardasee vorbei).

Noch entscheidender: Geigen sollen schwingen, vibrieren – Lautsprecher hingegen keinesfalls. Ein Lautsprecher ist kein Instrument. Aber Sonus faber hat den Bogen heraus und beste Kontakte zu den Holzmanufakturen der Region. Die Verarbeitung raubt mitunter den Atem. Es gibt keine schöneren Lautsprecher auf der Welt. Sagen die Fans, sagt Sonus faber im Subtext selbst.

Der Sohn, in Wirklichkeit der Neffe

Jetzt den Bogen zurück zu Franco Serblin: Seine Verwandtschaft baut Verstärker – ein Feld, das Sonus faber selbst brach liegen lässt. „Serblin & Son“ klingt bedeutend, wie ein Weltkonzern. Ist es aber nicht, am besten stellt man sich eine Manufaktur vor. Der Name ist auch ein Trick: Fabio Serblin ist nicht der Sohn, sondern der Neffe. Klingt aber besser, und in gewissem Sinne ist er auch der imaginäre Erbe – er hatte gemeinsam mit Franco die Verstärker entworfen. Auf der Webseite zeigt Fabio Fotos von sich und Franco – ein junger Draufgänger damals, heute ein etablierter Geschäftsmann und eben noch immer Entwickler.

Schlau nutzt Fabio die alten Wege – er beschafft sich das Holz für die Gehäuse seiner Verstärker von den gleichen Lieferanten, die heute noch Sonus faber bedienen. Verstärker im Holzgehäuse? Natürlich nicht wirklich. Serblin & Son verpackt die Endstufen, Vorstufen und den Vollverstärker in massives Metall, aber mit wunderschönen Holzplanken drumherum. Gibt es auch im grau-schwarzen Stahl-Look, ist aber austauschbar auf dem Weltmarkt.

Wir haben den „Frankie“ von Serblin & Son über den deutschen Vertrieb ACM Premium Audio geordert. Einen Vollverstärker, eben mit Holz-Ästhetik und als „Plus“-Version, hier ist noch ein kompletter Streamer mit an Bord, plus Bluetooth und allen zeitgemäßen Streamingdiensten. Das Schaltungskonzept ist ebenso klassisch wie geradlinig: doppelte 75 Watt an 8 Ohm durch eine Class-A/B-Architektur.

Perfekt für unseren Hörraum, potent auch für große Standboxen. Wem das zu wenig ist, der kann auch die D1000-EX-Variante bestellen – dann werden die Transistoren ausgetauscht gegen Class-D-Technologie, also ein Digital-Amp mit 250 Watt – erstaunlich.

Oh, ist der schön – Habenwollen

Emotional wird es schon beim Auspacken: Oh, ist der schön. Oh, den will ich haben. Der Serblin & Son Frankie Plus weckt den Ästheten ebenso wie den Beschützerinstinkt. Das ist herausragende Handwerkskunst, verpackt in überaus flacher Bauweise auf 12 Kilogramm. No Show auf der Front: ein Schalter für die Quellenwahl, ein weiterer für die Lautstärke, in der Mitte vier LEDs, die Volume und Zuspieler andeuten.

Eine Fernbedienung aus dem massiven Aluminium liegt bei, auch hier genügen sechs Knöpfe. Wem das zu wenig an Spielwiese ist: Fabio hat auch eine mächtige App für iOS und Android programmieren lassen, natürlich mit Cover-Ansicht für die „Plus“-Version.

Beim Rücken büxt Fabio aus. Das ist eigenwillig, aber schlau. Große Lautsprecherklemmen gibt es nicht – stattdessen vier Muffen für Banana-Stecker. Kann man machen. In unserem Test waren die Kontakte zu den Lautsprechern nicht ideal. Aber wir stecken ja auch permanent um – der Nutzer daheim nimmt brandneue Banana-Stecker mit maximaler Passgenauigkeit und ist glücklich, basta.

Dann zwei erstaunliche Momente: Vier analoge Eingänge gibt es – zwei Cinch, aber auch XLR und ein überaus wertiges Phonomodul. Hier kann ich meinen Plattenspieler anschließen, sogar Modelle mit MC-Output. Bei maximaler Anpassung über ein „Mäuseklavier“. So nennen es die Branchenkenner – das sind winzige Schalter, die man am besten mit einem Kugelschreiber umlegt, noch besser übernimmt der Händler des Vertrauens diesen Job. Abermals: Einmal eingerichtet, dann kann man dieses Detail aus dem Bewusstsein schieben.

Der „Plus“ lockt auch digitale Signale in Rohform an. Der interne Wandler wird optisch wie über Koax angesteuert. Ich kann auch per LAN mein Netzwerk einbinden, eben meine Lieblingsstreaming-Anbieter, oder die hauseigene Musiksammlung auf einem NAS. Alternativ einfach meine Favoriten per USB zustecken. Also zusammengefasst für das innere Auge: zwei schöne Lautsprecher an den Seiten, der Frankie Plus in der Mitte, auf dem Sideboard noch ein Plattenspieler – was für eine Eleganz im Wohnraum.

Der Hörtest: alles handgemacht

Attenzione! Wir beginnen den Hörtest – und verzichten bewusst auf italienische Opernarien oder Eros Ramazotti, scusi. Der Streaminganbieter Qobuz wählt regelmäßig die Alben des Monats, und die Redaktion liegt nie daneben. Aktueller Tipp: „Loved“ von der Band Parcels. Das sind fünf australische Musiker, die sich nach einer längeren Kreativpause wieder zurückmelden. Ein starkes Album, auch klanglich. Am besten stelle man sich die Beatles in einer depressiven Phase vor – tolle Melodien, aber langsam und von Moll getragen. Vor allem gibt es keine Spielereien mit dem Synthesizer – alles wirklich handgemacht. Wie eben auch der Frankie Plus.

Serblin & Son Frankie Plus – Vollverstärker
Das ist ein Machtwort: Die Fernbedienung wurde aus dem massiven Aluminium gefräst, liegt angenehm in der Hand und ist auf wenige Tasten sinnvoll reduziert. Wer mehr will: Es gibt auch eine App – gerade wichtig bei der Streaming-Funktion. (Bild: Auerbach Verlag)

Die Class-A/B-Schaltung bringt Druck, kann auch bei größeren Standboxen richtig laut (wir haben die Dali Rubikore 6 als Master genutzt, siehe unseren Test ebenfalls in diesem Heft). Aber Fabio Serblin lässt es klingen, als wäre noch eine Röhrenstufe eingeschleift – sehr harmonisch, aber nicht falsch soft.

„Everybodyelse“ schlurft wie ein trauriger Herbstsong hinein. Der Frankie stürzt sich sofort auf die Präsenz des Schlagzeugs. Die Snare-Drum ist weniger hell als an anderen Verstärkern, da herrscht mehr Körper und das schnelle „Peng“. Die dynamische Staffelung ist wirklich Weltklasse.

Jetzt huscht ein Bild durch meine Phantasie: edle Lautsprecher, edler Verstärker, edle Musiker – das kann auch schnell langweilig werden. Ich möchte den Frankie peinigen. „Morning Glory“ von Oasis (ganz neu in der 30th Anniversary Deluxe Edition) ist eigentlich ein verkappter Punk-Song.

Die Gitarren kreischen, eine Wand von Brachial-Dynamik steht vor uns. Ein guter Verstärker kann hier nicht differenzieren – der Sound schreit uns an. Stimmt die Stromleistungsfähigkeit des Trafos? Kippt die Schönheit in Härte? Ja und nein: Der Frankie hat die Stabilität, kann aber bei hohen Pegeln auch etwas eng werden. Behauptung: Genau das wollten die Jungs von Oasis auch.

Schalten wir einen Gang herunter und widmen wir uns der ungebrochenen Schönheit – in 24 Bit und 96 Kilohertz. Das deutsche Jazztrio Triosence unterhält einen Vertrag mit Sony Masterworks, schon das ein Ritterschlag. Der Weltkonzern hat seine besten Tonmeister den Musikern zur Seite gestellt, hört man. Nach drei Jahren Pause gibt es wieder etwas Neues: „Stories Of Life“. Das steht in der Tradition der ganz großen Jazzmeister von der Ostküste.

Der Titelsong beginnt mit den ganz hellen Impulsen, der Flügel perlt im Diskant, das Schlagzeug ist eher ein Tackern mit den Sticks. Ein Verstärker muss hier schnell sein, sonst klebt das Klangbild. Edle, norditalienische Noblesse ist schön, aber hier fehl am Platz. Das weiß auch Fabio Serblin. Er opfert bei seinem Frankie lieber das letzte Pfund Druck im Tiefbass, als dass er das Hochtempo des Motors aufgeben würde. Das ist ein Klangbild zum Hineingreifen – wirklich vier Musiker direkt vor mir, alles flirrt. Pure Schönheit mit Kick. Das könnte auch die Schlagzeile über diesem Frankie-Test sein.

Frankie Plus: Preis und Verfügbarkeit

Der Serblin & Son Frankie Plus Stereovollverstärker gibt es zum Preis von 3.200 Euro (UVP) im Fachhandel zu kaufen. Farbausführungen: Walnussholz und Schwarz.

Der Vertrieb für die Serblin & Son Geräte läuft in Deutschland über ACM Premium Audio aus Mönchengladbach.

Datenblatt Serblin & Son Frankie Plus

Allgemein
GeräteklasseStreaming-Verstärker
HerstellerSerblin & Son
ModellFrankie Plus
Preis (UVP)3.200 Euro
PreiskategorieMittelklasse
Maße (B/H/T)43 x 7,8 x 31,7
Gewicht12 kg
Informationenwww.acm-audio.de
Technische Daten*
SchaltungTransistor (Class A/B)
Leistung75 Watt / 8 Ohm
110 Watt / 4 Ohm
Unterstützte Streamingdienste AirPlay, UPnP/DLNA, OpenHome
Spotify Connect, Tidal, Qobuz
Internetradio
StromverbrauchStand-by: < 0,5 Watt
Eingänge2 x Cinch, 1 x Phono
1 x XLR, 1 x SPDIF, 1 x Optisch
1 x USB, 1 x Ethernet
Bluetooth
AusgängeBanana-Laustrecher-Muffen
1 Paar Cinch

*Herstellerangaben

Webseite: www.acm-audio.de // www.serblinandson.com

► Lesen Sie hier: Test: Sonus faber Serafino Tradition Standlautsprecher – Le Maestro

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Fazit
3.200 Euro – das ist für einen Vollverstärker eher viel Geld (es geht aber noch weit mehr). Schon beim Auspacken wollen wir unsere Kreditkarte zücken: Das ist eine Verarbeitungsqualität, die wir auf dem Weltmarkt kaum finden – echte Holzplanken, schwere Drehregler, eine Fernbedienung aus dem vollen Metall. Dazu erstaunlich kompakt und flach, der Frankie. Aber mit Phono-Platine und D/A-Wandler in der Plus-Version. Eigentlich alles, was der moderne Medienmensch sich wünschen kann. Jetzt kommt der Kick: Der schöne Italiener ist ein Meister der Spielfreude – sehr schnell, elegant, nicht auf Heavy Metal aus (klar), aber wirklich lecker in der Dynamik und Körperhaftigkeit. Zum Greifen schön.
Wiedergabequalität
90
Ausstattung/Verarbeitung
95
Benutzerfreundlichkeit
100
Preis/Leistung
100
Leserwertung0 Bewertungen
0
Vorteile
stabiles Class-A/B auch für leistungsfordernde Boxen/Musik
samtiger, feiner, eleganter Klang – als hätte sich eine Röhrenstufe eingeschlichen
perfekte Verarbeitung
eine Phonoabteilung, feinst anpassbar auch für MC – plus D/A-Wandler
Nachteile
nur Banana-Muffen
93
Gesamtergebnis

Bildquellen:

  • Serblin_Son_Frankie_Plus_Test_01: Auerbach Verlag / T. Kirsche