Monitor Audio Platinum 200 3g Test Review 02

Test: Monitor Audio Platinum 200 3G – Standlautsprecher (Drei-Wege)

Verwandelt sich bei den Monitor Audio Platinum 200 3G Lautsprecher-Handwerk zu HiFi-Kunst? Unser ausführlicher Testbericht zur dritten Generation der Platinum-Serie von Monitor Audio verrät es. Also Vorhang auf für die Platinum 200 3G!

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Aus Handwerk wird Kunst

Bevor wir diesen Test starten, wollen wir Danke sagen. Danke an Jens Ragenow von der Pannes Vertriebs KG. Denn ohne ihn hätten wir die Monitor Audio Platinum 200 (3G) Standlautsprecher nicht als erstes Magazin in ganz Europa anhören und ausführlich testen dürfen. Und unsere Leserinnen und Leser würden nicht jetzt vor Weihnachten schon erfahren, wie die neuesten Monitor Audio Speaker klingen. Ab Anfang 2023 sind sie nämlich erst im Handel erhältlich. (Anm.d.Red.: dieser Testbericht erschien exklusiv bereits vorab in der Dezember-2022-Ausgabe vom AUDIO TEST HiFi-Magazin)

Aufbau

Die Platinum 200 der dritten Generation sind die kleineren der beiden Standlautsprecher (Anm.: neben der 200er gibt es noch die 300 3G) in der Platinum-Serie, trotzdem bringen sie knapp 34 Kilogramm pro Lautsprecher auf die Waage mit einer Höhe von 102 Zentimetern. Ihr Aufbau gestaltet sich recht einfach, denn die Füße sind bereits ab Werk montiert. Zudem sorgen die neuen Platinum-Auslegerfüße für einen echt stabilen Stand und geben der Lautsprecherbox ein elegantes Auftreten. Nur wer Spikes nutzen will, etwa auf einem Teppich, muss die Platinum 200 auf den Kopf stellen, um jene anzuschrauben.

Da wir die Spikes schon erwähnen, für diese hat Monitor Audio eine clevere Idee. Wir können nämlich einfach die Lautsprecher hinstellen und die kleine magnetische Scheibe auf den Füßen abheben. Dann justieren wir die Spikes von oben, bis es eben passt.

Wie es bei Lautsprechern dieser Preisklasse – das Paar Platinum 200 kostet 11.000 Euro – üblich ist, sind sie Bi-Wiring und Bi-Amping fähig. Die sehr hochwertigen Anschlüsse dafür finden wir auf der Rückseite. Bananenstecker wie Klemmen können hier genutzt werden.

Fachsimpelei: Jens Ragenow (l.) vom Monitor Audio Deutschland-Vertrieb Pannes erklärt Testredakteur Thomas Kirsche die Neuerungen der Platinum 200 3G

Design

Die neue Platinum-Serie ist in den drei Farbausführungen Schwarz, Weiß und Ebenholz erhältlich. Die weiße Variante wirkt dabei für unseren Geschmack am futuristischsten, in unserem Testraum steht nun das Modell in Ebenholz (Ebony). Dieses wirkt in echt tatsächlich noch schicker als im Prospekt und wir waren geneigt zu sagen, dass dies der „am italienischsten aussehende Lautsprecher aus England“ ist. Dolce Vita made in UK sozusagen. Verantwortlich für dieses südländische Flair ist das wundervoll abgerundete Gehäuse. Es besteht aus laminierten MDF-Schichten, die intern verstrebt sind. Insgesamt ist es 18 bis 21 Millimeter stark und super steif. Die Schallwand misst sogar 36 Millimeter.

An weiteren Äußerlichkeiten fällt uns das Logo von Monitor Audio ins Auge. Es ist nicht aufgeklebt, sondern wird in das Gehäuse eingeätzt. Danach kommen 16 Lackschichten (!) darüber. Das garantiert eine mehr als lange Haltbarkeit der Optik. Auch die Lautsprecherfassungen aus Aluminium sind auffällig schön. Sie werden individuell gegossen und sorgen für zwei vollwertige Isolationsschichten zwischen dem Treiber und dem Gehäuse.

An der Front sehen wir keine einzige Schraube, denn die Treiber-Fassungen werden jeweils durch eine Gewindestange im Lautsprecher fixiert. Deren Ende sehen wir auf der Rückseite als formschicke Mutter, die wir Dank des mitgelieferte Torx-Schraubendrehers ein- oder nachstellen können. Die Lautsprecher werden also im Gehäuse durch die Zugkraft dieser Gewindestange gehalten. Dadurch bleiben die Driver immer in der richtigen Position. Ein Absenken, etwa weil der schwere Magnet diesen nach längerer Zeit nach unten zieht, wird es mit dieser Befestigungsart nicht geben.

Monitor Audio Platinum 200 3g Test Review 03
Die Platinum 3G-Serie besteht aus insgesamt vier Modellen. Dem Regallautsprecher Platinum 100, den beiden Standlautsprechern Platinum 200 & 300 sowie dem Center-Speaker C250.

Treiber der Monitor Audio Platinum 200 3G

Schauen wir zuerst den neuen MPD III-Hochtöner an. (MPD steht für Micro Pleated Diaphragm.) Dabei handelt es sich um einem AMT, also Bändchenhochtöner. Die sind für ihre brillante und besonders dynamische Darstellung der Höhen bekannt. In der dritten Generation der Platinum-Serie kommt genau der gleiche AMT zum Einsatz, den wir auch in der Monitor Audio Concept 50 Lautsprecherstudie auf der HIGH END Messe 2022 in München gesehen haben. Der neue MPD erreicht nun eine Frequenz von bis zu 60 kHz und er ist quadratisch. Das ist ungewöhnlich, denn in aller Regel sind AMT aufrecht stehende Rechtecke. Doch Monitor Audio entschied sich für eine quadratische Abstrahlfläche. Diese soll für gleichmäßige vertikale und horizontale Abstrahlung sorgen, wodurch die Klangbühne realistischer wirkt. Dank des optimierten Waveguides – also die Ausformung um den Hochtöner drumherum – wird Abstrahlcharakteristik des Lautsprechers verbessert und dessen Wirkungsgrad maximiert.

Der Treiber für die Mitten hört auf den Namen RDT III – Rigid Diaphragm Technology. Gegenüber der 2. Generation kommt hier eine neue rückwärtige Schicht aus zwei gleichmäßigen Lagen Karbonfasern zum Einsatz. Sie reduziert das Aufbrechen der Membran. Die optimierten Membrankanten sollen zudem für eine Verbesserung des Frequenzgangs der Treiber sorgen.

Der Basstreiber wurde natürlich auch optimiert. Bei ihm kommt ebenfalls die RDT-Membran in dritter Generation zum Einsatz. Der große Schwingspulendurchmesser von 50 Millimetern sorgt beim 15-Zentimeter-Treiber dafür, dass er selbst bei sehr anspruchsvollen Szenarien sehr kühl und präzise bleibt. Das wiederum führt zu einem kräftigen und dynamischen Bass. Verzerrung sollen so endgültig der Vergangenheit angehören.

Mechanischer Filter

Beim Bass und Mitten-Treiber ist der bekannte DCF-Mechanismus (Dynamic Coupling Filter) von Monitor Audio zu finden. Diesen gibt es zwar seit den 1990er Jahren, doch sicherlich wird der ein oder andere HiFi-Fan davon noch nichts gehört haben. Deshalb erläutern wir ihn kurz, da er rein mechanisch ein wichtiges Lautsprecherproblem löst. Bei einem normalen Konuslautsprecher sind Schwingspule und Membran (Konus) mit starren Materialien wie Aluminium verbunden. Jetzt erzeugt aber die Membranoberfläche bei hohen Frequenzen stehende Wellen und diese führen zu Spitzen im Frequenzgang, was wir als Verzerrung wahrnehmen.

Um diesem Problem Herr zu werden, entkoppelt Monitor Audio die Schwingspule von der Membran auf rein mechanische Weise. Dazu wird ein sorgfältig abgestimmter Guss-Nylonring genutzt. Der heißt Dynamic Coupling Filter (DCF). Er wirkt bis zur Trennfrequenz wie ein „fester“ Teil und überträgt die Bewegung der Schwingspule direkt auf die Membran. Oberhalb der Trennfrequenz wirkt er wie eine gedämpfte Feder, welche die Energieübertragung zwischen der Schwingspule und der Membran reduziert. Damit ergänzt dieser Ring die elektrische Trennung der Frequenzen. Die Dämpfung des Dynamic Coupling Filters beträgt 18 dB pro Oktave oberhalb der Trennfrequenz. Der Hochtöner kann dank dem DCF die hohen Frequenzen ohne Beeinträchtigung durch den Tieftöner wiedergeben.

Monitor Audio Platinum 200 3g Test Review 01
Auch ein Rücken kann entzücken: Zeitlose Eleganz trifft beim Platinum 200 auf hervorragende Verarbeitung.

Daten

Der Platinum 200 3G ist ein 3-Wege-Lautsprecher, der im Raum bei -6 dB einen Frequenzgang von 23 Hertz bis 60 Kilohertz erreicht. Wer ihn auf freiem Felde benutzt – was bei einem 11.000-Euro-Lautsprecher eher weniger zu empfehlen ist – bekommt 32 Hertz bis 60 Kilohertz geboten. Sein Wirkungsgrad liegt bei 88 dB, allerdings nicht bei der üblichen Messung von 1 Watt und 1 Meter, sondern bei 2,83 Volt pro 1 Meter. Das bedeutet sein echter Wirkungsgrad wird bei um die 85 dB liegen. Das muss man beachten, denn ein leistungsfähiger Verstärker sollte schon vorhanden sein. Die empfohlene Verstärkerleistung liegt entsprechend zwischen 150 und 600 Watt.

Klang der Monitor Audio Platinum 200 3G

Unseren Klangtest starten wir mit einem Titel, der sicher nur wenigen High-Endern bekannt ist. Er eignet sich hervorragend, um Klangbühne, Stereobild, Dynamik und die Beherrschung der Transienten zu testen. Wir werfen also „Bubbles“ von Yosi Horikawa an. Der Track startet mit Sounds diverser Bälle, Murmeln und Kugeln, die auf den Boden fallen. Sie hopsen nach links, nach rechts, in die Ferne oder nah an uns heran. Daraus ergibt sich dann begleitet von viel Hall, einem Bass und einer Drum sowie einigen Synthesizer-Klängen ein abgerundetes Musikstück. Das ist sicher nichts für den geneigten Chartshörer, aber das Stück hat Humor, ist einfallsreich und es lässt es uns die Platinum 200 (3G) bestens kennenlernen. So ist das Stereobild präzise in Stein gemeißelt. Der Hall ist sehr weit und unheimlich ausgewogen. Die Dynamik stimmt immer und die Transienten knallen uns um die Ohren, so wie es der Komponist Horikawa orchestriert hat.

Nach diesem hervorragenden Ersteindruck bemühen wir „Paper Trails“ des New Yorker-Duos Darkside aus dem 2013er Album „Psychic“. Das Stück startet mit einer weit entfernt gezupften E-Gitarre und einem Fingerschnipsen, was fast direkt vor uns im Raum passiert. Kommt dann noch die fein gespielte Gitarre dazu plus die herrlich tiefe Gesangsstimme beginnt die Couch in unserem Hörraum zu vibrieren. So eindrücklich tief bringen die Platinum 200 (3G) den Bass herüber. Wieder ist die Klangbühne berauschend offen und geht tief in den Raum. Details sind zu jeder Zeit bis in jede Feinheit hörbar und die Ortbarkeit bleibt, selbst wenn wir nicht im Sweetspot sitzen, immer erhalten. Genial! Da wir jetzt schon fast einen Bass-Rausch erleben, wollen wir es wissen und spielen „Make Us Stronger“ von Ghost Rider. Der Titel wartet mit feinen 80er-Synthesizerklängen und einem herrlich treibenden Bass auf. Der geht wieder direkt in die Magengrube bzw. unser Sitzmöbel.

MPD III-Hochtöner ist ein Bändchenhochtöner (AMT),
Der neu entwickelte MPD III-Hochtöner ist ein Bändchenhochtöner (AMT), der mit brillanter und dynamischer Höhendarstellung begeistert.

Wir schauen uns neugierig die Lautsprecher an. Bei dieser Basskraft müssten die Membranen doch nur so schwingen – aber nein! Sie scheinen still zu stehen, derart souverän spielen die Platinum 200 3G von Monitor Audio. So hören wir uns weiter durch nahezu alle Musikgenres – egal ob Klassik, Jazz oder selbst Heavy Metal – stets bleibt der Ersteindruck bestehen: Die Platinum 200 in der dritten Generation klingen fantastisch aufgeräumt und halten dabei den Sound als Einheit zusammen. Sie berauschen uns mit Basskraft und einer offenen, sowie weiten Klangbühne. Das ist Musik in seiner feinsten Vollkommenheit. Diesen Lautsprecher muss man ganz einfach erlebt haben – also nichts wie ab zum Fachhändler! ■ Text: Thomas Kirsche, Benjamin Mächler

Preis und Verfügbarkeit

Die Monitor Audio Platinum 200 3G Standboxen sind zu einem Paar-Preis von 10.998 Euro (UVP) im gut sortiertem Fachhandel erhältlich. Farbausführungen: Schwarz Hochglanz, Ebenholz und Weiß. Vertrieben und vermarktet werden die Produkte von Monitor Audio in Deutschland von der Pannes Vertriebs KG.

Webseite: www.derbesteklang.de // www.monitoraudio.com/de

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien zuerst in AUDIO TEST Ausgabe 01/2023

▶ Lesen Sie hier: Test: Monitor Audio Bronze Cinema 200 AMS – Dolby Atmos Surround Lautsprecher Set (5.1.4)

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Fazit
Lautsprecher-Handwerk verwandelt sich zu HiFi-Kunst. Mit diesem Satz können wir unser Fazit zu den Platinum 200 in ihrer dritten Generation zusammenfassen. Die Standlautsprecher sind extrem hochwertig verarbeitet und so optisch so ansprechend designt, dass man einfach nicht wegschauen möchte. Ihre Klangsignatur ist weit oberhalb ihrer Preisklasse zu finden, so dass sich die deutlich teurere High-End-Konkurrenz warm anziehen darf. Wer Musik in ihrer Vollkommenheit genießen möchte, sollte die Monitor Audio Platinum 200 3G unbedingt in Betracht ziehen.
Wiedergabequalität
100
Ausstattung/Verarbeitung
100
Benutzerfreundlichkeit
80
Preis/Leistung
80
Leserwertung57 Bewertungen
48
Vorteile
Ausgewogener, offener, detailreicher Sound
fantastische Basskraft und breite, perfekt ortbare Klangbühne
spielt oberhalb ihrer Preisklasse
Nachteile
potenter Verstärker notwendig
96
Gesamtergebnis

Bildquellen:

  • Monitor Audio Platinum 200 3g Test Review 02: Auerbach Verlag