Test: Meridian DSP9 – Aktiver High End Standlautsprecher

Meridian Audio macht sich immer wieder als Impulsgeber der internationalen HiFi-Landschaft verdient. Auch der brandneue Aktivlautsprecher Meridian DSP9 soll dem exzellenten Ruf des Herstellers gerecht werden. Wir durften dieses High End Highlight exklusiv testen.

Zwischen Nadir und Zenit

Auf der Oberfläche unseres Planeten beschreiben Meridiane die Verlaufslinien von Nordpol zu Südpol. Sowie auch der Himmel von Zenit zu Nadir entlang astronomischer Meridiane oder Himmelsmeridiane verläuft. Meridiane dienen dabei als Referenzen der Orientierung am Himmel und der Erde. Nichts Geringeres strebt das britische HiFi-Unternehmen Meridian Audio an. Dieser Hersteller agiert mit dem Anspruch, Marker elektroakustischer Referenzen zu präsentieren. Vielleicht nicht gerade einsteigerfreundlich, dafür jedoch qualitativ von höchster Güte.

Gegründet wurde Meridian Audio im Jahr 1977 von Allen Boothroyd und Bob Stuart, damals noch unter dem unprätentiösen Namen Boothroyd-Stuart. Mit dem Meridian M1 präsentierten die beiden Tüftler damals den weltweit ersten Aktivlautsprecher für Privatanwendungen.

Mitte der 1980er Jahre brachten Boothroyd und Stuart mit einem CD-Player schließlich das erste Produkt der Marke Meridian heraus, wobei nicht zu vernachlässigen ist, welch innovativen Vorstoß man in dem Jahrzehnt mit dieser Technologie leistete. Bob Stuart ist noch heute bekannt für seinen Erfindungsreichtum. So geht etwa der verlustfreie Codec Master Quality Authenticated, kurz MQA, auf sein Konto.

Heute hat sich Meridian Audio als echter Gradmesser auf dem HiFi-Globus etabliert. So vertrauen etwa die Automarken Land Rover und Jaguar auf die Partnerschaft mit der Schmiede aus Huntingdon, die nach wie vor alle ihre Produkte komplett im Vereinten Königreich konzipiert, gestaltet und entwickelt. Der hiesige Vertrieb von Geräten des Hauses Meridian Audio obliegt dabei niemand geringerem als Mansour Mamaghani, also Audio Reference aus Hamburg.

Den Meridian DSP9 gibt es in den Farbausführungen: Grün (Sage Green), Orange (Volcano Orange), Schwarz (Gloss Black) und Blau (Pigeon Blue). Auch andere Farben sind auf Kundenwunsch möglich.

Meridian DSP9

Bereits im Frühjahr 2023 durften wir auf der HIGH END in München einen ersten Blick auf den aktiven Standlautsprecher DSP9 von Meridian Audio werfen. Am Stand von Audio Reference stach der exzentrische Designlautsprecher sofort ins Auge und uns war sofort klar, dass wir dieses Schmuckstück unbedingt einmal selbst in aller Ruhe ausprobieren müssen.

Dass es dann ein Dreivierteljahr dauerte, bis Lorenzo Mamaghani und Maximilian Merk von Audio Reference endlich ein Paar DSP9 in unseren Redaktionsräumen in Leipzig vorbeibrachten, hat einen einfachen Grund: Diesen Monat geht das neue Referenzmodell endlich in den Verkauf. In der Variante, wie sie nun vor uns steht, ruft der Hersteller jedoch einen stolzen Preis von 98.000 Euro für das Paar auf.

Wobei allein 12.000 Euro allein für die Sonderlackierung des Gehäuses anfällt. Diese ist dem Luxus-Sportwagen McLaren P1 nachempfunden. Wobei nachempfunden wohl das falsche Wort ist. Denn tatsächlich lässt Meridian seinen DSP9 im Werk von McLaren mit dem Originallack des Sportwagens lackieren! Wem der Orangeton unseres Testmusters dann aber doch zu knallig sein sollte, der hat die Möglichkeit, auf der Website von Meridian Audio ein ganz individuelles Finish je nach persönlichem Gusto auszuwählen. Monaco-Türkis oder Korallrot? Han-Purpur oder Seladongrün? Alles kein Problem.

Dabei ist die Lackierung des Meridian DSP9 bei weitem nicht das Einzige, das an einen Sportwagen erinnert. Auch die stromlinienförmige Ausgestaltung des Gehäuses erscheint wie eine Reminiszenz an den Superlativ des Automobilbaus. Ein wenig wie der senkrecht stehende Kotflügel eines Rennwagens verzichtet der DSP 9 gänzlich auf parallele Gehäusewände. Während am unteren Gehäuseende noch ordentlich Volumen zustande kommt, verjüngt sich der Korpus nach oben hin rasant. Allerdings korrespondiert dieses Design auch mit der Treiberbestückung des DSP9.

Das Anschlussterminal des DSP9 liegt gut versteckt am unteren Ende der Gehäuse- rückseite. Leider finden wir von Haus aus keinerlei analoge Anschlussmöglichkeiten. (Bild: Auerbach Verlag)

High End-Ensemble

Schließlich finden im aktiven Meridian DSP 9 gleich vier seitlich montierte Subsonic-Tieftöner Verwendung! Diese aus Polypropylen gefertigten Langhubtreiber messen dabei stolze 20 Zentimeter und sind obendrein mit einem Antiresonanz-Klemmring-Montagesystem ausgestattet. Die beiden Tieftöner werden von jeweils zwei Class-D-Verstärkern angetrieben, die pro Paar eine Gesamtleistung von insgesamt mehr als 240 Watt zur Verfügung stellen. Im Mittelton kommt ein Class AB-Verstärker zum Einsatz, der mit einer Leistung von über 150 Watt ein Frequenzband von über 100 kHz anzutreiben vermag, was für die Aufgabenstellung des Mitteltöners freilich mehr als ausreichend ist.

Als EVO-Mitteltontreiber ist eine 16 cm messende Membran mit einem nichtleitenden Schwingspulentreiber und ebenfalls einem Antiresonanz-Klemmring-Montagesystem versehen. Die 2,5 cm große Berylliumkalotte mit silberner Schwingspule und maßgeschneidertem Waveguide bezieht ihren Antrieb ebenfalls von einem Class-AB-Verstärker mit einer Nennleistung von über 150 Watt auf einem potenziellen Frequenzband von mehr als 100 kHz. Insgesamt kommt der aktive DSP 9 somit auf einen maximalen Schalldruckpegel von 119 Dezibel bei einem Frequenzumfang von 20 Hz bis 40 kHz.

Bild links: An der linken und rechten Seite befinden sich die Tieftöner. Diese haben die Power eines mächtigen Subwoofers, wie wir beim Song „Sound of Silence“ von Geoff Castellucci hören konnten.
Bild Mitte: Das Anschlusspanel bietet Eingänge für koaxiales und optisches Digital In. Zudem gibt es den SpeakerLink-Anschluss im Format RJ45. Darüber werden die beiden Lautsprecher miteinander verbunden.
Bild rechts: Der Hochtöner ist eine 25-mm-Berylliumkalotte mit silberner Schwingspule. Beryllium wird von Meridian im DSP9 zum ersten Mal für einen Hochtöner verwendet.

(Bild: Auerbach Verlag)

Basic Connectivity

Von Haus aus bringt Meridian Audios DSP9 eine überschaubare Grundausstattung digitaler Anschlussmöglichkeiten mit. Da ist ein Koaxial-Eingang, der Signale bis zu 192 kHz auf 24 Bit umzusetzen weiß, sowie ein optischer Eingang für 96 kHz auf 24 Bit und ein USB-C-Input für bis zu 384 kHz auf 24 Bit. Bluetooth-Kompatibilität lässt sich über den im Lieferumfang enthaltenen Meridian B-Link installieren.

Nur für analoge Signale muss Meridians analoges Eingangsmodul dazugekauft werden. Hierüber kommen jedoch symmetrische XLR-Eingänge, sowie unsymmetrische RCA-Kanäle hinzu für die Anwendung eines Phono-Systems. Über den Meridian SpeakerLink-Anschluss im hauseigenen Format RJ45 lassen sich schließlich zwei Modelle des DSP9 zu einem Stereopaar koppeln.

Am Kopf des sich rasch verjüngenden Gehäuses finden wir den 25 mm Hochtöner mit Beryllium-Kalotte und maßgeschneidertem Wave-Guide. (Bild: Auerbach Verlag)

Special Features

So weit, so gut. Kommen wir zu den produktionstechnischen Highlights des DSP9 Aktivlautsprechers von Meridian Audio. Da wäre zum einen das Meridian Bespoke Signal Mapping. Hierbei werden maßgeschneiderte Crossover-Filter angewendet, welche dezidiert für jede mögliche Konfiguration von Antriebseinheiten innerhalb eines Speakers von Meridian Audio entwickelt werden. Dadurch verspricht der Hersteller eine absolut originalgetreue Wiedergabe des eingespeisten Signals.

Dazu kommen im Tieftonbereich mit Meridians E3-Bass-Technologie spezielle Filtertechniken, welche der Bassperformance mehr Resonanzraum verleihen, ohne jedoch in Feinabstimmung Einbußen in Kauf nehmen zu müssen. Die Verstärkerkonstruktion der Tieftöner, welche Meridian als Pro-Active Bass betitelt, schützt dabei die Tieftöner vor Übersteuerung und ermöglicht maximale Leistung, ohne das Risiko einer Beschädigung der Chassis einzugehen.

Thomas Kirsche von AUDIO TEST nahm Maximilian Merk und Lorenzo Mamaghani von Audio Reference (v. l. n. r.) mitsamt der neuen DSP 9 von Meridian im Hörraum der Redaktion in Empfang. (Bild: Auerbach Verlag)

Hinzu kommt für alle ausgangsseitigen Baugruppen das sogenannte Full Frequency Alignment, welches als eine Kombination aus digitalen Filtern und Delay-Schaltungen mögliche Gruppenverzögerungen des Lautsprechers korrigiert. Somit wird sichergestellt, dass alle Frequenzen zeitlich synchronisiert aus dem Schallwandler treten.

Ergänzt wird diese Schaltung durch eine True Time-Technologie. Dieser von Meridian entwickelte Apodizing-Filter vermeidet eventuelles Vorklingen vorangegangener Filter und deren Auswirkungen auf die Gesamtperformance, indem er das Pre-Echo in ein Post-Echo umsetzt. Die Technologie wird eigentlich eher mit der Optik in Verbindung gebracht und stellt in der Elektroakustik letztlich eine Alternative zum weitaus populäreren Brick-Wall-Filter dar.

Eine weitere säubernde Aufarbeitung des Datenstroms passiert durch Meridians Q-Sync. Hier werden in einem mehrphasigen Puffersystem Jitter auf ein Minimum reduziert und somit Timing und Signalklarheit verbessert.

Schließlich hat Meridian Audio im DSP 9 ein pro-aktives Wärmemanagement installiert. Dieses überwacht die Audiosignale, welche an Mittel- und Hochtöner ausgegeben werden und begrenzt bei Bedarf die Gesamtlautstärke des Lautsprechers. Dies geschieht dann, wenn das System die Gefahr registriert, dass einzelne Antriebseinheiten zu heiß werden könnten.

Audiophiler Highspeed in der Redaktion: die DSP erstrahlt in einem leuchtenden Orange wie einst der McLaren P1 Supersportwagen. Die Lackierung stammt übrigens wirklich von McLaren. (Bild: Auerbach Verlag)

Setup und Performance

Bei der Aufstellung eines Stereopaares DSP9 von Meridian empfiehlt es sich unbedingt, mindestens vier Hände zur Verfügung zu haben. Denn mit einem Nettogewicht von 68 kg sind die gerade mal 110 cm hohen Aktiv-Lautsprecher doch ganz schöne Brocken. Dafür sind sie dank Downfire-Bassreflex in der Aufstellung nicht gerade wählerisch. Wir sind in der Formation eines leicht auf den Sweet Spot eingewinkelten Stereo-Dreiecks schon sehr überzeugt von der Darbietung unserer Prüflinge.

Namentlich festgestellt unter anderem am Titel „Tu Café“ von N.O.H.A.. Der zügige Breakbeat Remix einer spanischen Folklore vereint eine treibende Rhythmusgruppe mit nuancenreichen Gesängen und akustischen Instrumenten. Während der DSP 9 untenrum gleich ordentlich zu schieben beginnt, bleiben etwa die Timbres der traditionellen Gesänge, sowie des Pianos fein aufgelöst.

Noch eindrucksvoller zeigt sich das bei „Don’t Say“ von Arone Dyer & Stargaze. Das Stück, welches letztes Jahr auf deren Debütalbum „Arone x S T A R G A Z E“ erschien, bringt symphonische Klangfarben mit tanzbaren Repetitionen und dissonanzaffinen Arrangements zusammen. Der DSP 9 brilliert hier nicht nur aufgrund einer wirklich referenzgebenden Detailtreue, sondern legt gleichzeitig eine unfassbar plastische Räumlichkeit an den Tag. Die Tiefentstaffelung ist so ausladend, dass uns die vereinzelt gesetzten Rim Shots in locker 15 Meter Entfernung zu erklingen scheinen.

Dieser Eindruck verstärkt sich bei Lower Dens’ „Alphabet Song“. Hier beginnen staubtrockene Drums in unmittelbarer Nähe, wobei sich allmählich zunächst ein entferntes Synth-Arpeggio dazugesellt und schließlich mit Gitarre, Bass und Vocals ein farbenfrohes Gesamtbild zusammensetzt. Der Meridian DSP9 macht sich dabei ohne Mühen um den Adelstitel des Referenzlautsprechers verdient.

Wie auf einem 8k-Bildschirm haben wir das Gefühl, Details offenbart zu bekommen, welche ein „herkömmlicher“ Lautsprecher niemals zu zeichnen in der Lage wäre. Kleinste Informationen, wie das feine Flirren auf den Gitarren oder die zwischen den Becken der Hi-Hat entweichende Luft, die eine gute Mikrofonie zwar einfangen, aber bei weitem nicht jeder Lautsprecher auszugeben vermag.

Der Meridian DSP9 wird dem Namen seines Schöpfers auf ganzer Linie gerecht und entpuppt sich als elektroakustische Referenz, als Orientierungshilfe am Himmel der HiFi-Sterne!

Erst kürzlich haben wir Audio Reference Geschäftsführer Mansour Mamaghani die Auszeichnung für den „Aktivlautsprecher des Jahres“ für den Meridian DSP9 überreicht. (Bild: Auerbach Verlag)

Preis und Verfügbarkeit

Der Paarpreis des von uns getesteten Modells DSP9 liegt bei 98.000 Euro (UVP). Seit Februar 2024 sind die Meridian DSP 9 Lautsprecher auch in Deutschland im Fachhandel erhältlich.

Farbausführungen: Grün (Sage Green), Orange (Volcano Orange), Schwarz (Gloss Black) und Blau (Pigeon Blue). Auch andere Farben sind auf Kundenwunsch möglich.

Der Vertrieb für die Produkte von Meridian Audio läuft in Deutschland über Audio Reference aus Hamburg.

Datenblatt Meridian Audio DSP 9

Allgemein
GeräteklasseStandlautsprecher Aktiv
HerstellerMeridian Audio
ModellDSP9
Preis (UVP)98.000 Euro (Paar)
PreiskategorieLuxusklasse
Maße (B/H/T)66 x 110 x 51 cm
Gewicht68 kg
Informationenwww.audio-reference.de
Technische Daten*
Arbeitsweiseaktiv
Bauform3-Wege, Bassreflex
Frequenzverlauf20 Hz – 40 kHz
Empfindlichkeit119 dB @ 1m
Raumempfehlung15 m2 – 50 m2
individuelle Klangeinst.ja (über App)
Eingänge1 optisch, 1 × koaxial,
1 × USB-C

*Herstellerangaben

Webseite: www.audio-reference.de

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien zuerst in AUDIO TEST Ausgabe 02/2024

► Lesen Sie hier: Test: Meridian Ellipse – High End Streaming / Bluetooth Lautsprecher

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Fazit
Allein baulich stellt Meridian Audio mit dem DSP 9 all sein Können unter Beweis. Der Lautsprecher sieht zwar aus wie ein Sportwagen, vermag jedoch zart wie eine Stradivari aufzuspielen. Wobei er jedoch auch größere Räume locker einzuheizen weiß, gerade so, als stünde man tatsächlich am Rand einer Rennstrecke. Technologisch vom allerhöchsten Niveau und gespickt mit neuesten Entwicklungen zeigt der DSP9 ganz klar an, wo es lang geht – Richtung Referenzklasse!
Wiedergabequalität
100
Ausstattung/Verarbeitung
95
Benutzerfreundlichkeit
90
Preis/Leistung
80
Leserwertung20 Bewertungen
53
Vorteile
unfassbarer Detailreichtum
auch bei Maximalpegel feinste Abstimmung
Nachteile
analoge Eingänge nur optional erweiterbar
98
Gesamtergebnis

Bildquellen:

  • Meridian Audio DSP9_Test_01: Auerbach Verlag