Das Model Five von KLH erschien ursprünglich im Jahre 1968. Über 50 Jahre später kam es 2021 erneut mit etlichen modernen Anpassungen auf den Markt. Also wie schlägt sich der Retrolautsprecher heute?
Spiel’s noch einmal
Im US-amerikanischen Massachusetts schlossen sich Henry Kloss, Malcom S. Low und Josef Anton Hofmann im Jahre 1957 zusammen und gründeten die Lautsprechermarke KLH Research and Development Corporation. Was im kleinen Kreis in den 1950ern begann, entwickelte sich über die Jahre sogar zum weltweit größten Lautsprecherhersteller mit über 500 Angestellten und über 30000 verkauften Geräten im Jahr!

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Und KLH war Pionier in vielen Bereichen. So gilt das Model Nine, der erste elektrostatische Full-Range-Lautsprecher bei eingefleischten HiFi-Fans bis heute als einer der besten Lautsprecher überhaupt. Außerdem war das Model Forty das erste Tonbandgerät mit Dolby Geräuschunterdrückung. Nicht weniger legendär sind die Lautsprecher mit der Technologie der akustischen Federung. Hier kommt ein geschlossenes Gehäuse zum Einsatz, was die Verzerrung im Bassbereich stark vermindert.
Ein KLH Lautsprecher mit dieser Charakteristik war das Model Five, was ursprünglich im Jahre 1968 auf den Markt kam und als einer der bestverkauften Lautsprecher dieser Zeit gilt. 53 Jahre später, im Jahre 2021 erblickte das Model Five erneut das Licht der Welt mit einer überarbeiteten Optik und einem stark verbesserten Wandlerdesign. Die akustische Federung, Gehäusekonstruktion und Größe sind aber gleich geblieben. Somit gleicht der Neue seinem Vorfahren in Sachen Leistung und Vintage-Flair. Wir wollen uns nun den neuen KLH Model Five näher anschauen.

Aussehen
Der KLH Model Five ist unverkennbar auf Retro getrimmt. Die schwarze Front mitsamt der drei Treiber ist äußerst schlicht gehalten. Ein Firmenlogo oder andere auffällige Akzente gibt es nicht. Das Gehäuse besteht aus einer 1,9 Zoll dicken, mitteldichten Faserplatte und ist in verschiedenen Varianten erhältlich. Es gibt drei Finishes: englische Walnuss, westafrikanisches Mahagoni und nordisches Noir.
Das Gehäuse gefällt auf den ersten Blick und ist sehr wertig verarbeitet. Auf der Rückseite befindet sich neben dem ebenso hochwertigen Anschlussterminal, eine Besonderheit: Der Model Five verfügt über einen dreistufigen Regler, welcher die Wiedergabe oberhalb von 400 Hz anpasst.
Die Option „Hi“ ist der Standard und ist für neutrale, akustisch optimierte Räume gedacht. „Mid“ senkt das Signal über 400 Hz um -1,5 dB ab und ist für „lebendigere“ Räume ausgelegt. „Lo“ ist die Option für hallige Räume, welche zum Beispiel gefliest sind. Hier wird das Signal um -3b verringert. Zum KLH Model Five gibt es Stative, welche die Lautsprecher um circa 20 Zentimeter erhöhen und sie einem Winkel von 5 Grad ausrichten.
Der Lautsprecher ist ohne dieses Stativ 66 Zentimeter hoch und 35 Zentimeter breit. Damit passt er ganz gut in ein „normales“ Wohnzimmer und dank der Farbauswahl lässt er sich in die meisten gängigen Inneneinrichtungen integrieren.

Ausstattung
Während das KLH-Original aus 1968 über vier Treiber verfügte, hat das moderne Model Five drei Chassis an Bord. Der Hochtöner ist 2,54 Zentimeter groß und besteht aus Aluminium. Der Mitteltöner misst 10,16 cm und sitzt in einem eigenem Innengehäuse. Der 25,4 cm große Kalottentieftöner hingegen besteht aus Zellstoff-Papier und hat eine umgekehrte Rollenaufhängung.
Wie bereits erwähnt setzt das Model Five auf ein geschlossenes Gehäuse und beruht auf der akustischen Federung. Diese galt lange als das akkurateste Lautsprecherdesign und wurde 1954 unter anderem von KLH-Mitgründer Henry Kloss entwickelt. Bei dieser Technik dient die Luft im Lautsprecherinneren als Luftkissen, beziehungsweise Luftfederung und liefert die Rückstellkraft für den Tieftöner. Luft ist dabei deutlich linearer als die mechanischen Teile der Tieftöneraufhängung, wodurch sich die Membran linearer, also verzerrungsfreier, bewegt als bei Bassreflexsystemen. Geschlossene Gehäuse sind gemeinhin bekannt für ihren genauen, straffen Bass.
In der Praxis
Für unseren Klangtest stellen wir dem Model Five eine schöne und ebenso retroeske Kette zur Seite. Wir nutzen den Naim Nait 50 Stereovollverstärker und den Revox B795 Plattenspieler, die beide auch als Einzeltests in dieser Retro-Ausgabe der AUDIO TEST vertreten sind. Den Anfang unserer Hörsession macht das französische Elektroduo Daft Punk. Wir legen die Jubiläumsedition ihres 2013 erschienenen Albums „Random Access Memories“ auf. Der Titel „Giorgio by Moroder“ beginnt mit einem Monolog des italienischen Synthesizer-Pioniers Giorgio Moroder.
Seine Stimme klingt hier sehr sanft. Nicht zuletzt ist dies dem Mitteltöner zu verdanken, der sich ganz auf die Mitten fokussieren kann. Später im Stück kommt die Instrumentalisierung hinzu, welche der Lautsprecher ebenso kompetent wiedergibt. Die Kick klingt schön tief und sauber, während die Synthesizer greifbar und präsent aus dem Retrolautsprecher feuern.
Allgemein klingt der KLH Model Five sehr knackig und agil. Die Percussion bringt scharfe Transienten mit und die Flächen schmiegen sich angenehm unter die restlichen Elemente. Uns fällt auf, dass die Mitten und Höhen etwas präsenter sind, als der Bass, weshalb wir die Klangcharakteristik von „Hi“ auf „Mid“ stellen. Nun wirkt das Soundbild tatsächlich etwas ausgewogener.

Take Five for Model Five
Jetzt nutzen wir einen anderen Verstärker mit einem Streamer, um auf eine schier unendliche Auswahl an Titeln zu zu greifen. Und was passt besser zum Model Five als „Take Five“, die meistverkaufte Jazzsingle überhaupt?! Dave Brubecks „Take Five“ ist herausragend aufgenommen und steht dem Model Five wirklich ausgezeichnet. Paul Desmonds Altsaxophon klingt äußerst lebendig und greifbar. Das Schlagzeug wiederum schallt kräftig und seine Anschläge springen agil aus dem Model Five. Vor allem gefällt uns der straffe Bass, den der KLH Model Five zaubert. Auch bei hohen Lautstärken kommt er nicht aus dem Konzept und spielt stets angenehm sauber.
So können wir abschließend festhalten, dass KLH mit dem Model Five eine gelungene Revision des Klassikers der späten 1960er Jahren gelungen ist. Er modernisiert viele Aspekte und behält dabei seine Identität. Der Retro-Lautsprecher ist exzellent verarbeitet und der Regler auf der Rückseite bietet gern gesehene Anpassungsmöglichkeiten in puncto Klangästhetik. Der Lautsprecher funktioniert sowohl mit akustischer, als auch mit modernerer, elektronischer Musik vorzüglich. Davon konnten sich die Besucher der HiFi-Tage in Leipzig auch erst kürzlich ein Bild machen und so verwundert es nicht, dass der deutsche KLH-Vertrieb Bellevue Audio hier mit allerlei Lob von Seiten der Zuhörer überschüttet wurde.
Preis und Verfügbarkeit
Den KLH Model Five Lautsprecher gibt es zum Preis von 3.290 Euro (UVP, Paarpreis) im Fachhandel zu kaufen.
Datenblatt KLH Model Five
Allgemein | |||
Geräteklasse | Kompaktlautsprecher | ||
Hersteller | KLH | ||
Modell | Model Five | ||
Preis (UVP) | 3.290 Euro (Paar) | ||
Preiskategorie | Mittelklasse | ||
Maße (B/H/T) | 66 × 35 × 29,2 cm | ||
Gewicht | 20 kg | ||
Informationen | www.bellevueaudio.de | ||
Technische Daten* | |||
Arbeitsweise | 3-Wege | ||
Bauform | geschlossen | ||
Frequenzverlauf | 42 Hz− 20 kHz | ||
Empfindlichkeit | 90,5 dB | ||
Raumempfehlung | von 20 m² bis 45 m² | ||
individuelle Klangeinst. | ja | ||
Eingänge | 1 × Banane/Klemme |
*Herstellerangaben
Webseite: www.klhaudio.eu
Anmerkung: Dieser Testbericht erschien zuerst in AUDIO TEST Ausgabe 01/2024
▶ Lesen Sie hier: Test: KLH Model Three – 2-Wege Retro-Lautsprecher

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Bildquellen:
- KLH Model Five Test 01: Auerbach Verlag (alle)