Lautsprecher-Sonderserien gehören beim britischen Traditionshaus Bowers & Wilkins seit über 30 Jahren zum guten Ton. Seit kurzem gibt es auch die neue 700er Serie mit dem Signature-Upgrade zu kaufen. Wir haben uns die Verbesserungen direkt am Beispiel des Flaggschiffs angeschaut.
Blaue Eminenz
Wir schreiben das Jahr 1987. John Bowers, der Gründer von Bowers & Wilkins, erliegt leider viel zu früh einer schweren Krankheit. Um ihn zu ehren, entwickelt das Ingenieurteam des Steyning Research Establishments die Sonderedition eines Lautsprechers. In diesem sollen alle Visionen von John Bowers und alles, wofür er stand, zusammenkommen. Letztendlich eine persönliche Hommage an den Unternehmensgründer: ein Lautsprecher mit dessen unverwechselbarer „Signatur“.
1991, genau zum 25-jährigen Bestehen des britischen HiFi-Unternehmens kommt dann dieser Lautsprecher heraus, es ist der Kompaktlautsprecher Silver Signature. Dessen Klang von Liebhabern auch heute noch sehr geschätzt wird.
Aber der B&W Silver Signature sollte nicht der einzige Lautsprecher bleiben, der diese „Signature“ bekommt. Pünktlich zum 30-jährigen Jubiläum erblickte der Signature 30 das Licht der Welt und im Jahr 2001 kamen zwei Modelle der legendären Bowers & Wilkins 800-Serie „signiert“ heraus. Es waren der Signature 805 und der Signature 800. Im Jahre 2006 wurde Bowers & Wilkins dann 40 Jahre und feierte dies mit dem Sondermodell Signature Diamond.
Signature Serie: Was ist neu?
Im Laufe der letzten 33 Jahren wurden insgesamt 6 Lautsprecher-Reihen von B&W mit einer Signature-Linie dekoriert. Die neuesten Vertreter in dieser ehrwürdigen Reihe sind die drei Modelle 702 (Stand), 705 (Kompakt) und HTM71 S3 (Center) aus der 700 S3 Serie von Bowers & Wilkins. Doch was genau wurde bei der Signature-Variante der 700 S3 Serie verändert?
Auf den ersten Blick am auffälligsten ist sicherlich die Farbgebung, denn die 700 S3-Signature-Modelle sind in zwei edlen und exklusiven Finishs erhältlich und zwar Midnight Blue Metallic und Datuk Gloss. Unser Testmodell, die 702 S3 Signature – das Flaggschiff der 700er Signature Serie – kommt in der blauen Sonderlackierung zu uns in den Verlag.
Königlicher Hauch umweht unseren Hörraum, denn in Kombination mit den goldenen Ringen rund um die Treiber sehen die Standlautsprecher schon ungemein schick aus. Die weiteren signifikanten Veränderungen im Vergleich zum Serienmodell sind in der Technik der Lautsprecher zu finden und auf diese möchten wir nachfolgend eingehen.
Hochtöner
Die Hochtöner sitzen bei den Bowers & Wilkins Topmodellen bekanntermaßen auf dem Lautsprecher in einem separaten Gehäuse. Das Tweeter-on-Top-Prinzip ist wohl das Erkennungsmerkmal der Briten. Der sogenannte Carbon Dome-Hochtöner ist bei der 702 S3 Signature in einem entkoppelten Tweeter-on-Top-Gehäuse aus Aluminium untergebracht. Er misst 25 Millimeter im Durchmesser.
Carbon bietet übrigens den Vorteil, dass die Breakup-Frequenz der Membarn erst bei 47 kHz erreicht ist. Wer sich gerade nicht erinnert: Die Break-up-Frequenz eines Hochtöners ist die Frequenz, bei der die Membran des Hochtöners anfängt, sich nicht mehr wie ein starrer Körper zu verhalten. Ab dieser Frequenz beginnt die Membran aufzubrechen, was bedeutet, dass verschiedene Teile der Membran anfangen, sich unabhängig voneinander zu bewegen.
Dies führt zu unerwünschten Resonanzen und Verzerrungen im Schall, welche die Klangqualität beeinträchtigen können. In der Regel versucht man, den Betrieb eines Hochtöners unterhalb seiner Break-up-Frequenz zu halten, um eine saubere und präzise Schallwiedergabe sicherzustellen. Deshalb spielen die 702 S3 Signature auch „nur“ bis 28 kHz bei ± 3dB. Im Unterschied zur „normalen“ 702 S3 hat die Signature Variante das neue Hochtönergitter der 2023 eingeführten 800 Series Signature übernommen. Das soll für einen noch offeneren Klang sorgen.

Mittentöner
Das 150 Millimeter messende Mitteltönerchassis der Bowers & Wilkins basiert auf drei Schlüsseltechnologien des Unternehmens. Zum einen hätten wir da die Continuum-Membran. Diese besteht aus einem gewebten Verbundmaterial, welches so entwickelt wurde, dass unerwünschte Resonanzen minimiert und eine gleichmäßigere und detailliertere Klangwiedergabe ermöglicht wird.
Zum zweiten kommt die FST-Technologie zum Einsatz. Anstatt einer herkömmlichen rollenden Sicke (Randaufhängung) verwendet die FST-Technologie eine feste Aufhängung. Diese Konstruktion minimiert unerwünschte Resonanzen und Verzerrungen. Durch die feste Aufhängung wird die Membran zudem direkter und präziser angetrieben, was zu einer genaueren und schnelleren Reaktion auf musikalische Signale führt.
Zum dritten finden wir beim Mittentöner die biomimetische Aufhängung wieder. Deren Hauptfunktionen besteht darin, unerwünschte Resonanzen und Verzerrungen zu minimieren. Durch die spezielle Struktur der Aufhängung wird die Kontrolle über die Membranbewegung verbessert, was zu einer saubereren und präziseren Klangwiedergabe führt.
Zu guter Letzt nutzen die Mittentreiber auch die Mitteltöner-Entkopplung. Hierbei ist der Mitteltöner mechanisch vom Rest des Lautsprechergehäuses entkoppelt. Dies wird durch spezielle Montagemethoden oder Dämpfungsmaterialien erreicht, welche die direkte Verbindung zwischen dem Mitteltöner und dem Gehäuse unterbrechen. Durch die Entkopplung wird verhindert, dass Vibrationen vom Lautsprechergehäuse oder von anderen Treibern (wie Tieftönern) auf den Mitteltöner übertragen werden. Dies reduziert unerwünschte Resonanzen, die den Klang verfälschen könnten.
All die genannten Techniken kommen schon bei der 702 S3 zum Einsatz. In der Signature Version wurden sie aber noch verbessert, um das gewünschte Signature-Klangbild zu realisieren.

Tieftöner
Insgesamt 3 Basstreiber finden wir bei der B&W 702 S3 Signature Standbox. Diese haben jeweils 165 Millimeter im Durchmesser und setzen auf das Aerofoil-Profil. Wie Sie sich vielleicht erinnern, zeichnet sich dieses Profil durch seine variable Dicke aus. Die Dicke variiert von der Mitte bis zum Rand der Membran, was eine bessere Kontrolle über die Bewegung derselben ermöglicht.
Somit realisiert das Aerofoil-Profil eine optimale Balance zwischen Steifigkeit und Dämpfung. Oder anders gesagt: Die Membran ist steif genug, um Verzerrungen zu minimieren, aber gleichzeitig flexibel genug, um eine präzise Basswiedergabe zu ermöglichen. Bei der Signature-Variante wurde zudem die Treiberaufhängung optimiert. Damit erreicht die 702 S3 Signature einen noch klareren Klang im Tieftonbereich.
Frequenzweiche
Ebenfalls wurde die Frequenzweiche überarbeitet. Will heißen, es kommen weiterentwickelte Kondensatoren von Mundorf zum Einsatz. Zudem wurden die Spulen verbessert – zusammen mit den überarbeiteten Bypass-Kondensatoren soll so die Transparenz weiter erhöht werden.
Und auch an die Kleinigkeiten hat man bei Bowers & Wilkins gedacht. Deshalb wurden in der neuen Signature-Linie die Lautsprecherklemmen optimiert. Diese bestehen nun aus hochwertigem Messing für einen noch besseren Signalfluss.
Alles in allem handelt es sich also in Grundzügen noch um eine 702 S3 – doch die Signature Variante holt eben alles aus dem Lautsprecher heraus, was er zu leisten vermag. So das Versprechen von Bowers & Wilkins. Wir wollen diese auch sogleich im Praxistest überprüfen, werfen aber vorher noch ein Blick auf die technischen Daten.
Technisches
Der Bowers & Wilkins 702 S3 Signature Lautsprecher arbeitet als 3-Wege-Bassreflexsystem, wobei der Bassreflexausgang nach unten abgeht. Durch dieses Downfiresystem darf der Lautsprecher auch nah der Wand platziert werden, ohne dass die Basskraft dadurch zu stark beeinflusst wird.
Insgesamt deckt der 702 S3 Signature einen Frequenzumfang von 28 Hz bis 33 kHz (-6 dB) ab und bietet einen Frequenzgang von 46 Hz bis 28 kHz (±3 dB). Die harmonischen Verzerrungen sind minimal, mit weniger als 1% im Bereich von 86 Hz bis 28 kHz und weniger als 0,5% im Bereich von 110 Hz bis 20 kHz, gemessen bei 90 dB in einem Meter Entfernung.
Die nominelle Impedanz beträgt 8 Ohm, mit einem Minimum von 3,1 Ohm. Die empfohlene Verstärkerleistung liegt zwischen 30 und 300 Watt an 8 Ohm. Mit einer Empfindlichkeit von 90 dB spl (2.83 Vrms, 1m) sollte der 702 S3 Signature eine beeindruckende Lautstärke auch bei geringer Leistung bieten.

Klangtest mit Musik
Den Klangtest starten wir mit unserem neuen Lieblingsalbum „LOM“ von Taranczewski. Die perfekt abgemischten Tracks sind so feinfühlig in Szene gesetzt, dass sie selbst aus sehr preiswerten Lautsprechern nur so herausperlen. Da ist die Spannung natürlich groß, wie das Jazz-Album auf den Bowers & Wilkins 702 S3 Signature klingt. Angeschlossen sind diese übrigens an einem der musikalischsten Verstärker überhaupt, dem Musical Fidelity M8xi. Die CD wird auf dem Arcam Radia CD 5 abgespielt.
Es läuft der Lieblingstitel „Spring“. Dieser beginnt mit dem von Olaf Taranczewski gespieltem Klavier, was sich herrlich greifbar und raumfüllend in Szene setzt. Das erste Mal fällt uns jetzt auf, dass hinter dem Klavier noch ein zweites Begleitinstrument liegt. Es wirkt wie eine Hammondorgel oder E-Piano, aber diese werden nirgends als Instrument aufgeführt. Merkwürdig. Aber genau solche Erkenntnisse sind es, die einen erstklassigen Lautsprecher ausmachen. Sie erlauben uns neue Details zu hören, die wir vorher überhört haben oder gar nicht wahrnehmen konnten.
Nach einem Telefonat mit Olaf Taranczewski – dem Komponisten dieses Teststückes – erfahren wir, dass tatsächlich nur das Klavier spielt. Die Begleitakkorde klingen wahrscheinlich wie von einem anderen Instrument, weil ein leichtes Delay und ein sehr langer, leiser Hall auf der Instrumentenspur liegt. Wieder der Beweis, wie feinzeichnend die Signature-Lautsprecher von B&W hier zu Werke gehen.
Das Beste aber an diesem Song ist der Wechsel in den Rhythmus – eine fast schon tanzbare Sektion ab der späten dritten Minute. Die Akkorde auf dem Klavier werden rhythmisch angeschlagen, Bass und Schlagzeug stimmen ein. Ein geniales Feeling, was sich hier offenbart. Die Bowers & Wilkins spielen dabei wunderbar mit den Tönen über das gesamte Frequenzspektrum hinweg: ausgeglichen und detailreich sowie mit sehr viel Herz. Sie machen das Gefühl, was der Song vermittelt, zu einem akustisch spürbaren Erlebnis. Das können wirklich nur Ausnahmelautsprecher umsetzen.
Klassik
Doch verlassen wir den Akustik-Jazz und kommen zur Klassik. Hier können wir auf den guten alten Feuervogel von Strawinsky nicht verzichten. Dieser Klassiker muss einfach über die 702 S3 Signature gehört werden, denn es ist genial, wie diese Lautsprecher die bedrohlichen Streicher am Anfang des Stücks in den Raum projizieren.
Augen zu und sich wie im Konzerthaus fühlen? Kein Problem! Wir hören nämlich nicht nur die Instrumente an sich, sondern auch die Bewegung der Musiker, das Aufsetzen der Bögen auf die Saiten, das Einatmen der Bläsersektion, bevor sie einsetzen. All dieses feinen Details offenbaren die 702 S3 Signature in unserem Hörraum – oder sollen wir besser vom Konzertsaal sprechen?! Doch das Beste daran ist: sie begreifen die Musik als Gesamtkunstwerk. Sie reißen also nichts auseinander, sondern verbinden es harmonisch in Perfektion.
Danach wenden wir uns tanzbaren Songs zu. Unter anderem Yaeji mit ihrem genialen Track aus dem Jahr 2017„Raingurl“. Die koreanisch-amerikanische Sängerin, Produzentin und DJ, ist vor allem für ihre einzigartige Mischung aus House, Hip-Hop, und Popmusik bekannt. Sie vermengt in dem House-Song einen sehr eingängigen Beat mit einem hypnotisch wirkenden Synthesizer. Super tanzbar und mitreißend.
Die Bowers & Wilkins hauen uns hier knackig fett und perfekt platziert den Bass um die Ohren, ohne auch nur einen Moment zu dröhnen. Da wollen wir gleich in den nächsten Club stürmen und uns zu den Rhythmen von Yaeji auf der Tanzfläche hingeben. Doch dort würde es wahrscheinlich niemals so gut klingen, wie mit den Bowers & Wilkins 702 S3 Signature.
Klangtest mit TV
Das Anime „Suzume“ von Makoto Shinkai, bekannt für seine früheren Werke wie „Your Name“ und „Weathering With You“, ist nicht nur optisch ein Highlight, sondern auch akustisch. Falls Sie reinschauen wollen, lassen Sie sich nicht von den unfreiwillig komischen Dialogen zu Beginn täuschen, der Film bekommt eine Tiefe, die mitreißend ist.
Doch darum soll es hier nicht gehen. Vielmehr wollen wir Ihnen mitteilen, dass sich die Stimmen toll im Raum manifestieren und die Atmosphären sich fast dreidimensional um uns herum aufbauen. Die meisten Heimkino-Setups werden die Bowers & Wilkins 702 S3 Signature überflüssig machen. Klingt vielleicht unglaubhaft, ist aber wahr.
Klangtest mit Hörspiel
Im Hörspiel-Test ergeht es uns ähnlich. Als Beispiel sei hier nur „Dschinns“, basierend auf dem Roman von Fatma Aydemir, erwähnt. Die 6-teilige Hörspiel-Serie gewährt einen Einblick in das Leben der türkischen Gastarbeiter. Sehr hörenswert, wenn auch ziemlich erzählerisch inszeniert. Somit kann dieses Hörspiel sehr gut dafür genutzt werden, die Stimmfähigkeiten der 702 S3 Signature zu testen.
Intensiv, detailreich und anfassbar werden alle Stimmen in unseren Testraum gezaubert. Wir stehen neben ihnen, während sie uns ihre Familiengeschichte aus dem jeweils individuellen Blickwinkel erzählen. Wenn dann die dezent eingeflochtene Musik oder Geräusche auftauchen, wird alles schillernd lebendig und eine angenehm faszinierende Atmosphäre macht sich in unserem Hörraum breit.
Die Bowers & Wilkins Lautsprecher zeigen damit mehr als nur eindrucksvoll, wie gut sie auch alle Tonsparten jenseits der Musik beherrschen und sehr schöne Testmomente mit der Signature-Reihe neigen sich damit dem Ende zu. Wie schade.
Preis und Verfügbarkeit
Die Bowers & Wilkins 702 S3 Signature Standlautsprecher sind für 8.500 Euro das Paar im Fachhandel erhältlich.
Datenblatt Bowers & Wilkins 702 S3 Signature
Allgemein | |||
Geräteklasse | Standlautsprecher | ||
Hersteller | Bowers & Wilkins | ||
Modell | 702 S3 Signature | ||
Preis (UVP) | 8.500 Euro (Paar) | ||
Preiskategorie | Oberklasse | ||
Maße (B/H/T) | 29 × 111 × 41 cm | ||
Gewicht | 35,26 kg | ||
Informationen | www.bowerswilkins.com | ||
Technische Daten* | |||
Arbeitsweise | passiv | ||
Bauform | 3-Wege-Bassreflex | ||
Frequenzverlauf | 46 Hz – 28 kHz (± 3 dB) | ||
Raumempfehlung | von 15 m² bis 35 m² | ||
individuelle Klangeinst. | nein | ||
Eingänge | 2 × Banane/Klemme (Bi-Wiring) |
*Herstellerangaben
Webseite: www.bowerswilkins.com
Anmerkung: Dieser Testbericht erschien zuerst in AUDIO TEST Ausgabe 05/2024
► Lesen Sie hier: Test: Bowers & Wilkins 805 D4 Signature – High End Kompaktlautsprecher

+++ Die neue AUDIO TEST Ausgabe ab 4. August 2025 im Handel oder ganz einfach und bequem nach Hause bestellen: ► www.heftkaufen.de/audio-test
Oder gleich ein Abo abschließen und das Heft pünktlich und direkt frei Haus liefern lassen:
► www.heftkaufen.de/abo-audio-test +++
Bildquellen:
- Bowers & Wilkins 702 S3 Signature Test 02: Bowers & Wilkins
- Bowers & Wilkins 702 S3 Signature Test 03: Bowers & Wilkins
- Bowers & Wilkins 702 S3 Signature Test 04: Auerbach Verlag
- Bowers & Wilkins 702 S3 Signature Test 01: © Bowers & Wilkins