Test: Audionet DNA I Netzwerk-Vollverstärker Review Amp Testbericht

Test: Audionet DNA I Netzwerk-Vollverstärker – Die guten Gene

Elektroakustische Raffinesse mit wissenschaftlichem Background - das ist Audionet. LikeHiFi hat für Sie den netzwerkfähigen Vollverstärker DNA I auf den Prüfstand geholt. 

Ein Schock ging durch die HiFi-Szene, als Audionet im Herbst 2018 ankündigte, seinen Betrieb aus wirtschaftlichen Gründen einstellen zu müssen. Weltweit hinterließen die Berliner zahlreiche Audionet-Anhänger. Glücklicherweise war das Ausscheiden Audionets nur von kurzer Dauer, denn schon nach wenigen Monaten fand sich ein privater Investor, welcher sich bereit erklärte, das Unternehmen zu retten. Zu erst wurden wieder Garantie- und Reparaturleistungen angeboten und im Frühjahr 2019 konnte Audionet endlich wieder voll einsteigen. Zu verdanken haben wir dies dem HiFi-Enthusiasten und promovierten Elektonik-Ingenieur Stefan Schwehr, welcher zuvor als Führungskraft in der Automobilbranche tätig war und nun seine Expertise als neuer Eigentümer des Berliner Premium-Herstellers einzusetzen sucht. Mit der Wiederauferstehung erfolgte der Umzug in eine helle Industrievilla im Westen der Hauptstadt, um dem Neuanfang sogleich einen frischen Kick zu geben. Die strenge wissenschaftliche Firmenphilosophie wollte Schwehr dabei wiederum von Anfang an beibehalten, sodass Audionet auch weiterhin im internationalen Vergleich den Ton angeben kann. Nicht ohne Grund räumte man in den vergangenen Jahren immer wieder zahlreiche Preise ab. Auch wir attestierten der Edelschmiede bereits mehrfach höchste Güteklasse und versahen den High-End-Vollverstärker Audionet WATT (► Test in AUDIO TEST Ausgabe 05/2018), sowie die Klangmaschine Audionet SAM (► lesen Sie hier unseren Test) mit unserer Bestnote. Dementsprechend gelassen kann Audionet somit in diesen Test gehen.

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Der Burr-Brown-Wandler nimmt ein konsequentes Upsampling auf 192 kHz vor

Audionet DNA I

Angesichts der Tatsache, dass umfangreiche Geräteketten mit klobigen Türmen aus einzelnen Komponenten zusehends aus der Mode gekommen sind, fügt sich Audionets DNA I Netzwerk-Streamer mit integriertem Vollverstärker dem wachsenden Bedürfnis nach einem überschaubaren Gerätehaushalt. Dass der DNA I so einiges auf dem Kasten haben muss, schwant uns schon beim Entpacken der Maschine. Denn diese bringt schon mal stolze 15 Kilogramm (kg) auf die Waage. Optisch gibt sich der Bolide, wie wir es von Audionet kennen, betont zurückhaltend. Die schmucklose Aufmachung des Gehäuses wirkt gewohnt erwachsen und suggeriert sofort, dass man es nicht nötig hat, hier jemandem etwas vorzumachen. Die silberne Gehäusefront aus gebürstetem Aluminium ist alternativ lediglich in dunklem Anthrazit erhältlich und verfügt neben dem schlichten Display lediglich über vier Drucktaster. Ähnlich aufgeräumt gibt sich der Streaming-Amp an der Gehäuserückseite. Hier zählen wir neben den Lautsprecheranschlüssen und einem 6,3 Millimeter Kopfhörer-Anschluss lediglich drei digitalen Eingänge, sowie ebenfalls drei analoge Cinch-Inputs. Uns fällt sofort ins Auge, dass die Cinch-Bucsehn bei der Montage eine strikte Trennung der jeweils linken und rechten Kanäle erfahren haben. Dies ist zwar bei voller Auslastung der Eingänge vor allem mit dickeren Kabeln etwas sperrig, dafür aber eine technisch vorbildliche Bauweise. Denn eine sorgfältige Kanaltrennung beginnt eben nicht erst im Schaltkreis, sondern schon bei der Signalzufuhr. Bei der Wahl der Anschlüsse haben sich die Berliner nach umfangreichen Tests übrigens für rhodinierte Terminals aus dem Hause Furutech entschieden. Diese wirken dementsprechend robust und langlebig – nichts anderes haben wir jedoch erwartet. Genau so überzeugt ein Blick in die Innenwelt des DNA I. Die Signalleitungen zwischen Transistoren und Lautsprecheranschlüssen sind massiv ummantelt, die sorgfältige Trennung der Kanäle ist nicht zu übersehen. Genaus so wie die zahlreichen WIMA-Kondensatoren, welche bei Audionet traditionell zum Einsatz kommen um einen bestmöglich stabilisierten Signalfluss zu gewährleisten.

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Die reduzierte Anzeige der Audionet-Geräte mag zwar wenig Eindruck schinden, dafür kommt sie allerdings sehr signalschonend daher – ist also weitaus musikalischer als ausladende LCD-Displays

Die Aufbereitung der Netzspannung wird von einem komplett isolierten Ringkerntrafo übernommen, der wiederum von gleich 16 größeren und kleineren Elkos unterstützt wird. Letztere ruhen übrigens auf Dämpfungspads, welche mechanische Schwingungen absorbieren und an einer störenden Einflussnahme hindern. Die vom Hersteller angegebenen 96000 Mikrofarad Siebkapazität liefern letzten Endes ordentlich Schub – Ein herkömmliches Netzteil mit ordentlich Hubraum also und kein energieeffizienteres Schaltnetzteil, wie man es heute immer öfter verbaut sieht. Die Stromzufuhr von Digital- und Analogsektion geschieht dabei jedoch vollständig unabhängig von einander, um auch hier einer gegenseitigen Einflussnahme zuvorzukommen. Die für Wandlung und Streaming zuständige Digitalsektion des DNA ist ebenfalls sorgfältig von der Hauptplatine entkoppelt, um störende Interferenzen vorzubeugen. Digitales Audiosignal kann dem DNA I über USB-A und B, Koaxial- TosLink-Verbindung zugeführt werden. Audionet ermöglicht hier durch die Arbeit von Burr-Brown-1794-Wandlern eine Wandlung mit einer Abtastrate von bis zu 192 Kilohertz (kHz) und 24 Bit Wortbreite. Auch Signale mit geringerer Auflösung werden hier von Audionets Intelligent-Sampling-Technologie auf eine Ausgangs-Abtastrate von 192 kHz hochgerechnet. Über dieses asynchrone Upsamling verspricht der Hersteller eine konsequente Unterdrückung von Taktzittern und somit eine gleichmäßig hochwertige Signalqualität. Ein zweistufiges Entkopplungs- und Filterungsverfahren sorgt hier für eine bestmögliche Optimierung der PCM-Daten. Die vollständig DC-gekoppelte Vorstufe bereitet das Signal anschließend komplett ohne Zuhilfenahme von Kondensatoren auf, bevor die Endstufe das Material mit bis zu 200 Watt (W) an Schallwandler von 4 Ohm, beziehungsweise 100 W an 8 Ohm weiterreicht.

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Auch klanglich könnte man hier Röhren vermuten – es handelt sich jedoch nur um spannungstabiliserende LEDs

Ausstattung

Beim Einschalten des Geräts stellen wir ein weiteres Mal fest, dass wir es bei Audionet mit kompromisslos agierenden High-End-Ingenieuren zu tun haben. Denn zu allererst unternimmt der DNA I selbstständig eine Phasenprüfung und fordert uns dementsprechend auf, den Netzstecker zu drehen. Die Aufmachung des signalschonenden Displays ist uns bereits bekannt – neben der blauen Ausführung offeriert Audionet diesen auch in rot. Rot schimmert es nun auch durch den Gehäusedeckel aus dem Inneren des Verstärkers, wo etliche Lämpchen die Einsatzbereitschaft der Maschine kommunizieren. Hier handelt es sich übrigens um rauscharme LEDs und nicht um Dioden. Wir koppeln den DNA I der Praxis halber via Ethernet mit unserem Redaktions-Netzwerk, an die Lautsprecherausgänge hängen wir unser bewährtes Referenz-Duett, bestehend aus zwei Contour 30 Standlautsprechern von Dynaudio. Die weitere Einrichtung des Geräts erfolgt ebenso schnell und unkompliziert. Gesteuert werden kann der Bolide zum einen über eine schwere und haptisch einwandfreie Fernbedienung. Da es mittlerweile jedoch zum guten Ton gehört, gibt auch Audionet dem Kunden eine App an die Hand, sodass sich der DNA I ohne weiteres auch über Smartphone oder Laptop bedienen lässt. Auch hier wird deutlich, dass die Berliner weitaus größeren Wert auf Wissenschaftlichkeit und Präzision legen, als auch Lifestyle und User-Experience. Design und Bedienung haben wir in anderen Apps schon ansprechender erlebt, aber das wollen wir dem Hersteller absolut nicht übel nehmen, da uns die musikalische Performance bei Audionet doch deutlich mehr interessiert, als die Möglichkeit, durch stylische Software zu daddeln. Auf den Klang kommt es an – das ist alles. Und der schließt nahtlos an unsere letzten Erfahrungen mit Audionet an.

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Aufgeräumt, hochwertig und vorbildlich kanalgetrennt – So kennen wir die gewissenhafte Verarbeitung von Audionet-Gerätschaften. Hervor- zuheben ist vor allem die strenge Trennung der analogen Eingangs-Kanäle. Nicht nur optisch, sondern vor allem auch auf den Platinen

Arbeitstier

Wüssten wir nicht bereits um die Herkunft des roten Glimmens, so würden wir im Innern des DNA I eine Röhrenschaltung vermuten. Denn die Wärme und Sättigung, welche der Amp an den Tag legt, kennen wir eigentlich nur von hochpreisigen Röhrenendstufen. Der Titel „Andata“ von Ryuichi Sakamotos Album „async“ wird mit einer Inbrunst interpretiert, wie wir sie in dieser Preisklasse nur von Audionet kennen. Das Stück beginnt am Piano, welches im zweiten Teil von einer Orgel abgelöst wird. Das elegische Thema wiederholt sich mehrmals und wird von einem einem sich stetig intensivierenden Crescendo aus traumweltlichen Klangsphären getragen. Kein einfaches Stück, da sich in den tiefen Mitten so viel abspielt, dass es schnell Gefahr läuft, zu verwaschen. Spitze Nuancen in den Höhen, können bei falschem Handling außerdem schnell unangenehm hervorstechen. Der DNA I schafft es jedoch, die dicht bespielten Frequenzbänder mit sehr viel Charme und Feingefühl zu erzählen, während er im oberen vierstelligen Hertz-Bereich den richtigen Schliff mitbringt, welcher auch für den warmen, brustvollen Analogsound sorgt. Dass unser Testmuster auch ordentlich Schub in den Hörraum bringen kann, stellt es uns anhand des Titels „Little Dark Age“ von MGMT unter Beweis. Hier macht der DNA Nägel mit Köpfen. Ein trockener Punch in der Bass-Drum, sonorer Schmelz im Bass-Synth und wohl temperierte Mitten, mitsamt präzise und dennoch weich artikulierten Vocals machen die Mischun perfekt. Das Gerät bringt hier alles mit, um mit der Performance deutlich höherpreisiger Geräte locker mitzuhalten. Egal, bei welchem Pegel – die Wiedergabe bleibt unangestrengt und hervorragend abgestimmt. Die Contour 30 werden hier mal wieder auf ganz besondere Weise gefordert. Zu guter letzt unterziehen wir den DNA noch der Königsdisziplin in Sachen Präzision und Fingerspitzengefühl: Orchestermusik. Wir hören die dritte Sinfonie von Johannes Brahms, gespielt vom Orchester der Tonhalle Zürich. Auch hier begegnet der Streaming-Amp dem Material mit einer großen Leichtfüßigkeit. Die Instrumentengruppen werden vom DNA weiträumig aber auf den Punkt genau verortet. Die Obertonreichen Timbres von Streichern und Holzbläsern erklingen währenddessen mit Liebe zum Detail. Auch in Sachen Dynamik erweist sich unser Proband als sehr lebendig und aufmerksam. Auch noch so feine Crescendos werden deutlich herausgearbeitet. Wie es zu erwarten war – Auch der DNA I von Audionet überzeugt auf ganzer Linie. Eine beispiellose wissenschaftliche Erarbeitung der hervorragend gefertigten Klangmaschine stellt wieder einmal klar, dass eine Welt ohne Audionet eine weitaus tristere wäre.

Anm.: Dieser Test erschien erstmals in Ausgabe 08/2019 der AUDIO TEST

Weitere Informationen: www.audionet.de

► Lesen Sie hier unseren Test der Audionet Vor- und Endstufen-Kombi PRE I G3 und AMP I V2

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Fazit
Der DNA I Netzwerkstreamer mit integriertem Vollverstärker kann sich ohne große Anstrengung zu den besten seiner Gilde zählen. Eine unvergleichliche technische Ausarbeitung verhilft dem Boliden zu einer Performance, wie sie in dieser Preisklasse eigentlich nicht anzutreffen ist. Aufgeräumt und selbstbewusst versieht er auch kompliziertes Material mit einem analogen Schmelz, wie man ihn eigentlich von Röhren-Amps erwartet.
Wiedergabequalität
98
Ausstattung/Verarbeitung
90
Benutzerfreundlichkeit
80
Preis-/Leistungsverhältnis
100
Leserwertung146 Bewertungen
1
Vorteile
vorbildliche Kanal- und Sektionstrennung
herausragender Klang
anglebige Verarbeitung
92
Gesamtergebnis

Bildquellen:

  • Testbericht: Audionet DNA I: Auerbach Verlag
  • Testbericht: Audionet DNA I: Auerbach Verlag
  • Testbericht: Audionet DNA I: Auerbach Verlag
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  • AUDIO TEST Magazin Ausgabe 1/21 2021: Auerbach Verlag
  • Testbericht: Audionet DNA I: Auerbach Verlag