Marantz Horizon Speaker in Champagner mit Designerin Begüm Tomruk

Marantz Horizon: Designchefin Begüm Tomruk über Klang, Form und neue Wege

Mit dem Horizon Speaker betritt Marantz Neuland: kabellos, designorientiert – und doch tief verwurzelt in der HiFi-Tradition der Marke. Im Gespräch gibt Begüm Tomruk (Industrial Design Director & Creative Director bei Marantz) Einblicke in die aufwendige Entwicklung, erklärt die gestalterischen Entscheidungen und spricht offen über die Reaktionen aus der audiophilen Community. Ein Interview über Klangkultur, Markenidentität und die behutsame Erweiterung des Marantz-Universums.

Interview mit Begüm Tomruk, Kreativdirektorin und Chefdesignerin – über den neuen Marantz Horizon / Grand Horizon

Frau Tomruk, der neue Marantz Horizon Speaker ist nun seit einigen Monaten auf dem Markt. Wie wurde das Produkt bislang vom Markt und den Konsumenten aufgenommen?

Begüm Tomruk, Kreativdirektorin und Chefdesignerin bei Marantz, Porträt

Begüm Tomruk: Ich würde sagen: sehr positiv. Wir haben mehrere Veranstaltungen organisiert – insbesondere in Deutschland, zum Beispiel in München – und dort kam der Horizon auch preislich sehr gut an. Viele Menschen schätzen Luxusprodukte und gehen mit einer gewissen Erwartungshaltung an den Preis heran: „Wenn es so viel kostet, muss es auch gut sein.“ Das war überraschend, denn normalerweise bekommen wir durchaus Rückmeldungen zum Preisniveau. Auch die Klangqualität wurde sehr positiv aufgenommen. In Interviews und Artikeln waren viele vom Design beeindruckt – von den drei Farbvarianten und der Art, wie sich die Farben in den Raum integrieren. Der Fokus auf Design kam definitiv gut an.

Erzählen Sie uns bitte etwas über die Entwicklung und Produktion. Wie lange hat es von der ersten Idee bis zum fertigen Produkt gedauert?

Das waren auf jeden Fall über drei Jahre. Als ich zu Marantz kam, war das Produkt bereits in der Entwicklung. Es gab schon erste Konzepte. Viele verschiedene Teams waren beteiligt – unsere internen Designer, Ingenieure und internationale Partner. Da jede Komponente aus einem anderen Land stammt und es sich um komplett neue Technologien handelt, braucht so etwas eben Zeit. Aber das Warten hat sich gelohnt.

Können Sie etwas zu den Entwicklungs- und Produktionskosten sagen?

Das war natürlich ein großes Projekt, in das viel investiert wurde. Aber konkrete Zahlen kann ich leider nicht nennen.

War dies Ihr erstes Audio-Produkt – und auch Ihr erstes Projekt für Marantz?

Ich würde es nicht „mein Produkt“ nennen, denn dahinter steht ein großes Team. Als ich als Industrial Design Director anfing, habe ich schnell auch strategische Aufgaben übernommen – für mehrere Marken. Bei diesem Projekt war ich stark involviert, insbesondere bei CMF (Color, Material, Finish), beim Markenerlebnis, dem Storytelling sowie bei Themen wie Verpackung, POS-Systemen und Showroom-Designs. Es war das erste Wireless-Speaker-Projekt für Marantz, bei dem ich umfassend beteiligt war.

Marantz Horizon Speaker in Schwarz (Midnight Sky), Hellgrau (Moon Ray), Champagner (Marantz Champagne) mit luxuriösem Finish
Der Horizon ist in drei Farbvarianten erhältlich: Hellgrau (Moon Ray), Champagner (Marantz Champagne) und Schwarz (Midnight Sky). (Bild: Auerbach Verlag)

Wie war die Arbeit an diesem Produkt im Vergleich zu früheren Produktentwicklungen und -designs?

Ich komme ursprünglich aus der Sanitärindustrie – habe fast zehn Jahre bei Grohe gearbeitet und dort unter anderem auch die Luxus-Submarke Grohe SPA mitgestaltet. Natürlich ist das etwas ganz anderes, weil es dort mehr um Wellness im Bad geht. Aber Design bleibt Design – wenn man die Marke versteht, weiß, für wen man gestaltet, und die Geschichte kennt, kann man überall gute Lösungen entwickeln. Der Wechsel ermöglichte mir, mit frischem Blick an das Projekt heranzugehen – und ich denke, das war ein Vorteil.

Es gibt den bekannten Design-Satz „Form follows function“. Würden Sie sagen, dass es beim Horizon auch umgekehrt gelten kann?

Ja, dem würde ich zustimmen. Ich denke, beides geht Hand in Hand. Die Form wirkt sich direkt auf den Klang aus – etwa durch die Anordnung der Treiber. Das Design ist also nicht nur ästhetisch, sondern verbessert auch die Sound-Erfahrung. Als Marke mit über 70 Jahren HiFi-Historie mussten wir natürlich die bestmögliche Klangqualität liefern. Und hier ist es uns gelungen, Funktion und Form optimal zu verbinden.

Begüm Tomruk, Kreativdirektorin und Chefdesignerin bei Marantz, bei der Präsentation vom Horizon Speaker
Im Rahmen eines kürzlichen Presseevents zu den Neuheiten von Bowers & Wilkins, Denon und Marantz stellte uns Begüm Tomruk den Horizon und seine Entstehungsgeschichte noch einmal ausführlich vor. (Bild: Auerbach Verlag)

Mehr über die Geschichte von Marantz lesen Sie in diesem Hintergrundartikel.

Was war die größte Herausforderung bei der Entwicklung?

Da gab es viele. Zum Beispiel die Entwicklung der Touch-Steuerung mit Beleuchtung – das war technisch komplex, da sie auf Berührung und Nähe reagieren muss. Auch die Verpackung war eine Herausforderung: Der Lautsprecher muss weltweit sicher transportiert werden, ohne dass z. B. das Marmor-Element beschädigt wird oder Feuchtigkeit eindringt. Ursprünglich wollten wir auf eine zusätzliche Tasche verzichten, um die schöne Box sofort sichtbar zu machen. Doch letztlich war sie notwendig – und erwies sich letztlich sogar als nützlich beim Transport und Unboxing für solch ein Luxusprodukt.

Einige Marantz-Fans haben sich nach der Veröffentlichung des Horizon gefragt: Ist das überhaupt noch ein klassisches Marantz-Produkt?

Das ist es – aber es ist ein neues Kapitel und ich kann diese Reaktionen absolut nachvollziehen. Dieses Produkt richtet sich nicht an die audiophile Zielgruppe mit klassischen HiFi-Systemen. Wir möchten neue Zielgruppen ansprechen, ohne unsere Wurzeln zu vergessen. Wer z. B. ein hochwertiges HiFi-Setup mit der Marantz 10er-Serie und Lautsprechern aus der Bowers & Wilkins 800er Serie im Hörraum hat, kann im Wohnzimmer oder in der Küche zusätzlich einen Horizon oder Grand Horizon verwenden – als Ergänzung, nicht als Ersatz. Es geht also um eine andere Nutzung – der Horizon ist kein klassischer HiFi-Lautsprecher, bei dem man auf einer festen Position vor dem Gerät sitzt. Er erzeugt ein immersives, raumfüllendes Klangerlebnis, das sich ideal in den Alltag integrieren lässt. Für uns ist das eine neue Richtung, mit der wir die Marke weiterentwickeln, ohne das audiophile Kapitel zu schließen. Im Gegenteil: Wir erweitern sprichwörtlich den Horizont – und sehen das als eine große Chance für Marantz.

Ein Diskussionsthema war auch der Preis. Warum wurde dieser so hoch angesetzt?

Es geht um Authentizität in Material und Verarbeitung – aber auch um Emotion. Es ist nicht nur ein Preis, sondern ein Erlebnis. Wir investieren in die Qualität und in das Gefühl von Luxus. Es geht nicht darum, einfach nur „hochpreisig“ zu sein – sondern darum, ein wertiges Produkt mit echtem Mehrwert zu schaffen.

Marantz Horizon Speaker in Schwarz im Praxistest
Wir hatten den Marantz Horizon erst kürzlich zum ausführlichen Praxistest in der Redaktion. (Bild: Auerbach Verlag)

Und wie sieht es in der praktischen Nutzung aus – ist der Horizon eher für den Solo-Betrieb gedacht oder auch für Stereo-Setups?

Er funktioniert hervorragend allein – die Treiber sind so positioniert, dass der Raum vollständig gefüllt wird, selbst beim kleineren Modell. Natürlich kann man zwei Geräte auch im Stereo-Modus koppeln, das ist optional. Auch eine Gruppierung mehrerer Horizon Lautsprecher über die HEOS-App ist möglich.

Mein Redaktionskollege Thomas Kirsche hat den Horizon im Test mit dem TV kombiniert, quasi als Soundbar. Das funktierte vom Klang hervorragend, allerdings versperrte der Horizon die Sicht auf den Fernseher…

Der Horizon ist definitiv nicht als Soundbar konzipiert. Man kann ihn natürlich beim Fernsehen nutzen, aber er sollte nicht einfach vor dem TV stehen. Dieses Produkt gehört ins Rampenlicht, nicht unters Display. Es verdient es inszeniert zu werden.

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Auf dem AUDIO TEST YouTube-Kanal findet sich auch ein Testvideo zum Marantz Horizon Speaker.

Wird es in Zukunft weitere Modelle oder Kooperationen mit anderen Marken geben?

Ja, auf jeden Fall. Die CMF-Strategie eröffnet viele Möglichkeiten – etwa Limited Editions in neuen Farben oder Co-Brandings mit besonderen Materialien. Es ist noch einiges in Planung.

Und zum Schluss – was steht als Nächstes bei Ihnen und bei Marantz an?

Das ist aktuell noch vertraulich – aber ich kann sagen, dass spannende Dinge in Vorbereitung sind.

Wir sind gespannt – vielen Dank für das Gespräch!

Vielen Dank!


Webseite: www.marantz.com/de

► Lesen Sie hier: Test: Marantz Horizon – High End Streaming / WLAN Design-Lautsprecher

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Bildquellen:

  • begum-tomruk-designer-marantz-horizon-speaker-06: Auerbach Verlag