Wir sind der freundlichen Einladung von DALI Lautsprecher in die Firmenzentrale nach Nørager, Dänemark gefolgt. Neben der spannenden Werksbesichtigung stand ein ganz besonderer Dali Lautsprecher im Fokus: die Dali Kore!
Der Weg ist das Ziel
Nach einer klimabewussten, in der Sache jedoch recht strapaziösen Reise mit dem ICE nach Hamburg, treffen wir an einem Sonntagnachmittag im August gespannt und erwartungsvoll in Hamburg ein. Der Empfang ist herzlich – man kennt sich. Der anschließende Transfer nach Aalborg über den linken Fahrstreifen der Autobahn verläuft so geschmeidig wie der restliche Abend im komfortablen Tagungshotel der putzigen Nordstadt, den wir mit einem lockeren Get-together in der Hotelbar ausklingen lassen.
Hamburg => Nørager: Miles to go
Am nächsten Morgen bleibt nicht viel Zeit zu verschnaufen. Denn rund 45 Kilometer südwestlich von Aalborg liegt das Örtchen Nørager, das wir mit unsrer Reisegruppe als Tagesziel auserkoren haben. Unser Gastgeber Dali ist seit 1983 im verschlafenen Nørager mit seiner traditionsreichen Audioschmiede zu Hause. Die sich jedoch bei näherem Hinsehen in wesentlichen Punkten vom breiten Mainstream signifikant unterscheidet. Und das im besten Sinne. Nicht nur, dass Dali mit dem Opticon MK2, der Epicon– sowie der Rubicon-Reihe weite Teile seiner Produktpalette sowie die gesamte Produktion der neuen Flaggschiffe DALI Kore mit 120 Beschäftigten im heimischen Werk in Dänemark stemmt. Es steckt tatsächlich weitaus mehr als Idealismus dahinter.
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass Dali zusätzlich eine eigene Produktion in China mit 140 Mitarbeitern unterhält, in der das Unternehmen z.B. Frequenzweichen und Magnetsysteme für die dänische Produktion nach höchsten Ansprüchen produzieren lässt. Dennoch beweist Dali mit seiner von langer Hand geplanten Produktionspositionierung, nebst strategischen Partnerschaften im Herzen von Europa nicht nur unternehmerische Weitsicht. Der sich in Zahlen niederschlagende Erfolg des dänischen HiFi-Unternehmens mit Global Player Ambitionen, mag uns entsprechend seinem Selbstverständnis als erfrischend, innovativer Positivtrend entgegen einer omnipräsenten Globalisierungstendenz gelten. Ganz nach dem Motto: Made in Europe muss nicht zwangsläufig teuer sein.
Dali Lautsprecher: Made in Europe
Denn trotz der mit Anstrengung forcierten Produktion in Dänemark ist Dali bis zum heutigen Tag weniger für die Herstellung hochpreisiger High-End- und Luxus-Artikel wie der KORE bekannt. Vielmehr war es seit jeher die gelebte Unternehmens- oder vielmehr Produktphilosophie von Lars Worre (Dali CEO) und seinem Team, audiophile und darüber hinaus besonders ausgewogene Lautsprecher zu entwerfen – Egal in welchen Preissegment.
Die Präsentation der Dali Kore auf der HIGH END 2022 in München mag deshalb so einige langjährige Beobachter des Unternehmens verwundert haben. Ist das denn überhaupt noch Dali? Und ist so ein Vorstoß in ein neues Preissegment überhaupt erlaubt? Ist das Placement nicht zu gewagt? Abseits der mithin astronomischen Schalleigenschaften der Kore Standlautsprecher – die im weiteren Verlauf noch Thema seien werden – führen im ebenso astronomischen Preissegment von rund 80.000 Euro Paarpreis eine schillernde Gesamtheit von Faktoren zur letztendlichen Kaufentscheidung.
Talking about Business
Anders ausgedrückt: Da muss einfach alles stimmen. Von der Farbkomposition der Komponenten und der Möglichkeit ihrer Individualisierung – Stichwort Standfuß in Gold oder in Schwarz oder gleich eine zusätzliche Black and White Edition? Und wer lackiert – Dali oder werden Dritte gegen Aufpreis mit ins Boot geholt? Wie verhält es sich mit der Positionierung des Produktes im Company-Portfolio? Werden entsprechende Begehrlichkeiten bei der Zielgruppe geweckt? Gibt es Streuungseffekte? Verfängt das mehrwertstiftende Image zum Kauf usw.?
Ohne auf alle diese Fragen eine Antwort zu haben, möchten wir jedoch festhalten, dass eine Ausrichtung ins Luxus-Segment aus kaufmännischer Sicht nur konsequent ist. Angesichts der Weltlage von Energie- und Ressourcenknappheit erscheint eine ebensolche Ausrichtung nur im ersten Moment fatal – vielleicht sogar etwas zynisch. Im Gegenteil erschließt sich Dali mit der Lancierung eines High-End-Luxusschallwandlers wie der Kore eine in weiten Teilen krisenfeste Käuferschicht. Zudem handelt es sich um eine reine Erweiterung des Angebotes. Von einer Abkehr von der treuen Fangemeinde kann indessen keine Rede sein. Denn Dalis breites Produkt-Portfolio bleibt weiterhin für jedermann erhalten und wird sogar noch ausgebaut.
Moderne Zeiten
Nachdem wir als Vertreter von AUDIO TEST und Likehifi.de und dem Rest der erwählten Audiopresse und Fachhändlerschaft nun letztgültig davon überzeugt sind, dass es sich bei der Erschaffung der Dali Kore High-End Lautsprecher um eine gute Idee handelt, werden wir von Thomas Martin Holm dem Chef der Produktion zu einer mehrstündigen Führung durchs angeschlossene Werk eingeladen. Wir haben unsere Eindrücke nachfolgend auf Fotos festgehalten. Wir sind davon überzeugt, dass diese Bilder unterhaltsamer und informativer sind als langwierige Beschreibungen des Gesehenen.
Eine Anekdote möchte wir dennoch nicht vorenthalten. Wie Sie vielleicht auf den Bildern erkennen, sind in der Produktion von Dali-Speakern hauptsächlich Frauen beschäftigt. Laut Aussage des Produktionsleiters hat das auch einen besonderen Grund. Das Applizieren der einzelnen Komponenten der Treiber ist ein höchst komplizierter Vorgang, der extreme Feinfühligkeit verlangt. „And women are just more sensitive – so we hire them frequently.”, ließ sich Holm nicht ohne gewissen Stolz über seine Erkenntnis vernehmen. „They also have smaller hands in most cases.“.
► Hier geht es zu Teil 2 vom Vor-Ort Bericht bei Dali Lautsprecher in Dänemark inklusive der ersten Höreindrücke zur Dali Kore
+++ Die neue AUDIO TEST Ausgabe ab 12. Februar 2024 im Handel oder ganz einfach und bequem nach Hause bestellen: ► www.heftkaufen.de/audio-test
Oder gleich ein Abo abschließen und das Heft pünktlich und direkt frei Haus liefern lassen:
► www.heftkaufen.de/abo-audio-test +++
Bildquellen:
- Dali Lautsprecher Werksbesuch: Auerbach Verlag / Patrice Lipeb (alle Bilder)