Die GoldenEar T66 Standlautsprecher vereinen passive Mitten- und Hochtöner mit aktivem Subwoofer in einem Gehäuse und wollen durch einen immersiven und natürlichen Klang überzeugen. Was die teilaktiven Standlautsprecher wirklich können, finden wir im Test heraus.
Die Understatement-Box
Man glaubt es kaum, aber die US-amerikanische Marke GoldenEar ist erst 14 Jahre alt und schon jetzt eines der Lautsprecher-Unternehmen, was immer wieder für große Wellen sorgt. In einschlägigen US-Testmagazinen holen sich die Lautsprecher der zur The Quest Group (u.a. AudioQuest) gehörenden Marke reihenweise Bestnoten ab oder sorgen für echte Überraschungen. Auch wir von der AUDIO TEST waren angetan, als wir die neuesten GoldenEar-Lautsprecher, die T66, auf den Mitteldeutschen HiFi-Tagen 2023 hörten. Deshalb haben wir gleich mit dem Team von AudioQuest einen Test vereinbart und jetzt stehen die schicken Standboxen bei uns im Testraum.
GoldenEar
GoldenEar wurde 2010 von Sandy Gross in den USA gegründet. Der hatte bereits die beiden US-Lautsprechermarken Polk Audio und Definitive Technology aus der Taufe gehoben. Im Januar 2020 verkaufte Gross sein Unternehmen an Bill Low, den CEO der Quest Group, zu der auch der Kabelhersteller AudioQuest gehört. Als Schwestermarke von AudioQuest ist GoldenEar letztendlich auch international bekannter geworden, den vielen gemeinsamen Messeauftritten sei dank.
Übrigens werden mit „golden Ear“ (übersetzt: goldenes Ohr) in englischsprachigen HiFi-Kreisen Menschen bezeichnet, die in der Lage sein sollen, subtile Unterschiede in der Audiowiedergabe zu erkennen, die die meisten unerfahrenen Zuhörer nicht wahrnehmen.
Neben den Standlautsprechern aus der Triton-Serie hat GoldenEar auch Regallautsprecher (BRX und Aon3) im Programm sowie Heimkino-Lautsprecher und Soundbars. Bemerkenswert bei letztgenannten ist deren Formfaktor, denn die Soundbars sind tatsächlich nur 7 Zentimeter tief und auch die Satelliten-Lautsprecher kommen auf diese „flache“ Tiefe. Passend dazu bieten die US-Amerikaner Subwoofer an. In- und On-Wall-Lautsprecher sind ebenso erhältlich. Der GoldenEar T66 ist aber der einzige Lautsprecher in der T-Serie. Und diesen schauen wir uns jetzt endlich näher an.
T66: Design
Seine schlanke, hohe Silhouette erinnert stark an das Design der Triton-Serie. So haben wir auch hier die Frontabdeckung, die aus einem gewölbten Gitter besteht und nicht einfach abgenommen werden kann. Sie gehört vielmehr zum Design des Speakers. An der Seite sehen wir die Abdeckungen, hinter denen sich die Membran für die Tiefbasswiedergabe verbirgt.
Der formschöne Fuß wird von dicken, austarierbaren Spikes getragen, sodass der T66 sehr gut vom Boden entkoppelt ist und er dabei trotzdem sicher steht. Laut GoldenEar ist die Form des Gehäuses nicht nur der Ästhetik geschuldet. Sie trägt maßgeblich zur holographischen Klangabbildung bei, die uns Hörende in eine dreidimensionale Audioerfahrung einhüllen möchte. Ob das Werbeversprechen stimmt, verraten wir im Klangtest etwas später im Text.
Insgesamt ist der 124 Zentimeter hohe und 27,2 kg schwere Lautsprecher ein echter Blickfang, da er es schafft, aufzufallen, ohne sich aufzudrängen.
Bestückung
Ganz oben im T66 sitzt der AMT-Hochtöner zwischen zwei Mitten-Tieftönern. Er wird von einem leistungsstarken Magnet- und Motor-Assembly unterstützt und soll für einen sehr sauberen und klaren Klang sorgen. Interessant ist hierbei seine Montageart, denn er ist einem Wollfilz untergebracht, was Beugung und Sprungverzerrungen minimiert.

Die zwei Mitten-Tieftöner sitzen jeweils in einem eigenen Gusskorb. Der „Korb“ eines Lautsprechers ist ja das Rahmenwerk, das die verschiedenen Komponenten wie die Membran, die Schwingspule und den Magneten hält. Ein Gusskorb wird typischerweise aus einem Stück Metall gegossen, was ihm im Vergleich zu gestanzten Körben eine höhere Steifigkeit und bessere Resonanzkontrolle verleiht. Dies kann dann zu einer präziseren Klangwiedergabe führen.
Auch wurde bei den Gusskorb-Mittel-/Tieftönern, wie sie GoldenEar nennt, das Phase Plug verbessert. Das sitzt vor der Schwingspule im Zentrum des Lautsprecherkonus. Es verteilt die Schallwellen, die von der Spitze des Konus ausgehen, um Interferenzen und Phasenprobleme zu minimieren. Dies ist besonders wichtig für die Klangqualität außerhalb der Hauptabstrahlrichtung des Lautsprechers (off-axis).
GoldenEar nutzt beim T66 ein „Multi-Vaned Phase Plug“. Das Multi Vaned bezieht sich auf das Design dieses Phase Plugs, das mehrere „Flügel“ oder „Segmente“ hat, um eine noch gleichmäßigere und konsistentere Verteilung der Schallwellen über einen breiteren Bereich zu erreichen.
Dazu kommen noch zwei 12,7 x 23 cm messende, rechteckige Tiefbasstreiber. Sie befinden sich einmal direkt unter den Mitten-Tieftöner und einmal direkt über dem Fuß. Aufgrund dieser Anordnung sind sie besser an die Passivradiatoren angekoppelt. Was dazu führt, dass hier ca. 1 dB mehr Leistung aus dem Woofer-System herausgeholt werden kann. An der Seite sind schließlich die fast A4-Blatt großen Back-Wave getriebenen Radiatoren untergebracht. Wer es genau wissen möchte: sie messen 20 x 30,5 cm.

Technische Daten
Im Sockel des Speakers ist der DSP-Verstärker, welcher den aktiven Subwoofer des Lautsprechers antreibt. Er kommt im Peak auf eine Leistung von 1000 Watt und RMS sind es 500 Watt. Für den Lautsprecher empfiehlt GoldenEar eine Verstärkerleistung zwischen 20 und 500 Watt. Das klingt sicher nach einer ungewöhnlich großen Bandbreite, doch wir dürfen nicht vergessen, dass diese Lautsprecher sich quasi selbst um den Bassbereich kümmern.
Deshalb können selbst schwächere Verstärker am T66 betrieben werden. Die Effizienz des Standlautsprechers beträgt 91 dB (1W/1M bei 4 Ohm). Der Frequenzbereich erstreckt sich von 29 Hz bis 25 kHz, typischerweise mit einer Abweichung von -6 dB auf Achse bei 29 Hz. Mit einer nominalen Impedanz von 4 Ohm ist dieser Lautsprecher für so gut wie alle modernen Verstärker gut geeignet und verspricht eine optimale Leistung selbst bei weniger leistungsstarken Amps.

Rückseite
Auf der Rückseite der Lautsprecher – wo auch sonst – finden wir die Anschlüsse. Gleich auf den ersten Blick sehen wir, dass es sich um ein Bi-Wiring-Terminal handelt. Das schließt direkt an die Frequenzweiche an, die bei den GoldenEars besonders anspruchsvoll ausfällt. Sie sorgt nämlich für eine sehr flache Frequenzantwort über einen Bereich von mehr als neun Oktaven. Eine flache Frequenzantwort bedeutet, dass alle Frequenzen innerhalb dieses Bereichs gleichmäßig wiedergegeben werden, ohne dass einige Frequenzen im Vergleich zu anderen überbetont oder unterdrückt werden. Dies soll zu einem ausgewogenen und naturgetreuen Klangbild beitragen.
Auch die verwendeten Bypass-Kondensatoren sind nicht ohne, da sie auf PMO (Permanent Molecular Optimization) setzen. Damit ist ein spezielles Verfahren von AudioQuest gemeint, das zur Optimierung der molekularen Struktur der Materialien dient, aus denen die Kondensatoren bestehen. Diese Optimierung kann die elektrischen und akustischen Eigenschaften der Kondensatoren verbessern, was zu einer erhöhten Klarheit des durch die Lautsprecher wiedergegebenen Klangs führt.
Nicht anders zu erwarten bei einem Lautsprecher aus dem Hause The Quest: die interne Verkabelung des T66 setzt auf AudioQuest Perfect-Surface Copper+ (PSC+). Das ist ein hochwertiges Kupferkabel mit einer besonders glatten Oberfläche. Die Glätte der Oberfläche minimiert Störungen im Signalweg, was zu einer besseren Signalintegrität und damit zu einem klareren Klang führt. Zudem sind die Kabel im T66 richtungsbestimmt. Sie sind also so konzipiert, dass das Signal in einer bestimmten Richtung durch das Kabel fließt, um optimale Leistung zu erzielen.

Subwoofer
Unter dem Anschlussterminal fällt dann noch der Subwoofer-Eingang auf. Der ist, wie bei den meisten aktiven Subwoofern üblich, per Mono-Cinch realisiert. Doch keine Angst, Ihr Verstärker muss keinen Subwoofer-Ausgang haben, denn die Lautsprecher werden ganz normal mit einem Lautsprecherkabel an den Amp angeschlossen.
Die interne Frequenzweiche der T66 sorgt dann dafür, dass die entsprechenden Tieftonsignale zum aktiven Subwoofer geleitet werden. Nur wer die T66 in einem Heimkino-Setup betreibt, darf gern auf die separaten Anschlüsse zugreifen. Einen Netzstecker zur Stromversorgung haben die GoldenEar ebenfalls und eine schöne kleine LED, deren Leuchte anzeigt, dass die Speaker aktiv sind. Übrigens versetzen sich die Speaker selbst in den Standby, wenn eine Weile kein Signal kommt.
Zudem ist auf der Rückseite ein Drehregler angebracht, mit dem wir die Stärke des Subwoofers festlegen können. Wie stark wir den Subwoofer aufdrehen kommt hierbei ganz auf den Standort der Lautsprecher und natürlich die eigenen Vorlieben an. Während unseres Tests war die halbe Kraft ideal.
Was wir an dieser Stelle ebenfalls erwähnen möchten ist die Ausrichtung der Lautsprecher. Anwinkeln oder nicht, das ist oft die Frage. Bei uns im Testraum ergab sich sowohl bei angewinkelter Position als auch bei gerade ins Zimmer hineinstrahlender Aufstellung immer ein ausgezeichnetes Klangbild. Der Sweetspot ist entsprechend weit ausgelegt. Wie sie aber genau klingen, das verraten wir jetzt.
Klangtest mit Musik
Wir legen als erstes eines der schönsten Lieder der Welt auf: „Feeling Good“, natürlich gesungen von der unvergleichlichen Nina Simone. Keine andere Interpretation des Songs kann es mit ihrer Version aufnehmen. Bekanntlich startet das Stück mit dem unbegleiteten Gesang Nina Simones. Hier haben wir schon das erste Aha-Erlebnis mit den GoldenEar Speakern. Sie zeichnen die Stimme sehr plastisch und greifbar in den Raum.
Dazu gehört der fein ausbalancierte Hall, die absolut mittige Positionierung genau vor uns und auch die kleinen Spitzen im Gesang Simones. Diese verursachen bei einigen anderen Lautsprechern schon ein leises Kratzen, aber die T66 bleiben hier ruhig. Wobei sie der Stimme keinesfalls ihren eigenen Klangstempel aufdrücken. Nein, sie sind absolut am Originalklang, der über 60 Jahre alten Aufnahme, dran.
Erst nach knapp 40 Sekunden setzt die Big Band ein. Und genau dieser Moment raubt uns den Atem. Eine Woge aus Musik strömt aus den T66 und überflutet uns akustisch und emotional. Es ist schwer zu beschreiben, wie intensiv der Klang um uns herum den Raum erfüllt. Der Bass ist so herrlich satt und definiert, die Bläser klingen weit und kraftvoll und die Streicher sind genau wie das Piano präzise auf der Klangbühne ausmachbar. Wobei Klangbühne das falsche Wort ist. Das würde ja bedeuten, dass es eine Art Trennung zwischen uns Zuhörenden und der Musik gibt. Aber nein, der Klang ist um uns herum. Er ist immersiv, wie man in Zeiten von Virtual Reality und Spatial Computing so schön sagt.
Strawinsky mit den „Tanz der jungen Mädchen“ aus „Le Sacre du Printemps“ wird den T66 als nächstes Test-Stück angeboten. Und sie nehmen das Opfer auch gerne an, bzw. bauen es zu einem Spektakel der Extraklasse auf. Bei diesem klassischen Stück kommt den GoldenEar wieder ihre Fähigkeit zugute, das Klangbild bis auf den Punkt genau in den Raum zu zeichnen.
Will sagen: wir hören tatsächlich, wo jedes Instrument im Orchester verortet ist. Noch einen drauf setzen die T66, wenn die Pauken einsetzen und wir erleben, wie perfekt ausbalanciert der interne Subwoofer agiert. Ein Klang-Spektakel der Luxusklasse, was unsere Ohren hier zu hören bekommen!
Klangtest mit Film
Zum Abschluss wollen die GoldenEars auch noch in puncto Filmton austesten. Wir schauen in den „Uncharted“ Film hinein. Sicher, den Charme des Videospiels (besonders des letzten Teils) erreicht der Film an keiner Stelle und am Ende ist er mehr sinnloses Spektakel als spannende Geschichte, aber er ist akustisch ein gutes Testobjekt. Leise Szenen, viel Action und Musik, was will man mehr. Dank der aktiven Subwoofer im T66 krachen die Explosionen so richtig und weil die GoldenEar-Lautsprecher einfach wahnsinnig plastisch klingen, sind Stimmen und Geräuschkulisse perfekt aufeinander abgestimmt.
Wir verstehen die Stimmen der Protagonisten in jeder Situation exzellent und kommen in den Genuss von Surround-Klang ohne XXL-Heimkino-Surroundanlage. Auch in dieser Disziplin verdient sich GoldenEar Bestnoten und wir können den US-Amerikanern zu diesen ausgezeichneten Allround-Lautsprechern nur herzlich gratulieren. Well done!
Preis und Verfügbarkeit
Die GoldenEar T66 Standlautsprecher erhalten sie im gut sortiertem Fachhandel für 6.999 Euro (UVP) das Paar.
Farbvarianten: Schwarz Hochglanz („Gloss-Black“) oder Rot („Santa-Barbara-Red“)
Datenblatt GoldenEar T66
Allgemein | |||
Geräteklasse | Standlautsprecher | ||
Hersteller | GoldenEar | ||
Modell | T66 | ||
Preis (UVP) | 6.999 Euro (Paar) | ||
Preiskategorie | Oberklasse | ||
Maße (B/H/T) | 19 x 124 x 38 cm | ||
Gewicht | 27,2 kg | ||
Informationen | www.goldenear.com | ||
Technische Daten* | |||
Arbeitsweise | 3-Wege + aktiver Subwoofer | ||
Frequenzverlauf | 29 – 25.000 Hz (-6 dB) | ||
Belastbarkeit | 20 – 500 Watt (Subwoofer RMS 500 Watt) | ||
Raumempfehlung | von 15 m² bis 40 m² | ||
individuelle Klangeinst. | ja (Subwoofer) | ||
Eingänge | Banane/Klemme, Cinch |
*Herstellerangaben
Webseite: www.goldenear.com
Anmerkung: Dieser Testbericht erschien zuerst in AUDIO TEST Ausgabe 03/2024
► Lesen Sie hier: GoldenEar T66: Neuer Standlautsprecher aus T-Serie mit AMT Hochtöner

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Bildquellen:
- GoldenEar_T66_Test_01: © GoldenEar (alle)