Dank Class A/B-Verstärkung und überragender Geräuschunterdrückung verspricht der neue Cambridge Audio Melomania P100 ein Over-Ear zu sein, der der Konkurrenz das Fürchten lehrt. Wie viel Angst die Konkurrenz wirklich vor dem Bluetooth-Kopfhörer haben muss, haben wir im Test herausgefunden.
In die Eliteliga
Im Juli 2024 überraschte uns Cambridge Audio mit der Ankündigung in Bälde einen ANC-Over-Ear-Kopfhörer herauszubringen. Da wir Kopfhörer lieben, erwarteten wir mit Spannung den Cambridge Audio Melomania P100. Ende August war es dann soweit – der Cambridge-Kopfhörer erreichte wohlbehalten unser Testlabor in Leipzig.
Lieferumfang
Zum Lieferumfang des Cambridge Audio Melomania P100 gehören ein Hard-Case, in dem der Kopfhörer sehr sicher unterkommt. In einem extra Fach des Cases finden wir ein USB-C-auf-3,5-mm-Klinke-Kabel sowie ein USB-C-auf-USB-C-Kabel. Cambridge Audio geht also den Weg, den inzwischen die meisten Kopfhörerhersteller gehen, und verzichtet auf den Klinkenanschluss direkt am Kopfhörer. Dort gibt es nur noch den USB-C-Eingang. Beide Kabel sind übrigens textilummantelt. Das macht einfach einen angenehmen und sehr hochwertigen Eindruck.
Die Tasche des Kopfhörers ist zwar etwas größer als Kopfhörercases der Konkurrenz, aber auf ihr findet sich das eingeprägte Logo von Cambridge Audio wieder – genau wie auf den Ohrmuscheln der Kopfhörer. Solche kleinen und feinen Details gefallen uns.
Design & Tragekomfort
Das Design der Melomania P100 ist wie wir es von Cambridge gewohnt sind: erstklassig. Die Briten verstehen es, zeitloses Understatement in der bestmöglichen Form zu präsentieren. Die Kopfhörer wirken modern, aber nicht anbiedernd und wissen mit ihrer schlichten Eleganz zu begeistern.
Die Ohrpolster sind mit ihren 6 mal 4 Zentimetern Innendurchmesser groß genug, um bequem über die Ohren dieses Testers zu passen. Wie wir es von Kopfhörern dieser Preisklasse erwarten, lassen sich die Ohrpolster austauschen. Der Sitz der Kopfhörer auf dem Schädel ist eher straff – zumindest bei diesem Tester mit Hutgröße XL.
So können wir auch beschwingt beim Musikhören mit dem Kopf wackeln oder gar mit den aufgesetzten Melomania P100 ruhig joggen gehen. Das funktioniert auf jeden Fall. Allerdings sind es keine Sportkopfhörer, das wollen wir hier anmerken. Was uns etwas weniger gut gefällt, ist der Kopfbügel. Der ist doch recht hart und wir spüren ihn nach einiger Zeit auf der Schädeldecke. Hier hätte Cambridge Audio gern besser polstern dürfen.

Bedienung
Richtig gelungen finden wir, dass die Kopfhörer mittels haptischer Buttons gesteuert werden – kein Herumgewische und Getippe über die Außenseite der Kopfhörer. Nein, die Bedienung ist klassisch gelöst. Rechts machen wir über die größeren Buttons laut und leise und pausieren die Musikwiedergabe über den kleineren Button, der zwischen den großen liegt. Über diesen können wir übrigens auch Telefongespräche annehmen.
Am linken Ohrhörer finden wir den Ein/Aus-Schalter in Form eines Schiebereglers. Schieben wir diesen länger ganz nach oben, dann wird der Kopplungsmodus aktiviert. Über dem Powerschalter ist dann noch der ANC-Knopf angebracht. Damit schalten wir uns durch die verschiedenen Umgebungsgeräusch-Modi: Active Noise Cancelling (ANC), Transparent (Umgebungsgeräusche hören) und Aus (alle Modi deaktiviert).
Daneben hat Cambridge den Kopfhörern eine App spendiert. Hier wählen wir ebenfalls den ANC-Modi aus und können sogar dessen Stärke bestimmen. Wer den Klang der Over Ears seinen eigenen Vorlieben anpassen will, freut sich über den gelungenen EQ. Mit ihm können wir individuelle Einstellungen vornehmen oder wir nutzen eine der Voreinstellungen wie Blues, Rock, Stimme etc.
Auch weitere Funktionen aktivieren wir in der App, wie etwa ein Spielemodus, der eine möglichst geringe Latenz garantiert oder die Kopfhörer-Sprache, durch die uns der Melomania P100 über die gerade aktivierten Funktionen informiert. Auch die Trageerkennung können wir hier an- und ausschalten. Dank dieser pausiert der Melomania P100 die Wiedergabe, wenn wir ihn absetzen.

Am rechten steuern wir Lautstärke, Pausieren oder nehmen Telefongespräche an. (Bild: Auerbach Verlag)
Kabel-Betrieb
Viele Bluetooth-Kopfhörer klingen tatsächlich als kabelgebundene, passive Kopfhörer anders als im Wireless-Betrieb. In aller Regel wird der Sound am Kabel ausdrucksstärker und dynamischer. Bei den Cambridge Melomania P100 ist das aber nicht der Fall, denn man kann sie gar nicht passiv betreiben. Selbst wenn sie am Kabel hängen, müssen wir sie einschalten. Sie klingen dann fast genauso wie über Bluetooth. Wir schreiben „fast“, weil sie im Kabelbetrieb einen Hauch leiser klingen.
Da die Over-Ears auch am Kabel aktiv arbeiten, verbrauchen sie dabei leider Akku. Ist dieser leer, können wir nicht mal schnell den Kopfhörer als Passiv-Variante am Kabel weiter nutzen. Das hingegen funktioniert bei einigen Konkurrenzprodukten, die wir bereits im Test hatten. Wobei wir das Szenario des leeren Akkus wohl nur schwer erleben werden, denn dieser hält mit aktiviertem ANC-Modus bis zu 60 Stunden durch.
Ohne ANC sind es sogar bis zu 100 Stunden. Das ist wirklich genial. Zudem ist der Melomania P100 innerhalb von 5 Minuten so weit aufgeladen, dass wir wieder 4 Stunden Musik hören können. Akkuprobleme sollte es also kaum geben.
Technische Daten der Audio Melomania P100
Interessant am Cambridge Audio Melomania P100 ist der Verstärker. In aller Regel werden in aktiven Kopfhörern Class-D-Schaltungen genutzt. Bei diesem Over Ear ist es aber eine Class AB-Schaltung. Diese ist auch der Kern der Verstärker aus der hauseigenen CX-Serie. Damit will Cambridge Audio sicher gehen, dass deren charakteristischer Klang auch bei den Kopfhörern wiederzufinden ist. Und das gelingt auch – dazu später mehr. Die Treiber der Melomania P100 messen 40 Millimeter im Durchmesser und sollen den Sound des Class-AB-Verstärkers in all seinen Nuancen herüberbringen. Dafür sind sie aus einem dreischichtigem Verbundwerkstoff gefertigt.
Der P100 nutzt Bluetooth 5.3 und unterstützt verschiedene Bluetooth-Profile wie A2DP, AVRCP, HSP und HFP sowie Codecs wie aptX Lossless, aptX Adaptive, AAC und SBC. Im Inneren arbeitet ein leistungsstarker Qualcomm QCC3084 Prozessor mit einer Dreikern-Architektur und einem konfigurierbaren 32-Bit-Kalimba-Audio-DSP-Kern mit bis zu 240 MHz. Ein Analog Devices ADAU1787 sorgt mit seinem dedizierten Stromspar-Codec und FastDSP für die AGU-Bearbeitung.
Aktive Geräuschunterdrückung (ANC)
Inzwischen werden so gut wie alle Bluetooth-Kopfhörer mit ANC auf den Markt gebracht. In der Regel funktioniert das auch einigermaßen, aber mit den ANC-Flaggschiffen von Sony, Sonos, Bose oder Apple können die Konkurrenten nie mithalten. Und tatsächlich sind wir auch bei den Melomania P100 davon ausgegangen, dass die aktive Geräuschunterdrückung gut sein wird, aber an die „Großen“ der Branche nicht heranreicht. Doch da müssen wir uns eines Besseren belehren lassen.
Tatsächlich schlägt das ANC der Cambridge Melomania P100 das der Sony WH-1000XM5, der Sonos Ace oder der Apple AirPods Max. Das ist wirklich beeindruckend! Das Grundgeräusch der entfernten, stark befahrenen Straße ist unter den Cambridge Over-Ears praktisch nicht mehr zu hören, nur ein sanftes Surren dringt an die Ohren, wenn ein besonders lautes Auto dort entlangfährt. Bei den Sonos oder Sony Kopfhörern ist die Straße im Vergleich noch als ein sehr leises Grundgeräusch wahrnehmbar.
Auch der Staubsauger ist unter den P100 etwas weniger nervig laut als unter den Konkurrenten. Das ist wirklich eine Überraschung. Was uns allerdings auffällt ist das Grundrauschen im ANC-Modus. Dieses ist tatsächlich deutlich lauter als bei Sony, Sonos und Co. Allerdings verschwindet es, wenn wir damit Musik hören. Auch sind die Over-Ears im ANC-Modus kaum windempfindlich. Sicherlich hören wir ab und zu, dass der Wind sich in den ANC-Mikros verfängt, aber das ist wirklich leise und so gut wie nie störend. Insgesamt toll gelöst!
Sound-Eindruck
Die Cambridge Audio Melomania P100 haben einen wunderbar ausgeglichenen Frequenzgang, der sie sehr natürlich klingen lässt. Auch verfärben sie den Ton nicht in irgendeiner Art. Wir hören mit ihnen präzise in die Musik und genießen auch Hörspiele in all ihrer klanglichen Vielfalt. Ihre Räumlichkeit ist bestmöglich, wobei sie weniger weit klingen als etwa die Sonos Ace. Diese erscheinen im Klangbild noch größer, aber das ist wirklich Geschmackssache und kein Kritikpunkt.
Da wir sie mittels EQ an unsere Klangvorliebe anpassen können, sind wir wirklich sehr glücklich mit den neuen Over-Ear-Kopfhörern von Cambridge. Wer beispielsweise den erstklassigen, musikalischen Klang der Technics EAH-A800 schätzt, wird mit den Melomania P100 mehr als nur zufrieden sein.
Preis und Verfügbarkeit der Melomania P100
Der Cambridge Audio Melomania P100 ist im Fachhandel zum Preis von 279 Euro (UVP) erhältlich. Farbausführungen: seidenmatt Weiß oder Schwarz.
Datenblatt: Cambridge Audio Melomania P100
Allgemein | |||
Geräteklasse | Kopfhörer | ||
Hersteller | Cambridge Audio | ||
Modell | Melomania P100 | ||
Preis (UVP) | 279 Euro | ||
Preiskategorie | Mittelklasse | ||
Maße (B/H/T) | 25 x 20 x 6 cm | ||
Gewicht | 330 g | ||
Informationen | www.cambridgeaudio.com | ||
Technische Daten* | |||
Arbeitsweise | aktiv | ||
Bauform | geschlossen, Over Ear | ||
Noise-Cancelling | ja | ||
Codecs | aptX Lossless, aptX Adaptive, AAC, SBC | ||
Verbindung zu dem Kopfhörer | Bluetooth 5.3 | ||
Laufzeit | 100 h (2,5 h Ladezeit) | ||
Eingänge | USB-C | ||
Ohrpolster | Kunstleder |
*Herstellerangaben
Webseite: www.cambridgeaudio.com
Anmerkung: Dieser Testbericht erschien zuerst in AUDIO TEST Ausgabe 08/2024
▶ Lesen Sie hier: Test: Cambridge Audio MXN10 Netzwerkplayer / Streamer

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Bildquellen:
- Cambridge-Audio-Melomania-P100-Test-01: Auerbach Verlag