Die Pearl-Kollektion von Cabasse präsentiert mit dem Modell Myuki einen Vertreter, der vor allem ob seiner flexiblen Anwendbarkeit als portabler Speaker überzeugen soll. Bei Pearl-typischem Sound, versteht sich. Wir haben den stylishen Kugellautsprecher mit Aktivtechnologie getestet und präsentieren heute einen weiteren Likehifi.de Exclusive Test!
Flexible Perle
Die Küstenregion der Bretagne lädt zum Schwelgen ein. An den Stränden von Sablons oder Bilou oder mit offenem Verdeck auf der D85 die Atlantikküste entlang – man kommt kaum umhin, sich zu fühlen wie der Protagonist eines Films von Jean-Luc Godard.
Verlässt man die Regionalhauptstadt Richtung Südwesten auf der Rue Jim Sévellec gelangt man in ein Gewerbegebiet der angrenzenden Stadt Plouzané. Hier sitzt in einem unscheinbaren weißen Flachbau mit Blick über die Atlantikbucht von Brest ein Unternehmen, welches den Spirit seiner Nachbarschaft direkt in die Formensprache seiner Produkte zu übersetzen scheint: Cabasse.
Gegründet im Jahr 1950 von Georges Cabasse gehört die Marke mittlerweile zu den prominentesten Vertretern erstklassiger HiFi-Manufakturen im Land der Tricolore. Das Land Frankreich hat die Tüftler aus der Bretagneübrigens mit einem sehr speziellen Auftrag honoriert. Denn 1998 bekommt das Unternehmen den Auftrag des französischen Verteidigungsministeriums, den Flugzeugträger „Charles de Gaulle“ mit zehn long-range Lautsprechern zu bestücken.

Französische Delikatessen
Cabasse hat sich jedoch glücklicherweise nicht auf dem Seeweg einen Rang von Welt erarbeitet. Vor allem durch die einzigartigen kugelförmigen Speaker machte sich das Unternehmen, dass durch Firmengründer Georges Cabasse im Erbe einer renommierten Geigenbauerfamilie steht, einen Namen. Etwa avancierte der seit seiner Präsentation auf der CES 2006 mit vielen Preisen dekorierte Koaxial-Standlautsprecher Sphère zu einem echten Publikumsmagneten.
Der Speaker, der heute vielleicht an eine überproportionierte Webcam erinnert, ist dabei nur ein ikonischer Vertreter des besonderen Produktportfolios der Franzosen. Zu den populärsten Vertretern gehört wohl auch die Pearl-Kollektion oder die Standlautsprecher der Baltic-Reihe.
Wobei es im Oeuvre dieses Herstellers freilich weit mehr als nur Lautsprecher zu entdecken gibt. Auch mit Elektronik kennt man sich hieraus. Etwa der Cabasse Stream Amp 100 stellte dies im Kontext der AUDIO TEST Ausgabe 03/2018 unter Beweis! Allerdings ist die Fertigung von Schallwandlern zweifellos das Steckenpferd des Herstellers.
Satte fünfmal wussten Testmuster aus Plouzané in der AUDIO TEST das Prädikat „Referenzklasse“ einzufahren. Diese Erfolge trugen das ihre zu dem Ergebnisdurchschnitt von 92 Prozent bei, den Cabasse in den bisherigen 12 Tests bei uns zu erreichen vermochte.

Verheißungsvolle 13
Nun begrüßen wir Cabasse also zum dreizehnten Mal in unserer Redaktion. Glücklicherweise sind wir nicht sonderlich abergläubig, sodass wir frohen Mutes zur Tat schreiten. Auf dem Prüfstand haben wir den neuesten Vertreter aus Cabasses beliebter Pearl-Kollektion: den Cabasse The Pearl Myuki.
Erfahrungen mit dieser kugelrunden Streaming-Lautsprecher-Serie konnten wir bis dato schon mit der The Pearl Akoya, der The Pearl Keshi mitsamt Pearl Sub Subwoofer und natürlich auch der großen Cabasse The Pearl Pelegrina sammeln.
Der portable Fullrange-Speaker Pearl Myuki macht es sich zur Aufgabe, den bewährten Mix aus Klangqualität, Style und Funktionalität aus dem fixen Setup herauszulösen und in einem flexiblen Arrangement anzuwenden. Eine Einladung in diese Richtung formuliert Cabasse auch durch die Auslieferung des Myuki in einer schicken schwarzen Tragetasche.

Der kreisrunde Cabasse The Pearl Myuki ist ebenso wohlgeformt und ansehnlich gestaltet wie auch die anderen Modelle der Pearl-Kollektion. Als kleinster (17 cm Kugel) und günstigster (999 Euro Stückpreis) Pearl-Vertreter versteht sich der aktive Kugellautsprecher von Cabasse übrigens als Einstiegsmodell der Serie.
Unser Testmuster ist von elegantem weiß, wobei der Myuki alternativ auch in zeitlosem schwarz erhältlich ist. Wenngleich der Pearl Myuki den Modellen The Pearl oder The Pearl Akoya bis aufs letzte Schräubchen zu gleichen scheint, ist er doch von signifikant anderer Kultur.
Ausstattung und Konnektivität
Zum einen arbeitet der Myuki, anders als die anderen beiden Modelle, als Zwei-Wege-System. Der Verzicht auf den dritten Weg geht dabei mit der Entscheidung des Herstellersgegen seinen beliebten Koaxial-Treiber einher. Dafür sitzt an der Vorderseite des Myuki ein 45 Millimeter messender Dome, den Cabasse als proprietären Hoch-Mitteltöner entwickelt hat.
Dieser wird flankiert von zwei Tieftönern, welche an den Seiten des Myuki verbaut sind. Mit Membranen von 12 Zentimetern (cm) Durchmesser versehen, helfen diese dem Myuki in tieffrequente Gefilde von 30 Hertz (Hz) hinabzutauchen, während der Speaker „obenrum“ bis zu 23 kHz aufzuspielen vermag.

Angetrieben wird das Ensemble von zwei dezidierten Verstärkereinheiten. Ein 76 Watt (W) starker Amp ist für die Tieftöner vorgesehen, ein 65 W starker Amp treibt allein den Hoch-Mitteltöner an. Mittels der Netzwerk-Kompatibilität via Ethernet oder WiFi lässt sich der Cabasse The Pearl Myuki einwandfrei anspielen. AirPlay 2 versteht er natürlich auch. Außerdem steht die Möglichkeit der Bluetooth-Anbindung zur Verfügung.
Für die digitale Anbindung physischer Quellen offeriert Cabasse einen USB-C- sowie einen SPDIF-Input, während auf analoger Seite ein 3,5 mm-Klinke-Eingang bereit steht. Zur direkten Bedienung ist der Myuki auf der Oberseite mit Bedienfeldern ausgestattet. Diese erlauben die Quellenwahl und Lautstärkeregelung.
Als besonders handschmeichlerisches Feature hat Cabasse den Pearl Myuki mit einem Vibrationsmotor ausgestattet. Dieser gibt ein angenehmes haptisches Feedback, wenn die taktilen Steuerungselemente bedient werden.

Usability und Performance
Für den aktuellen Test haben wir zwei Modelle des Pearl Myuki in unsere Redaktion eingeladen. Vor allem aus dem Grund, um die Möglichkeit des Stereo-Pairings auszuprobieren, denn dank der hauseigenen Cabasse StreamCONTROL-App können zwei Lautsprecher des Typs Pearl Myuki zu einem Stereopaar verbunden werden.
Nach der unkomplizierten Aufnahme der Speaker ins Redaktions-WiFi werden diese in der App angezeigt und können mit einem Klick gruppiert werden. Dies ist natürlich vor allem dann besonders sexy, wenn auch bei der Grillparty im Garten oder beim Picknick ein satter Stereo-Sound genossen werden will.
Freilich können wir einen einzelnen Myuki genauso wie ein Stereopaar in ein bereits bestehendes Mehrkanal- oder Multiroom-Setup aus Cabasse-Lautsprechern implementieren. Den letzten Schliff der Einrichtung vollzieht die Myuki letztlich von selbst. Denn wie auch von anderen Produkten der Franzosen bereits bekannt, verfügt auch dieses Modell über eine selbstständige Raumeinmessung.
Nach ein paar Sweeps hat der Lautsprecher die individuellen Makel des Hörraumes eruiert und wirkt mit einem extra berechneteten Filterpaket dagegen. Allerdings würden wir uns an dieser Stelle vom Hersteller wünschen, ein wenig mehr Mühe in die Sprachübersetzung der App zu investieren. Bei einem Produkt dieser Klasse sollte man doch ein fehlerfreies Deutsch voraussetzen dürfen.
Falls ein Myuki während der Wiedergabe in ein anderes WiFi-Netzwerk bewegt wird, verhindert die implementierte Smart WiFi-Funktion übrigens eine Unterbrechung der Wiedergabe.
Apropos Wiedergabe: diese ist schlichtweg phänomenal. Nach vielen Stunden mit verschiedenen Speakern à la Cabasse überrascht es uns zwar reichlich wenig, aber der Sound der Myuki ist vor allem mit Blick auf deren kompakte Größe bemerkenswert satt. Wohl nicht zuletzt dank der automatischen CRCS-Raumkalibrierung und der DFE-Anpassung, welche das wiedergegebene Signalspektrum aufbauend auf Dynamik und spektralen Gehalt selbstständig optimiert.

Le son de Cabasse
„Washing Off The Blood“ von Labrinth bringt unser Cabasse The Pearl Myuki Stereopaar ohne Umwege zum Glänzen. Die knackige Subbass-Kick erfüllt sofort den ganzen Raum, in welchem sich die präzise im Stereofeld platzierten organischen Percussions aus Holz- und Wasser-Samples quasi aus dem Nichts manifestieren. Ebenso wie die Vocals, die zudem in einen plastischen Hallraum eingefasst sind. Darum schimmert ein fein ziseliertes Sägezahn-Arpeggio.

Die Performance unserer beiden Testmuster ist dabei so immersiv, wie es bei Lautsprechern dieser überschaubaren Größe eben nur Cabasse zu leisten vermag.Aber auch weniger kantig komprimierte Stücke wissen die beiden Speaker mit Fingerspitzengefühl in Szene zu setzen. Etwa „I Fall in Love Too Easy“ von Chet Baker. Die feine Textur der Snare, im Tiefgang ergänzt vom zärtlich gezupften Bass gehen den Myuki mit einer verspielten Leichtigkeit von der Membran. Bakers Stimme ist angereichert von der warmen Sättigung mittlerweile hornalter Mikrofon-Vorverstärker. Die Myuki gelingt es dabei, ein wirklich raumfüllendes Panorama aufzuziehen. Auch wenn wir den Raum wechseln – nach einer kurzen Neuausrichtung klingt es überall wunderbar voll und gleichzeitig hochauflösend.
Auch bei der Wiedergabe von Filmton gefällt die Myuki ob ihrer klaren Detailzeichnung. Allerdings kommt unser Stereopaar hier in puncto Räumlichkeit an ihre Grenzen. Es ist freilich wenig verwunderlich, dass bei der Gleichzeitigkeit von Motorengeräuschen, Musik und Dialogen, wie etwa in „James Bond – Spectre“ ein Speaker dieser kompakten Bauform nicht der Weisheit letzter Schluss sein kann. Dennoch ist der Sound von beeindruckender Sättigung und weiß definitiv gut zu unterhalten.

Das gilt generell für verschiedenste Anwendungs- und Aufbauszenarien der Myuki. Ob zum unterhaltsameren Gemüseschneiden in der Küche, beim Sonnenbad im Garten oder auch für eine produktive Arbeitssession als kleines Stereopaar auf dem Schreibtisch – Cabasse kann mit der Myuki ordentlich punkten. Vor allem im letzteren Setup kommt die hohe Güte der Franzosen voll zur Geltung. Denn selbst wenn wir eigentlich heftig schiebende Kracher wie etwa „First Of The Year“ von Skrillex bei minimaler Lautstärke hören, um uns noch konzentrieren zu können, bleibt der Track klar differenziert und ausgewogen abgestimmt. Gerade am unteren Ende des Schalldrucks neigen vor allem portable Aktivlautsprecher gern mal dazu, einfach abzuschmieren.
Mit einer Akkulaufzeit von bis zu zwölf Stunden sind die Myuki zudem unfassbar ausdauernd. Ein spontaner Filmabend mit Beamer im Schlafzimmer ist somit auch ganz unkompliziert mit starkem Sound möglich. Und die Batterie reicht auch für die gesamte Herr der Ringe-Trilogie (wenn man die Credits überspringt). Am nächsten Morgen lassen sich die beiden dann wieder als Rear-Speaker ins Mehrkanal-Ensemble integrieren. So geht HiFi der Zukunft – merci!
Cabasse The Pearl Myuki: Preis und Verfügbarkeit
Die Cabasse The Pearl Myuki gibt es zum Preis von 990 Euro (Stückpreis, UVP) im Fachhandel zu kaufen. Der Vertrieb der Cabasse Geräte läuft in Deutschland über ATR – Audio Trade.
Farbausführung: seidenmatt weiß oder seidenmatt schwarz
Webseite: www.audiotra.de // www.cabasse.com
Datenblatt Cabasse The Pearl Myuki
Allgemein | |
Geräteklasse | Streaming-/Bluetooth-Lautsprecher |
Hersteller | Cabasse |
Modell | The Pearl Myuki |
Preis (UVP) | 990 Euro (pro Stück) |
Preiskategorie | Oberklasse |
Maße (B/H/T) | 18,6 x 17,4 x 18,0 cm |
Gewicht | 2,1 kg |
Informationen | www.audiotra.de |
Technische Daten* | |
System | Mono |
Bauform | geschlossen |
Frequenzverlauf | 30 Hz – 23 kHz |
Leistung | 65 W |
Verbindung zur Quelle | Netzwerk, Bluetooth, AirPlay 2, Analog, Digital |
Akku-Laufzeit | bis zu 12 Stunden |
Bluetooth-Codec | aptX HD |
Raumempfehlung | 10 m² bis 20 m² |
individuelle Klangeinst. | ja |
Eingänge | 1 x Ethernet, WiFi, Bluetooth, 1x Jack 3.5 mm, 1x USB-C SPDIF Optical |
*Herstellerangaben
▶ Lesen Sie hier: Test: Cabasse The Pearl Keshi 2.1 – Smartes Lautsprechersystem

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Bildquellen:
- Cabasse_Pearl_Myuki_Test_01: Auerbach Verlag (alle)