Mission hat zwei Modelle der einst richtungsweisenden 700er-Serie wieder ins Sortiment genommen. Freilich mit einer ganzen Hand voll Verbesserungen, die dennoch die ursprüngliche DNA der Lautsprecher beibehalten möchten. Wir haben dies am Kompaktlautsprecher Mission 700 untersucht.
Mission: Rückkehr
Während es so einige Hersteller gibt, deren Sortiment wir bei Likehifi.de und AUDIO TEST mittlerweile beinahe in- und auswendig kennen, sind wiederum andere bisher nicht allzu oft im Redaktionsplan erschienen. Mission Audio beispielsweise gehört zu diesen Unternehmen. Gerade mal fünf Tests können wir in unserem Archiv der vergangenen 15 Jahre verzeichnen. Neben einem Surround-Set und einem Kompaktlautsprecher wussten dabei vor allem die drei getesteten Standlautsprechermodelle mit jeweils 93 Prozent Abschlusswertung ein ausgezeichnetes Testergebnis einzufahren.

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Asche auf unsere Häupter, aber so richtig haben wir den Fabrikanten von der Insel erst seit zwei Jahren auf dem Schirm. Dabei ist es ja nicht so, als sei Mission nicht ein äußerst traditionsreiches Unternehmen. Doch wollen wir der ausführlichen Besprechung des Probanden zunächst ein paar Worte zur Geschichte von Mission Audio voranstellen.
Erfindergeist
Diese geht auf den iranstämmigen britischen Erfinder, Unternehmer und Philanthropen Farad Azima zurück, der nach seinem Studium an der Leeds University schon bald in die damals noch Goldgräberstimmung evozierende HiFi-Branche einstieg.
In Cambridge, der Stadt, welche wie keine andere für die englische Akademie- und Innovationskultur steht, gründete er neben damals Mission Electronics sowie auch NXT und Cyrus. Den Namen Cyrus gab Farad Azima übrigens auch seinem erstgeborenen Sohn – so tief reichte also die Leidenschaft.
Während sich Cyrus bekanntermaßen vornehmlich mit der kompromisslosen Fertigung von Zuspiel- und Verstärker-Elektronik befasste, galt die Aufmerksamkeit bei Mission seit jeher der Herstellung von Lautsprechern verschiedener Couleur. Das Azima eine breit gefächerte technische Expertise innehatte, beweist obendrein ein Blick ins britische Patentverzeichnis. Ganze 14 Eintragungen sind hier auf seinen Namen verzeichnet. Neben einigen Artikeln, welche im direkten Zusammenhang mit HiFi-Elektronik stehen, finden sich hier jedoch auch Patente für tragbare Computer, medizinische Gerätschaften und sogar ein Segelboot.
Mission – Key-Facts:
Gründungsjahr: 1977
Sitz: Huntingdon (Großbritannien)
Legendäre Produkte: Mission 770 und Mission 767
Webseite: www.mission-deutschland.de
Mission Electronics wurde von Farad Azima im Jahr 1977 gegründet. Bereits ein Jahr später stellte das Unternehmen seine 700er Serie vor und damit den Mission 770. 1983 gründete man die Elektroniksparte Cyrus. Für Aufsehen sorgte der 1989 herausgebrachte Standlautsprecher Mission 767 mit integriertem Subwoofer, der teilaktiv angesteuert wird. 2004 wurde das Unternehmen Teil der International Audio Group, IAG.
Mit Mission Audio war dem vielseitigen Tüftler ein schneller Erfolg vergönnt. Die 700er-Kollektion, welche in Zusammenarbeit mit den späteren Audiolab-Gründern Philip Swift und Derek Scotland entstand, profilierte sich rasch als echter Bestseller und hat heute nicht nur auf der Insel regelrecht Kultstatus inne.
Das unverkennbare und damals äußerst mutige Design des alten Mission 700 mit umgekehrter Anordnung von Bass- und Hochton-Chassis wusste zunächst skeptische Geister schnell mit toller Musikalität zu überzeugen. Daher war es für uns nur der folgerichtige Schluss, diesem Meilenstein britischer HiFi-Kultur in dieser Ausgabe Tribut zu zollen.

Mission 700
Denn anknüpfend an den Grundstein des eigenen Erfolgs hat Mission zwei Modelle der ikonischen 700er-Serie zurückgeholt: das Flaggschiff Mission 770 und den kompakteren Lautsprecher Mission 700. Diesen haben wir uns nun zur Brust genommen und sind gespannt, inwiefern Mission hier Innovation auf Altbewährtes treffen lässt. Denn während der Hersteller hier am Design des Originals von 1978 festhält, sind in puncto technische Ausstattung doch ein paar Aktualisierungen zu vermerken.
Neuauflage des Retro-Klassikers aus den 1970ern
Zunächst sieht der neue Mission 700er schon auf den ersten Blick aus wie ein Vertreter der ausgehenden 1970er Jahre. Das scharfkantige Gehäuse mit grob gemasertem Furnier und das markante weiße Frontpanel sind nach wie vor ein wahrer Blickfang. Wenn man jedoch Neuauflage und Original gegenüberstellt, fallen doch bereits kleinere wesentliche Unterschiede auf.
So ziert auch den neuen Kompaktlautsprecher ein prominenter Mission-700-Schriftzug, allerdings verzichtet der Hersteller heute auf eine symmetrische Treiberanordnung. Das mittlerweile umfangreichere Bassreflexrohr und der Hochtöner sitzen unterhalb und leicht nach links und rechts ausgewichen unter dem Tief-Mitteltöner. Für diesen hat Mission eine gänzlich neue Membranstruktur aus Polypropylen entwickelt. Jedoch auch zunächst weniger augenscheinliche Optimierungen wurden dem 165 mm messenden Treiber spendiert. Wie etwa das starre Guss-Chassis und die masseärmere Sicke.
Ingenieurskunst
Der Hochtöner geht heute mit einer beschichteten Mikrofaserkalotte von 28 mm Durchmesser zu Werke. Eine für dieses Chassis dezidierte gedämpfte Kammer schützt den Hochtöner dabei vor störender Einflussnahme durch tiefere Frequenzen. Außerdem verspricht der Hersteller dank der hierdurch erzielten Resonanzkontrolle eine deutlich geschmeidigere Performance als vor 45 Jahren.
Auch das Antriebsystem wurden für den neu aufgelegten Mission 700 und dessen größeren Bruder 770 modellspezifisch neu entworfen. Allein die softwarebasierte Frequenzweichenabbildung und -simulation im Konstruktionsprozess der Mission 700 und 770 stellen unter Beweis, dass im alten Gewand modernste Technik Verwendung findet. Dennoch spricht die gesamte Aufmachung des Schallwandlers im Brustton der Überzeugung: Es war nicht alles schlecht!

Stilsicher
Aufgestellt werden kann der Mission 700 Kompaktlautsprecher freilich auf jeder freien Oberfläche. Doch für das Komplettpaket Retro-HiFi empfiehlt sich selbstverständlich die Berücksichtigung der formvollendenden Aluminium-Stative. Diese ermöglichen auch eine deutlich flexiblere Aufstellung des Stereopaares, wovon wir in diesem Test gern profitieren möchten. Als Zuspieler vertrauen wir dabei auch in diesem Test auf den generalüberholten Plattenspieler B795 von Revox, dessen Werk wir vom Naim Nait 50 an das Paar Mission 700 weitereichen lassen.
Als Pink Floyds „The Wall“ herauskam, war der originale Mission 700 gerade einmal ein Jahr alt. Daher möchten wir die Hörsession mit dieser stilprägenden Scheibe beginnen. Die hymnische Eröffnung „In The Flesh?“ bietet der Neuauflage des 700 da bereits eine hervorragende Möglichkeit, sich von ihrer besten Seite zu zeigen. Eine Chance, welche der Mission Retro-Lautsprecher dankend annimmt.
Kraftvoll und mutig spielt er auf, ohne falsche Scheu, sich in den straffen Fortissimi dieser epischen Exposition so richtig ins Zeug zu legen. Das wirklich massiv abgemischte Konglomerat aus Schlagwerk, Bass, verzerrter Gitarre, Synth und Orgel wird vom Mission 700 sehr gewissenhaft und alles andere als leichtfertig interpretiert. Untenrum bringt der kompakte Lautsprecher ordentlich Druck auf den Kessel, ohne jedoch an Genauigkeit und Differenzierung Einbußen zuzulassen.

Raumwunder
Als dann Chor- und Sologesang einsteigen, öffnet unser Paar eine wunderbar weite Bühne, auf welcher sich Delays und Hallfahnen frei entfalten können. Dieser Eindruck, welcher von Kraft, Präzision und einem insgesamt hochauflösenden Sound geprägt ist, verstärkt sich über den Verlauf der monolithischen Rock-Oper. Beim ersten Teil des großen Gassenhauers „Another Brick in the Wall“ weiß der Mission 700 die der Musik immanente Hitchcocksche Suspense auf eine wirklich packende Weise in den Raum zu übersetzen. Die saftig filtrierten Sägezahn-Synths schmiegen sich wie Gelee um den wiederhallenden samtig dumpfen Gitarrenriff, der sich immer wieder in feinperlige Höhen aufschwingt.
Der Mission 700 vermag mit einer mitreißenden Energie aufzuspielen, welche direkt zupackt und auf emotionale, kompromisslose Rezeption aus ist. Peter Comeau, der heute federführend für die Geschicke des Unternehmens zuständig ist, hat es hier auf phänomenale Weise fertigbekommen, den puristischen, stimmungsvollen Sound der goldenen Jahre des HiFi mit innovativen Ideen zu veredeln. Und das für einen kaum schlagbaren Paarpreis von nicht einmal 1.500 Euro, der so einigen Wettbewerbern gehörig Respekt abgewinnen sollte. Mission gelingt mit dem 700 Retro-Lautsprecher eine sinnliche Zeitreise. Dabei trifft der Sound der guten alten Tage auf den technischen Standard der Gegenwart. Ein wirklich exquisites Produkt!
Preis und Verfügbarkeit
Die Mission 700 Retro-Lautsprecher sind im gut sortierten Fachhandel zum Paarpreis von 1.500 Euro (UVP) erhältlich. Der Vertrieb der Mission Lautsprecher läuft in Deutschland über die IAD GmbH.
Datenblatt Mission 700
Allgemein | |||
Geräteklasse | Kompaktlautsprecher | ||
Hersteller | Mission | ||
Modell | 700 | ||
Preis (UVP) | 1.499 Euro (Paarpreis) | ||
Preiskategorie | Mittelklasse | ||
Maße (B/H/T) | 26 x 51 x 29,2 cm | ||
Gewicht | 12,8 kg | ||
Informationen | www.mission-deutschland.de | ||
Technische Daten* | |||
Arbeitsweise | passiv | ||
Bauform | 2-Wege Bassreflex | ||
Frequenzverlauf | 45 Hz – 20 kHz | ||
Raumempfehlung | 15 – 35 m² | ||
individuelle Klangeinst. | – | ||
Eingänge | Single-Wiring |
*Herstellerangaben
Webseite: www.mission-deutschland.de
Anmerkung: Dieser Testbericht erschien zuerst in AUDIO TEST Ausgabe 01/2024
▶ Lesen Sie hier: Mission 770 Testbericht

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Bildquellen:
- Mission 700 Test: Auerbach Verlag