Nach dem Strato Nero dürfen wir endlich wieder einen Transrotor in unserer Redaktion begrüßen. Der Transrotor Bellini wurde zur diesjährigen HIGH END vorgestellt und weiß Tradition und Moderne zu verbinden.
Transzendenz des Hörens II
Auf der vergangenen HIGH END trafen wir Jochen Räkes Sohn Dirk, der mittlerweile federführend die Geschicke Transrotors leitet. Dieser hatte unter anderem den neuen Protagonisten des Transrotor-Plattenspieler-Produktprogramms im Gepäck, welcher just erst dieser Tage in den Handel kam: der Transrotor Bellini.

Tests zu Plattenspielern und Vinyl.
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Freilich klingeln den meisten Deutschen erstmal die Ohren, sobald etwas italienisch klingt. Woher genau der neue High-Ender seinen Namen hat, lässt Transrotor dabei bisher noch nicht durchblicken. Eine Reminiszenz an den Fußballspieler Hilderaldo Bellini, welcher als erster brasilianischer Mannschaftskapitän 1958 den Coupe Jules Rimet in die Luft strecken durfte? Oder geht es um den süßen Cocktail aus Prosecco und püriertem Pfirsich? Oder ist es am Ende gar eine Hommage an die Girlband der späten Neunziger, die es tatsächlich auch in den letzten Jahren immer mal wieder versuchten?
Wir sind bei derlei Namensvettern eher skeptisch und vermuten, dass sich Transrotor beim Namen eher am berühmten italienischen Opernkomponisten Vincenzo Bellini orientierte. Zumal der Produktname durch seinen italophonen Sprachklang auch unweigerlich an Schönheit erinnert. Und die ist auch bei diesem Laufwerk von Transrotor inbegriffen.
Der Bellini kommt, im Direktvergleich mit anderen Vertretern der jüngeren Generationen, mit einer beinahe konventionellen Formensprache daher. So erinnert der Bellini mit seiner rechteckigen und scharfkantigen Zarge zunächst optisch an Transrotors Bestseller Classic.
Die Basisplatte ist dabei aus Acrylglas gefertigt und wird von drei massiven hochpolierten Säulen getragen. Hinten links findet in einer Aussparung der solitäre Motor Platz, welcher seinerseits unter einer Abdeckung verschwindet.
Ihm gegenüber ist traditionell die Tonarmbasis verbaut, auf welcher in der Ausführung unseres Testmusters der hauseigene TRA 9 Tonarm samt Figaro Moving Coil-Tonabnehmer fußt. Inklusive der schlichten, aber hochwertig verarbeiteten Abdeckhaube kommt der Transrotor Bellini so auf einen Marktwert von 15.000 Euro.

Ausstattung
Die Zarge ist mit einem magnetisch entkoppelten Tellerlager ausgestattet, welches dem Laufwerk den Beinamen TMD verleiht. Die magnetische Entkoppelung ist dabei ein raffinierter Trick, um unvermeidbaren Gleichlaufschwankungen des Antriebs entgegenzuwirken. Denn durch die Entkopplung bekommt das eigentliche Tellerlager etwas Spiel, welches leichte Ungleichmäßigkeiten kontert. Auf diesem TMD-Lager ruht der mit neun Kilogramm schwere Plattenteller aus Aluminium und zusätzlicher resonanzarmer Kunststoffeinlage. Angetrieben wird dieser via Kunststoffriemen vom bereits erwähnten Motorblock. Dieser wird wiederum von Transrotors Netzteil Konstant M1 Reference mit Strom versorgt.
Der für ein Netzteil verheißungsvoll gestaltete Block aus Aluminium ist mit dicken Kühlrippen versehen und verfügt am Frontpanel über einen schweren Drehwahlschalter, über welchen sich die Rotationsgeschwindigkeit des Bellini festlegen lässt. Für die Feinmotorik zeichnet sich bei unserem Testmuster der legendäre Tonarm TRA 9 aus Transrotors eigener Fertigung verantwortlich. Dieser ist bei uns aus einer verchromten Aluminiumlegierung gefertigt, wobei das Tonarmrohr tatsächlich aus zwei ineinandergeschobenen Rohren besteht.
Die Höhenverstellung ist dabei genauso an der Tonarmbasis fein justierbar wie das magnetische Antiskating. Je nach Systemgewicht fungieren außerdem austauschbare Messingteile als Gegengewicht. Die Verkabelung ist ebenfalls von höchster Materialgüte, denn hier kommt Reinsilber zum Einsatz. Namentlich sind das Kabel vom Typ Seven Stream aus dem Hause van den Hul. Unser Testmuster arbeitet mit Cinch-Anschlüssen, wobei der TRA 9 übrigens auch mit XLR-Ausstattung erhältlich ist.
Der werksseitig vorinstallierte MC Figaro ist als Low Output-MC im Magnesium-Korpus konstruiert. Bei ihm kommt eine Diamantnadel mit dem so genannten Vital-Line-Schliff zum Einsatz, für welche der Hersteller eine Auflagekraft von 1,5 bis 2 g empfiehlt.

High End
Wir testen den Transrotor Bellini im Zusammenspiel mit dem Phono-Vorverstärker Aria MK3 von Rega, dem Audionet WATT Vollverstärker und einem Paar Bowers & Wilkins 805 D4 Signature Kompaktlautsprecher. Die Berichte zu Vorstufe und Lautsprechern können Sie übrigens auch in diesem Heft nachschlagen.
Musikalisch widmen wir uns zuerst unserer absoluten Referenzscheibe für Plattenspielertests: „Spirit of Eden“ von Talk Talk. Die anspruchsvolle Kombination aus nuancenreichen Timbres, Mikrodynamiken und räumlicher Staffelung ist auf diesem Album schlichtweg genial realisiert worden. Und freilich ist Transrotors Bellini hier ein kongenialer Spielpartner. Nicht das noch so kleinste Detail bleibt hier in den Rillen verborgen. Wir hören das sanfte Zittern in den Bläsern, das feine Strumming der Gitarren, wir hören förmlich jedes einzelne Körnchen im Shaker.
Die Wessex Studios, in denen nicht nur Talk Talk, sondern unter anderen auch Queen, King Crimson, Pete Townsend und Tina Turner arbeiteten, wird vom Transrotor bis auf die letzte Ecke in unseren Hörraum übersetzt. Der erste Titel der B-Seite „Inheritance“ startet mit geraden Achteln auf dem Ride, mit Besen gespielt. Mit welcher Brillanz der Transrotor nicht nur das Blech selbst, sondern vor allem auch die feinen Transienten des Anschlags sowie der Hallfahne übersetzt, ist wirklich übernatürlich, transzendent eben.
Die schillernde Hammond B3 fügt sich da nicht ein, sondern scheint einfach oberhalb der Becken Platz zu nehmen. Genau so wie die Stimme Mark Hollis. Alles scheint auf diesem Ride-Becken zu sitzen wie auf einem fliegenden Teppich.

Auch beim deutlich zeitgenössischer produzierten „Goliath“ von Woodkid macht der Transrotor einen phänomenalen Eindruck. Die gesamte Schwere des Pathos, welche Woodkid gern monumentalen Besetzungen und apokalyptisch treibenden Rhythmen anlegt, wird vom Bellini mit größter Sorgfalt transportiert. Die Bässe sind satt, aber nicht zu dominant. Der Subbassanteil der Bass Drumm sorgt somit für den perfekten Punch, ohne etwa Synthbass und Bläser zu maskieren.
Transrotor hat es schon wieder getan. Der Bellini ist ein weiteres Referenzmodell der Extraklasse, welches der Hersteller sich zwar einiges kosten lässt, doch dafür ist eine Anlage in Transrotor-Technik auch eine Anlage fürs Leben. Denn selbst nach dreißig Jahren kann man in Bergisch Gladbach noch Laufwerke des Herstellers überholen lassen.
Bellini: Preis und Verfügbarkeit
Den Transrotor Bellini Schallplattenspieler gibt es in der Komplettausführung (inkl. TRA 9 Tonarm, Tonabnehmer MC Figaro und Konstant FMD Netzteil) zum Preis von 15.000 Euro Euro (UVP) im autorisierten HiFi-Fachhandel zu kaufen.
Webseite: www.transrotor.de
Ausstattung Transrotor Bellini
Allgemein | |||
Geräteklasse | Plattenspieler | ||
Hersteller | Transrotor | ||
Modell | Bellini | ||
Preis (UVP) | 15.000 Euro | ||
Preiskategorie | Luxusklasse | ||
Maße (B/H/T) | 46 x 16 x 40 cm | ||
Gewicht | 14 kg | ||
Informationen | www.transrotor.de | ||
Technische Daten* | |||
Tonabnehmer montiert | Figaro MC | ||
Motor | separate Motoreinheit | ||
Antrieb | Riemen | ||
Steuerung | manuell |
*Herstellerangaben
Anmerkung: Dieser Testbericht erschien zuerst in AUDIO TEST Ausgabe 07/2023
Webseite: www.transrotor.de
► Lesen Sie hier: Test vom Transrotor Strato Nero Plattenspieler

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