Unison Research Unico Due Vollverstärker Amp Amplifier Test Review

Test: Unison Research Unico Due Vollverstärker – Il Dolce Suono

Kraftvolles Design

Der Rest der Konstruktion steht dem grundlegenden Konzept und inneren Aufbau an kraftvoller Eleganz in Nichts nach. Das Gehäuse ist sauber verarbeitet. Das gilt sowohl für die schwarz lackierten Elemente aus Stahlblech, wie auch die dreigeteilte, silberfarbene Frontblende, die besonders durch ihre angenehm rau-griffige Oberfläche zu gefallen weiß. Und die damit einhergehende Unempfindlichkeit gegen Fingerabdrücke und artverwandte Schmierereien. Eine komplett schwarze Variante ist ebenfalls erhältlich.

Neben dem zweistelligen Display sind hier auch zwei große, gerasterte Encoder zu finden. Der linke übernimmt die Wahl der Eingangsquelle, während sein rechtes Pendant die Volumenkontrolle regelt und doppelten Dienst als Drucktaster für die Stummschaltung des Verstärkers schiebt. Sogar eine dritte Funktion verbirgt sich hier. Ein langer Druck verwandelt den Encoder in einen Balance-Regler. Clever!

Die Wahl der Quelle wird übrigens mit dem Aufleuchten der entsprechend beschrifteten LED auf der Front quittiert. Bei der Volumenkontrolle handelt es sich um eine digital kontrollierte, analoge Regelung, die ein präzises Einstellen in 0,5 Dezibel (dB) Schritten über einen Bereich von 120 dB ermöglicht. Das zweistellige Display lässt sich übrigens bei Bedarf per Drucktaster auf der Front so konfigurieren, dass es sich nach 20 Sekunden, ohne das ein Parameter verändert wird, automatisch abschaltet.

Last, but not least verfügt der Unico Due noch über einen mysteriös betitelten OSD Drucktaster. Dahinter verbirgt sich eine Energiesparoption, die die Endstufen in Betriebspausen abschalten kann, jedoch keine erneute Aufwärmphase erfordert, wenn der Betrieb fortgesetzt wird. Beim Thema Bedienelemente darf natürlich auch die Fernbedienung nicht unerwähnt bleiben. Unison legt nämlich hier keine schnöde Plastikkontrolle bei, sondern ein formschön aus schwarz lackiertem Holz und Metall gefertigtes Exemplar.

Unison Research Unico Due Vollverstärker Amp Amplifier Test Review Rear Anschlüsse Back
Die Wandlung digitaler Signale über den USB-Eingang übernimmt ein ESS Sabre DAC vom Typ ES9018K2M. Darüber hinaus gibt es allerdings keine koaxialen oder optischen Eingänge

Sämtliche Anschlüsse des Unico Due befinden sich auf der Rückseite des Gerätes. Zum einen wären hier der CD-, der Aux-, der Phono- und der Monitor-Eingang zu nennen. Alle aufgelegt über vergoldete Stereo-Cinch-Buchsen. Der Phono-Eingang ist ein universeller MM/MC-Eingang, der über eine optionale Steckkarte realisiert wird. Ohne diese dient der Phono- Eingang als normaler Line-In. Ausgangsseitig gibt es, neben den obligatorischen Bananensteckern, einen Tape-Out, einen Sub-Out zum Anschluss eines Subwoofers und einen USB-In.

USB? War doch bisher gar keine Rede von. Stimmt. Aber nun wollen wir den sogar galvanisch getrennten USB-Anschluss nicht länger vorenthalten. Das hier anliegende Signal wird über einen ESS Sabre ES9018K2M DAC gewandelt und dann in seiner analogen Form durchgeschliffen. Sehr praktisch, da so der Unico Due auch als DAC für andere Elemente der heimischen HiFi-Anlage dienen kann. Der Chip unterstützt PCM Formate bis zu 32Bit Auflösung und 384 kHz Samplerate, ist allerdings auch DSD128 fähig. Etwas verwunderlich ist jedoch die Abwesenheit anderer digitaler Inputs, wenn der DAC schon an Board ist. Einen optischen, oder zumindest koaxialen Digitaleingang hätten wir uns unter diesen Umständen schon gewünscht.

Darüber hinaus Bedarf der USBPort einer manuellen Installation des entsprechenden Treibers. Diesen findet man nicht auf der deutschen Herstellerseite, sondern unter der „.com“-Adresse. Und dort auch nicht unter der entsprechenden Produktseite, da diese noch nicht existiert, sondern bei einem der Geräte die, wie glücklicherweise im Manual vermerkt, den selben Treiber verwenden. Ein bisschen tricky also, aber sobald man das weiß, ist es kein Problem den USB z.B. auch unter Windows 10 zum Laufen zu bringen. Wir gehen davon aus, dass das, da der Unico Due noch recht neu auf dem Markt ist, noch optimiert wird.

Anstelle eines schnöden Plastikmodells spendiert Unison Research uns eine formschöne Fernbedienung aus Holz und Metall

Echter Klangcharakter

Abseits solcher marginalen Hürden ist die Frage, die natürlich nun allen unter den Nägeln brennt, wie sich die Röhrenvorstufe im Klang bemerkbar macht. Und die Antwort lautet: „Sehr angenehm!“. Der in den Obertönen aufgefrischte Klangcharakter ist nicht nur hör-, sondern auch messbar. Röhren sind ja dafür bekannt vor allem geradzahlige Harmonische zu produzieren, wohingegen die nichtlinearen Produkte von Transistoren in der Regel eher in den ungeraden Harmonischen liegen. Betrachtet man nun die entstehenden Obertöne, in unserer Grafik gemessen mit einem 1 kHz Sinuston, so ist deutlich zu sehen, dass, wie zu erwarten, die zweite Harmonische deutlich mehr Pegel als die dritte Harmonische besitzt.

Das Konzept der Schaltung geht also voll auf. Die Färbung mag zwar weniger ausgeprägt sein als bei einer Vollröhre, aber dafür wird man hier mit der schnellen und dynamischen Ansprache der klaren Transistorendstufe belohnt. Transienten bildet der Unico Due nämlich schön natürlich ab. Also wirklich das Beste aus beiden Welten. Auch unterstützen die Röhren den Tieftonbereich, der durch die extra Obertöne besonders voll klingt ohne etwa zu dröhnen.

Als erstes Hörbeispiel darf erst mal ein für regelmäßige Leser alter Bekannter aufspielen, nämlich Bill Evans im klassichen Trio mit Scott LaFaro am Kontrabass und Paul Motian an den Drums. Diesmal gönnen wir uns das Stück „Someday My Prince Will Come“ vom Klassiker „Portrait In Jazz“ aus dem Jahre 1960. Unser Testproband lässt sich da nicht lange bitten und spielt mit dem Trio in Nichts nachstehender Spielfreude auf. Besonders Scott LaFaros fantastisches Bassspiel harmoniert ausgezeichnet mit dem Charakter des Unico Due und verleiht seinem Kontrabass einen gleichermaßen sonoren, wie detaillierten Klang. Wie man hier wirklich jedes Detail der Spieltechnik, jedes Schnarren und jedes Klacken der Saiten heraushört, macht schlichtweg Laune. Paul Motians Schlagzeugspiel ist an dieser Stelle eher zurückhaltend, aber auch das subtile Rauschen der mit dem Besen gespielten Snare wird schön ausgeleuchtet. Des Maestros Piano macht da auch keine Ausnahme und kann, abseits der natürlich fantastischen Performance, auch durch einen fest konturierten Sound überzeugen. Auch hört man schön heraus, dass manche Passagen etwas heiß aufs Tonband gegangen sind. Denn letztlich arbeitet der Unico Due ausgesprochen sauber. Die Wiedergabe wirkt offen und brillant, aber zu keinem Punkt unangenehm oder gar harsch. Das sind Fremdworte für den Hybrid-Boliden.

Übrigens fühlt er sich auch in so ziemlich allen musikalischen Genres wohl. Beim Opener „Tears Of Rage“ von The Bands musikalischem Meilenstein „Music From The Big Pink“ kann er genauso überzeugen, wie bei modernen Produktionen mit viel Bass und synthetischen Sounds wie „APESHIT“ von The Carters, wohl besser bekannt als Beyonce Knowles und Jay-Z, von deren selbst betitelten Debütalbum. Und auch Klassik und Orchestrales im Allgemeinen funktionieren dank der guten Dynamik und angenehmen Räumlichkeit formidabel. Wo manche vielleicht einen faulen Kompromiss erwarten, überzeugt der Unico Due komplett durch eine gelungene Fusion von Röhre und Transistor und die besten Eigenschaften von beiden Technologien.

Weitere Infos unter: www.unison-research.de

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien erstmalig in der Printausgabe von AUDIO TEST Ausgabe 2/2019.

Fazit
Mit dem Unico Due stellt Unison Research beeindruckend unter Beweis, dass man sich beim Thema Röhre versus Transistor nicht entscheiden muss, sondern einfach das Beste aus beiden Welten haben kann. Und wenn das klangliche Ergebnis so ausgewogen und dennoch charakterstark daherkommt, wer will da noch über Technik streiten? Lieber die Lieblingsalben auflegen und genießen. Das ist auf jeden Fall der bessere Zeitvertreib.
Wiedergabequalität
93
Ausstattung/Verarbeitung
91
Benutzerfreundlichkeit
90
Preis/Leistung
89
Leserwertung48 Bewertungen
58
Vorteile
Klangcharakter
Design
Nachteile
kein optischer/koaxialer Digital-Eingang
92

Bildquellen:

  • _MG_7265: Bild: Auerbach Verlag
  • _MG_7266: Bild: Auerbach Verlag
  • _MUnison Research Unico Due: Bild: Auerbach Verlag