Frontansicht NAD Amp1 Verstärker Vollverstärker

Test: NAD Amp1 Verstärker – Klein und klar

Von hochwertigen Verstärkern erwarten viele Menschen eine gewisse Größe – frei nach dem Motto: „Je größer, desto besser“. NAD geht den genau umgekehrten Weg. Beim NAD Amp1 wird versucht, hochwertige Technik in ein handliches Format zu bringen.

Video: Kurztest des NAD Amp1

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NAD Amp1: Ausführlicher Test

Wer wenig Platz im Wohnzimmer, Arbeits- oder Schlafzimmer hat, dort aber trotzdem einen ordentlichen Verstärker nutzen will, der wird am NAD Amp1 sicher Freude haben. 22 Zentimeter Breite gepaart mit 25 Zentimeter Tiefe und einer Höhe von sechs Zentimetern finden selbst im kleinsten Regal ihren Platz. Und das Gewicht von 2,6 Kilogramm überfordert ebenfalls keinen Regalboden, denn manch Buch wiegt mehr.

Bei flüchtigem Blick nehmen wir den schwarzen Kasten nur aufgrund des blauen Glimmens der Standby-LED wahr. Das nennen wir mal Bescheidenheit beim Auftreten. Selbst Bezeichnungen suchen wir an der Front vergebens. Hier stehen nur Produktname und Label. An der Front sind fünf LEDs, die leuchten entsprechend der gewählten Quelle. Das kann einer der beiden optischen Digitaleingänge sein, der Phono- oder der AUX-Anschluss sowie Chromecast (LAN). Da aber die LEDs keine Bezeichnung tragen, wissen wir nicht, welche Quelle der Amp 1 gerade ansteuert. Sicherlich kein großes Ärgernis, denn die Fernbedienung führt alle Eingänge sehr übersichtlich auf, es ist aber doch gewöhnungsbedürftig.

Dass wir den Kompaktverstärker an der Front nur aus dem Standby aufwecken, bzw. ihn wieder in diesen Zustand schicken können und sich hier die Lautstärke regeln lässt, ist uns ein bisschen zu wenig. Die Quellen würden wir hier ebenfalls gern anwählen.

Remote control Fernbedienung NAD Amp1 Rückseite Back Rear Anschlüsse Verstärker Vollverstärker
Der Funktionsumfang der Fernbedienung konzentriert sich auf das Wesentliche

Amp1 hält, was das Auge sieht

Auch wenn wir uns eben ein wenig über die Reduktion des Amp1 ausließen, so wollen wir nicht verschweigen, dass uns das Design sehr gefällt. Diese dunkle Schlichtheit macht dem Auge einfach Freude. Zumal sie mit wirklich hoher Verarbeitungsqualität gepaart ist. Das Gehäuse ist aus Aluminium gefertigt und erscheint uns für die Ewigkeit gemacht. Die Anschlüsse auf der Rückseite sind so sicher und zugfest im Gehäuse verankert, dass sich hier manch 2 000-Euro-Verstärker eine Scheibe abschneiden kann.

Im Betrieb wird der NAD Amp1 warm, aber in einem für einen Verstärker absolut üblichen Rahmen. Für den Großteil der produzierten Hitze ist sicherlich das integrierte Netzteil und die Endstufe verantwortlich. Das hat uns tatsächlich überrascht, da bei vergleichbar kompakten HiFi-Komponenten gern mit externen Netzteilen gearbeitet wird.

NAD von seiner besten Seite

Da wir schon vom Netzteil sprechen. Hier können wir NAD bescheinigen, ein wirklich hochwertiges Produkt entwickelt zu haben. Selbst wenn die Musik extrem dynamisch wird, bleibt die Wiedergabe linear und störungsfrei. Das bedeutet, die Endstufen bekommen immer die Spannung, die sie für die benötigte Leistung brauchen. Die Ausgangsleistung liegt übrigens bei 40 Watt pro Kanal an vier oder acht Ohm.

Wer meint, dass das zu wenig fürs heimische Wohnzimmer wäre, den können wir beruhigen. In unserem Testraum mit gut 30 Quadratmetern sorgte der Amp1 an Stand- wie Regallautsprechern für ordentlich Wumms, ohne die maximale Lautstärke erreicht zu haben. An unserer Messstation ermittelten wir einen wirklich linearen Frequenzgang.

Frequenzgang NAD Amp1
Der Frequenzverlauf ist quasi perfekt linear zwischen 9 Hz und 50 kHz (± 1 dB) und entspricht exakt den Herstellerangaben von 3 Hz bis 60 kHz (± 3 dB)

Er setzt bereits bei 7 Hz ein und geht bis 50 kHz, dann beschneidet ihn der integrierte Filter. Damit ist klar, wer sich gern im HiRes-Segment bewegt, der kann auf den Amp1 setzen. Zumal die interne Signalverarbeitung mit 32 Bit operiert. Über die optischen Eingänge werden Dateien mit maximal 24 Bit bei 192 kHz angenommen. Die harmonische Verzerrung des NAD Amp1 ist bemerkenswert. Sie existiert praktisch nicht. Bei unserer Messung liegen die Vielfachen von 1 kHz bei unter –100 dB.

Für das menschliche Ohr sind sie nicht hörbar. Damit zeigt sich, wie sauber der Kompaktverstärker die einzelnen Frequenzen darstellt. Verfärbungen sind ausgeschlossen. Das hat allerdings nicht nur Vorteile, doch dazu gleich mehr im Hörtest. Vorher schauen wir uns noch einige Features an.

Harmonische Verzerrung des NAD Amp1
Hier sehen wir die Verzerrungen des Amp1 bei den vielfachen von 1 kHz. Sie liegen alle im nicht wahrnehmbaren Bereich, was für einen sehr sauberen, klar definierten Sound sorgt

Mitgedacht

CD-Player ausgestellt und vergessen den Verstärker auszuschalten, der dann die ganze Nacht den Strom frisst? Mit dem Amp1 ist dieses Problem beseitigt. Liefert nämlich ein angeschlossenes Gerät kein Signal mehr, dann schaltet er sich automatisch in den Standby. Hier liegt die Leistungsaufnahme übrigens bei weniger als 0,5 Watt, im LAN-Betrieb bei 3 Watt.

Nur wenn der Plattenspieler ein Zuspieler ist, funktioniert das automatische Standby nicht. Wobei es für ein so kleines Gerät schon bemerkenswert genug ist, dass hier drin noch eine Phonovorstufe Platz gefunden hat. Die ist, wie bei den meisten Verstärkern, für MM-Tonabnehmer ausgelegt. Wer einen elektrodynamischen Wandler (MC) nutzt, greift oft sowieso auf einen separaten Entzerrer zurück, bevor er das Signal in den AUX-Eingang eines Verstärkers schickt.

Weiterhin unterstützt der optische Digitaleingang die Lautstärkesteuerung über das TV-Gerät. Das bedeutet, wir müssen nicht am Verstärker den Fernsehton laut und leise stellen, sondern können das über die TV-Fernbedienung erledigen. Leider funktioniert das nicht mit allen Fernsehern. NAD nennt als Kandidaten für diese Funktion die neuen Modelle von Samsung und Sony, aber auch bei anderen Herstellern ist dieses Feature integriert.

NAD Amp1 Rückseite Back Rear Anschlüsse Verstärker Vollverstärker
Viele Möglichkeiten auf kleinem Raum machen den NAD Amp1 zu einem echten Allrounder. Sogar einen MM-Phono hat man noch unterbekommen. Der Fokus liegt aber klar auf digital und Netzwerk

Clean, klar und sauber

Der erste Höreindruck, den der NAD Amp 1 bei uns hinterlässt, ist: sauber! Das Klangbild ist sehr klar gezeichnet. Selbst in einem Sammelsurium an Tönen, wie etwa in der Aufnahme einer Straßenszene, sind die einzelnen Schallquellen sehr deutlich ausmachbar: Auto dort, Fußgänger hier und dazwischen Spatzen und Kindergeschrei. Beim Hören eines Flamenco-Albums tritt die Gitarre ganz deutlich in den Vordergrund und setzt sich unheimlich klar von den Begleitinstrumenten ab.

Als wir diverse Szenen aus Filmen und Serien ansehen, stellen wir immer wieder staunend fest, wie sauber jeder Ton vom anderen getrennt wird. Auch bei der Dynamik ist der Kompaktverstärker kompromisslos gut. Selbst härteste Herausforderung mit aufreibenden Bässen und paukenden Schlägen malt er sauber auf die Hörleinwand im Testraum.

Gibt es kein Aber?

Wer sich jetzt fragt, ob es bei unserem Hörtest kein „Aber“ gibt, der wird nicht enttäuscht. Es gibt immer eins. Wie wir bereits erwähnten, arbeitet der Amp1 bei der harmonischen Gesamtverzerrung makellos. Das klingt technisch beeindruckend und sorgt für sehr klare Strukturen in der Soundwiedergabe, die wir bereits gelobt haben.

Allerdings sind die harmonischen Verzerrungen gerade im Bassbereich auch dafür zuständig, dass sich die tiefen Töne im Musikmix gut gegen die hohen Frequenzen durchsetzen. Deshalb erscheint der Klang nicht so bassbetont wie bei einem Verstärker, dessen harmonische Verzerrung höher ist. Allerdings ist dieses „Aber“ eigentlich kein „Aber“, es ist eher eine Geschmacksfrage. Für Liebhaber absoluter Neutralität ist die Wahl jedoch einfach: klar.

Weitere Informationen: www.nad.de

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien erstmalig in der Printausgabe von AUDIO TEST Ausgabe 2/2019.

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Fazit
Wir sind vom NAD Amp1 überzeugt. Er ist sehr einfach zu bedienen. Er scheint für die Ewigkeit gebaut. Er ist schön kompakt und fügt sich unauffällig überall ein. Er besitzt Eingänge für jeden relevanten Zuspieler, nebst Phono. Er kann per Chromecast aufs Netzwerk zugreifen. Er klingt super sauber und setzt beherzt auf viel Raum, Dynamik und Lebendigkeit in der Wiedergabe.
Wiedergabequalität
92
Ausstattung/Verarbeitung
90
Benutzerfreundlichkeit
80
Preis/Leistungsverhältnis
80
Leserwertung53 Bewertungen
48
Vorteile
sehr sauberer Sound
hohe Dynamik
viel Tiefe
Nachteile
oberer Bassbereich etwas schwach
keine Quellenbezeichnung bei Front-LEDs
89
Gesamtergebnis

Bildquellen:

  • NAD_Remote: Auerbach Verlag
  • Relative-Level-100000-kHz: Auerbach Verlag
  • Distortion-Product-Level: Auerbach Verlag
  • NAD Amp1 Rückseite: Auerbach Verlag
  • NAD Amp1: Auerbach Verlag