Test: Micromega M-ONE 100

Anders als im Film mit Gene Hackman werden uns hier keine illegalen Substanzen aus Frankreich geliefert. Dafür aber der M-ONE 100 des französischen Herstellers Micromega. Ob der Klang des Vollverstärkers der Luxusklasse am Ende doch auch süchtig macht? Erfahren Sie es hier bei uns im Test!

French Connection

Eigentlich greift es etwas zu kurz hier nur von einem Verstärker zu sprechen. Denn abseits davon ist der M-ONE zum Beispiel auch ein hochwertiger DAC, fungiert als Netzwerkplayer und kann auch Musik über Bluetooth wiedergeben. Sicherlich bieten auch andere Hersteller erweiterte Möglichkeiten zur Verbindung mit den unzähligen denkbaren Quellen, von denen man mittlerweile Musik konsumieren kann, aber eben selten so umfangreich und so konsequent realisiert wie hier. Und gerade Produkte, denen althergebrachte Kategorien irgendwie zu eng sind, sind ja eigentlich die spannendsten! So scheint unser Testproband auch ganz im Geiste seiner Erfinder zu sein. Schließlich ist Innovation eins der erklärten Hauptziele der Marke.

Schlankes Design

Das erste, das jedoch auffällt, wenn man das beachtliche, neun Kilogramm schwere Gerät aus seiner Verpackung schält, ist das futuristische Design. Irgendwo zwischen Sci-Fi-Film und kraftvollem Sportwagen. Das extrem flache Gehäuse ist, genauso wie die mitgelieferte Fernbedienung, makellos aus einem einzigen Block Aluminium gefräst und lässt hinsichtlich seiner Stabilität und Verarbeitungsqualität keinerlei Fragen offen. Unser Testmodel kommt in einem schönen Silber daher. Wer hier etwas Extravaganteres sucht, wird jedoch ebenfalls schnell fündig, denn die Herstellerseite bietet bereits die Preview-Version des bald verfügbaren Konfigurators, in dem schon jetzt aus weiteren Farben ausgewählt werden kann. Zukünftig werden sich hier auch noch verschiedene Audio-Optionen finden. Die Lüftungsschlitze sind an der Seite des Gerätes positioniert. Hier sollte beim Aufstellen also etwas Abstand gehalten werden um einen ausreichenden Luftfluss zu gewährleisten. Wer das Gerät mittels der im Lieferumfang enthaltenen Halterung an der Wand montiert, umgeht natürlich solche Probleme. Und da sowohl auf der Oberseite, als auch auf der Front jeweils ein Display eingelassen ist, verliert man unabhängig von der Aufstellung auch nie den Überblick über die aktuellen Einstellungen.

Die ungewöhnlich geformte Fernbedienung ist aus einem Block Aluminium gefertigt und liegt gut in der Hand, obwohl man sich erst an ihre Handhabung gewöhnen muss

Üppige Ausstattung

Betrachtet man den Funktionsumfang und die Spezifi kation des M-ONE, dann wundert man sich umso mehr über die unglaubliche Leistung des Teams von Micromega. Hier alles auf so engem Raum unterzubringen, ist eine echte Herausforderung. Schon alleine der Umfang des Anschlussfeldes sucht seinesgleichen. Der Zuspieler der hier nicht angeschlossen werden kann, muss wohl erst noch gebaut werden. Dabei schlägt das Designwunder mühelos die Brücke vom Gestern zum Heute. Und teilweise sogar schon zum Morgen. So bietet er einen Phono-Eingang sowohl für MC- wie auch MM-Systeme, einen analogen Eingang über Cinch, als auch die typischen Digital-Inputs in koaxialer und optischer Ausführung. Aber eins nach dem anderen. Leider ist durch das nach hinten versetze Anschlussfeld das Verkabeln des Gerätes unnötig kleinteilig. Besonders beim Lösen der Stecker mit Verrieglung, wie zum Beispiel dem LAN-Anschluss. Zwar sieht das alles zugegebener Maßen extrem schick aus und schützt effektiv vor ungewollten mechanischen Belastungen, ist aber letztlich in der Praxis doch eher frustrierend.

Doch genug gemeckert. Weiter mit den guten Eigenschaften. Wie zum Beispiel dem Fakt, dass es analoge Line-Eingänge über XLR-Buchsen gibt. Während dieses Format im Bereich professioneller Tontechnik zum Standard gehört, findet man es im HiFi-Bereich leider seltener. Das ist schade, zumal es hohe Verbindungssicherheit bietet und darüber hinaus als symmetrische Verbindung sehr unempfindlich gegenüber Störsignalen ist. Und das war es noch nicht mit Features aus dem Pro-Audio-Feld. Auch eine digitale Schnittstelle im AES/EBU-Format ist mit an Bord. Die Abkürzung steht für Audio Engineering Society/European Broadcast Union. Die Schnittstelle ermöglicht die Übertragung von Signalen mit Auflösungen bis zu 24 Bit und Samplingraten bis zu 192 Kilohertz (kHz). Und als ob das noch nicht schon üppig genug wäre, hat Micromega auch noch eine digitale I²S-Schnittstelle oben drauf gepackt. Auch Inter-IC Sound genannt, wurde diese ursprünglich von Philipps ausschließlich zur Übertragung von Audiodaten zwischen ICs, sogenannten Integrated Circuits, entwickelt. Die serielle Schnittstelle bietet durch getrennte Kanäle für Taktsignale und eigentlichen Datenstrom sehr gute Jitter-Werte. Dennoch ist sie zum Anschluss von Peripherie relativ ungebräuchlich. Wohl auch da es keinen Standard für die zu verwendende Steckverbindung gibt. Von mehreren BNC-Anschlüssen, über RJ-45 Stecker bis zu DIN-Buchsen kommen hier verschiedenste Systeme seitens der Hersteller zum Einsatz. Micromega hat sich für HDMI entschlossen. In naher Zukunft wird der Nutzen wohl eher in der Kommunikation von mehreren Produkten des Herstellers untereinander bestehen.

Mehr Nutzung werden hingegen andere Optionen des M-ONE finden. Zum Beispiel der USB-Port der Übertragung von Daten im PCM-Format bis zu sage und schreibe 32 Bit und 768 kHz und von DSD/DSD-DoP-Datenströmen mit bis zu 11,2 Megahertz (MHz). Besitzer eines Macs können diese Option direkt nutzen. Windows-User müssen zuerst die notwendigen Treiber von der Homepage des Herstellers herunterladen. Wer den Micromega lieber als Netzwerkplayer nutzen möchte kann ihn über seinen LAN-Anschluss mit dem PC oder dem heimischen Router verbinden. Und wem Kabel allgemein zuwider sind, dem steht die Nutzung der aptX fähigen Bluetooth-Schnittstelle als komfortable Alternative zur Verfügung. Über die Micromega App lassen sich Geräte bequem mit dem vor Konnektivität strotzenden Verstärker verbinden.

Neben seinen unzähligen anderen Anschlussmöglichkeiten bietet der M-ONE auch hochwertige XLR-Verbindungen

Anschlüsse

Der Mikrofon-Eingang ist für die als Zusatzoption erhältliche M.A.R.S. Raumkorrektur vorgesehen, die akustische Probleme im Hörraum erkennt und mit ihrem Room EQ ausgleichen soll. Ausgangsseitig bietet der Micromega einen Pre-Out und einen Subwoofer- Ausgang. Der Pre-Out macht es möglich den M-ONE auch mit externen Endstufen zu betrieben. Auch hier setzt man auch hochwertige XLR-Anschlüsse. Die Verbindung zu optionalen Subwoofern findet über eine Cinch-Buchse statt. Vor lauter Freude über die zahlreichen Verbindungsarten, wollen wir aber nicht das Herz des M-ONE vergessen. Die 100 Watt (W) an 8 Ohm und 200 W an 4 Ohm leistende Endstufensektion sollte für so ziemlich jede Situation genügend Reserven liefern. Die Werte für die Total Harmonic Distortion (% THD) sehen exzellent aus. Und extra großes Lob an Micromega dafür, dass man sich hier sogar die Mühe gemacht hat, nicht bloß einen Wert gemessen für 1 kHz anzugeben, sondern gleich an drei Frequenzen und an zwei unterschiedlichen Lasten zu messen. So rangieren die Werte an 4 Ohm Last zwischen 0,001 % THD gemessen an 63 Hz und 0,07 % THD. Bei der Kanaltrennung finden sich Werte für 1 kHz und für 10 kHz, welche mit unter 96 Dezibel (dB) und unter 80 dB als ausgezeichnet zu bezeichnen sind.

Fantastischer Klang

Direkt bei der ersten Hörprobe überzeugt der Luxusamp durch ein enorm kraftvolles Klangbild. Charakterlich liegt die Wiedergabe angenehm zwischen Wohlklang und analytischer Reproduktion. Dementsprechend gibt sich das Spektrum der Wiedergabe auch sehr ausgewogen. Die Höhen sind brillant, aber ohne unangenehme Schärfe, die Mitten springen geradezu aus dem Lautsprecher und der Bassbereich wirkt voll und tief ohne effekthaschende Überbetonung. Das gefällt uns sehr. Genauso wie der Fakt, dass alle Elemente im Stereobild unfassbar scharf erscheinen und immer präzise zu orten sind. Die guten Crosstalk-Werte zahlen sich also aus. Der gleiche Eindruck setzt sich auch in Sachen Raumdarstellung und Tiefenstaffelung fort. In altbekannten Aufnahmen lassen sich hier sogar noch neue Details finden!

Als erstes Beispiel führen wir uns den Song „Lazy Flies“ von Becks Album Mutations zu Gemüte. Bei dem jeweils hart links und rechts im Panorama verteilten Shaker und Tambourine, sowie den übrigen Percussionelementen kann der M-ONE auch gleich unter Beweis stellen, dass er in Sachen Impulstreue seinen anderen positiven Eigenschaften in Nichts nachsteht. Transienten werden hier makel- wie mühelos abgebildet. Das kommt genauso der Akustikgitarre zugute, die hier sehr natürlich mit schönem Anschlag und voller lebendiger Details erklingt. Der Bass tönt überaus warm und tief und sitzt perfekt leicht zurückgenommen im Mix. Generell sind sämtliche Elemente gut gestaffelt und sauber separiert wahrzunehmen. Auch wenn der Mix relativ dicht wird und noch leicht spukige Syntheziser und andere Tasteninstrumente hinzutreten. Hier trübt schlichtweg nichts den Hörgenuss.

Bleibt noch zu prüfen, ob das flache Kraftpaket orchestrale Werke genauso gut kann wie Pop. Zeit für etwas aus Debussys La mer, Jeux. Hier aufgeführt vom London Symphony Orchestra unter der Direktion von Valery Gregiev. Voll subtiler Dynamik, kann der Micromega beweisen, was er kann und folgt jeder Schwankung genauestens. Dabei bleibt die detaillierte Wiedergabe auch bei niedrigen Pegeln erhalten. Das Orchester wird mit schöner Bühne dargeboten. Hier hilft abermals die exzellente Abbildung der Räumlichkeit unseres Testobjekts. Wenn dann in der neunten Minute das gesamte Orchester vollends aufspielt und die Pauken nur so grollen, kann man sich nur noch mitreißen lassen. Mit dem M-ONE 100 ist Micromega hier ganz eindeutig ein fabelhaftes Stück Technik gelungen, das ebenso klanglich und musikalisch wie durch seine Anschluss- und Anbindungsvielfalt zu begeistern weiß. Wer ein potentes Herzstück für die eigene Anlage mit Niveau sucht, der bekommt hier von uns ganz klar seine Testempfehlung ausgesprochen.

Mehr Infos unter: https://audio-reference.de/category/micromega/

Fazit
Wiedergabequalität
91
Ausstattung/Verarbeitung
99
Benutzerfreundlichkeit
89
Preis/Leistung
98
Leserwertung43 Bewertungen
41
Vorteile
93

Bildquellen:

  • IMG_0588: Bild: Auerbach Verlag
  • IMG_0586: Bild: Auerbach Verlag
  • IMG_0557: Bild: Auerbach Verlag