Bereits im letzten Jahr sind wir in den Genuss gekommen, erstmals ein Paar Lautsprecher von Raidho zu testen. Die X2t Standlautsprecher haben uns mit ihrem Klang und Design sofort verzaubert. Doch wer ist nochmal Raidho?
Die Analytiker
Raidho Acoustics ist ein dänischer Hersteller, der 2001 das Licht der Welt erblickte. Das Unternehmen ist Teil der Dantax A/S Group, zu der auch Scansonic gehört. Markenzeichen von Raidho ist der einzigartige Bändchen-Hochtöner. Auch nutzen sie Keramikmembrantechnologien in ihren Treibern, die wir bei anderen Herstellern in dieser Form nicht finden. Raidho Lautsprecher sind im Premium- und High-End-Bereich positioniert, wo sie besonders für ihre Klangtreue und Handwerkskunst geschätzt werden.
Ebenfalls zur Handschrift von Raidho gehört das Design. Es ist minimalistisch und dennoch elegant, wobei die akustische Optimierung immer im Vordergrund steht. Nicht ohne Grund hatten wir die windschnittige X2t Standbox in unserem damaligen AUDIO TEST Special zum Thema Design-Lautsprecher untergebracht.
Aktuell hat Raidho drei Produktlinien im Programm. Die X-Serie umfasst kompakte, leistungsfähige Lautsprecher mit hoher Klangqualität. Dazu gehört auch unser heutiges Testexemplar. Die C-Serie, auch als „Legendary“ bezeichnet, ist für fortschrittliche Treibertechnologien und herausragende Klangpräzision bekannt. Die TD-Serie stellt das Spitzenangebot von Raidho dar und zeichnet sich durch innovative Technologien sowie außergewöhnliche Leistung aus.
Raidho X1.6
Unser Testexemplar, die Raidho X1.6, wurde erstmals zur HIGH END 2022 der breiten Öffentlichkeit präsentiert. Damals kündigte das Unternehmen ihn als „hochleistungsfähiges Kompakt-Lautsprecher-System“ an und versprach eine bisher in seiner Preisklasse ungekannte Leistung. Das klingt nach einem großen Versprechen, zumal der X1.6 mit 7300 Euro pro Paar nicht wirklich zu den günstigen Kompakten gehört. Wenden wir uns also den Details zu.
Bändchen-Hochtöner
Das auffälligste Element der X1.6 ist sicherlich der Bändchen-Hochtöner. Er wird exklusiv in Lautsprechern von Raidho Acoustics verwendet und ist definitiv mehr als nur ein unverkennbares Designelement der Dänen. Er wird vollständig in Dänemark entworfen und handgefertigt. Technisch gesehen handelt es sich aufgrund der speziellen Leiterbahnen in der Folie um einen planaren Magnethochtöner. Die Folie ist nur 11 Mikrometer dick, was sie im Vergleich zu herkömmlichen Kalottenhochtönern 50 Mal leichter macht. Diese Reduktion der Masse wird durch den Verzicht auf eine Schwingspule und das extrem geringe Gewicht der Folie von lediglich 20 Milligramm erreicht.
Diese Art der Konstruktion führt zu nahezu keinen Resonanzen oder Verzerrungen und der Aufbrechpunkt der Membran liegt bei beeindruckenden 82 kHz. So ist es kein Wunder, dass die obere Grenzfrequenz des Lautsprechers bei 50 kHz bei +/-3 dB liegt. Ein Wert, den wirklich nur die besten Hochtöner der Welt erreichen.

Tief- und Mittentöner
Der sogenannte X-Series-Treiber ist dafür zuständig, die Mitten und Bässe kraftvoll und plastisch darzustellen. Auch dieser Treiber wird in Dänemark im eigenen Haus gefertigt und wurde dort entwickelt. Beim X1.6 kommt eine 6,5-Zoll-Membran auf Basis eines Aluminium-Konus zum Einsatz. Aluminium ist bekanntermaßen besonders starr und steif und weist ein sehr geringes Gewicht auf. Jedoch hat eine solche Bauweise den Nachteil, dass sie den Klang verfärben kann. Deshalb hat Raidho die Ceramic-Technologie entwickelt.
Hierbei wird die äußere Schicht der dünnen Aluminiummembran mithilfe eines Flüssigplasma-Prozesses und extrem hoher Spannungen in eine Aluminiumoxid-Keramik umgewandelt. Dieser zeitaufwendige und kostspielige Prozess erzeugt eine einzigartige, natürliche Sandwichstruktur, bei der dünne, steife Schichten auf beiden Seiten eines „weicheren“ Aluminiumkerns liegen. Das Ergebnis ist eine Struktur, die steifer ist und hervorragende Selbstdämpfungseigenschaften aufweist. Resonanzen treten erst ab 125 kHz auf. Wie schon beim Bändchen-Hochtöner reizt Raidho diese Frequenz aber nicht aus. Die Übergabe vom Mittel- an den Hochtöner findet bei 3,5 kHz statt.
Der Antrieb besteht aus starken Neodym-Magneten, die um ein sehr offenes System herum angeordnet sind, wodurch die Belüftung des Treibers ermöglicht wird. Dies hat den Vorteil, dass die Titan-Schwingspule sehr gut gekühlt wird und so verzerrungsfrei arbeiten kann.

Anschlüsse
Die Anschlüsse des Raidho X1.6 auf der Rückseite fallen passend zum Konzept der Kompaktbox sehr minimalistisch aus. Sie ragen nicht mal einen fingerbreit aus dem Gehäuse heraus. Zunächst glaubten wir, wir könnten die Lautsprecher tatsächlich nur über Bananenstecker anbinden. Jedoch lassen sich die Rändelmuttern lösen, sodass auch Klemmen oder das pure Kabel angeschlossen werden können. Für Bi-Wiring oder Bi-Amping sind die Boxen jedioch nicht ausgelegt.

Technisches
Die 2-Wege-Bassreflex Lautsprecher bieten einen wirklich beeindruckenden Frequenzbereich von 45 Hz bis 50 kHz bei einer Abweichung von +/- 3 dB. Mit einer Empfindlichkeit von 87 dB bei 2,83 V/m und einer nominalen Impedanz von über 6 Ohm ist er für eine Vielzahl von Zuspielern geeignet. Diese sollten allerdings eine Mindestleistung von 50 Watt haben. Es wurden wohl auch mit kleineren Röhrenverstärkern hervorragende Ergebnisse erzielt, aber das nur nebenbei.
Der Lautsprecher ist in den Ausführungen Schwarz und Weiß Pianolack erhältlich und misst 200 x 360 x 265 mm (Breite x Höhe x Tiefe). Mit einem Gewicht von 11,5 kg ist er nicht zu schwer für das Regal. Allerdings sollten wir erwähnen, dass sich der Bassreflexausgang auf der Rückseite befindet. Für das Aufstellen nahe der Wand ist der Raidho also nicht unbedingt geeignet. Außer Sie wollen die Basswiedergabe ein wenig verstärken, dann rücken Sie ihn gern näher an die Wand.
Lautsprecherständer
Da wir vom Aufstellen der Lautsprecher sprechen, wollen wir die optional erhältlichen Ständer nicht vergessen. Sie heißen Raidho Stand und werden unten direkt an die Boxen angeschraubt. Damit werden sie praktisch zu einer Einheit und aus der Kompaktbox wird ein schicker Design-Standlautsprecher. Die Stands kosten ein Zehntel des Preises der X1.6, also 750 Euro pro Paar. Sicher kein Schnäppchen, aber wir finden, sie sind ein Muss, wenn sich die Raidho zu Hause formschön präsentieren sollen.
Klangtest: Musik
Nachdem wir die wichtigsten Features geklärt haben, freuen wir uns jetzt auf den Klangtest. Angeschlossen sind die Raidho X1.6 am M8xi Verstärker von Musical Fidelity. Bitte beschweren Sie sich nicht, aber wir starten wieder einmal mit Strawinskys Feuervogel. Klassikaufnahmen sind ja immer sehr dynamisch und diese beginnt so leise, dass wir den M8xi erstmal auf 73 hochdrehen müssen, um eine angenehme Lautstärke zu haben. Die bedrohlich aufspielenden Kontrabässe schleichen sich an, die Bläsersektion springt kurz zur Seite, nur um gleich wieder zu verschwinden. Dazu die Raumakustik des Detroit Symphony Orchestra und das Rascheln der Hosenbeine der Musiker in der Mitte – alles sehr gut hörbar und enorm plastisch und stilvoll inszeniert. Das Stück wird dabei in allen Details neutral und ohne Verfärbungen wiedergegeben. Das sind Kompaktlautsprecher mit analytischem Verstand, denken wir da. Und wir wollen sehen, ob wir damit Recht behalten.
Also einen anderen Lieblingssong angeschmissen: Nina Simone mit „Feeling Good“. Greifbar real gießen die Raidho X1.6 die Stimme in unseren Testraum. Sofort verhärtet sie sich und steht nun unverrückbar vor uns. Das ist ungemein faszinierend. Das Orchester kommt ebenfalls sehr räumlich herüber. Was uns allerdings etwas abgeht ist eine Spur Wärme und Herz. Die Musik spielt präzise und akkurat, doch das Gefühl, das der Song ausstrahlt, mag mit den X1.6 nicht so recht herüberkommen. Das ist aber ausschließlich ein individuelles Gefühl und hat nichts mit der rein technischen Leistung der Lautsprecher zu tun. Das wollen wir hier nochmal festhalten.
Als wir dann ein paar Popnummern der Gegenwart (Beyoncé, Billie Eilish etc.) anspielen, erwachen die Raidhos scheinbar zum Leben. Hier brillieren sie mit ihrer differenzierten Darstellung aller Klänge. Und irgendwie kommt jetzt auch mehr Feeling auf – vielleicht stehen den X1.6 einfach modernere Abmischungen besser zu Gesicht.
Klangtest: Film
Der Film „Knight and Day“ mit Cameron Diaz und Tom Cruise ist ein leichter, unterhaltsamer Film, der den Charme und die Star-Power seiner Hauptdarsteller nutzt, um ein gutes Unterhaltungserlebnis zu bieten, auch wenn er keine große Tiefe oder Innovation bietet. Für einen Klangtest kann er aber gut herhalten. Immerhin gibt es genug Action-Sequenzen, um die Tieftonfähigkeiten der Raidho zu testen. Diese stellen sich als schön knackig und wuchtig heraus, auch wenn wir hier einen Subwoofer vermissen, der für einen Hauch mehr Wumms sorgen würde. Was wir jedoch sehr schätzen, ist die brillante Sprachverständlichkeit der Raidhos. Zudem sind alle Atmosphären wunderbar detailreich und die Geräusche knackig lebendig – echt eine Freude.
„Kaiserschmarrndrama“ ist der siebte Teil der Eberhofer-Krimireihe, basierend auf den Romanen von Rita Falk. Die deutsche Krimikomödie aus dem Jahr 2021 ist ein guter Kandidat, um nochmal die Sprachverständlichkeit und Detailzeichnung der Raidho X1.6 zu überprüfen. Was sollen wir sagen? Wir sind echt baff, wie klar jede Stimme im Raum erschallt und das selbst in bayerischer Mundart. Auch freuen wir uns, wie hervorragend jedes noch so kleine Geräusch hervorgezaubert wird. Auch im Bereich Filmton sind wir wirklich angetan von den kompakten Dänen.
Preis und Verfügbarkeit
Die Raidho X1.6 sind im sehr gut sortiertem Fachhandel für 7.300 Euro das Paar erhältlich.
Datenblatt Raidho X1.6
Allgemein | |||
Geräteklasse | Kompaktlautsprecher | ||
Hersteller | Raidho | ||
Modell | X1.6 | ||
Preis (UVP) | 7.300 Euro (Paar) | ||
Preiskategorie | Luxusklasse | ||
Maße (B/H/T) | 20 x 36 x 26,5 cm | ||
Gewicht | 11,5 kg | ||
Informationen | www.raidho.dk | ||
Technische Daten* | |||
Arbeitsweise | passiv | ||
Bauform | Bassreflex, 2-Wege | ||
Frequenzverlauf | 45 – 50 kHz (+/-3dB) | ||
Impedanz | 6 Ohm | ||
Raumempfehlung | 15- 25 m² | ||
individuelle Klangeinst. | nein | ||
Eingänge | Banane/Klemme |
*Herstellerangaben
Webseite: www.raidho.dk
Anmerkung: Dieser Testbericht erschien zuerst in AUDIO TEST Ausgabe 06/2024
► Lesen Sie hier: Test: Raidho X2t – High End Design Lautsprecher mit Bändchenhochtöner

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Bildquellen:
- x16: Raidho