Testbericht: M&K S150 MkII

Test: M&K Sound S150 mkII THX Heimkino Lautsprecher – Der Cineast

Der Cineast

In Hollywood eine Berühmtheit, in deutschen Wohnzimmern bisher gänzlich unbekannt, ist der US-amerikanische Hersteller Miller & Kreisel. Daher hielten wir es für angebracht, Ihnen den Kino-Experten einmal etwas näher zu bringen.

Das Repertoire des in Hamburg ansässigen HiFi-Vertriebs Audio Reference umfasst über ein Dutzend international renommierter Hersteller. Mit Sonus Faber, Krell oder Meridian Audio vertritt das Unternehmen unter Leitung von Geschäftsführer Mansour Mamaghani zum einen Hersteller, welche wohl jedem HiFi-Enthusiasten und Musikliebhaber ein Begriff sind. Aber auch ein „Underdog“ der Heim-Unterhaltung ist im Sortiment der Hamburger aufgeführt, welcher sich neben der Heimkino-Anwendung vor allem im professionellen Film-Business großer Bekanntheit erfreuen. Die Rede ist vom US-amerikanischen Hersteller Miller & Kreisel, kurz M&K Sound. Weltberühmte Produktionsstudios wie Lucasfilms, Paramount, Metro Goldwyn Mayer oder Universal schwören bei der Filmsound-Produktion auf Lautsprecher-Ensembles aus dem Hause M&K, Kino-Blockbuster wie Herr der Ringe, Star Wars oder Fluch der Karibik entstanden mit Hilfe der von THX zertifizierten Schallwandler. Einer soll immer mit dabei gewesen sein: Der Kompaktlautsprecher S150 MkII, welchen uns Audio Reference für diesen Test in zweifacher Ausführung zur Verfügung gestellt hat. Allerdings liegen uns hier nicht zwei identische Lautsprecher vor, wie wir es sonst vom Test eines Stereopaares gewohnt sind. Da es sich bei M&Ks 150er Serie dezidiert um Filmton-Speaker handelt, stellt uns Audio Reference für diesen Test einen linken und einen rechten Front-Speaker zur Verfügung. Worin hier der Unterschied besteht, erläutern wir gleich.

 

Testbericht: M&K S150 MkII
Die Schraubklemmen sind, ob ihrer Ausrichtung, unter ständiger Belastung

Kein Normalo

Auf den ersten Eindruck gibt sich der S150 MkII sehr unscheinbar. Die auf den ersten Blick einzige Auffälligkeit ist die erstaunliche Tiefe des Gehäuses von fast 32 Zentimetern (cm), somit ist der Speaker genau so tief wie hoch. Mit 27,6 cm Breite fehlt dem Lautsprecher somit nur wenig zum perfekten Würfel. Freilich schließen wir bei solchen Maßen sofort auf ein vergleichsweise voluminöses Klangpotential, welches der Kino-Lautsprecher hier mitbringt. Die schwarze Textilblende, hinter welcher sich das Treiber-Arrangement des S150 MkII verbirgt ist im Steckprinzip am Speaker befestigt. Das wundert uns ein wenig, war sie doch beim vorangegangenen S150 noch per unsichtbarer Magnethalterung fixiert. Wahrscheinlich möchte M&K durch diese etwas unansehnliche Lösung darauf insistieren, die Chassis versteckt zu halten. Immerhin gilt bei einem Kino-Lautsprecher der Anspruch größter visueller Zurückhaltung. Klanglich auffallen, ja! Aber Optisch möchte man sich unsichtbar machen, um die Aufmerksamkeit nicht von der Leinwand zu lenken. Besonders schick sieht es hinter der Blende ehrlich gesagt auch nicht aus. Dafür aber umso interessanter. Denn diese Chassis-Anordnung hat doch etwas äußerst ungewöhnliches. Die beiden Signalwege des Lautsprechers werden auf insgesamt fünf Treiber aufgeteilt. Dabei übernehmen zwei 5 1/4 Zoll (in) Polypropylen-Membranen die Tief-Mittelton-Wiedergabe, startend bei 77 Hz. In den Höhen kommen ganze drei Ein-Zoll-Seidenkalotten mit Polymer-Beschichtung zur Verantwortung. Sowohl die beiden Tief-Mitteltöner, als auch die drei Hochtöner sind in vertikaler Anordnung verbaut, wodurch M&K eine bestmögliche Klang-Lokalisierung verspricht. Doch wieso gleich drei Hochtöner und nicht noch ein dritter Signalweg, dessen Treiber für sattere Bässe etwas mehr Fläche mitbringt? Ganz einfach. Da der S150 MkII als Komponente eines größeren Lautsprecher-Aufgebots konzipiert ist, hielt man den Frequenzgang nach unten hin begrenzt, da die Bässe am Ende von einem Subwoofer übernommen werden sollen, wie etwa dem MK V12. Die drei Hochtöner haben wiederum den Zweck, zum Beispiel die Verständlichkeit von Dialogen zu optimieren. Außerdem verleihen sie action-reichen Filmszenen zusätzliche klangliche Schärfe – es geht hier also vor allem um Dynamik. In der Anordnung der Treiber besteht übrigens auch der signifikante Unterschied zwischen dem linken und dem rechten Lautsprecher. Bei der Positionierung sollen die Speaker so aufgebaut werden, dass die Hochtöner nach innen gerichtet sind, quasi zur gemeinsamen Mitte hin.

Beim Aufbau

Daran halten wir uns natürlich auch, sowie wir die beiden Modelle des S150 MkII in unserem Hörraum aufbauen. Da wir nur über dieses Stereopaar verfügen, erachten wir es nicht als zwingend notwendig für diesen Test einen AV-Receiver zu konsultieren, deshalb kommt auch in diesem Test unser Referenzverstärker Rotel RA-1592 zum Einsatz. Wir verbinden die Lautsprecher über schwere Lautsprecherkabel und müssen an dieser Stelle bemängeln, dass die Schraubklemmen des Lautsprechers nach oben gerichtet sind, sodass sie durch das Gewicht der Kabel stets unter Belastung sind. Wir gehen davon aus, dass die Lautsprecher nach Vorstellung des Herstellers lieber gehangen werden sollen, was die Ausrichtung der Anschlüsse legitimieren würde. So jedoch lastet permanent Druck auf den Buchsen, was nach geraumer Zeit nicht nur den Lautsprecher, sondern auch das verwendete Kabel beschädigen könnte.

Testbericht: M&K S150 MkII
Zwei 5 1/4 Zoll Tief-Mitteltönern stehen gleich mal drei Hochtöner gegenüber für besonders
scharf gezeichnete Texturen, was unter anderem dem gesprochenen Wort zugute kommt

Der eigentlichen Profession des S150 MkII zum Trotz beginnen wir den Praxistest des Lautsprechers mit Musik. Wenngleich einer sehr bildsprachlichen Komposition. Der Altmeister der Akusmatik Frances Dhomont wird konsultiert, es läuft „Points de fuite“ seines 1989 erschienenen Bandes „Cycle de l’erance“. Viele mögen dies nicht für Musik halten, jedoch ist es wohl die kinematischste Klanggestaltung des zwanzigsten Jahrhunderts. Mit Mitteln der additiven, als auch der subtraktiven Synthese erschafft Dhomont in Symbiose mit Field-Recordings akustische Bewegtbilder, welche auf unvergleichliche Weise zu fantastischen Klangreisen einladen. Ideal also für den Test eines Kinolautsprechers. Und der S150 MkII macht sich umgehend um diese Berufung verdient und erweist sich als wahrer Cineast. Sehr stimmungsvoll vermag der Lautsprecher zwischen den verschiedenen Szenerien der zwölfminütigen Komposition umherzutanzen, als würde er selbst zum Filmdarsteller. Genau genommen ist er es in diesem Falle ja auch. Zwischen den düsteren Traumlandschaften, welche immer wieder von organischen Klangkonstrukten durchsetzt sind bewegt sich unser Testmuster überaus spielerisch. Feinste dynamische Nuancen werden vom S150 MkII sehr vital zum Besten gegeben. Zwar geht ihm beim Gang in den Frequenzkeller etwas die Puste aus, aber seine eigentliche Bestimmung, im Zusammenspiel mit einem Subwoofer zu agieren, haben wir ja bereits hervorgehoben. Fasziniert sind wir jedoch von der beeindruckenden Räumlichkeit, welcher der Lautsprecher herzurufen weiß. Nicht zuletzt durch die individuelle Anordnung der Treiber gewinnt die klangliche Bühne an beeindruckender Tiefe. In einer Szene rollt eine Murmel über Parkettboden – wir können die Bewegung vor unserem inneren Auge so genau mitverfolgen, als lauschten wir dem Vorgang in Wirklichkeit mit gespannt, mit dem Kinn auf dem Boden. Wir verlassen das Kopfkino und wählen Max Richters Komposition „Boaz And The Dogs“ aus dem Soundtrack des Films „Waltz With Bashir“, welcher 2009 als bester fremdsprachiger Film einen Golden Globe gewann. Auch Richter wurde für diese Arbeit 2008 übrigens mit dem europäischen Filmpreis prämiert. Das erste Stück des Soundtracks lebt von einer finsteren Melancholie, welche Richter durch eine Mischung elegischer Klangsphären und treibender Synthesizer-Arpeggios erzielt. Auch hier besticht der S150 MkII durch eine wunderbare Feinzeichnung und eine hohe Detailtreue. Mit Einsetzen des flotten Break-Beats entwickelt der Lautsprecher einen authentischen Drive, welcher uns praktisch in die Musik hineinsaugt. Abschließend lässt sich feststellen, dass Miller&Kreisel sein Ansehen in den renommiertesten Studios Hollywood durchaus zurecht genießt. Der S150 MkII ist zum einen ein beeindruckend voluminöser Lautsprecher und weiß zum anderen ein überaus kinematisches, immersives Klangbild zu kreieren.

 

Weitere Infos über den deutschen M&K Sound Vertrieb: www.audio-reference.de

Dieser Artikel erschien erstmals in Ausgabe 07/18 der AUDIO TEST

Fazit
Der S150 MkII ist trotz seiner kompakten Maße ein ausgewachsener Kino-Lautsprecher. Nicht ohne Grund wurde er von THX mit dem „Ultra-Certificate“ dekoriert. Seine Kompetenzen liegen vor allem in den Bereich Räumlichkeit und Detailtreue. Mit viel Lebendigkeit erweckt er sowohl Musik, als auch Filmton zum Leben. Zwar ist er im Bass auf Unterstützung durch einen Subwoofer angewiesen, aber abgesehen davon transportiert er ein überaus kraftvolles und ausgewogenes Klangbild.
Wiedergabequalität
89
Ausstattung/Verarbeitung
70
Benutzerfreundlichkeit
70
Preis-/Leistungsverhältnis
90
Leserwertung4 Bewertungen
72
Vorteile
Räumlichkeit
Strahlkraft
Datailtreue
85
Gesamtergebnis

Bildquellen:

  • M&K S150 MkII: Bild: Auerbach Verlag
  • M&K S150 MkII: Bild: Auerbach Verlag
  • M&K S150 MkII: Bild: Auerbach Verlag