LyngdorfAudio Cue-100 Green
© Lyngdorf Audio / Drei H

Test: Lyngdorf Cue-100 – High End Standlautsprecher im Danish Design

Der Lyngdorf Cue-100 ist ein Passivlautsprecher, der außerordentlich gut aussieht. Aber kann sein Klang auch mit dem Äußeren mithalten? Wir haben den Test gemacht.

Für die Ewigkeit

Auf der HIGH END 2023 in München konnten wir die Lyngdorf Cue-100 das erste Mal in „Ohrenschein“ nehmen. Und wir waren wirklich sehr angetan. Immerhin sind die Standlautsprecher eine echte Augenweide, denn das dänische Design mit den schicken Tripod-Stehbeinen macht einiges her. Auch klanglich konnten uns die neuen Passiv-Speaker aus Dänemark bei ihrer deutschen Messepremiere in der bayrischen Landeshauptstadt direkt verführen.

Doch solche Messeauftritte von Lautsprechern sind immer mit Vorsicht zu genießen. Immerhin kennen die Aussteller ihre „Kinder“ und wissen sehr genau, wie sie diese präsentieren müssen, damit sie überzeugend rüberkommen.

Wobei das bei der HIGH END Messe für die Aussteller zu einer echten Herausforderung werden kann. Die Räume und Säle sind akustisch leider häufig als suboptimal zu bezeichnen, so dass die Aussteller einen Großteil ihrer Aufbauzeit damit verbringen, einen vernünftigen Raumklang durch Absorber, Diffusoren etc. hinzubekommen. Weiterhin werden auf den Messen oft nur Musikstücke gespielt, die den Ausstellungsstücken gutstehen.

Das sind die Gründe, dass wir bei Klangeindrücken auf Messen immer skeptisch bleiben. Deshalb waren wir nun umso glücklicher, als wir von Mika Dauphin vom Drei H Vertrieb folgende Worte hörten: „Gute Nachricht, wir schicken euch nächste Woche die Cue-100 nach Leipzig.“ Das kam uns nämlich sehr recht.

Immerhin feierten wir den zweiten Teil unseres 100. Heftjubiläums mit dieser AUDIO TEST Ausgabe. Da sollten solche Schmuckstücke wie die Lyngdorf Cue-100 nicht im Test-Teil unseres Heftes fehlen, zumal sie auch die Hundert im Namen tragen. Zufälle gibt’s…

Aus Regal wird Stand

Nein, der Lyngdorf Cue-100 ist kein Kompaktlautsprecher, der einfach auf einem Dreibein-Stativ steht. Es ist alles eine Einheit.

Sieht man die Lyngdorf Audio Cue-100 das erste Mal, dann glaubt man es mit einem Regallautsprecher zu tun zu haben, der auf einem dreibeinigen Sockel sitzt. Das ist in diesem Fall aber nicht ganz korrekt. Der Sockel aus Eichenholz ist fest mit dem Gehäuse verbunden. Die „Stand“ genannten Beine gehören zum Lieferumfang. Sie werden in den Sockel eingeschraubt. Das erinnert ein wenig an den Aufbau eines Ikea-Hockers.

Doch keine Angst, mehr haben die Dänen mit den Schweden nicht gemeinsam, denn die Cue-100 Stand sind absolut hochwertig verarbeitet und so, wie man es von einem High-End-Hersteller wie Lyngdorf Audio erwartet. Das Holz ist von spürbar bester Qualität, Gewinde und Einsatz sind perfekt aufeinander angepasst. Sollte der Cue-100 nach dem Anschrauben der Beine nicht geradestehen, dann einfach noch einmal die Beine wirklich festziehen und schon ist er horizontal ausgerichtet. Perfekte Maßarbeit können wir an dieser Stelle bescheinigen – bravo!

Der Anschluss für das Lautsprecherkabel ist übrigens auf der Unterseite der Speaker in der Mitte des Sockels zu finden. Er kann von hinten durch ein Loch erreicht werden. Auf diese Art verschwindet das Kabel auf der Rückseite des Lautsprechers. Wenn man es geschickt anstellt und die Leitung hinter dem hinteren Bein laufen lässt, sollte sie kaum zu sehen sein.

Die Präsenz der Lyngdorf Cue-100 in unserem Hörraum ist einfach außerordentlich sehenswert. Das können alle Verlagskollegen bestätigen, die während der Dauer unserer mehrtägigen Testsession im Hörraum vorbeischauten. Wer noch mehr Wert auf individuelles Design legt, den wird freuen, dass es das Lautsprechergehäuse auch in Schwarz oder Weiß Seidenmatt gibt.

Der Tripod-Sockel kann entweder die gleiche Farbe wie das Lautsprechergehäuse haben oder ist im Holzton gehalten, wie bei unserer Variante. Damit hätten wir schon vier Farbvarianten des Lautsprechers.

Textilüberzug vom Spezialisten

Diese – und viele weitere – akustisch optimierten Textilüberzüge kommen vom dänischen Textilspezialisten Gabriel.

Doch dabei bleibt es nicht: Der dänische Textilspezialist Gabriel stellt für die Cue-100 die akustisch perfekt ausbalancierten Textilüberzüge bereit. Diese Überzüge gibt es in Schwarz, Rot, Grau, Grün-Grau (Dusty Green) und dunklem Blau. Sie sehen, die Lyngdorf Cue-100 wollen auch als Einrichtungsgegenstand wahrgenommen werden und dank dieser Fülle an Farbkombinationen steht der farblichen Abstimmung zum heimischen Wohnzimmer im Prinzip nichts mehr im Wege.

Damit der Lautsprecher auch mit Textilüberzug überzeugend rüberkommt, lässt sich die Deckplatte auf der Oberseite der Box entfernen. Sie hält nämlich magnetisch. Ist diese abgenommen, ziehen wir den Akustikstoff von Gabriel darüber. Der Überzug bringt seine eigene Abdeckplatte aus Holz mit. Diese setzen wir also auf die Stelle der Originalplatte und somit wirkt der Lautsprecher wieder wie aus einem Guss.

Eine sehr gekonnte Art, um einen Speaker wohnraumtauglich zu machen. Einzig der Preis für diesen textilen Überzug ist ein kleiner Wermutstropfen. Ein Exemplar schlägt mit 750 Euro zu buchen, für das Paar reden wir hier also von 1.500 Euro. Wer allerdings für das Lautsprecherpaar knapp 20.000 Euro in die Hand nimmt, den dürfte dieser zusätzliche Invest nicht weiter stören und so finden wir das Preisverhältnis hier durchaus angemessen.

Vom Verstärker zum Lautsprecher

Lyngdorf ist für viele Audiofans die Marke mit den digitalen Verstärkern und Soundprozessoren (DSP). Auch RoomPerfect, die von Peter Lyngdorf entwickelte Raumkorrekturtechnologie, ist vielen Menschen ein Begriff, denn damit erreichen wir besten Lautsprecherklang unabhängig von den Raumbedingungen.

Dass Lyngdorf aber auch einige sehr interessante Lautsprecher herausbrachte, ist den meisten Menschen eher weniger geläufig. Dabei kam bereits im Jahr 2006 der Lyngdorf MH-1 heraus. Dieser Standlautsprecher war optisch als auch akustisch ein echter Leckerbissen. Besonderes Interesse erregte damals die CNC-gefräste Schallwand aus Aluminium. Ein Jahr später gab es dann den DP-1. Ein Lautsprecher, der tatsächlich ohne Gehäuse auskommt, wodurch ein extrem große Klangneutralität gewährleistet wird.

Heutzutage fokussiert sich Lyngdorf auf Lautsprecher für die Wandmontage oder das Heimkino. Dabei verfolgen die Dänen das Konzept des Anwendungsfalls. Sprich es wird im Sinne des Endverbrauchers stets nach einer idealen Lösung für ein akustisches Problem gesucht.

Der Cue-100 ist dabei eine gänzliche neue Art der Skandinavier an das Thema Lautsprecherbau heranzugehen. Natürlich sollen die Schallwandler vordergründig sehr gut klingen, aber eben auch sehr gut aussehen. Sie verschwinden nicht in der Wand, sondern sind ein Statement. Ein Designer-Möbelstück, welches gut sichtbar im Raum steht. Dazu braucht es natürlich die entsprechende Technik.

Technik

Und da sind wir auch schon beim Stichwort: die Lyngdorf Cue-100 sind passive 2-Wege-Lautsprecher mit einem geschlossenen Gehäuse. Die Aussage „zwei Wege“ irritiert sicherlich, denn auf den beiden Rückseiten der Lautsprecher finden wir jeweils einen Basstreiber. Die Vermutung liegt nahe, dass es sich also um eine 3-Wege-Konstruktion handelt. Doch die Basstreiber sind Passivradiatoren. Sie ermöglichen es einen ausgesprochen satten Bass zu realisieren, der im Verhältnis zur Größe des Gehäuses auf ganzer Linie überzeugt.

Diese beiden „Basstreiber“ sind Passivradiatoren, die für eine effektive Basswiedergabe sorgen.

Passivradiatoren erzeugen eine effektive Basswiedergabe in kleineren Gehäusen. Eine traditionelle Bassreflexöffnung wäre hier kaum praktikabel, da sie zu viel Platz einnehmen würde und die damit verbundenen Port-Geräusche störend wirken könnten. Andererseits haben Passivradiatoren eine geringere Wirkung im Tieftonbereich. Wohl deshalb ist der Aufstellort der Cue-100 mit Bedacht zu wählen, doch dazu später mehr.

Für den Hochton nutzen die Dänen einen eigenen AMT, der auch so ähnlich bei der hauseigenen Edelmarke Steinway Lyngdorf zum Einsatz kommt. Der Hochtöner spielt dank seiner großen Abstrahlfläche sehr breitbandig auf. Tatsächlich käme er auseinandergefaltet fast auf DIN-A4-Größe.

Purifi-Tief-Mitten-Töner

Das technische Highlight der Lautsprecher ist aber der Purifi-Tief-Mitten-Töner. Dieser zeichnet sich durch den aktuell niedrigsten Verzerrungswert im gesamten Chassis-Markt aus. Purifi gelingt dies durch eine Reihe von innovativen Technologien wie ein eisenfreies Wandlerdesign oder eine Reihe numerisch optimierter In-Gap-Kurzschlussringe. Wenn Sie mehr dazu erfahren und noch tiefer in die Entwicklungen der dänischen Audioingenieure eintauchen möchten, empfehlen wir einen Abstecher auf die Purifi-Webseite unter www.purifi-audio.com.

Für unseren Test wollen wir es bei diesen kurzen Ausführungen belassen. Auf jeden Fall realisiert dieser Treiber von Purifi eine höchstmögliche Klangneutralität. Diese kommt auch durch die interessant gefalteten Sicken zustande, die dem symmetrieliebenden Menschen natürlich sofort auffallen. Wer hat die Gummiringe da so verknautscht reingestopft, wird sich bestimmt der eine oder andere beim Blick auf die Treiber fragen. Doch weit gefehlt, es wurde nicht willkürlich reingestopft, sondern ist bewusst so konzipiert.

Diese Sicke ist nicht zerknittert, sondern sie ahmt die Form einer komplexen Schallwelle nach.

Das Prinzip nennt sich Natural Sicke und sie ahmt die Form einer komplexen Schallwelle nach. Damit werden Resonanzen und Verzerrungen ausgemerzt, die konventionelle Sicken an den Membrankanten erzeugen. Die Empfindlichkeit der Cue-100 liegt bei 83 dB (2,83 V/ 1 m). Das ist sicherlich nicht der höchste Wert und spricht dafür, die Lautsprecher mit Verstärkern zu verbinden, die entsprechend Power liefern können. Wenn das der Fall ist, dann schnurren sie wie Kätzchen.

Standort und Amp

Da wir unseren Test so natürlich und anwendungsnah wie möglich durchführen möchten – d.h. wie bei Ihnen zu Hause – verwenden wir keine Lyngdorf-Verstärker, zum Klangtest der Cue-100. Für die Lautsprechereinmessung steht uns also nicht das von Lyngdorf entwickelte RoomPerfect-System zur Verfügung, sondern wir verlassen uns auf unseren Hörraum. Verstärkerseitig steht uns eine Auswahl an Mittelklasse- und High-End-Modellen von Audionet, Musical Fidelity und Rotel zur Verfügung.

Die Cue-100 stellen wir zunächst auf die Standardposition für Lautsprecher in unserem Testraum, die wir mit Klebemarken auf dem Teppich markiert haben. In aller Regel klingen dort die Testobjekte am besten, das haben wir zigfach ausprobiert und ausgemessen. Doch bei den Cue-100 stellt sich zunächst etwas Ernüchterung ein. Sicher, die Mitten und Höhen kommen sehr ausgewogen, ungemein klar und mit einer Liebe zum Detail herüber, die wir in dieser Preisklasse erwarten dürfen. Doch wo bleibt die Basskraft, die die Passivradiatoren angeblich vermitteln sollen?

Der Anschluss der Cue-100 ist in der Bodenplatte eingelassen, um sie stilecht mit dem Zuspieler zu verbinden.

Wir beginnen deshalb den Standort der Lautsprecher zu ändern. Wir drehen sie weiter ein, rücken sie weiter zu uns. Noch sind wir allerdings nicht am Hörideal angekommen. Wohlwissend, dass der Bass auch Ecken und Wände zur Reflexion benötigt, schieben wir die schicken Standlautsprecher vorsichtig recht nah an unsere Bücherregale und in Richtung der Wand.

Und nun ist es vollbracht, die Cue-100 wachsen über sich hinaus. Ihr Klangvolumen steigt deutlich an und sie klingen jetzt auch im Low-End vollmundig. Genauso hatten wir sie auf der HIGH END Messe in München im 2023 gehört und in unserer Hörerinnerung.

Klang-Eindruck

Die Designlautsprecher von Lyngdorf liefern ein Klangbild, das sich am treffendsten mit unaufgeregt und ausgewogen beschreiben lässt. Sie versprühen eine Wärme, die für höchste Musikalität spricht – und das scheint spielend leicht zu gelingen. Der besondere Designansatz für dieses Lautsprechermodell spiegelt sich zudem auch in ihrem Sound wider. Genauso faszinierend und ausbalanciert, wie sie optisch designt wurden, ist auch ihr Klang: harmonisch ausgeglichen.

Hat man den richtigen Aufstellungsort gefunden, ist es unserer Meinung nach nahezu unmöglich, ihren Sound nicht vom ersten Moment an zu lieben. Und wir sind uns sicher, dass man diesen Sound auch in Jahrzehnten noch lieben wird, denn er kommt dem Ideal vom zeitlos gut klingenden Lautsprecher außerordentlich nahe.

Diesen Invest in kultiviertes Wohnraumdesign und exzellenten HiFi-Klang werden Sie also auch in 20 Jahren nicht bereuen, da sind wir uns absolut sicher!

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Preis und Verfügbarkeit

Die Lyngdorf Audio Cue-100 Standlautsprecher sind im spezialisierten Fachhandel erhältlich. Sie kosten 19.980 Euro das Paar.

Der Vertrieb dafür läuft in Deutschland über Drei H aus Hamburg.

Datenblatt Lyngdorf Cue-100

Allgemein
GeräteklasseStandlautsprecher
HerstellerLyngdorf Audio
ModellCue-100
Preis (UVP)19.980 Euro (Paar)
PreiskategorieLuxusklasse
Maße (B/H/T)59,7 x 119,6 x 52 cm (inkl. Ständer)
Gewicht16,2 kg (inkl. Ständer)
Informationenwww.3-h.de
Technische Daten*
Arbeitsweisepassiv
Bauform2-Wege, geschlossen
Frequenzverlauf35 – 22.000 kHz
Belastbarkeit250 W
Raumempfehlungvon 15 m² bis 30 m²
individuelle Klangeinst.nein
EingängeBanane/Klemme

*Herstellerangaben

Webseite: www.3-h.de // www.lyngdorf.steinwaylyngdorf.com

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien zuerst in AUDIO TEST Ausgabe 03/2024

► Lesen Sie hier: Im Test: Lyngdorf TDAI-3400 Vollverstärker

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Fazit
Die Lyngdorf Cue-100 Standlautsprecher realisieren trotz kompakter Maße einen Klangtraum von unaufgeregter und perfekt ausbalancierter Musik. Sie sind audiophile Alleskönner im besten Sinne des Wortes, wobei sie Ansprüche an den Verstärker stellen. Doch das sei den wunderschönen Dänen auch gegönnt, immerhin bringen sie wie kaum ein anderer Lautsprecher Design und Klang in Vollendung zusammen.
Wiedergabequalität
95
Ausstattung/Verarbeitung
100
Benutzerfreundlichkeit
94
Preis/Leistung
70
Leserwertung10 Bewertungen
43
Vorteile
ansprechendes, dänisches Design
fantastisch ausgewogener Klang
überraschend voluminöser Sound
Nachteile
Aufstellort muss gut gewählt sein
leistungsstarker Verstärker erwünscht
94
Gesamtergebnis

Bildquellen:

  • Lyngdorf-Audio-Cue-100_Green_Test_01: © Lyngdorf Audio / Drei H