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Test: Linn Akurate LP12 – High End Plattenspieler (Subchassis)

Die Zukunft des Linn LP12 Plattenspielers liegt in seiner Vergangenheit. 1972 schon revolutionär und auch heute noch für viele das Maß der Dinge. Wie geht das?

All (L)inn

Der Linn LP12. Ein Plattenspieler dem man früher oder später begegnen muss, wenn man sich mittel- bis langfristig mit analoger Wiedergabe-Elektronik beschäftigt. Der Plattenspieler, der seit über 45 Jahren hergestellt wird und der sich trotzdem ständig weiterentwickelt. Auf Kompatibilität wird hohen Wert gelegt bei Linn in Glasgow. Auch Modelle aus dem 20. Jahrhundert können noch mit heutigen High End-Teilen des 21. Jahrhunderts kombiniert werden.

Aber vor allem die Wiedergabequalität und der Aufwand, den man in Schottland betreibt, um die optimalen Bauteile zu Verfügung zu stellen, ist es, was viele schlussendlich zu Linn bringt. Glaubt man dem HiFi-Volksmund, so handelt es sich bei den Linn Sondek LP12-Laufwerken um die besten ihrer Art. Von Außen sehen die Subchassis-Dreher Modelle Majik, Akurate und Klimax auf Basis des Sondek LP12-Laufwerks auf den ersten Blick alle irgendwie ähnlich aus, haben identische Maße.

Linn-Akurate-LP12-Netzteil
Das Lingo 4 Netzteil von Linn besteht aus zwei Teilen, einem externen und einem internen.

Aber im Inneren und in den Details liegt der Unterschied, der einen Vergleich zu Sonderausstattungen bei Fahrzeugen oder aber zum Tuning zulässt. Es gibt ein Basismodell und dann eine ganz lange Liste mit empfehlenswerten Upgrades, Verfeinerungen, Optimierungen und Sonderausstattungen. Oder aber drei Ausbaustufen, wenn man so will, die man schrittweise oder einmalig direkt erreichen kann.

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Die Verbindung von Netzteil zum 12 Volt AC-Plattenteller erfolgt über einen Neutrik-Vierpol

In unserem Fall testen wir die mittlere LP12 Ausbaustufe namens Akurate. Nachdem wir mit Schottland unser Wunsch-Modell geklärt hatten, kamen Guido Schuetze, seines Zeichens Markenbotschafter und Produktrainer bei Linn in Begleitung und Siegfried Wörner vom Fachhändler Boxen Gross aus Berlin als Linn Spezialist nach Leipzig in die Redaktion. Im Gepäck: Jede Menge Linn-Kisten und hauseigenes Spezialwerkzeug.

Lagerung

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Die Philosophie bei Linn ist ganz klar „die Quelle zuerst“. Die Qualität eines Plattenspielers misst sich laut Guido Schuetze am Chassis und am Lager. Wenn das nicht stimmt, wird das nichts mit dem Teller. Und wenn der nicht rund und ruhig läuft, bringt auch der beste Tonarm und das beste System nichts mehr. „245er Reifen an einem Trabbi bringen nichts“ meint er. Guido hat da ganz klare Prioritäten: Lager, Chassis, Motor, Tonarm, Tonabnehmer. In der Reihenfolge.

Das Wichtigste ist das Lager. Und das hat mittlerweile schon die ein oder andere Reinkarnation durchlebt. Was am Anfang noch schlicht daher kam, hat sich über die Jahre zu einem Hochleistungs- und Präzisionsinstrument entwickelt.

Denn auch Linn hat sich in Materialwissenschaften und Verarbeitungstechnologien ständig weiterentwickelt. Das neueste Linn Karousel-Laufwerk in der Variante 3 wirkt gegen seine Vorgänger deutlich raffinierter und wurde bis auf ein Tausendstel genau geschliffen. Es läuft aufgrund der enormen Präzision und der kompromisslosen Fertigungsqualität absolut geräuschlos und quasi reibungsfrei. Die perfekte Balance. Der Teller läuft absolut sauber in der Horizontalen und gleichzeitig geht der Reibungswiderstand gegen Null, was mehr Wirkung bei gleicher Energie bedeutet. Wenn jemand seinen „alten“ Linn LP12 aufrüsten möchte, dann zuerst bitte an dieser Stelle.

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Der Akito-Tonarm ist hochsensibel und spielt bei Akurate mit einem Krystal MC-System
Linn-Akurate-LP12-aufgeschnitten Teller
An einem aufgeschnitten Teller lässt sich gut demonstrieren, wie der LP12 seine eigenen Umdrehungen messen und sich selbst kalibrieren kann.

Entkopplung

Was ebenfalls alle drei Modelle gemein haben ist die revolutionäre wie markante, gefederte Subchassis-Konstruktion. Hierbei hängen Plattenteller und Arm zusammen, entkoppelt vom restlichen Gehäuse des Drehers. Die Federung funktioniert so gut, dass selbst aktives Erschüttern, zum Beispiel durch Trittschall oder Klopfen auf das Rack oder sogar gegen das Chassis des LP12 komplett gefiltert werden. Die einzige Verbindung besteht über den Riemen zum Motor. Dieser wiederum ist akustisch verkapselt und nahezu unhörbar. Das macht den Linn LP12 zu einem echten „Stealth-Player“.

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Die feste Kopplung von Teller und Tonarmbasis ist der entscheidende Schlüsselpunkt an dieser Stelle. Erstaunlicherweise gibt es tatsächlich Plattenspieler-Hersteller die solche rudimentären Bedingungen für eine einwandfreie Abtastung missachten. Da schwebt dann der Teller magnetisch frei unterhalb der Nadel. Wird mit dem LP12 nicht passieren. Der 12 Volt Wechselstrommotor wird beim vorliegenden Modell Akurate über ein externes Netzteil von einem Linn Lingo 4 Board angetrieben, welches gleichzeitig unter anderem die Geschwindigkeit überprüft und reguliert. Gleichlauf garantiert. Null Vibrationen.

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Abtastung

In der Variante Linn Akurate LP12 gibt es einen Akito Aluminium-Arm mit fester Headshell. Zusätzlich ist unser LP12 mit einem Linn Krystal MC-System ausgestattet. Die Konstruktion des Tonabnehmers ist erwähnenswert, weil hier auf ein Minimalismus-Konzept gesetzt wird. Ziel dieses Tonabnehmers ist es unter anderem so wenig Masse und dadurch Trägheit auf die Platte zu bringen wie möglich. So bleiben Nadel und Arm besonders agil in der Rille und der Lauf bekommt eine besondere Ruhe.

Die Materialreduzierung geht so weit, dass die pure Kupfer-Miniaturlitze entlang des Aluminiumkörpers sichtbar wird. An diesem Tonabnehmer wurde alles weggelassen, was nicht absolut zur Funktion gehört. Zusätzlich hat uns am Krystal die Dreipunkt-Montage gefallen. Da kommt natürlich entgegen, dass der Akito-Tonarm ebenso drei Schraublöcher vorweist. Die manuelle Fehlwinkelkorrektur entfällt. Eine Fehlerquelle weniger.

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Klang

Haben wir eigentlich schon über die Stärken des Linn LP 12 gesprochen? Es ist natürlich der Klang. Weshalb sonst sollte ein Unternehmen wie Linn so viel in die Forschung, Entwicklung und Produktion dieses Plattenspielers investieren. Bereits vor über 45 Jahren ist Linn mit dieser Konstruktion ein musikalischer Volltreffer gelungen. Und auch im Jahre 2020 klingt ein LP12 wie ein Brillenputztuch nach einer Schlammschlacht. Es spielt kaum eine Rolle was Sie persönlich an weiterer Peripherie zusätzlich nutzen, mit einem LP12 ist es immer eine Aufwertung. Die Kombination aus gefederter Laufruhe und leichtgewichtiger Abtastung lässt Räume weit aufreißen. Besonders sind auch die lebendigen, texturreichen und spritzigen Transienten aufgefallen.

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So viel Detail ist man schon fast gar nicht mehr gewohnt. Gleichzeitig bleibt das frequenzielle Spektrum und die Fülle an Information angenehm verfärbungs- und verzerrungsfrei und dadurch vor allem auch genussvoll und unangestrengt konsumierbar. Die gnadenlose Reduktion des Linn Plattenspielers in seiner Auswirkung auf die Abtastung des reinen Rillensignals mit allen verfügbaren Mitteln ermöglicht eine klangliche Unberührtheit, die an Unmittelbarkeit grenzt.

Wenn Sie diesen Linn LP12 Plattenspieler gehört haben, fangen Sie an zu sparen. Das ist wie Ferrari fahren. Egal ob 250er GTO oder F8 Spider. Es ist ein Rennwagen und Performance uns Sound sind einmalig bis legendär, zumindest aber berechtigt kultbehaftet. Näher kommen wir mit unseren Analogien nicht ran.

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Service

Jeder Linn LP12 wird vom Fachhändler aufgebaut. „Das ist wie bei der Formel Eins. Da werden die Rennwagen schließlich auch nicht im Ganzen von A nach B transportiert. Die werden in einzelne Teile zerlegt, sorgfältig verpackt, erst dann transportiert und dann wieder am Ziel komplett perfekt aufgebaut“ erzählt uns Guido im Gespräch.

Siegfried von Boxen Gross aus Berlin hatte dafür extra seinen eigenen LP12-Tisch mit nach Leipzig gebracht. Der ist exakt auf den Plattenspieler zugemessen und dient auf fester Unterlage als Schablone und Montage-Halterung. Es ist nicht ganz so einfach einen LP12 fachgerecht intensivmedizinisch zu behandeln. Man sollte den Dreher zum Beispiel nicht im aufgebauten Zustand tragen, also wenn der Teller aufliegt. Weil aufgrund der gefederten Lagerung eventuell bei zu heftiger Erschütterung, zum Beispiel während des Laufens, das Lager Schaden nehmen könnte. Im Prinzip ist der LP12 aber sehr pflegeleicht, sobald er einmal gewissenhaft eingerichtet wurde.

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Linn steht für einen erfrischenden Full Service bis zum letzten Meter und reichlich Upgrade-Optionen von allererster Güte. Von der freien Farbwahl über die Wunschkonfiguration als Version Majik, Akurate oder Klimax, diverse Arme und Tonabnehmer, bis hin zu Details wie Motorsteuerung oder alternativen Bodenplatten. Die Wünsche und Kombinationen der Kunden sind nahezu alle, aber vor allem immer auf höchstem Niveau erfüllbar. Linn legt großen Wert auf Inhouse-Produktion und absolute Kontrolle über Rohstoffe, Qualität und Verarbeitung.

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Darauf sind die Glasgower zurecht auch mächtig Stolz. Das schöne daran: Dank des ambitionierten unternehmerischen Engagements und Portfolios von Linn kann der zukünftige Besitzer klein anfangen und den Dreher über die Jahre schrittweise aufbauen. Your custom LP12. Das bedeutet gleichzeitig auch, man findet immer den passenden LP12 für das persönliche Budget.

Darüber hinaus werden selbst Jahrzehnte alte, gebrauchte Linn LP12 Plattenspieler immernoch zu bemerkenswerten Preisen gehandelt. Sind sie gut gepflegt und erhalten, können Sie diese auf den aktuellen Stand aufrüsten oder persönlich optimieren lassen. Ihr Linn Fachhändler kann Sie dahingehend mit Sicherheit ebenfalls gut und fair beraten. Auch für die nächsten 40 Jahre. Wir sind uns ziemlich sicher, den LP12 wird es dann immer noch geben. Genau so, nur noch besser natürlich.

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Preis und Verfügbarkeit

Der Linn Akurate LP12 Plattenspieler in der von uns getesteten Ausstattung hat zum damaligen Zeitpunkt (Herbst 2020) einen Preis von 8.570 Euro (UVP) gekostet. Aktuell liegt der Preis bei ab 9.940 Euro. Den Linn Plattenspieler können Sie bei einem Linn Fachhändler in ihrer Nähe kaufen. Ihr Fachhändler berät sie gern.

Linn-Akurate-LP12-Motor
Der Motor für den Riemen des Subtellers ist akustisch gekapselt. Der Riemen stellt die einzige „direkte“ Verbindung zum Plattenteller dar

Webseite: www.linn.co.uk/de

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien zuerst in AUDIO TEST Ausgabe 8/2020

▶ Lesen Sie hier: Linn Klimax LP12: Neue Generation des High-End Plattenspielers (2021)

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Fazit
Das Firmenmotto von Linn „just listen“ ist die Essenz des Projekts LP12. Der Dreher ist seit 40 Jahren eine Legende. Wenn Sie uns fragen zurecht. Alles was am Ende zählt, ist, was wir hören. Was wir nicht hören, kann uns nicht berühren, begeistern und abholen. Aber genau das hat der LP12 gemacht. Er hat nach 40 Jahren ein weiteres Mal die Welt verändert. Unsere Welt. Denn wir müssen bei diesem Plattenspieler unsere eigenen Bewertungsmaßstäbe an der ein oder anderen Stelle noch mal upgraden und nachjustieren. Der Extrapunkt für Exzellenz geht nach Glasgow.
Wiedergabequalität
99
Ausstattung/Verarbeitung
97
Benutzerfreundlichkeit
73
Preis/Leistung
80
Leserwertung66 Bewertungen
37
Vorteile
alles aufeinander abgestimmt
optimale Materialien
nahezu perfekte, mechanische Konstruktion
Nachteile
Vorkenntnisse empfehlenswert
nichts für das Kinderzimmer
95
Linn Akurate LP12

Bildquellen:

  • Linn-Akurate-LP12-Netzteil: Bild: © Auerbach Verlag
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  • Linn-Akurate-LP12-Tonarm: Bild: © Linn
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  • Linn-Akurate-LP12-Workshop4: Bild: © Auerbach Verlag
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  • Linn-Akurate-LP12-Workshop7: Bild: © Auerbach Verlag
  • Linn-Akurate-LP12-Workshop8: Bild: © Auerbach Verlag
  • Linn-Akurate-LP12-Motor: Bild: © Linn
  • Linn-Akurate-LP12-Front: Bild: © Auerbach Verlag