Wer alles auf einmal möchte, ohne Abstriche bei der Qualität zu machen, aber sich dafür nicht verschulden will, kommt am Eversolo Play nicht vorbei. Oder doch?
Der ganz große Kleine
Jeder, der mit HiFi etwas zu tun hat, redet von Eversolo. Viele HiFi-Enthusiasten sind beeindruckt, was die Geräte aus dem Hause alles draufhaben und das auch noch zu einem Preis, der einen heulen lassen könnte – heulen vor Glück. Das ist sicherlich auch der Grund für den Erfolgskurs der Marke. Sie macht nicht nur HiFi, sondern High-End massentauglich. Außerdem bringt sie Funktionen in einem Gerät unter, für die man sonst drei oder vier Komponenten benötigt, ohne Abstriche bei Klang oder Features zu machen. Bestes Beispiel dafür ist unser heutiges Testgerät, der Eversolo Play CD Edition. Es gibt ihn auch als Eversolo Play ohne CD-Laufwerk. Wir haben uns aber für die CD Edition entschieden, um einfach alle verfügbaren Features für Sie testen zu können.
Hitze-Design
Packen wir den Eversolo Play aus, fällt uns gleich das steife CNC-gefräste Aluminiumgehäuse auf. Das ist nicht nur zeitlos schlicht designt und sehr gut verarbeitet, nein es schützt auch gegen elektromagnetische Interferenzen. Zudem ist es ein großflächiger Kühlkörper. Des sorgt für eine bestmögliche Temperaturkontrolle, was das Gerät – logisch – vor Überhitzung schützt.
Doch nicht nur das Gehäuse kümmert sich um die Thermik ebenso das integrierte PFC + LLC Netzteil. PFC, also die Power Factor Correction, korrigiert den Leistungsfaktor, sprich das Verhältnis zwischen Wirkleistung und Scheinleistung. Das verbessert die Effizienz des Stromverbrauchs, reduziert Stromverluste und minimiert Netzrückwirkungen. Der LLC‑Wandler ist ein hocheffizienter Gleichspannungswandler mit resonanter Schaltung. Er nutzt weiches Schalten (soft switching), wodurch Schaltverluste und Wärmeentwicklung deutlich reduziert werden. Zudem erlaubt er ein kompaktes Layout durch geringere Bauteilgrößen. Damit will der Eversolo Play eine besonders effiziente und stabile Stromversorgung realisieren. Außerdem schont das die Bauteile, da Hitze effektiv vermieden wird – und Hitze ist ja meist der Grund, weshalb Chips, Transistoren und Co. ihre Arbeit einstellen.

Leuchtend
Steht der Play dann vor uns im Rack, springt uns natürlich nach dem Einschalten das riesige Display ins Auge. Das misst 5,5 Zoll, ist also fast so groß wie die meisten Handys und darüber wird der Streaming-Verstärker auch wie ein Smartphone bedient – mittels Touch eben. Doch dazu später.
Um den Volume-Regler an der rechten Seite zieht sich ein schick beleuchteter LED-Ring. Dessen Farbe können wir im Menü ändern, etwa in solch schöne Farbtöne wie „Nah am Mond“, „Rosafarbener Himmel“ oder „Planet des Lebens“. Passend dazu gibt es verschiedene VU-Meter, die uns den Musikgenuss auf dem Display visualisieren.

Steuerung
Vor 10 Jahren wären wir hier im Magazin wahrscheinlich sehr, sehr ausgiebig auf die Steuerung des Eversolo Play eingegangen. Aber die Zeiten in denen Touch-Bedienung bei HiFi-Gerät etwas Besonderes waren, sind lange vorbei. Heute hat jeder ein Smartphone in der Tasche und weiß damit umzugehen. Und da das Betriebssystem des Eversolo Play ein modifiziertes Android-System ist, sollte jeder mit dessen Bedienung zu recht kommen – ja das gilt ebenfalls für Apple-Nutzende. Das Grundprinzip ist ja das Gleiche: Wischen und Tippen.

Der Play gibt sogar von sich aus Hinweise dazu, wie wir die VU-Meter ändern können oder zur aktuellen Wiedergabequelle gelangen. Selbst den QR-Code, um die App „EverSolo Control“ herunterladen zu können, zeigt uns der Play an. Das ist Bedienservice auf ganzer Linie. Das Einzige, was stören kann, sind die kleinen Anmeldefenster für die einzelnen Musik-Streaming-Apps. Da wird es dann mitunter etwas fummelig bei der Eingabe der Anmeldedaten. Deshalb unser Tipp: Einfach über das Smartphone in der App EverSolo Control in die gewünschten Dienste einwählen. Das geht einfacher.

Einmessen
Der Eversolo Play hat neben vielen anderen Features, eine Raumeinmessung mit an Bord. Die „Correction“ genannten Funktion lösen wir direkt am Gerät aus oder mit der App auf unserem Smartphone bzw. Tablet. Wir raten aber zur Messung direkt am Gerät, allerdings braucht es dazu das Eversolo EM-01 Messmikrofon. Das ist ein USB-Mikro mit einem Frequenzgang von 20–20.000 Hz bei ±1 dB, einem Rauschpegel bei +30 dB von -84 dBFS und einer Abtastrate von 24 Bit bei 48 kHz. Dazu liefert Eversolo die passende Kalibrierungsdatei – die exakt auf das jeweilige Mikro zugeschnitten ist. Damit können wir nicht nur den Eversolo Play einmessen, sondern es ebenfalls mit Messprogrammen wie REW oder DIRAC verwenden.
Aber der Einmessvorgang funktioniert auch mit dem internen Mikrofon des Handys oder Tablets. Hier gibt es allerdings ein Problem. Dieses Mikro ist nicht normiert. Eine Kalibrierungsdatei dafür gibt es in der Regel nicht. Deshalb ist die Einmessung damit weniger verlässlich.
Einige unserer Leserinnen und Leser werden an dieser Stelle vielleicht ausrufen: „Aber die Mikros von iPhone und iPad sind doch normiert, das schreibt ihr doch immer wieder.“ Ja, das ist korrekt. Aber wir wissen nicht, ob die Einmessfunktion des Play auf die Normierung der Apple-Mikros abgestimmt ist.
Um das herauszufinden, haben wir ein paar Messungen mit iPad und dem Google Pixel 7Pro durchgeführt. Und ja, klanglich ist das ein deutlicher Unterschied. Das Pixel macht den Sound spitzer und dünner. Das iPad sorgt für einen vollen Klang, der gegenüber ohne Einmessung an Luftigkeit gewinnt. Aber das gilt nur für unsere Lautsprecher und unseren Testraum. Darauf wollen wir hier hinweisen und empfehlen deshalb wärmsten das Mikro von Eversolo zu kaufen, wenn die heimische Anlage mittels Messung angepasst werden soll.
Übrigens können wir bestimmen auf welchen Ausgabe-Kanälen sich die Kalibrierung auswirken soll. Wird sie nur über die angeschlossenen Lautsprecher ausgegeben oder auch über Coax und USB DAC. Das kann ja Sinn machen, wenn der Play etwa ausschließlich als Streamer oder Multiroom-Empfänger arbeitet.

Rippen
Haben Sie zu Hause ebenfalls eine riesige CD-Sammlung herumstehen, die Sie schon immer mal auf Festplatte bringen wollten? Mit dem Play ist das tatsächlich kein Problem. Wir haben ja die CD Edition des Gerätes im Verlag und müssen nur die zu rippende Musik-CD einlegen und können sofort mit dem Eversolo starten. Eine 60-Minuten-CD hat der Play CD Edition in knapp 5 Minuten verarbeitet. Das geht wirklich sehr fix.
Das ist übrigens auch mit dem einfachen Play ohne CD-Fach möglich. Bei dem brauchen Sie nur ein DVD/CD-Laufwerk, wie es sie für Laptops gibt, anzuschließen. Schon darf der Ripping-Spaß beginnen.

Konnektivität
An den Play können wir via koaxialem oder optischen Eingang digitale Signale einspeisen. Auch ein Line In ist vorhanden und – man höre und staune – ein Phono In. Und dieser ist nicht nur für MM-Systeme nutzbar, sondern auch für MC-Tonabnehmer. Klanglich leistet er dabei wirklich sehr solide Arbeit und ist gerade dann eine sehr gute Wahl, wenn der genutzte Plattenspieler nur einen dünn klingenden Phonovorverstärker integriert hat.
Nicht vergessen dürfen wir den HDMI eARC-Eingang. Er heißt zwar in der App ARC In, kann aber auf eARC umgeschaltet werden, wenn man auf das kleine Zahnrad oben rechts tippt. Dabei klingt dieser Eingang absolut genial. Fernsehton wird vom Eversolo Play mit wirklich perfekter Feinzeichnung rübergebracht, dass selbst einfacher Stereoton absolut plastisch klingt. Wir sind wirklich begeistert.
Bluetooth beherrscht der Kleine ebenfalls. Zudem kommen noch native Musikverbindungen, die ja bekanntlich das Maximum an Klang aus einem Musikstreamingdienst holen. Da wären: Tidal Connect, Roon Ready, Spotify Connect, Qobuz Connect und Squeeze Connect. Auch an die drahtlose Musikübertragung für Apple-, Google und Windowsgeräte ist gedacht, denn Airplay und DLNA sind mit an Bord.

Ausgänge
Nicht vergessen dürfen wir die Ausgänge. Da gibt es natürlich die Lautsprecher-Anschlüsse (Banane/Klemme). Weiterhin Coax und USB A. Mit letztgenanntem kann der Play also als Zuspieler für einen DAC dienen. Macht zwar kaum Sinn, aber wenn wir unbedingt unseren eigenen, vielleicht sehr teuren Wandler nutzen wollen, dann hindert uns der Eversolo nicht daran.
Sehr gelungen finden wir, dass sich auch ein Subwoofer anschließen lässt. Der entlastet nämlich die Hauptlautsprecher, wodurch die freier klingen und sorgt außerdem für mehr Tiefton. Damit der Subwoofer möglichst harmonisch ins Gesamtsystem passt, können wir den Ausgang entsprechend justieren. Die deutsche Übersetzung der Funktionen ist zwar dabei alles andere als gelungen – oder hätten Sie geahnt, dass „Abschaltpunkt“ die Trennfrequenz meint? – aber wie gesagt, alle notwendigen Features (Phase, Frequenz, Lautstärke, Verzögerung) um einen Woofer genau zu justieren, sind da.
Streaming
Kommen wir jetzt zur Kernfunktion des Eversolo Play: Das Streaming. In Sachen Umfang kann dem Gerät praktisch niemand das Wasser reichen – bis vielleicht auf die Geräte von Wiim. Aber das ist eine andere Geschichte bzw. ein anderer Test. Jedenfalls beherrscht der Eversolo alle uns bekannten Musik-Streamingdienste. Entweder ist deren App bereits installiert oder sie lässt sich herunterladen und dann nutzen. Allerdings gibt es keinen „Appstore“ aus dem wir frei auswählen können, was wir auf dem Play installieren. Die herunterladbaren Apps sind vorgegeben. Aber wir wüssten nicht, was bei dieser Auswahl fehlen sollte.
Interessant sind auch die Musikcloud-Speicher. Das heißt, wir können unsere Musik in einen Cloudspeicher wie etwa die Dropbox hochladen und dann über den Eversolo abrufen. Auch andere Dienste wie Jellyfin, Plex, WebDAV und Emby werden unterstützt. UPnP beherrscht er außerdem.

Klangtest
Das Eversolo Play überrascht uns im Klangtest keinesfalls, wir kennen ja schon andere Eversolo Geräte und wissen, mit was wir es zu tun haben. Es gibt einen klangvollen, lebendigen Auftritt mit knackig konturiertem Tiefbass, luftigen Höhen und prägnant präsenten Mitten. Alles verbindet sich zu einem musikalischen, aber stets ehrlichen Klang. Stimmen wirken offen, Instrumente klar positioniert, die Bühne richtig schön weit, aber nie übersteuert. Ob rockige Dynamik oder feine Details, der Play setzt begeistert um, was wir von einem modernen Verstärker erwarten. Dabei kann er dank seiner Leistung von 110 W RMS an 4 Ohm pro Kanal auch anspruchsvollere Lautsprecher beglücken. Wobei er natürlich bei Luxusboliden aus dem High-End-Bereich an seine Grenze stößt. Doch für diese Gefährte ist der Eversolo Play sowieso nicht gedacht. Er ist für Menschen wie uns, die hervorragendes HiFi konsumieren wollen, ohne die Ersparnisse fürs Alter schröpfen zu müssen.
Preis und Verfügbarkeit
Der EverSolo Play und der EverSolo Play CD Edition sind im Fachhandel erhätlich. Der EverSolo Play kostet 699 Euro und der EverSolo Play CD Edition 799 Euro laut UVP.
Datenblatt Eversolo Play (CD Edition)
Allgemein | |||
Geräteklasse | Streaming-Verstärker | ||
Hersteller | Eversolo | ||
Modell | Play (CD Edition) | ||
Preis (UVP) | 699 / 799 (CD Edition) Euro | ||
Preiskategorie | Einstiegsklasse | ||
Maße (B/H/T) | 23 × 7,5 × 23 cm | ||
Gewicht | 2,6 / 2,9 kg | ||
Informationen | www.audiodomain.de/marken/eversolo | ||
Technische Daten* | |||
Unterstützte Streamingdienste | alle bekannten Dienste | ||
Maximale Signalauflösung | DSD512, PCM 768KHz 32Bit | ||
Stromversorgung | Normalbetrieb: 15 Watt Stand-by: 3 Watt | ||
Eingänge | 1 x Coax, 1 x Optisch, 1 x Line, 1 x Phono (MC, MM), 1 x HDMI, Bluetooth, 1 x USB, 1 x LAN | ||
Ausgänge | 1 x Banane/Klemme, 1 x USB, 1 x Subwoofer, 1 x Coax | ||
individuelle Klangeinst. | ja | ||
Raumkorrektur | ja |
*Herstellerangaben
Webseite: https://www.audiodomain.de/marken/eversolo/
► Lesen Sie hier: Test: Eversolo DMP-A6 Gen 2 – Netzwerkplayer / Streamer

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Bildquellen:
- Eversolo Play: Auerbach Verlag