Marantz M-CR511 Melody Stream Test Review Netzwerkplayer Netzwerk Receiver Streaming
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Test: Marantz M-CR511 Melody Stream – Sound im Quadrat Teil 2

Im Sommer wurde es bereits angekündigt. Die Melody Serie von Marantz bekommt ein zeitgemäßes Update. Ob es sich lohnt, bei dem neuen Marantz-Klassiker zuzugreifen, haben wir uns pünktlich zur Markteinführung einmal genauer angeschaut und den Netzwerk-Receiver Marantz M-CR511 Melody Stream für Sie getestet.

Wir haben dem kleinen Netzwerk-Verstärker Marantz Melody Stream und dem großen, zusätzlich mit CD-Laufwerk ausgestatteten Marantz Melody Media, oder M-CR511 und M-CR611 (lesen Sie hier unseren Test) wie sie nun offiziell heißen, mal so ordentlich auf den Zahn gefühlt und sind erstaunt, wie viel All-In-One bei elegantem Design und ansprechendem Klang in so einen kompakten Würfel passen. Bei der Konzeption hat sich Marantz wahrscheinlich einer bekannten Formel bedient: Funktionsumfang ist gleich Netzwerk mal Sound im Quadrat. Anders als mit Einsteins Relativitätstherorie ist die schier üppige Ausstattung der neuen Streaming-Generation wohl nicht zu erklären.

Vor 60 Jahren hätte sich der amerikanische Firmengründer Saul Bernard Marantz das sicherlich nicht träumen lassen. Geräte, die mit ihren Nutzern reden und dabei mehrere Sprachen fließend beherrschen, Musik aus aller Welt innerhalb von Sekunden greifbar machen und die dabei stets freundlich, intuitiv und zuverlässig bleiben. Zugegeben, dass ein Gerät einen zuvorkommend mit ‚Hallo‘ im Display begrüßt, ist jetzt keine Weltneuheit, aber selten hat es sich so vertraut und echt angefühlt, wie bei der Marantz Melody Serie. Ken Ishiwata, seines Zeichens technischer Koordinator bei Marantz in Japan, seit über 30 Jahren hauseigener Klangmonarch und lebende Legende für viele HiFi Enthusiasten, wird beim Testen des Prototyps seine wahre Freude gehabt haben. Konichiwa.

Die komplette Benutzerführung und das Handling ist eine Erfahrung und Offenbarung für sich. Zum unmittelbaren Aha-Effekt und Gute-Laune-Gefühl trägt maßgeblich das große und übersichtliche OLED Display bei, welches sich hinter einem hochwertigen und kratzfesten Acrylglas versteckt. Darauf werden über gut lesbare Texte und einfach verständliche Icons sofort alle Optionen der Geräte sichtbar gemacht. Und Möglichkeiten gibt es da so einige. So bietet der kleinere Marantz M-CR511, neben dem für einen Netzwerk-Player obligatorischen RJ45-Anschluss, auch WPS und iOS Support über den Wi-Fi-Standard IEEE 802.11n, so dass man innerhalb eines Tastendrucks direkt loslegen kann. Aber auch ein optischer Digitaleingang, ein analoger Stereo-Chincheingang und ein front-, sowie ein rückseitiger USB-Anschluss vom Typ A machen das Paket rund. Frei nach dem Motto: Stick rein, glücklich sein. Dabei unterstützen diese neu hinzugekommenen seriellen 5-Volt-Schnittstellen nicht nur Sticks und das Laden von Smartphones oder Tablets.

Smart auf ganzer Linie

Die Melody-Serie ist zusätzlich nun mit iDevices kompatibel und so kann direkt mit dem iPhone oder iPod bespielt werden. Den Datenverkehr vom NAS, PC oder Mac managen beide DLNA-zertifizierten UPnP-Streaming-Clients mit links, während sie mit rechts auch noch AirPlay, Spotify Connect, Bluetooth inklusive NFC und wahlweise auch die gut gelungene Marantz Hi-Fi Remote App für Apple iOS oder Google Android als Ass im Ärmel haben. Die hauseigene App kommt ähnlich ansprechend wie die Geräte daher und erweitert den Bedienkomfort beachtlich.

Es liegt den beiden Geräten zwar eine klassische Fernbedienung bei, aber das gesamte Konzept spricht fließend ‚smart‘ und kann seine Stärken im Netz so richtig entfalten. Ein solches System von Format kann natürlich MP3 und AAC, aber auch WAV, AIFF, ALAC und FLAC mit bis zu 192 kHz/24 bit verwandeln die Marantz Quadrate in hörbare Emotionen. Nur bei ALAC ist schon bei 96 kHz/24 bit Schluss. Man sieht es den Designer-Blackboxen nicht an, aber sogar DSD mit 2,8 Megahertz hat noch reingepasst in die Kompakt-Klasse der Zukunft, die dadurch Sound in SACD-Qualität gewährleistet.

Dabei nutzen beide Geräte auch die Möglichkeiten des World Wide Web voll aus und servieren zudem Internet Radio aus aller Welt. Die große Variante bietet noch einen weiteren optischen Digitaleingang, Digitalradio über DAB und DAB+, klassisches UKW Radio, sowie einen integrierten CD-Player, der auch WMA und MP3-Formate unterstützt. Ausgangsseitig wartet bei beiden Systemen eine zwei mal 60 Watt Class-D Endstufe zwischen 4 und 16 Ohm auf Anschluss. Dass die nicht nur Zimmerlautstärke kann, haben wir festgestellt, als wir spaßeshalber einmal unsere alten Yamaha NS-s34 Standlautsprecher angeschlossen haben. Das 2-Wege-System aus den Neunzigern hat zwar schon einige Jahre und unzählige Stunden Musik auf dem Buckel, aber mit den Marantz Melodys kamen die Membranen noch mal so richtig in Schwung. Und das, obwohl die Speaker eigentlich auf 120 Watt ausgelegt sind.

Schlussendlich werden sowohl der M-CR511, als auch der M-CR611 von einem Subwoofer Out in klassischer Chinch-Form komplettiert, was das Paket wieder rund macht. Vielleicht wäre ein digitaler Ausgang noch interessant gewesen, oder ein USB-Anschluss vom Typ B, aber irgendwann ist die Rückseite des Gehäuses halt auch mal voll. Die Qualität der Lautsprecherterminals ist für einen All-In-One-Lösung vorbildlich und dank der Aussparung sind diese nicht nur gut erreichbar, sondern auch unauffällig platziert. Dankbar sind wir auch dafür, dass Marantz seinen Geräten ein internes Netzteil spendiert hat.

An der Grenze zwischen Lifestyle und High-End-Geräten ist das noch lange keine Selbstverständlichkeit. Ein Blick in das Innere der Geräte zeigt deutlich, dass man sehr platzsparend und effektiv gearbeitet hat. Systematik und Struktur sind adäquate Assoziationen zum vorhandenen Aufbau. Besonders positiv hervorzuheben ist, dass das Netzteil noch einmal separat isoliert wurde, um Einstreuungen zu vermeiden. Ansonsten dominieren eine schier unendliche Anzahl hochfragiler SMD-Bausteine das Bild.

Der Allrounder Marantz Melody Stream im Test

Man sollte Angesichts der Größe der Allrounder keine Wunder erwarten, aber für den Alltagsgebrauch liefern beide Geräte eine schon überdurchschnittliche Wiedergabequalität in allen Testbereichen. Besonders ist uns das bei Aufnahmen des „Moscow Balalaika Quartets“ aufgefallen, dass vor allem durch fragile Spielweise und schnelle Transienten hohe Ansprüche an Übertragungs- und Wandlertechnik stellt. Die Melody Serie konnte damit sehr souverän umgehen und spielte mit viel Leidenschaft und Fingerspitzengefühl auf. Selbst Herrn Marantz wäre es eine Freude gewesen, das markante Streicherthema aus Antonín Dvoráks Symphonie Nr. 9 in E-Moll „Aus der neuen Welt“ über die Melody-Amps zu hören.

Der Anstrich kommt crisp, die antwortenden Kesselpauken sind straff mit sauberem Ausklang. Die komplette Dynamik wird gelungen abgebildet, auch wenn die Leistung der Wunderwürfel naturgemäß nicht ganz mit der eines ausgewachsenen Sinfonieorchester mithalten kann. Chor- und Gesangsaufnahmen sind ebenfalls sehr angenehm proportioniert. Besonders aufgefallen ist uns das beim Spiel des auf Klassik spezialisierten A-Capella-Ensembles Calmus und dessen Album „farb töne“. Die Stimmen wurden gut in Szene gesetzt und überraschten mit einem voluminösen Grundton, ohne dabei zu wummern oder zu dröhnen. Hier machte sich eine leicht betonte Note oberhalb von zehn Kilohertz positiv bemerkbar.

Das Stereofeld ist gut gestaffelt und es gibt weder Löcher noch Sprünge, was für die für Marantz übliche gute Kanaltrennung spricht. Etwas zweidimensional wirkte in unserem Test dagegen die Tiefenstaffelung. Die kleinen Melodys haben ein bisschen Schwierigkeiten plastische Räume darzustellen, was aber eher im direkten Vergleich mit hochwertigen High-End Geräten der Preisklasse 1000 Euro und aufwärts gravierend auffällt. Für die hier untersuchte Bauform und die beabsichtigte Verwendung als Allround-Gerät ist das Klangbild hervorragend und angenehm aufgeräumt.

Dass sich der M-CR511 mit zeitgenössischer Popmusik genauso wohlfühlt, wie mit sphärischen Klavieraufnahmen, lässt das futuristische Design und Lack-Finish der urban anmutenden Geräte bereits erahnen. Alles in Allem haben beide Geräte bei uns einen ehrlichen und positiven Eindruck hinterlassen. Sie überzeugen durch charmante Optik, Benutzerfreundlichkeit und einem Credo, dem sich Marantz weiterhin treu bleibt. Das Unternehmen hatte schon immer den Anspruch eine größtmögliche Bühne darstellen zu wollen. Das haben sie über das Abdecken einer großen musikalischen Bandbreite auch mit der neuen Melody Serie wieder geschafft.

Wenn wir uns zwischen dem M-CR511 und M-CR611 entscheiden müssten, würden wir den kleineren Melody Stream der größeren Media-Box vorziehen. Der kleine Audiofreund wirkt etwas ausgereifter, weil er sich aus unserer Sicht auf seine Kernkompetenzen konzentriert. Dennoch bekommt man bei Marantz mit dem großen M-CR611-Paket auch dieses Mal wieder genau das, was einem auf der Verpackung versprochen wird. Ehrliche und sympathische Produkte, die sich trotz ihrer kleinen Größe nicht verstecken müssen. Hinzu kommt, aufgrund eines hervorragenden Preis-Leistungs-Verhältnis gepaart mit ästhetischem und zeitlosem Design, das Potential zu echten Kassenschlagern und Klassikern zu avancieren. Wäre er nicht schon vergeben und vorbelastet, der bekannte Slogan eines auf quadratische Knick-Schokoladen spezialisierten Unternehmens ist auch für die neue Marantz Melody-Serie eine vortreffliche Umreißung.

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien erstmalig in der Printausgabe von AUDIO TEST Ausgabe 6/2015.

 

Fazit
Wiedergabequalität
79
Ausstattung und Verarbeitung
90
Benutzerfreundlichkeit
100
Preis/Leistung
72
Leserwertung69 Bewertungen
32
85

Bildquellen:

  • Marantz M-CR511: © Auerbach Verlag