Roksan Radius 7 Plattenspieler Test Review Turntable

Test: Roksan Radius 7 Plattenspieler – Auf in ferne Welten

Was ist Ihr erster Gedanke, wenn Sie den Roksan Radius 7 Plattenspieler sehen? – Unser erster Gedanke war: Acryl polarisiert. Entweder man hasst es, oder man liebt es. Wir lieben es und haben den Radius 7 Plattenspieler der britischen HiFi-Marke Roksan zum ausführlichen Test in unser Labor geladen.

Auf in ferne Welten

Warum werden eigentlich nicht noch viel mehr Acryl-Dreher hergestellt? Nun, Acryl in größeren Blöcken und ggf. in größeren Stückzahlen für eine Massenproduktion zu bekommen, entweder schon verarbeitet, oder noch als Rohblock, ist gar nicht so einfach, wie man sich das vielleicht zunächst vorstellt. Lieferengpässe sind eher die Regel als die Ausnahme, denn Acryl ist auch in vielen anderen Branchen zu einem oft unersetzbaren Werkstoff geworden und weltweit sehr gefragt. Entsprechend bedacht wird das verfügbare Material eingesetzt. Oft ist es im HiFi nur der Plattenteller. Nicht so beim Roksan Radius 7. Stilikonen halten sich nicht an Konventionen. Erst recht nicht die Briten von Roksan. Der Radius ist ein echter Player. Kein Plattenspieler, bei dem es ausschließlich auf gute Klangeigenschaften ankommt, sondern wo darüber hinaus auch das Auge und das gesamte ästhetische Empfinden angesprochen werden. Ein Gesamtkunstwerk. Und als solches sollte man es bitte unbedingt betrachten. Je länger wir mit dem per 20 PPM-Quartz getakteten Dreher gehört haben, umso mehr Lust und Laune haben wir bekommen in unserem Vinyl-Archiv zu stöbern. Beste Startbedingungen. Aber bevor der auf drei in der Höhe verstellbaren Füßen stabil gelagerte Radius erstmal soweit war, hat es schon ein paar Minuten gebraucht. Minuten, die wir so schnell nicht wieder vergessen werden.

Roksan Radius 7 Plattenspieler Test Review Turntable Corus MM System Stylus
Beim optionalen Corus-Tonabnehmer handelt es sich um ein helles MM-System.

Feintaster

Natürlich meinen wir damit die Zeit, die es braucht um sich mit dem NIMA-Tonarm, dem Corus MM-System und der Tonarmbasis vertraut zu machen. Und das braucht etwas Zeit. Aber es ist eine spannende, lehrreiche und zugleich erfüllende Beschäftigung. Ein durchweg positives Erlebnis, denn es lohnt sich unbedingt sich diesen Tonarm mit seinen Eigenheiten näher anzuschauen, auch unabhängig vom Dreher. Beim NIMA handelt es sich um einen Uni-Pivot-Tonarm, also eine Konstruktion, die nur über einen Punkt ausbalanciert wird. Das ist am Anfang etwas ungewohnt, wenn man eher mit klassischen Zweipunktkonstruktionen hantiert. Es wirkt wackelig. So lange, bis man die zweite Rolle des Gegengewichts begreift. Dann fällt es einem wie Schuppen aus den Haaren. Einmal damit angefreundet, dass das Gegengewicht gleichzeitig den Azimuth einstellt, dann hat man diesen Tonarm im großen und ganzen verstanden. Der Rest ist einfach zauberhaft. Hier und da ein paar Madenschrauben und fertig. Selten zuvor haben wir eine Nadel so präzise ausgewinkelt, mit ultra-exakt parallel laufendem Tonarm in in die Rille gesetzt. Einer der feinsten Tonarme den man im Übergangsbereich von Einsteiger zu Mittelklasse kaufen kann. Wenn man sich ein bisschen Zeit nimmt.

Roksan Radius 7 Plattenspieler Test Review Turntable
Das Anti-Skating ist ein klassisches Fadengewicht. Der Arm lagert auf einem Punkt.

Straight forward – Roksan Radius 7 im Klangtest

Frei nach Peter Gabriel – “So”. Wir springen direkt auf die B-Seite der Platte. Einerseits, weil dort ein Knaller-Song wartet, andererseits, weil es einfach Laune macht mit dem NIMA Tonarm zu spielen und seiner Bewegung zu folgen. Ein Hoch auf Uni-Pivot-Tonarme. Der Song, den wir anpeilen, befindet sich praktischerweise direkt zu Beginn. “In Your Eyes” von Peter Gabriel ist so ein treibender und doch zugleich getriebener Song, so empfindlich und empfindsam und dabei so stet, dass hier Geschwindigkeitsprobleme eines Plattenspielers sofort zutage treten. Der Radius 7 von Roksan macht das jedoch ausgezeichnet. Sowohl die schnell getakteten Triangle-Grooves, als auch die getragenen, schwebenden, von feinen Chören umhauchten Töne Gabriels bleiben vertraut und stabil im Klang. Das spricht für den maßvoll dimensionierten Antrieb mit interner elektronischer Taktung. Auch das perfekt laufende Messinglager mit der Präzsionsspindel aus Edelstahl spielt hier eine wichtige Rolle. Motor und Teller arbeiten in Symbiose an dieser Stelle. Im darauffolgenden Song “Mercy” kann der Radius 7 seine Chassis-Konstruktion voll ausspielen. Die Entkopplung des Tonarms und Tellers vom Motor funktioniert ausgezeichnet. Über eine Zwischenplatte auf weichen Kunststoffdämpfern werden ungewünschte Vibrationen in ihrer Ausbreitung gehindert. Das, was Acryl-Drehern gerne mal nachgesagt wird, dass sie klirren oder harsch klingen, können wir nicht bestätigen. Wir haben eher das Gefühl, dass mehr Klarheit im Hochfrequenzbereich entsteht und die Aufnahme deutlich mehr atmet, als bei vergleichbaren Plattenspielern. Da ist Raum und Unaufgeregtheit, wo andere Systeme wesentlich unruhiger und undifferenzierter spielen. Zuweilen vermissen wir dabei die gewisse analoge Wucht, die manche so gern mögen. Die Tiefmitten, die 300 Hertz. Dafür spielt der Corus MM-Tonabnehmer brillant nach oben auf. An der Stelle sind wir jedoch wieder beim Geschmack gelandet. Wir eingangs beim Thema Acryl. Das eigentliche Geheimnis und der Zauber dieses Drehers ist jedoch die Aufhängung. Denn der Tonarm gleitet dahin, als würde er nur von Musik getragen. Das Stereobild profitiert auf allen Ebenen. Der Hammer!

Roksan Radius 7 Plattenspieler – Preis und Verfügbarkeit

Den Roksan Radius 7 Schallplattenspieler gibt es zum Preis (UVP) von 1.849 Euro im HiFi-Fachhandel zu kaufen. Für den Vertrieb ist Pannes Vertrieb (u.a. Monitor Audio) zuständig.

Mehr Informationen unter https://derbesteklang.de/brand/roksan/

Anmerkung: Dieser Text erschien erstmalig in Ausgabe 01/2020 des Audio Test Magazins.

► Lesen Sie hier: Große Kaufberatung – Die besten Plattenspieler des Jahres

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Fazit
Kennen Sie das Phänomen der Lichtverschmutzung nachts in der Großstadt? Außerhalb der Stadt ist der Himmel nachts deutlich klarer, die Sterne sind auf einmal überall, vielleicht sieht man sogar die Milchstraße. Der Radius 7 mit dem NIMA-Arm und dem Corus-Tonabnehmer sind das akustische Planetarium der Plattenspieler. Klare Sicht, hohe Immersion, auf in ferne Welten.
Wiedergabequalität
93
Ausstattung/Verarbeitung
87
Benutzerfreundlichkeit
81
Preis/Leistung
93
Leserwertung5 Bewertungen
80
Vorteile
brillanter Sound
großzügiges Stereobild
Uni-Pivot-Arm
Nachteile
braucht Zuneigung
89

Bildquellen:

  • AUDIO TEST Ausgabe 05/2021: Auerbach Verlag
  • Roksan Radius 7 Plattenspieler Test: Auerbach Verlag