Test Nuraphone Kopfhörer Headphones Bluetooth Review

Test: Nuraphone Bluetooth Kopfhörer – Klang aus der Zukunft

Klang aus der Zukunft

Wissen Sie was otoakustische Messungen sind? Wir wussten es auch nicht. Nach diesem Artikel wissen Sie mehr.

Die Forschung zeigt einmal mehr, dass es sich nach wie vor lohnt, den Menschen und sein Gehör zu ergründen. Das Ergebnis dieser Forschung ist ein hochentwickelter Kopfhörer und eine mittlerweile patentierte Technologie, die sich extrem hören lassen kann. Bereits vor ein paar Wochen durften wir in Berlin vom Erfinder der Technologie Luke Campbell persönlich ein erstes Vorführmodell in Augenschein nehmen und ausprobieren. Nun also hatte es ein persönliches Testmuster in die Redaktion nach Leipzig geschafft. Selten zuvor haben wir uns gemeinsam so sehr auf einen Kopfhörer gefreut. Und wir sollten nicht enttäuscht werden. Die Nuraphone-Kopfhörer sind das Ergebnis einer extrem erfolgreichen, australischen Kickstarter-Kampagne. Die Initiative bat damals um 100 000 Dollar Unterstützung und wurde ob ihres spannenden Konzepts mit mehreren Millionen Startkapital belohnt. Im Grunde genommen geht es um die Vermessung des menschlichen Gehörs. Die Nuraphone bedienen sich hierzu eines patentierten Verfahrens, welches otoakustische Messungen nutzt. Dabei sendet der Kopfhörer dem Tragenden akustische Impulse in den Gehörgang und wertet die Antwort aus. Ähnlich einem Echo, das man in ein Tal ruft, sendet unser Gehörgang eine individuelle Impulsantwort an den Kopfhörer zurück. Diese Signale werden von integrierten Mikrofonen aufgenommen und von Mikrochips verrechnet. Schlussendlich bekommen die Kopfhörer so ein Gesamtbild des Hörvermögens des Nutzers und können ein persönliches Profil anfertigen. Das wird nun dazu genutzt um die Kopfhörer zu entzerren und ein optimales Hörvergnügen zu zaubern. Diese Messungen werden vollautomatisch über einen Handy-Guide gestartet, der es einem auch ermöglicht das 2-Wege-System stufenlos anzupassen. Ja, als wäre die Mikrofontechnologie noch nicht genug, hat man auch noch zwei unterschiedliche Wege des Schalltransports gewählt. Eine Art In-Ear speziell für die hohen Frequenzen, die möglichst direkt ins Ohr gehen sollen, und einen äußeren Ring, der vor allem für den Bass sorgt und das Gefühl, das der Bass von außen kommen soll, verstärkt. Die Doppelweg-Konstruktion hat zudem den Effekt des passiven Noise-Cancellings, was für optimale Ruhe sorgt. In der App kann das Basslevel angepasst werden, sodass man mal mehr, mal weniger das Gefühl hat direkt vor oder weit von der Bühne entfernt zu stehen. Personalisierung bis ins letzte Detail sozusagen. Dabei kann der Kopfhörer drei verschiedene Profile intern abspeichern. Der Clou: Je nachdem wer den Kopfhörer trägt, wird das Profil gewechselt. Die Begrüßung erfolgt namentlich: Welcome back, Johannes! Ganz schön smart.

Nuraphone App
Das akustische Profil unseres Autoren ist im Prinzip eine Kreisdarstellung eines Frequenzdiagramms, welche durch Farben erweitert wurde

Der Unterschied im Klang lässt sich in der App ebenfalls sehr drastisch darstellen. Ein Fingerwisch genügt. Doch auch ohne App kann man umschalten, denn die Außenseiten der Ohrmuschelhalter sind kapazitiv und somit berührungsempfindlich. Ein Fingertipp genügt und der Kontrast könnte extremer nicht sein. Ohne Entzerrung klingt musikalisches Material über die Nuraphone müde, angestrengt und etwas beschnitten. Ein Kopfhörer wie jeder andere auch. Mit persönlicher Entzerrung jedoch, kommt Schwung in die Bude. Die Tanzlaune steigt sofort, ein Stein fällt vom Herzen, ein Wow-Effekt, der es einem ermöglicht, altbekannte Musik wieder zu entdecken. Oder man legt sich ganz gemütlich aufs Sofa und genießt bei „Limit To Your Love“ von James Blake eine Kopfmassage der besonderen Art. Wie Sie es auch machen, lassen Sie sich diese Kopfhörer auf keinen Fall entgehen! Der Hersteller verspricht eine 30-Tage-Geld-Zurück-Garantie. Aber seien Sie sicher, Sie werden keine 30 Tage brauchen um zu entscheiden, die Kopfhörer zu behalten.

Test Nuraphone Ohrmuschel Kopfhörer Headphones Review
Die Ohrmuschel besteht aus einem 2-Wege-System, wobei das InEar für die hohen Frequenzen und das OverEar für die tiefen Frequenzen bestimmt ist

Mehr Infos unter www.nuraphone.com

Nachtrag: Der Hersteller kündigte für Mitte Juli 2018 ein großes Software-Update an. Alle bestehenden Geräte können über die App damit nachgerüstet werden. Zum Zeitpunkt dieses Tests stand diese Funktion noch nicht zur Verfügung. 

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien erstmalig in der Printausgabe von AUDIO TEST Ausgabe 2/2018.

 

Fazit
Wer das State-Of-The-Art des Kopfhörerbaus erleben möchte, der kommt um die neuen Nuraphone-Kopfhörer nicht herum. Selten hat man so das Gefühl einen neuen Meilenstein der Ingenieurskunst zu erleben. Wir sind gespannt, welche Adaptionen aus dieser Technologie entstehen werden und prognostizieren eine In-Ear-Variante.
Wiedergabequalität
93
Ausstattung/Verarbeitung
97
Benutzerfreundlichkeit
96
Preis/Leistung
92
Leserwertung40 Bewertungen
47
Vorteile
individueller Sound
hohe Verarbeitungsqualität
Nachteile
Analog In nur ohne Profil nutzbar
95

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