Test: Final Sonorous III – geschlossener Over-Ear Kopfhörer (kabelgebunden) Review

Test: Final Sonorous III – geschlossener Over-Ear Kopfhörer (kabelgebunden)

Wir alle kennen die Klassiker und Referenzen der Kopfhörergeschichte. Aber wir sind uns sicher, diesen Kandidaten haben Sie bisher nicht auf dem Schirm. Ein fataler Fehler.

Big in Japan

Bereits in der vorangegangenen Ausgabe der AUDIO TEST haben wir Kopfhörer der japanischen Edelschmiede Final Audio im Test gehabt. Freundlicherweise wurde uns vom neuen Final Deutschland-Vertrieb ATR – Audio Trade gleich ein ganzer Koffer mit erlesenen Kopfhörern zum Ausprobieren überreicht. Natürlich haben wir uns zunächst über die hochpreisigen Planar-Magnetostaten Final D8000 und D8000 Pro hergemacht. Auch wir bekommen schließlich nicht jeden Tag Kopfhörer im Wert von knapp 4.000 Euro überlassen. Dieses Mal jedoch haben wir einen etwas unscheinbaren Kandidaten aus dem Koffer von ATR – Audio Trade gefischt, der uns allerdings nachdrücklich überzeugen konnte. Für gerade mal ein Zehntel des Final D8000 gibt es den Final Sonorous III im ausgewählten Fachhandel. Beide vereint neben derselben Produktionsstätte in Japan auch die grundlegende Konstruktion: Typ Over-Ear, schwere Bauform. Mehr haben sie aber auch nicht gemein.

Test: Final Sonorous III – geschlossener Over-Ear Kopfhörer (kabelgebunden) Review
Die 50mm Membran verbirgt sich hinter einer Gaze. Die Ohrmuscheln sind mit Kunstleder gepolstert.

Technik der geschlossenen Over-Ear Kopfhörer

Der Final Sonorous III erinnert in seiner geschlossenen Ausführung tendenziell an einen Studiomonitor-Kopfhörer. Ein großzügiger Metallbügel, der von Kunstleder ummantelt ist, hält die zwei ausladenden Ohrmuscheln auf Position. Die Größe kann stufenlos eingestellt werden. Dazu verschiebt man die Ohrmuscheln jeweils einzeln entlang des Bügels. Der Sitz ist zunächst etwas straff, aber einmal hinreichend an den Kopf angepasst, erübrigt sich dieses Problem. Ein bisschen Schade finden wir schon, dass die Position nicht fixiert oder arretiert werden kann, denn mit der Zeit verschieben sich die Ohrmuscheln leicht entlang des Bügels, sodass man hin und wieder korrigieren muss.

Das Leder der Ohrmuscheln ist dafür recht angenehm. Hin und wieder haben wir den Eindruck, dass die Tiefe, also der Platz in der Muscheln für das Ohr hätte größer ausfallen dürfen, aber das ist eine sehr individuelle Note. Angetrieben werden die Membranen aus Titan ganz konventionell dynamisch. Zur Optimierung der Luftzirkulation hat man bei Final Audio das sogenannte BAM-System entwickelt (Balancing Air Movement). Das bedeutet, in der Treibereinheit gibt es eine kleine Öffnung zum Druckausgleich, was sich positiv auf das Schwingverhalten auswirkt. Auf die Eigenschaften eines geschlossenen Kopfhörers hat das aber keine Auswirkungen. Mit allen Vor- und Nachteilen, die sich daraus ergeben. Der Schall bleibt drinnen und Störgeräusche und Lärm draußen. Dadurch eignet sich der Kopfhörer auch und besonders für Aufnahmesituationen, in denen ein Übersprechen eines Kopfhörers auf ein Mikrofon vermieden werden sollte.

Aber auch im mobilen Einsatz macht der 410 Gramm schwere Kopfhörer eine passable Figur. Für unseren Geschmack vielleicht etwas zu auffällig und klobig, um damit durch die Stadt zu laufen oder mit dem Bus zu fahren. Wem es ähnlich geht, dem möchten wir die herausragenden In-Ear-Kopfhörer von Final Audio ans Herz legen. Wer den Final Sonorous III aber doch lieber mit dem Smartphone unterwegs antreibt, bekommt Power satt. Mit einer Impedanz von gerade einmal 16 Ohm sind die geschlossenen Over-Ear Kopfhörer auch gut mit kleinen Amps zu bespielen. Zumindest auf dem Papier ergibt sich so ein recht großzügiger Wirkungsgrad von 105dB/1mW.

Im Lieferumfang enthalten ist natürlich auch ein passendes Anschlusskabel. Hier setzt Final Audio wie auch bei den 8000er Modellen auf verriegelbare Klinkenanschlüsse. Die 1,5 Meter OFC-Kabel sind also austauschbar. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit unterschiedliche Kabel mit unterschiedlichen Steckerkonfigurationen zu nutzen. Zur Wahl stehen neben den inklusiven 3,5 Millimeter Klinkensteckern auch 6,3 Millimeter, 2,5, sowie 4,4 Millimeter, sowohl in 3-, 4- oder 5-poliger Ausführung. Und wer es wirklich wissen will, dem stehen auch noch versilberte Kabel als Option zur Verfügung.

Das hat uns schon bei den 8000er Modellen beeindruckt und wir würden uns wünschen, wenn noch mehr Hersteller diesen Weg einschlagen würden. Nur mit dem Gewicht des Kabels muss man aufpassen. Durch die schwere Qualität ergibt sich ein leichter Zug am Kopfhörer, der zusätzlich auf den Kopfbügel drückt. Das gefühlte Gewicht der Kopfhörer ist somit höher als die realen 410 Gramm. Kaum zu glauben, dass der Final Sonorous III Kopfhörer damit eher zu den leichten Modellen der Japaner gehört.

Test: Final Sonorous III – geschlossener Over-Ear Kopfhörer (kabelgebunden) Review
Die Aussenseite des Kopfhörers ist aus robustem ABS-Kunststoff, die Bügel lassen sich stufenlos verstellen.

Final Kopfhörer im Klangtest

Der erste Höreindruck lässt sich mit druckvoll und dunkel charakterisieren. Das meinen wir aber überhaupt nicht färbend oder abwertend. Ein messerscharfer Analytiker ist der Final Sonorous III aber auch nicht. Dafür fehlt es ihm ein wenig an “frischer Luft”. Final hat hier einen tollen Mittelweg gefunden, die oft mittenlastige bis bassige Abstimmung dynamischer Treiber aufzubrechen, den Bass zu kontrollieren und dafür lieber einen subtilen Glanz schimmern zu lassen. Es macht wirklich Spaß auch über lange Strecken zu hören, da die Ohren in dieser Stimmung nur wenig ermüden. Sie können damit auch schneiden und editieren, oder einfach nur Musik hören. Die Sonorous III bieten für viele Anforderungen die perfekte Leinwand.

Natürlich ist die Räumlichkeit und Tiefe nicht unbedingt mit einer offenen Konstruktion vergleichbar, aber für einen geschlossenen Over-Ear Kopfhörer löst sich die Bühne erstaunlich leicht aus den Ohren und gleitet eher in den Augen- und Stirnbereich. Das Phänomen der Phantomschallquelle über dem Kopf, wie man es bei vielen günstigen Modellen erlebt, spart sich der Sonorous III. Dadurch bleibt die Bühne homogen und macht keine groben und wilden Sprünge, die die Hörerfahrung beeinträchtigen können. Unser Lieblingsinstrument über die Final Sonorous III Kopfhörer waren übrigens klassische Jazz-Kontrabässe. Das schwierige Spektrum zwischen glattem Grundton und schnarrendem Anschlag bei gleichzeitiger Glaubwürdigkeit der Darstellung des Instrumentenkörpers mit all seinen Details, hat uns immer wieder den Repeat-Knopf drücken lassen.

Doch nicht nur akustische Instrumente profitieren von der cleveren Abstimmung, die ein wenig an die Charakteristik eines Loudness-Reglers erinnert. Auch elektronische Musik bekommt eine ganz feine Note. Bassdrumms massieren das Trommelfell, während Synth-Arpeggios fein ziseliert durch die Ferne schweben. Bei Stimmen wird es allerdings für den Sonorous III schon wieder schwieriger zu jeder Zeit die Glaubwürdigkeit zu erhalten. Da wir menschliche Stimmen von Klein auf kennen und gewohnt sind, erkennt ein trainiertes Gehör bei einer bekannten Stimme schnell, ob es sich um den Originalcharakter handelt, oder nicht. Boomige Männerstimmen kommen teilweise einen Tick zu fett, bei dünnen Frauenstimmen hat der Grundton genau den gegenteiligen, positiven Effekt. Wenn es jedoch bei den Frauen zu scharf in den Präsenzen wird, konnten die Sonorous III auch diesen Makel offenlegen, da hier in den Sibilanten ein leichter Peak im Frequenzgang zu vernehmen ist.

Die unterschwellige Präsenz in den Obertönen macht den Kopfhörer aber auch attraktiv, weil sie hilft die Timbres der unterschiedlichen Signale zu differenzieren. Im Großen und Ganzen könnte man aber sagen, dass der Final Sonorous III die meisten Kopfhörer aus seiner Preiskategorie an die Wand spielt, ähnlich wie das zum Beispiel auch bei Kopfhörern der Marke Audeze der Fall ist. Konkurrenz belebt ja bekanntlich das Geschäft. Und wer weiß, vielleicht wird Final Audio ja in Deutschland noch eine ganz große Nummer? Einen fähigen Vertrieb haben sie und Big in Japan sind sie ebenfalls bereits. Zeit für eine finale Entscheidung: Jetzt ausprobieren!

Test: Final Sonorous III – geschlossener Over-Ear Kopfhörer (kabelgebunden) Review Kabel Cable
Ein verriegelbares Kopfhörerkabel mit 3,5 mm Klinkenanschluss liegt bei. Wer andere Formate braucht oder wünscht, zum Beispiel 6,3 mm oder 5-pol, kann diese optional erwerben.

Preis und Verfügbarkeit

Die Final Sonorous III Over-Ear Kopfhörer gibt es zum Preis von 399 Euro (UVP) im autorisierten Fachhandel zu kaufen. Vertrieben und vermarktet werden die Final Kopfhörer von ATR – Audio Trade.

Mehr Informationen unter https://www.audiotra.de/final

Anmerkung: Dieser Text erschein erstmalig in Ausgabe 6/21 des AUDIO TEST Magazins.

► Lesen Sie hier: Die besten Kopfhörer des Jahres

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Fazit
Der Sonorous III ist ein wirklich spannender Kopfhörer, weil er als geschlossener Monitor mit präziser Darstellung tägliche Audio-Arbeiten ermüdungsarm ermöglicht. Gleichzeitig kommt aber auch der Musikgenuss nicht zu kurz. Hier wurde wirklich filigrane Abstimmungsarbeit betrieben, was sich unmittelbar und durchweg positiv in der Darstellung äußert. Der Kopfhörer bleibt dabei in Frequenzgang, Dynamik und Panorama stets Herr der Dinge und ist hochwertig verarbeitet. Japanische Ingenieurskunst von ihrer schönsten Seite.
Wiedergabequalität
92
Ausstattung/Verarbeitung
88
Benutzerfreundlicheit
92
Preis-Leistungsverhältnis
88
Leserwertung0 Bewertungen
0
Vorteile
niedrige Impedanz, daher auch an schwachen Ausgängen gut verwendbar
Kabel wechselbar
Nachteile
relativ schwere, lange Kabel
90