Test: Henry Audio USB DAC 128 Mk3 D/A Wandler – Open Source = Open Sound

Mit dem USB DAC 128 Mk3 legt Henry Audio, wie der Name schon verrät, die mittlerweile dritte Inkarnation ihres beliebten Digital/Analog-Wandlers auf. Für uns Grund genug, dem sympathischen Norweger endlich einen vollwertigen Test zu widmen.

Manchmal hört man ja so Aussagen, wie digitale Musik sei auf dem Vormarsch. Das ist natürlich Mumpitz. Wenn überhaupt läuft digitale Musik gerade ihre x-te Siegesrunde. Ob als gekaufte, hochauflösende Wave-Datei, oder via Streaming-Services on Demand. Es gibt wohl kaum noch Rechner oder Mobilgeräte, auf denen nicht entsprechende Apps, oder Musiksammlungen zu finden sind. Das ganze hat nur einen Haken, denn all diese Geräte haben in der Regel ein grundlegendes Problem: Ihre DACs lassen deutlich zu wünschen übrig. Auftritt: Henry Audio aus dem norwegischen Hvalstad, etwa 20 Kilometer südöstlich von Oslo gelegen. Das kleine Ein-Mann-Unternehmen nimmt sich mit seinem Digital/ Analog-Wandler namens USB DAC 128 Mk3 genau dieser Problematik an und besorgt den guten Klang aus dem Computer. Das alleine ist schon ein Grund zur Freude, aber die eigentliche Überraschung kommt noch. Das Gerät ist Open Source!

Henry Audio USB DAC 128 Mk3 D/A Wandler Test Review Rückseite Rear Anschlüsse
Einmal analog, einmal digital – vielmehr braucht es nicht. Über den oberen Drucktaster kann zwischen den Modi UAC1 und UAC2 gewechselt werden

Hardware ohne Geheimnisse: Offene Quelle

Für manche Leute sind die Open Source Philosophie und kommerzielle Produkte wie Wasser und Öl. Nur schwer zu kombinieren. Abseits davon, dass man sich fragt wie diese Leute ihr Salatdressing erklären, tritt Børge Strand-Bergesen mit der dritten Generation seines Henry Audio USB DAC 128 gekonnt den Gegenbeweis an.

Anstatt der vielerorts betriebenen Geheimniskrämerei um die speziellen Kniffe und ultra-geheimen Techniken, spielt man bei Henry Audio mit offenen Karten, Hardware ohne Geheimnisse quasi. Sowohl die Schaltung als auch der Code der verwendeten Software sind komplett für jeden zugänglich. Das macht den USB DAC 128 Mk3 natürlich interessant für alle Bastler und Programmierer, die selber an ihrem Setup herumtüfteln wollen. So hat sich eine aktive Gruppe aus Nutzern um das Produkt gebildet und eine Community ist natürlich dank ihres Feedbacks auch hilfreich für die Weiterentwicklung des Produkts. Win-win also. Aber keine Sorge. Man muss kein Technikgenie sein, um mit dem USB DAC 128 Mk3 auf seine Kosten zu kommen. Der Wandler funktioniert auch schon direkt ab Werk wunderbar.

Henry Audio USB DAC 128 Mk3 D/A Wandler Test Review Innenansicht Innen
Spiel mit offenen Karten, der Henry Audio USB DAC 128 Mk 3 im „Explosions-Foto“. Bild © Henry Audio

Skandinavisch schlicht

Apropos Werk. Hergestellt wird der Henry Audio USB DAC 128 Mk 3 übrigens in Deutschland, ganz ohne Geheimnisse und Überraschungen. Das Design kann man trotzdem getrost als skandinavisch schlicht bezeichnen. Das schicke Gehäuse besteht nicht etwa aus billigem Plastik, sondern aus langlebigem, wie leichtem Aluminium. Die Front beherbergt eine mehrfarbige LED und das schicke Henry Audio Logo. Mehr nicht. Auf der Rückseite geht es etwas reger zu, bleibt aber trotzdem übersichtlich. Hier finden sich sowohl der USB-Anschluss, wie auch der Stereo-Cinch Ausgang, sowie noch zwei Drucktaster, betitelt „Prog“ und „Reset“. Letzterer setzt den Henry Audio DAC wenig überraschend in den Werkszustand zurück. „Prog“ wechselt zwischen dem Betrieb als USB Audio Class 1 (UAC1) und 2 (UAC2).

Die erwähnte frontseitge LED zeigt die Auswahl an. Hintergrund dafür ist, dass ältere Windows Versionen, namentlich Windows 7, 8 und XP, nicht die Übertragung via UAC2 nativ unterstützen, sondern eine speziellen Treiber dafür benötigen. Windows 10, Linux und MacOS haben damit hingegen kein Problem, sodass man hier von vorneherein in den UAC2 Betrieb wechseln kann, was die Nutzung des vollen Potentials des DACs zulässt. UAC1 unterstützt nämlich nur Samplingraten bis 48 Kilohertz (kHz) bei 24 Bit Auflösung, während unser Testproband jedoch eigentlich in der Lage ist, auch hochauflösende PCM Daten mit bis zu 192 kHz wiederzugeben. Als Chip kommt der Asahi Kasei AKM4430 DAC zum Einsatz. Bewährte Markenware also. AKM-Wandler sind schließlich seit Ewigkeiten nicht aus der Pro-Audiound HiFi-Szene wegzudenken.

Henry Audio USB DAC 128 Mk3 D/A Wandler Test Review Innen
Wir haben die Schaltung für dieses Foto zum Vorschein gebracht, jedoch hat der Hersteller das Konzept bereits von Anfang an offengelegt

Offener Sound

Das schöne beim Henry Audio USB DAC 128 Mk3 ist, dass die gute Idee durch einen mindestens ebenso gutes Ergebnis im Klang unterstrichen wird. Zuerst die Probe aufs Exempel. Wir vergleichen den USB DAC 128 Mk3 in Kombination mit einem dezidierten Kopfhörerverstärker mit dem Kopfhörerausgang unseres Laptops. Um den beiden Kontrahenten eine faire Chance zu bieten, wählen wir einen Kopfhörer mit angemessen niedriger Impedanz von 32 Ohm. Trotzdem ist der Unterschied ohne Zweifel eklatant. Wie sich hier im direkten Vergleich das Klangbild über die Kette mit dem USB DAC 128 Mk3 öffnet und neue Facetten des Materials hervortreten, macht einfach Laune! Alles wirkt direkt plastischer und klebt weniger unangenehm am Ohr. Der Laptop klingt regelrecht blechern und zugezogen, wenn man zurückwechselt.

Aber auch unserem Referenzverstärker vorgeschaltet, macht der kleine Henry eine gute Figur. Die Transienten fliegen flink aus den Lautsprechern, die Räumlichkeit der Musik wird gut ausgeleuchtet und generell fällt auf, wie angenehm ausgewogen die Wiedergabe im Frequenzgang wirkt. Klar wird hier kein absoluter High-End-Sound der Referenzklasse geboten, aber verstecken muss sich die sympathische Wandlerkiste keine Sekunde. Sie klingt auf jeden Fall um ein vielfaches teurer, als sie ist.

Zum Abschluss noch ein Hörbeispiel. Wir legen „Strange Mercy“ vom gleichnamigen Album der Ausnahmekünstlerin und brillanten Gitarristin Annie Clark, besser bekannt als St. Vincent auf. Der weite und teils auch etwas verlorene Raum des Stücks wird schaurig schön abgebildet. Der stolpernde Beat unterstreicht abermals die gute Impulstreue des DACs und der kellertiefe Synthbass beweist, dass sich auch in dieser Hinsicht unser Testkandidat nicht aus der Ruhe bringen lässt. Clarks Stimme wirkt wirklich sehr nah und intim und ihr unverkennbarer Gitarrensound wirkt so drahtig wie eh und je, ohne jemals harsch zu werden. Wenn Sie auf der Suche nach einem Klangupgrade sind, um sich endlich Ihrer digitalen Musiksammlung in voller Qualität zu erfreuen, sind Sie mit dem Henry Audio USB DAC 128 Mk3 an der richtigen Adresse.

Weitere Infos unter: www.henryaudio.com

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien erstmalig in der Printausgabe von AUDIO TEST Ausgabe 3/2019.

► Lesen Sie hier unseren Test / Bericht zum Henry Audio USB DAC 128 mkII:

Fazit
Wiedergabequalität
86
Ausstattung/Verarbeitung
84
Benutzerfreundlichkeit
80
Preis/Leistung
99
Leserwertung13 Bewertungen
61
Vorteile
ausgewogene Wiedergabe
Räumlichkeit
Nachteile
keine
87

Bildquellen:

  • _MG_8327: Bild: Auerbach Verlag
  • 04_Henry-Audio_Exploded-view_0006: Henry Audio
  • _MG_8309: Bild: Auerbach Verlag
  • _MG_8316: Bild: Auerbach Verlag