Interview Mansour Mamaghani Audio Reference GmbH Corona Inflation HiFi 2022

Interview des Monats: Mansour Mamaghani von Audio Reference

Die letzten beiden Jahre waren keine einfachen für die HiFi-Branche. Kurzarbeit, Ladenschließungen, Messeabsagen, Rohstoffmangel oder Explosion der Transportkosten waren nur einige der Probleme, denen sich Hersteller, Vertriebe und Händler stellen mussten. Wir haben daher mit zahlreichen Branchenvertretern gesprochen und gefragt, wie es um die Audiobranche nach zwei Jahren Pandemie bestellt ist. Heute im Interview zu Gast: Mansour Mamaghani vom HiFi-Vertrieb Audio Reference (u.a. Wilson Audio, Krell, Velodyne, M&K Sound).

Mansour Mamaghani, Audio Reference: „Die Momente vor einer tollen Anlage sind unbezahlbar.“

Noch immer hat unsere HiFi-Branche mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie zu kämpfen. Unsere Leser berichten uns vielfach von nicht-lieferbaren Produkten. Lieblings-Lautsprecher, die erst in einem Jahr geliefert werden und Verstärker sowie AV-Receiver, für die keine ausreichenden Chips zur Verfügung stehen. Zudem werden Zulieferpreise in der Industrie teurer, Energie- und Produktionskosten steigen teilweise um ein Vielfaches. Wir fragten Hersteller, Vertriebe und Händler: Wie steht es um die HiFi-Branche 2022*?

Unsere große Interviewreihe zum Zustand der HiFi-Branche 2022 geht nun weiter mit Mansour Mamaghani, Geschäftsführer von Audio Reference. Der HiFi-Vertrieb führt u.a. folgende Marken im Portfolio: Dan D’Agostino, Krell, M&K Sound, Velodyne, VPI, VTL oder Wilson Audio.

Herr Mamaghani, zunächst einmal: können Sie alles liefern, was Ihre Kunden derzeit nachfragen?

Zum Glück können wir sagen: In den meisten Fällen ja.

Wie blicken Sie auf die letzten 2 Jahre Pandemie zurück?

Am Anfang war es nicht einfach. Nicht nur, weil ich Velodyne Acoustics erst wenige Wochen vor Beginn der Pandemie gekauft habe, sondern auch, weil die Situation für uns alle neu war und wir nicht wussten was passieren würde und wie wir damit umgehen sollten. Aber nach ein paar Monaten konnten wir uns damit arrangieren und haben das Jahr letztendlich sehr gut abgeschlossen.

Hat Corona zu Lieferengpässen von Bauteilen geführt?

Nicht sofort, denn wir haben stets einen sehr großen Bestand gehabt und die Hersteller konnten gut liefern. Wir konnten bis ins 1. Quartal 2021 normal agieren. Erst danach wurde die Liefersituation bei allen Herstellern langsam enger.

Wie lange muss der Endkunde im Moment auf ein Produkt aus Ihrem Hause warten?

Wenn es sich nicht um ein spezielle Version oder eine Sonderanfertigung handelt, können wir derzeit fast alles sofort liefern.

Können Sie überhaupt die Nachfrage erfüllen?

Ja, wir können fast alles kurzfristig liefern.

Nicht nur der Mangel an Bauteilen und Rohstoffen trifft die HiFi-Branche, auch die globalen Lieferketten sind aufgrund der Coronakrise gestört. Die Transportpreise stiegen teilweise derart, dass sich die Produktion im Inland und der EU wieder lohnt.

Wäre es aus Ihrer Sicht sinnvoller wieder mehr selbst und vor Ort zu produzieren?

Ja, es ist sicher richtig und auch sehr wichtig, alles so weit wie möglich in der EU zu produzieren und den EU-Binnenmarkt zu stärken. Wir haben in letzter Zeit auch vermehrt festgestellt, dass bestimmte Teile in der EU inzwischen billiger sind als in Fernost, wenn man die hohen Transportkosten einkalkuliert.

Wie ist aus Ihrer Sicht die Preisentwicklung im HiFi-Segment? Haben die Kunden höhere Preise in Kauf nehmen müssen, um ggf. höhere Produktionskosten auszugleichen?

Zum Teil schon.

Inwieweit tragen die Inflationstreiber Energie und Rohstoffe die Preisgestaltung fertiger Produkte?

Der Preisanstieg, den wir derzeit erleben, ist zum Teil darauf zurückzuführen, dass die Nachfrage nach Rohstoffen gestiegen ist. Aber die Transportkosten haben sich nicht nur einfach erhöht, sondern auch wegen eines komplizierten Mixes aus Container-Mangel und anderen logistischen Problemen. Vieles spielt eine Rolle.

Ist aus Ihrer Sicht inflations- bzw. pandemiebedingt mit höheren Preisen zu rechnen?

Ja, ich denke die Inflation allgemein und insbesondere die hohen Kraftstoffkosten dürften zu weiteren Preissteigerungen führen.

Wie hoch könnte ein Preisanstieg ausfallen?

Bis Ende 2021 haben wir die Preise stabil halten können. Da viele unserer Hersteller im Laufe des Jahres 2021 die Preise erhöht haben und die Transportkosten drei bis vier mal teurer geworden sind, mussten wir Anfang 2022 ebenfalls Anpassungen vornehmen. Weitere Erhöhungen sind nicht ausgeschlossen, aber derzeit noch nicht genau vorherzusehen.

Könnte damit HiFi für den Kunden neben der Erfüllung persönlicher Bedürfnisse und Wünsche auch eine kluge Geldanlage sein?

Ich kann nicht sagen, ob sich HiFi als Geldanlage lohnt. Ich kann nur sagen, dass die Momente und die guten Zeiten, die man vor einer tolle Anlage erlebt – egal ob es sich um ein Stereo- oder Mehrkanalsystem handelt – unbezahlbar sind.

Während der Corona-Zeit galt der Fokus wieder den eigenen vier Wänden. So wurde viel Geld in Genussmittel wie Wein und eben auch Unterhaltungselektronik/HiFi investiert.

Vermissen Sie den Kontakt zum Kunden auf Messen?

Auf jeden Fall. Ich bin aber optimistisch, dass wir in diesem Jahr wieder an einigen Messen teilnehmen werden.

Die MDHT, NDHT, DHT und die HIGH END wollen mit Einschränkungen wieder in diesem Jahr für die Kunden die Möglichkeit schaffen, HiFi vor Ort zu erleben ( siehe Interview). Kann das 2022 angesichts hoher Infektionszahlen „schon wieder“ gelingen?

Wenn wir uns alle auf diese besondere Situation einstellen, sollte das problemlos möglich sein.

Herr Mamaghani, vielen Dank für das Gespräch.

Ich danke Ihnen.

Webseite: www.audio-reference.de

*Anmerkung: Zum Zeitpunkt des Interviews war eine friedliche Lösung des Ukraine-Konflikts noch in Reichweite. Der fürchterliche Krieg in der Ukraine und die daraus resultierenden Folgen sind daher hier nicht thematisiert worden. Dieses Interview erschien vorab in gedruckter Form in einem großen Leitartikel zum Thema „Corona, Inflation und die HiFi-Branche“ in AUDIO TEST Ausgabe 03/22.

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Bildquellen:

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  • Interview Mansour Mamaghani – Audio Reference GmbH: Auerbach Verlag / Deemerwha studio/stock.adobe.com / Tryfonov/stock.adobe.com / ake1150/stock-adobe.com / Grecaud Paul/stock.adobe.com / Audio Reference