„Vorsprung durch Technik“ – Gespräch mit Günther Nubert

„40 Jahre Nubert“ heißt vor allem „40 Jahre ehrliche Lautsprecher“. Anlässlich des großen Jubiläums haben wir Firmengründer Günther Nubert, nach seinen persönlichen Meilensteinen der vergangenen Jahre befragt.

40 Jahre Nubert, wir gratulieren! Herr Nubert, was waren Ihre größten Herausforderungen in den vergangenen Jahren?

Der Ehrgeiz, die Firmengründung ohne jede finanzielle Hilfe von Verwandten, Bekannten und Institutionen zu stemmen, hat uns in den ersten Jahren einiges Kopfzerbrechen bereitet. Messgeräte und Computer waren damals um ein Vielfaches teurer als heute. Jede Anschaffung war ein finanzieller Drahtseilakt. Die größten Schwierigkeiten gab es aber bei den Versuchen zur Ausweitung unserer Vertriebsaktivitäten im Jahr 1995. Unabhängig von der Produktqualität war eine Zusammenarbeit mit den besuchten Einzelhändlern nicht sonderlich Erfolg versprechend. Deshalb entschieden wir uns, die Kunden weiterhin direkt zu beliefern.

An welche Highlights denken Sie gerne zurück?

Zuerst möchte ich gerne drei Highlights erwähnen, die bei der Entwicklung der Firma wichtig waren: In den späten Siebzigerjahren haben sehr viele Kunden unsere Boxen zusammen mit einem oder zwei Pärchen der besten und bekanntesten Lautsprecher unserer Mitbewerber zu Hause getestet. Fast immer waren unsere Produkte überzeugender. Im Jahr 1996 hatten wir die ersten sensationellen Testergebnisse bei den Fachzeitschriften. Der Testsieg unserer nuBox 360 bei Stiftung Warentest im Jahr 2000 war ebenfalls ein echtes Highlight. Zu unseren Entwicklungen: zum Beispiel die berühmten „Pyramiden-Lautsprecher“ in den Achtzigern, die auch heute noch einen legendären Ruf genießen. Die ersten „echten“ nuBox-Modelle Mitte der Neunziger. Oder unsere nuForm-Reihe, mit der wir international bedeutende Designpreise gewinnen konnten. Darauf waren wir schon sehr stolz. Für den technisch größten Meilenstein halte ich aber auch heute noch die 2008 eingeführte nuVero-Serie. Damit waren wir im High-End-Segment mit einem Schlag ein sehr attraktiver Anbieter. Die nuVero-Familie war ein Ergebnis jahrelanger Forschung und systematischer Tüftelei in unserem Labor. Damit haben wir einen Meilenstein in Basspräzision und Tiefgang erreicht. Auch mit der neuen Signalverarbeitung unserer nuPro-Serie und dem damit verbundenen rekordverdächtigen Rauschabstand haben wir wohl Maßstäbe gesetzt. Man könnte sagen, bis heute haben wir hier einen gewissen „Vorsprung durch Technik“.

Wie hat sich der Lautsprechermarkt im Laufe der Jahre entwickelt?

In den frühen 1960er Jahren waren Stereoanlagen ein gewisses Statussymbol. UKW-Rundfunk und Schallplatte starteten 1963 mit der Stereowiedergabe. Weil kräftige Röhrenverstärker selten und teuer waren, mussten die meisten Lautsprecher nur Leistungen bis vielleicht 20 Watt verarbeiten. Mitte der 1970er hatten sich dann kräftigere Transistorverstärker und Lautsprecher mit Hochton-Kalotten durchgesetzt. Damit waren die technischen Bedingungen für einen viel größeren Kundenkreis gegeben und die Lautsprecher mussten deutlich höhere Leistungen verarbeiten können. Von Anfang an haben wir uns an den besten Mitbewerbern orientiert und glauben, dass wir zur Klangqualität ein Stück weit beigetragen haben. Kurz nach der Wiedervereinigung gab es noch einmal einen „Hi-Fi-Boom“. Um die Jahrtausendwende ist das Interesse für gute Tonwiedergabe etwas gesunken, vor allem aber hat es sich verlagert. Es gab kräftige Nachfrage nach einfacheren, oft unangenehm klingenden Surround-Anlagen. Die heutige Jugend ist meist relativ uninteressiert an anspruchsvollen Stereo- und Surround-Systemen. In der Altersgruppe der 50- bis 65-Jährigen ist das Interesse an guter Elektronik und guten Lautsprechern aber sehr aktuell.

Wo sehen Sie Nubert in den nächsten 40 Jahren?

Natürlich nach wie vor in Schwäbisch Gmünd! Scherz beiseite, uns war es immer ein Anliegen, möglichst viel in unserer Heimat oder im nahen Umfeld zu produzieren. Deshalb werden große Teile unserer Baureihen in Deutschland beziehungsweise Europa gefertigt. Nur wo sich das nicht mehr kostendeckend realisieren lässt, nutzen wir Fertigungsmöglichkeiten in Fernost. Wir sind überzeugt, dass auch in Zukunft noch international konkurrenzfähige Unterhaltungselektronik in Deutschland entstehen kann. Und wir glauben fest daran, dass Nubert-Produkte dazugehören werden. Wahrscheinlich werden die Absatzzahlen klassischer Hi-Fi-Lautsprecher weiterhin schrumpfen, der Markt für Aktivboxen oder clevere Sound-Lösungen wie unser TV-Stereoboard AS-250 dürfte aber wachsen. Gerade in dieser Richtung wird von uns in Zukunft noch mehr zu erwarten sein.

Wie zelebrieren Sie dieses Jubiläum?

Am eigentlichen Jubiläum zum Gründungstag Mitte Januar gab es hier nur eine kleine Feier: Wir haben kurz mit einem Glas Sekt angestoßen, bevor sich alle wieder an die Arbeit gemacht haben. Die eigentliche Party, bei der wir dann auch Gäste aus unserem Umfeld, Wegbegleiter und Kunden begrüßen, wird erst im Sommer steigen – da ist das Wetter angenehmer. Abgesehen davon haben wir für dieses Jahr viele Aktionen geplant: Gewinnspiele, Versteigerungen, Wettbewerbe und dergleichen. Analog zu 40 Jahren Speaker Factory soll es 40 Wochen lang alle 40 Tage etwas Neues geben. Derzeit läuft beispielsweise eine Aktion mit Gratisversand innerhalb Deutschlands. Und es wird dieses Jahr noch einige Neuheiten von uns geben, mit denen wir auch unsere Fans überraschen möchten.

Herr Nubert, vielen Dank für das Gespräch.