Sie sind Blickfang und Zuschauermagnet auf jeder HiFi-Messe und nicht wenige Audiophile träumen davon, einmal im Leben ein Paar der exklusiven Hornlautsprecher von Avantgarde Acoustic zu besitzen. Wir machten kürzlich Halt im beschaulichen Odenwald und haben uns das Werk und den Showroom der hessischen Hornlautsprechermanufaktur genauer angeschaut.
Im Tal der Hornlautsprecher
Auf der Suche nach spannenden Geschichten und Einblicken für Sie liebe Leser stoppten wir im Herbst letzten Jahres bei einem der größten HiFi-Vertriebe des Landes im malerischen Rheingau (► lesen Sie hier unseren Vor-Ort Bericht bei ATR – Audio Trade) und waren kurze Zeit später bei einem der größten deutschen Lautsprecherhersteller im Taunus zu Gast.
Der Abschluss unserer Tour durch die hessische HiFi-Landschaft führte uns nach Lautertal in den idyllischen Odenwald, eine knappe Autostunde südlich von Frankfurt. Seit 30 Jahren residiert hier einer der speziellsten und international wohl bekanntesten Lautsprecher-Hersteller des Landes: Avantgarde Acoustic. Deren imposante Hornlautsprecher hat jeder schon einmal auf einer der einschlägigen HiFi-Messen gesehen und mit Sicherheit auch gehört.
Diese extravaganten Lautsprecher muten nicht selten wie Kunstwerke an – wohl auch ein Grund, weshalb die Speaker auch bei Nicht-High-Endern so beliebt sind. Ganz klar, die Avantgarde Acoustic Hornlautsprecher polarisieren und wir wollten dem Mysterium bei unserem Besuch nachspüren.
Vom Odenwald hinaus in die Welt
Wir geben zu: Ein klein wenig Urlaubsstimmung kam auf, als wir fernab der Autobahn durch die kleinen verschlafenen Ortschaften im Odenwald fuhren. Hier scheint die Welt noch in Ordnung. Fachwerkhäuser, zahlreiche Steinmetzbetriebe und urige Lokale säumen den Weg. Wanderwege zweigen links und rechts der Straße ab. Kaum einer würde vermuten, dass hier eines der deutschen High-End-Aushängeschilder seit 30 Jahren im Dienste des guten und besonderen Klangs forscht, entwickelt und produziert. Angekommen in Lautertal baut sich das imposante Firmengebäude von Avantgarde Acoustic im Schatten der Mittelgebirgshügel vor uns auf und weckt sofort Lust, entdeckt zu werden.
Avantgarde Acoustic: Professionell bodenständig
Verglichen mit manch anderen Herstellern aus diesen Landen wirkt der Außenauftritt von Avantgarde Acoustic angenehm professionell. Die Corporate Identity zieht sich stringent durch alle Bereiche des Unternehmens und das CD sitzt. Das mag verschrecken oder fast zu professionell wirken, doch kein Grund für Berührungsängste: das Team um Geschäftsführer Holger Fromme ist ungemein liebevoll und erfrischend bodenständig.
So wurden wir herzlich im Showroom empfangen und konnten zu frisch gebrühtem Kaffee und regionalen Süßspeisen der Philosophie von Holger Fromme lauschen. Und der Enthusiasmus von Fromme steckt an. Viel wurde in den letzten Jahren optimiert, alte Denkmuster über Bord geworfen, frisches Kapital eingebracht, die Firma ein Stück weit neu ausgerichtet. Das Thema guter Klang müsse weg von den selbstgefälligen HiFi-Stammtischen und hinaus an Kunden, die bis dato noch gar nicht wissen, dass es exquisiten Musikgenuss wie im Konzertsaal für Zuhause überhaupt gibt.
Neue Konzepte sind gefragt, im Handel wie in der Vermarktung. Avantgarde Acoustic setzt in Deutschland nur noch auf ein kleines Händlernetz von gerade einmal zwei handvoll Partnern. Quality over Quantity ist die Devise. Der hiesige Markt mache ohnehin gerade einmal 20 bis 30 Prozent des Umsatzes aus, die großen Konzerte finden international statt.
Klangvolles Update: Trio G3
Und die großen Konzerthäuser bespielt man nunmal mit dem größten Besteck. Das ist im Falle von Avantgarde Acoustic die Trio, die dank eines allumfassenden Updates aktuell ganz besonders im Fokus der Hessen steht. Der Trio Lautsprecher kann getrost als HiFi-Legende bezeichnet werden und wurde nun als G3 Version aufgefrischt. G3 steht dabei – Sie können es sich denken – für die dritte Generation und sie ist damit quasi die Nachfolgerin der XD-Serie.
1991 erschien die Ur-Version der Trio, die gleichzeitig der Startpunkt der Historie von Avantgarde Acoustic darstellt. Gemeinsam mit seinem Studienfreund Matthias Ruff hat Holger Fromme die Trio vor 30 Jahren entwickelt und optisch fast unverändert weiter produziert. Die neue Avantgarde Acoustic Trio G3 wurde nun in nahezu allen Bereichen optimiert und sinnvoll verbessert. Laut eigener Aussage „die Beste, die je von Avantgarde Acoustic gebaut wurde.“
Das heißt konkret: Die Hörner sind größer geworden, nun zentral auf einer Achse ausgerichtet und zeitlich aufeinander abgestimmt. Der Wirkungsgrad liegt übrigens bei gigantischen 109 Dezibel! Der Hochtöner wurde mit einer horizontalen Schiene ausgestattet, so dass dieser entsprechend angepasst werden kann. Die Membranen und Schwingspulen verbessert, was die Verzerrungen der Chassis noch einmal minimiert. Die Verkabelung nach innen gelegt und so weiter. Es würden einfach den Rahmen sprengen hier alle Detailverbesserungen aufzulisten.
Patentierter Stromverstärker
Absolut bahnbrechende Neuheit ist hier der sogenannte Stromverstärker – der iTron Verstärker. Die passiv ausgelieferte Avantgarde Acoustic Trio G3 kann damit nämlich auf Wunsch (und gegen Aufpreis) aktiviert werden. Dieser Stromverstärker wurde komplett neu entwickelt und sogar zum Patent angemeldet. Ein echter „game changer“, der es erlaubt die Beschleunigung der Membranen durch einen nahezu perfekt arrangierten Stromfluss zu kontrollieren.
Wir konnten das aktive System im Vergleich zur passiven Variante im beeindruckenden Avantgarde Acoustic Hörraum beim ausgiebigen A/B-Vergleich-Hörtest (dank smarter On-Off-Schaltung) selbst Probe hören und waren schlichtweg begeistert. Unter Hinzunahme des Stromverstärkers wurde die Bühne breiter, die Stimmen präsenter und der Klang noch einen Tick lebendiger.
Um ehrlich zu sein: wir wollten gar nicht wieder zurück zur passiven Variante schalten. Gemeinsam mit Armin Krauss (Executive Manager Avantgarde Acoustic) vergaßen wir im Hörraum alles um uns herum und entdeckten Tracy Chapmans Debütalbum noch einmal gänzlich neu. Eine der beeindruckendsten Hörsessions unserer jüngeren Redaktionshistorie, so viel ist sicher.
Zukunftssicher dank modularer Bauweise
Die Avantgarde Acoustic Trio G3 erlaubt durch die Modulbauweise eine Erweiterung um diverse Upgrades, z.B. ein analoges Phono-Modul, um einen Plattenspieler in die Kette zu integrieren. Auch ein Netzwerkstreamer lässt sich optional erweitern. Das sind Upgrades im Sinne des Kunden, die das System auch nach vielen Jahren noch einfach erweitern lassen. Diesem Beispiel dürfen gern auch weitere Hersteller folgen.
Guter Klang, Know-how und State of the Art-Technologie haben natürlich ihren Preis: 76.000 Euro Paarpreis für die passive Variante müssen Interessenten auf den Tisch legen. Bei der aktiven Variante dürfen es dann gerne 105.000 Euro sein – ohne das ebenfalls neu designte „SpaceHorn“ (Basshorn). Unsere Empfehlung: Überzeugen Sie sich bei Ihrem Avantgarde Acoustic Fachhändler selbst von den Verbesserungen der neuen Trio G3. Sie werden es nicht bereuen.
Zur Webseite: www.avantgarde-acoustic.de
Anmerkung: Dieser Artikel erschien erstmalig in der Printausgabe von AUDIO TEST Ausgabe 2/2022.
► Lesen Sie hier: Test Klassiker: Avantgarde Acoustic ZERO 1 Pro Aktivlautsprecher
+++ Die neue AUDIO TEST Ausgabe ab 23. März 2024 im Handel oder ganz einfach und bequem nach Hause bestellen: ► www.heftkaufen.de/audio-test
Oder gleich ein Abo abschließen und das Heft pünktlich und direkt frei Haus liefern lassen:
► www.heftkaufen.de/abo-audio-test +++
Bildquellen:
- AVANTGARDE-TRIOG3_Hornlautsprecher_: Avantgarde Acoustic
- AVANTGARDE-TRIOG3_Hornlautsprecher: Avantgarde Acoustic
- Avantgarde Acoustic Besuch: Auerbach Verlag