Zu Besuch im Musikarchiv der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig

Wir waren für Sie zu Gast im Deutschen Musikarchiv der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig und haben uns von den Profis erklären lassen, wie Musik fachgerecht gelagert wird. Digital und analog. 

Archivieren wie die Profis

Neurobiologisch gesehen, ist es für den Menschen ziemlich leicht, Muster und Konzepte zu erfassen, Parallelen zu entdecken und daraus Prozesse abzuleiten. Sich viele Dinge zu merken, ist ohne externe Hilfe wie Eselsbrücken, stupide Wiederholung oder Merklisten für das menschliche Gehirn eine ziemlich schwierige Aufgabe. Daher verwundert es kaum, dass wir uns im Laufe der Geschichte Technologien wie Schrift oder auch Datenbanken zu Hilfe nehmen, um diese wirklich komplexe Aufgabe des Archivierens von Informationen zu meistern.

Die absoluten Datenbank- und Archivierungs-Profis in Deutschland sind die Mitarbeiter der Deutschen Nationalbibliothek. Hier wird weder vergessen, noch weggeschmissen oder aussortiert. Im Gegenteil. Die Aufgabe der Institution ist das organisierte Sammeln von in Deutschland erscheinenden Publikationen jeder Art. Digital, wie analog. Im Gegensatz zu Musik-Datenbanken wie Spotify und Co. besteht kein wirtschaftliches Interesse. Es geht nicht um Klickzahlen oder Abonnenten. Es wird also kein Unter- schied gemacht, wie und ob ein Werk relevant oder gerade populär ist.

Die Deutsche Nationalbibliothek in Leipzig lädt zum verweilen ein. Es gibt im Haus viele Lese- und Hörplätze für alle erdenklichen Anforderungen 

Der Hintergedanke ist ein konservatorischer und archivarischer. Denn niemand kann wissen, ob vielleicht in 100 Jahren eine Publikation zum Beispiel für Forschung und Gesellschaft doch noch eine tragende, öffentliche Rolle bekommt. Das Credo lautet also: Alles aufheben, ohne Wenn und Aber. Der Effekt: Die Werke vieler heute namhafter Schriftsteller und Komponisten gerieten nach ihrem Tod zunächst in Vergessenheit. Dank gewissenhafter und systematischer Archivierung können wir aber auch posthum noch heute auf das Werk von Bach und Konsorten zurückschauen. Können Sie sich eine Welt ohne Archivierung vorstellen? Wir nicht, denn das kollektive Gedächtnis ist enorm wichtig zur Bildung einer Identität.

Außerhalb der Magazine laden viele Lese- und Hörraume und eine beeindruckende Architektur zum Recherchieren und Entdecken ein

Wir haben uns das Musikarchiv der Deutschen Nationalbibliothek deshalb einmal genauer angeschaut und durften während einer exklusiven Führung auch unsere musikspezifischen Fragen stellen. Alles konnten wir uns natürlich nicht merken, wir sind ja schließlich Menschen und keine Datenbank. Deswegen haben wir fleißig mitgeschrieben und wollen Ihnen nun einen kleinen Einblick in die Vorgehensweisen, Aufgaben und die Prozesse des Instituts präsentieren. Vielleicht können Sie sich ja so den ein oder anderen Tipp oder Trick für Zuhause abschauen. Oder kennen Sie Ihre persönliche Musikbibliothek inklusive aller Interpreten, Titel, Erscheinungsjahr, Label bzw. Verlag, Komponist und vielen weiteren relevanten Daten auswendig? Wenn ja, dann bewerben Sie sich am besten sofort als Archivar.

Es gibt auch einen Surround-Hörraum, der es Besuchern ermöglicht, Mehrkanal-Produktionen aus dem Archiv zu hören

Das Sammeln

Jeder Verlag und jedes Label in Deutschland ist gesetzlich verpflichtet, zwei Exemplare ihrer Veröffentlichung der Deutschen Nationalbibliothek zur Verfügung zu stellen. Genauer gesagt: Es „betrifft sowohl gewerbliche als auch nichtgewerbliche Verleger, Selbst- oder Eigenverleger sowie Institute, Vereine, Gesellschaften – also jede Art von Körperschaften –, die berechtigt sind, das Medienwerk zu verbreiten oder öffentlich zugänglich zu machen und den Sitz, eine Betriebsstätte oder den Hauptwohnsitz in Deutschland haben.“ So die Information auf der Internetseite der Nationalbibliothek.

Jeden Tag kommen Tonträger im Musikarchiv der Deutschen Nationalbibliothek an, die systematisch gesammelt werden

Die Zweiteilung der Deutschen Nationalbibliothek auf die Standorte Leipzig und Frankfurt am Main findet ihre Ursache in der deutschen Geschichte. Das Deutsche Musikarchiv wurde 1970 als Teil der damaligen Deutschen Bibliothek in Frankfurt am Main in (West-) Berlin gegründet. Im Jahr 2010 wurde der Berliner Standort nach Leipzig verlagert. Das duale System trotz Wiedervereinigung beizubehalten ist auch strategisch ganz praktisch, weil so gleichzeitig ein lokales Backup entsteht, sollte, wie zum Beispiel bei der berühmten Herzogin Anna Amalia Bibliothek, höhere Gewalt ihre Finger im Spiel haben.

Für die Erwerbung und Erschließung von Musikalien und Tonträgern zeichnet das Deutsche Musikarchiv (DMA) in Leipzig verantwortlich. Als Teil der Deutschen Nationalbibliothek folgt auch das DMA dem gesetzlichen Auftrag, alle Medien seit 1913 zu sammeln. Der Umfang der Sammlung reicht aber auch noch zurück vor diese Zeit, bis zum Beginn der Schallaufzeichnung und -wiedergabe 1877. So finden sich neben Schellack- platten auch eine ganze Menge Wachswalzen und Pianola-Rollen im Besitz des DMA.

Neben Tonträgern im bekannten Format, lagern auch Pianola-Rollen (links) und Wachswalzen (rechts) im DMA

Die Erschließung 

In Leipzig landen also zunächst alle CDs und Schallplatten. Bevor die Tonträger aber im Magazin ihren Platz finden, müssen sie natürlich erst einmal grundlegend erfasst und auch einem Prüfverfahren unterzogen werden. Das heißt, jedes Exemplar wird geöffnet und begutachtet. Vermutlich ein Graus für passionierte Plattensammler, bei denen der Wert einer originalverpackten Veröffentlichung oft deutlich größer ist. Nach dem Öffnen wird geprüft, ob in der Verpackung auch tatsächlich der entsprechende Tonträger enthalten ist. Es wird erfasst, ob und in welchem Umfang evtl. Booklets dabei liegen und ähnliche Dinge der Dokumentation des Objekts. Wichtig für die Aufnahme ins Magazin ist natürlich auch, dass alle wichtigen Daten vorhanden sind, also zum Beispiel ISBN bzw. EAN-Code, Autor oder Interpret, Verlag bzw. Label usw. Jedes eingereichte Exemplar bekommt eine eindeutige Identifikationsnummer und auch eine Standortnummer. Erst wenn alle wichtigen Informationen in einer zentralen Datenbank erfasst sind, macht sich ein Exemplar „magazinreif“ auf den Weg nach Frankfurt am Main. Das andere bleibt in Leipzig.

Die Magazine des Archivs sind durch Schleusen gesichert, damit die speziell auf die Lagerbedingungen optimierte Luft nicht entweicht

Insgesamt sind ca. 30 Personen mit der Archivierung von Musik in der Deutschen Nationalbibliothek beschäftigt. Bei der Struktur und Architektur des Archivs gibt es ein oberstes Prinzip: Präsenz. Es dürfen, bis auf Ausnahme von Metadaten und Bibliographischen Daten in CC0-Lizenz, keine Objekte oder Exemplare raus. Egal, ob physisch oder digital. Es handelt sich also um ein abgeschlossenes System. Der Grund: Im Archiv lagern zum Beispiel auch die Tonträger aller deutschen Musiklabels. Und da die Deutsche Nationalbibliothek alle Medien kostenfrei über das gesetzliche Pflichtablieferungsrecht erhält, ist sie im Gegenzug dazu verpflichtet, sicherzustellen, dass nichts die beiden Häuser verlässt. Denn im Moment lagern bereits etwa 500 000 Stunden digitale Musik auf den Servern und etwa 1 Million Tonträger und 2 Millionen Musikalien und Noten in den Magazinen des Musikarchivs.

Die Kapazität des Speichersystems beträgt ca. 1 Petabyte und ist redundant ausgelegt. Das sind 1 000 Terabyte, bzw. 1 000 000 Gigabyte. Nur um das mal greifbar zu machen. Dazu gehören natürlich nicht nur Musik, sondern vor allem auch Bücher, Blogs, Magazine und Zeitschriften und andere Publikationen, die zunehmend auch von selbstlernenden Algorithmen online eingesammelt, klassifiziert und erschlossen werden. Neben dem Aspekt des Kopierschutzes hat ein abgeschlossenes System aber natürlich auch noch einen anderen Vorteil. Es können nicht nur keine Daten raus, sondern auch keine Daten rein, die da nicht hingehören. Viren oder Schadsoftware auf den Servern der Nationalbibliothek? Nicht auszumalen, welchen Schaden sie anrichten können.

Zur Zeit gibt es auch ein Projekt, bei dem Kassetten im Akkord digitalisiert werden.  Insgesamt laufen dafür 8 Tape-Decks parallel

Bei der fachgerechten Archivierung gibt es primär zwei verwendete Methoden. Migration und Emulation. Die Ausgangsfrage ist: Wie kann sichergestellt werden, dass ein bestimmtes Medium, zum Beispiel eine CD oder eine PDF-Datei, auch in fünf, zehn oder 100 Jahren noch originalgetreu wiedergegeben werden kann? Im Fall der Migration wird der Inhalt eines Mediums auf den jeweils aktuellen Technik-Standard portiert. Bei CDs zum Beispiel in Form eines Bit-genauen CD-Images sowie als Wave-Datei. Sollte es irgendwann mal einen weiterentwickelten, fortschrittlicheren Standard geben, würde man die Wave-Datei dahin konvertieren. Immer unter Beachtung der Originalität der Informationen. Schwieriger wird es aber zum Beispiel bei proprietären Formaten. Nehmen wir mal eine Excel-Tabelle oder eine ZIP-Datei aus dem Jahr 2004. Oder Software im Allgemeinen. Hier wird oft auf Emulation gesetzt. Es werden also virtuelle Maschinen benutzt, um die „historische Umgebung“ zu simulieren und so die Datei oder die Software in ihrem Originalzustand zu öffnen, darzustellen und wiederzugeben. Ein bisschen so, als würde man für jedes Abspielformat den entsprechenden Player gleich mit einlagern. 

Die physische Lagerung 

Neben der digitalen Lagerung der Objekte spielt aber natürlich auch die physische Lagerung eine große Rolle. Viele historische Objekte werden nämlich primär katalogisiert und erfasst, aber nur nach Bedarf und auf Anfrage digitalisiert. Die Magazine des DMA beherbergen neben CDs, Vinyl, Schellack und bereits erwähnten Wachswalzen und Pianola-Rollen auch Noten. Und jedes Medium benötigt seine ganz eigenen Lagerbedingungen. Dabei haben sie jedoch alle eines gemeinsam: Jedes Objekt verfügt über eine Identifikationsnummer und eine Standortnummer. So kann der Archivar sofort erkennen, wo was gelagert wird, denn Zugangsjahr und Formatangabe sind Bestandteil der Standortnummer, die Identifikationsnummer ist fortlaufend.

Schellack wird für die Archivierung in säurefreiem Papier verpackt. Die Cover der damaligen Zeit, die meist keinen Bezug zur Platte haben, kommen nicht mit in die Hülle

Vinyl wird im DMA übrigens bei 16 bis 18 Grad Celsius und 50 bis 55 Prozent Luftfeuchte gelagert, wohingegen es CDs noch ein wenig kühler und trockener mögen. Sie werden bei 15 Grad und 35 Prozent Luftfeuchte gelagert. Um diese Bedingungen gewährleisten zu können, sind die Magazine natürlich klimatisiert und zusätzlich durch Schleusen gesichert. Dadurch wird ein Luftaustausch oder Zug reduziert. Damit sich Platten und CD-Neuankömmlinge akklimatisieren und bei den sich stark verändernden Raumbedingungen keinen Schaden nehmen, weil sie auf ihrer Reise ins Archiv unter Umständen abweichenden klimatischen Bedingungen ausgesetzt waren, werden sie vor ihrer Einlagerung in der Schleuse bis zu 48 Stunden zwischen geparkt. Erst nach klimatischer Anpassung kommen sie ins Regal. Dabei werden Schellackplatten zusätzlich noch einmal in säurefreiem Papier bzw. Karton verpackt.

Für gewöhnlich ist es in den Archiven dunkel. Nur in den Zonen wo gearbeitet wird, geht das Licht automatisch an

Eine thematische Einordnung findet aufgrund der übergeordneten Standortnummer nicht statt. So kann es schon mal vorkommen, dass eine Neuauflage einer Bach-Komposition auf Vinyl neben dem Debüt-Release eine Metal-Band im selben Karton landet. Neben den Standard-Formaten gibt es aber natürlich auch eine ganze Menge Sondereditionen und skurrile Veröffentlichungen mit ungewöhnlichen Verpackungen zu entdecken. Zum Beispiel eine Gesamtausgabe von Charles Aznavour mit 44 CDs in Form eines Triumphbogens in einem Karton von der Größe einer Umzugskiste. Solche Dinge werden natürlich separat gelagert. Auch hier hilft die Standortnummer beim Wiederfinden.

Es ist nicht alles Standardmaß im Archiv und da nach Standortnummer sortiert ist, kann auch mal ein Karajan neben Sido landen

Im Magazin ist es in der Regel dunkel. Nur in den Bereichen, in denen Menschen arbeiten, wird temporär das Licht angeschaltet, denn auch Licht kann den Zustand der Medien beeinträchtigen. Um Platz zu sparen, sind die bis zu zwölf Meter langen, auf Schienen gelagerten Fahrwagen, elektro-mechanisch bewegbar. 

Die Digitalisierung 

Wer sich für Vinyl, Schellack, Wachswalzen und anderes historisches Material aus dem Archiv interessiert, kann Digitalisierungs-Aufträge beim DMA einreichen, falls die gewünschte Musik nicht schon digital vorliegt. Das digitalisierte Ergebnis können Sie sich dann an einem der Standort der Deutschen Nationalbibliothek abholen. Man kann sich aber auch alle bereits digitalisierten Werke vor Ort anhören.

Für die klangliche Beurteilung der Werke verlässt man sich im DMA auf Lautsprecher von Geithain und Wandler von PrismSound

Für die Digitalisierung von Tonbändern kommen im hauseigenen Tonstudio Maschinen von Studer zum Einsatz. Viel öfter aber dreht sich der EMT 948 Direktantrieb-Plattenspieler des DMA. Das Angebot und auch die Nachfrage an historischen Schellackplatten und Vinyl ist riesig. Der Tonabnehmer des 948 ist eine EMT MC-Tondose mit konisch geschliffenem Diamanten. Der Tonabnehmer und auch der Plattenspieler sind dabei allerdings weit entfernt von handelsüblicher Stangenware, erklärt uns der zuständige Tonmeister Herr Ahl. Alle Bauteile sind eigens von ihm persönlich optimiert und weiterentwickelt. So wurde der Tonabnehmer zum Beispiel auf eine Auflagekraft von 6 Gramm hoch getrimmt. Über die originale Vorstufen-Elektronik des EMT, welche perfekt auf die RIAA-Entzerrung abgestimmt ist, geht es dann direkt in einen PrismSound Dream 8-Kanal AD-Wandler. Übergangsweise kann auch mal ein RME-Wandler zum Einsatz kommen, wenn der PrismSound gerade gewartet wird. Digitalisiert wird prinzipiell immer mit einer 192 kHz Abtastfrequenz bei 32 bit Fließkomma Dynamik.

Im Sequencer-Programm Sequoia können u.a. dynamische Anpassungen der Werke vorgenommen werden

Die so gewandelte Wellenform landet dann in der Samplitude Sequoia Sequencing-Software zur Weiterverarbeitung. Wobei Weiterverarbeitung hier sicherlich nicht ganz korrekt ist. Es passiert folgendes: Zum einen wird das digitalisierte Rohmaterial mitsamt allen zur Verfügung stehenden Informationen im Dateinamen im Wave-Format abgespeichert. Zum anderen erfolgt parallel dazu eine Anpassung an die historische Abspielcharakteristik, die als separates File gelagert wird. Da heutige technische Mittel deutlich höhere Auflösungen und Empfindlichkeiten haben als noch vor 100 Jahren, ist der Klang des Rohmaterials entsprechend fein aufgelöst. Zu fein für viele alte Aufnahmen. Knistern, aber vor allem Rauschen kommt somit deutlicher zu Geltung und überlagert in vielen Fällen das Musiksignal stark. Viel mehr noch, als es mit den zur Zeit der Aufnahme verfügbaren Abspielgeräten der Fall war.

Das Arbeitstier des Studios ist ein EMT 948 Plattenspieler mit Direktantrieb. Kein Modell von der Stange, sondern hochgradig auf die anspruchsvollen Anforderungen optimiert

Um die Aufnahme also in den historischen Kontext zu rücken, wird das Rohmaterial in seiner Dynamik bearbeitet und der Wiedergabeästhetik seiner Zeit nachempfunden. Schließlich ist es sehr hilfreich, sich die Musik auch in der Form anhören zu können, wie sie im Original veröffentlicht wurde. Man kann es sich vielleicht so vorstellen, dass die Musik anhand von Kennlinien historischer Abspielgeräte wieder in ihren Originalzustand gebracht wird, ohne dabei jedoch deren Grundklang zu verändern. Diese historisch adaptierte Version wird nun parallel zum Rohmaterial, ebenfalls im Wave-Format, auf den Servern des Musikarchivs gelagert.

Auch Mehrkanal kann im DMA umgeschnitten werden. Dafür verlässt man sich auf ein Nexus-System von StageTec und Abhören von Geithain und B&W

Eine besondere Herausforderung für den erfahrenen Tonmann stellt zudem die Verifizierung der originären Abspielgeschwindigkeit von Schellack und Vinyl dar. Schellack hat nach Aussage von Herrn Ahl zum Beispiel oft eine tatsächliche Wiedergabegeschwindigkeit von 80, statt der üblichen 78 Umdrehungen pro Minute. Zur Überprüfung gibt es zum einen optische Verfahren, welche allerdings enorm zeitaufwendig sind, zum anderen könnte man sich auch am vorherrschenden Kammerton der Zeit orientieren, was aber zu unzuverlässig ist. Herr Ahl hat deshalb zusätzlich seine ganz eigene Methode entwickelt, um eine noch exaktere Aussagen über die Abspielgeschwindigkeit zu treffen. Dreht die Platte zu schnell oder zu langsam, dann werden die Intervalle der Tonart des Musikstücks gestaucht bzw. gestreckt. Das Spektrum der Tonart kann er mit einem Stimmgerät überprüfen. Herr Ahl kommt mit dieser sehr effizienten Methode in der Regel auf eine unglaubliche Genauigkeit von einer Viertelumdrehung von der originalen Abspielgeschwindigkeit.

Sie sehen, Musik professionell zu archivieren bedeutet vor allem: Viel Raum und Speicherplatz, eine gewissenhafte Erarbeitung der Meta-Daten, Weitblick in Hinsicht auf die Wiedergabe in der Zukunft, aber auch das Wissen um die Herkunft, die Geschichte der Aufnahme und den Kontext, in dem sie entstanden ist. Wir sind froh, dass wir in Deutschland echte Profis haben, die sich mit dieser verantwortungsvollen Aufgabe der Speicherung unseres kollektiven Gedächtnisses auseinandersetzen und können einen Besuch im DMA Leipzig oder auch der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main nur empfehlen. Sie werden sich mit Sicherheit noch lange daran erinnern. Auch ohne externe Merkhilfen.

Weitere Informationen bzgl. Service, Öffnungszeiten und Anfahrt finden Sie auch auf der Internetseite des Deutschen Musikarchivs.

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