Test: Xavian Joy – Bella Musica (Kompaktlautsprecher)

Xavian Joy: Wie schnell die Zeit vergeht. Vor fast genau einem Jahr hatten wir die Natura Perla von Xavian im Test. Unser neues Testmuster hört auf den nicht minder blumigen Namen Joy. Na dann, viel Spaß beim Lesen unseres Hörtests.!

Der Firmengründer Roberto Barletta höchstpersönlich stimmte die neue Kompaktbox ab, welche das Programm der kleinen tschechischen Manufaktur nach unten hin abrundet. Mit Xavian erfüllte sich der von HiFi besessene Barletta einen Traum. In Tschechien produziert er exklusive Lautsprecher, die sich angenehm vom Massenmarkt abheben. Charakteristisch ist der Verzicht auf Pressspan oder MDF. Die Gehäuse sind aus Nussbaum oder Eiche. Bei Xavian verzichtet man komplett aus Bauteile aus Fernost und ist stolz darauf, unabhängig von Banken, Heuschrecken oder sonstigen Investoren zu sein. Scheinbar unbeeinflusst vom allgemeinen Rationalisierungszwang kann sich Barletta ganz auf die Entwicklung feinster Audiotechnik wie unserem Boxen-Zugang Joy konzentrieren. Es soll schon vorgekommen sein, dass der Meister nach einem Besuch der Prager Staatsoper die Abstimmung seiner Lautsprecher anpasste.

Blick auf das Anschlussterminal der Joy, die Hohlbanana-Stecker aufnehmen

Begeisterung

Bei Xavian weiß man, was HiFi-Jünger hören wollen. Die Fachwelt war bisher noch von jedem neuen Gerät, was die alte Mühle in der Nähe von Prag verließ, begeistert. Aus welchem Schrot und Korn die Joy ist, soll unser Testdurchlauf zeigen. Das Gehäuse der Joy besteht, wie schon erwähnt, aus massivem Holz. In ihrem Fall wurde Eiche verwendet. Eichenholz ist äußerst hart, strapazierfähig und verwindungssteif. Also bestens für den Bau von Lautsprechern geeignet. Aufkleber oder Typenschilder sucht man bei der Box vergebens. Liebevoll wurden Typenbezeichnung und technische Angaben in Holz gefräst. Die zwei Bassreflexöffnungen zeigen zum Hörer.

Anschlüsse

Auf der Rückseite befinden sich die sehr schön eingelassenen Terminals, wobei Freunde des Bi-Wirings allerdings enttäuscht werden. Anschluss finden die Joy nur über Hohlbanana-Stecker, die der Hersteller freundlicherweise gleich mit ins Paket gelegt hat. Erwähnenswert ist, dass sich über den Terminals jeweils die Aufhängung zur Wandmontage befindet. Im Inneren des Gehäuses arbeitet ein klassisches 2-Weg-System bestehend aus Hoch- und Mitteltöner. Beim Hochtöner fiel die Wahl auf 26 Millimeter Seidenkalotten. Für den mittleren und unteren Frequenzbereich ist ein 150 Millimeter Chassis mit Papiermembran verantwortlich.

Klangtest

Zum ersten Klangtest dient ein Stück von Helge Schneider. Viele werden sich jetzt wundern. Ist der Barde doch eher für Klamauk und humorvolle Musikeinlagen bekannt. In Deutschlands Jazzszene spielt der Mühlheimer jedoch eine ernst zu nehmende Rolle. Exemplarisch dafür steht das Album „Hardcore Jazz“. Schneiders ganz eigene Interpretation von „Take Five“ verbreitet die Joy so dreidimensional im Raum, dass man etwas ungläubig vermutet, ausgewachsene Standboxen würden spielen. Selten ist es bisherigen Regalboxen dieser Größe gelungen, ähnliches Volumen zu erzeugen. Im Gegensatz zur gewohnten passiven Bühnendarbietung wird der Zuhörer augenblicklich in das Geschehen hineinversetzt.

Das bedingt ordentliches Bassvermögen, wovon die kleine Xavian viel zu bieten hat. Die Seidenkalotte verrichtet ihre Arbeit dabei eher zurückhaltend. Besen und Saxophon kommen dennoch gut zur Geltung. Ihnen fehlt nach kurzem Einspielen nur etwas der Körper und die Schärfe, um den Hörer zu beeindrucken. Die Joy hält sich lieber im neutralen bis sonorigen Terrain auf. Als ausgleichendes Element in der Kette könnte ein Verstärker mit sehr analytischen Eigenschaften einspringen. Schon andere Vertreter des Hauses Xavian wurden klanglich so eingeordnet. Dieser Lautsprecher hat Charakter und trägt eindeutig Barlettas Handschrift. Aufgrund ihres voluminösen Auftritts scheinen insbesondere große Orchester die Disziplin der Joy zu sein. Also raus aus dem Jazzkeller und nehmen wir Platz im Konzertsaal.

Zu den Wegbegleitern und Freunden Helge Schneiders gehörte der viel zu früh verstorbene Aktionskünstler Christoph Schlingensief. Diesem wurde die Ehre zu Teil, Richard Wagners „Parsifal“ auf seine ganz eigene Art in Bayreuth zu inszenieren. Nun hat auch die Xavian Joy ihren großen Auftritt. Mit Feingefühl und dem zuvor beschriebenen Volumen ertönt allerdings die Aufnahme der Berliner Philharmoniker aus dem Jahr 1981 unter Leitung des Österreichers Herbert von Karajan.

. Das Vorspiel zur ersten Szene des ersten Akts baut sich langsam auf. Violinen und einsetzende Bläser verbreiten sich fantastisch im Hörraum. Der Klang löst sich von den Lautsprechern. Es entsteht Konzertsaal-Atmosphäre. Auch wenn das letzte Quäntchen Brillanz nicht das Trommelfell kitzelt, beim Auftritt des Orchesters wird die Joy ihrem Namen gerecht. Besonders viel Spielfreude im unteren und mittleren Frequenzbereich garantiert entspannendes Schwelgen vor der heimischen HiFi-Kette.

weitere Infos unter: xavian-deutschland.de

Fazit
Die handgefertigte Xavian Joy überrascht mit einer in ihrer Preisklasse unüblichen, aufwendigen und luxuriösen Verarbeitung. Tonal fühlt sie sich im mittleren und unteren Frequenzbereich am wohlsten. Die räumliche Darstellung des Lautsprecher erinnert an weit größere Gehäuse oder ausgewachsene Standboxen. Besondere Stärken offenbarte die kleine Joy bei klassischer Musik. Ihr warmer, sonorer Klang ermöglicht langes und entspannendes Hören.
Wiedergabequalität
86
Ausstattung/Verarbeitung
93
Benutzerfreundlichkeit
82
Preis-/Leistungsverhältnis
88
Leserwertung25 Bewertungen
56
Vorteile
warme Klangcharakteristik und gute Räumlichkeit
Verarbeitungsqualität
Gehäuse aus massiven Eichenholz
Nachteile
zurückhaltend im höheren Frequenzbereich
85
Xavian Joy

Bildquellen:

  • IMG_5732: Bild: Auerbach Verlag
  • IMG_5715: Bild: Auerbach Verlag