Test: NAD C 368, C 568

Moderne Klassiker

Sowohl der Vollverstärker C 368 als der CD-Player C 568 sind Modelle aus der neuen Classic Line von NAD. Hinter dem nüchternen Erscheinungsbild versteckt sich ein amtliches Aufgebot an modernster Technik mit der Möglichkeit zur Erweiterung.

Der Hersteller NAD ist seit jeher für sein hervorragendes Preis-/Leistungsverhältnis seiner Produkte bekannt und hat damit viele Herzen in der HiFi-Szene gewinnen können. Das ist kein Zufall sondern erklärte Firmenphilosophie. Bei der mittlerweile in Kanada ansässigen Firma hat man sich seit der Firmengründung 1972 auf das Wesentliche konzentriert, nämlich hochwertige Produkte mit exzellenter, reeller Klangleistung zu bieten. Ohne blendendes Frontplattendesign, Datenblattfetisch oder unnötige Dreingaben. Aber auch NAD-Produkte müssen sich zunehmend über Features wie Netzwerk- und Bluetooth-Anbindung, Appsteuerung, oder HDMI-Switching definieren. 

Mal schauen inwiefern unsere Testprobanden es hier schaffen, dem Firmencredo treu zu bleiben und trotzdem den heutigen Bedürfnissen der potenziellen Käufer zu entsprechen. Widmen wir uns erstmal der Konstruktion.

Die Navigation im Menü des C 368 wird durch farbige Writer erleichtert und ist selbst aus einer gewissen Entfernung sehr gut lesbar

Konstruktion

Was sofort auffällt, ist die in der gesamten Classic Line verwendete Gehäusefarbe. Schwarz hat hier das klassische Dunkelgrau früherer Generationen von NAD-Produkten mittlerweile abgelöst. Manche finden es schade, andere sagen „wurde ja auch Zeit!“. Aber hinsichtlich des minimalistischen Designs sind sowohl der C 568, als auch der C 368 dann wieder ganz typisch NAD – nur leicht aufgefrischt eben, mit der DNA des Markenkerns. Ebenfalls typisch ist die rundum saubere Verarbeitung. Der C 368 kommt mit nur zwei Druckknöpfen, einem Volumenregler und Pfeiltasten zur Navigation des Menüs im Farbdisplay sowie dem obligatorischen Netzschalter auf der Frontblende aus. An der ebenfalls hier befindlichen Kopfhörerbuchse liegt das Signal eines getrennt aufgebauten Kopfhörerverstärkers an. Der C 568 gibt sich nicht minder puristisch. Frontseitig findet sich hier nur eine Reihe von Drucktasten für die Funktionen Stop/Open, Source, Random, Display, Scan in beide Richtungen der Wiedergabe-Time- line und ein Encoder der geschickt die Funktionen Play, Pause und Skip übernimmt. Sonst nichts. Alle darüber hinausgehenden Funktionen und Einstellungen lassen sich über die mitgelieferten Fernbedingungen steuern. Diese machen einen stabilen Eindruck und liegen gut in der Hand, die Druckpunkte sind gut gewählt. Die Oberfläche der CD 9 Remote Control glänzt extrem, so dass man nahezu jeden Fingerabdruck sieht. Das hat NAD bei der matten SR 9 besser gelöst, die neben dem C 368 auch zum Lieferumfang anderer NAD Geräte gehört und die wichtigsten Funktion zur Bedienung des C 568 beinhaltet. Das ist schon mal sehr komfortabel. Rückseitig befinden sich wenig überraschend die jeweiligen Ein- und Ausgänge. Und bei unserem Vollverstärker sind auch noch zwei Einschübe zu erkennen. Was es damit wohl auf sich hat? Aber eins nach dem anderen.

Auf der Rückseite des C 368 finden sich gleich zwei Slots für MDC-Module

Features

Beim C 568 ist die Zahl der Eingänge sehr übersichtlich. Neben dem frontseitigen USB-Eingang finden sich noch ein 12 Volt (V) Trigger-In und ein IR-Input. Bei den Ausgängen stehen neben den obligatorischen Analog-Ausgängen über ein Stereopaar Cinch-Buchsen, ein optischer Ausgang im TOSLINK-Format, wie auch ein koaxialer Digitalaus- gang zur Verfügung. Als Digital/Analog-Wandler kommt der 24-Bit-fähige Wolfson WM8741 DAC zum Einsatz. Der C 368 bietet zwei Cinch-Eingänge in Stereo, zwei optische TOSLINK-Anschlüsse, zwei koaxiale Inputs, sowie einen Phono-Eingang für MM-Systeme der nach RIAA Standard entzerrt ist und auch den mittlerweile obligatorischen USB-Eingang. Das sollte die Bedürfnisse der meisten Anwender bedienen, wenn nicht schon übertreffen. Aber es geht noch weiter. Es finden sich ebenfalls Ein- und Ausgänge sowohl für 12 V Trigger, als auch IR-Signale und eine RS232 Schnittstelle. Die Buchsen zum Anschluss von zwei separat oder gleichzeitig anwählbaren Laut- sprecherpaaren wollen natürlich auch erwähnt werden. Zusätzlich finden sich auch noch Pre-Outs zum Anschluss von zum Beispiel Subwoofern. Und als ob das noch nicht genug wäre, ist auch noch Streaming über Bluetooth möglich – mit voller aptX-Unterstützung. Aber was war da nochmal mit den rückseitigen Einschüben? Diese bieten Platz für Erweiterungsmodule, um der schon reichhaltigen Ausstattung je nach den eigenen Bedürfnissen weitere Funktionen hinzuzufügen. Bei NAD trägt das dann den klangvollen Namen Mo- dular Design Construction, oder kurz MDC. Bisher sind drei Module erhältlich. Das DD-HDMI1, das DD-USB2, und das DD-BlueOS. Letzteres ermöglicht die Wiedergabe von gängigen Formaten wie FLAC, AAC, ALAC, WAV, AIFF, WMA und OGG in bis zu 24Bit Auflösung und mit Samplingraten bis zu 192 Kilohertz. Egal ob aus dem lokalen Netzwerk oder von USB-Speichermedien. Und auch Streaming über Spotify, TIDAL und Konsorten ist genauso möglich wie das von Internetradiostationen.

Zusätzlich zu seinen Ausgängen verfügt der C 568 über 12V Trigger- und IR-Inputs

Das Alles lässt sich über die BlueOS-App bequem zum Beispiel vom Smartphone oder Tablet steuern. Also machen wir uns doch direkt daran, das DD-BlueOS testhalber einzubauen. Um die Module zu installieren, bedarf es keiner Ausbildung zum Elektriker. Nur ein wenig Werkzeug, welches nicht im Lieferumfang enthalten ist. Aber Kreuzschraubenzieher und Imbusschlüssel werden sich in den meisten Haushalten finden. Der Einbau selbst ist kinderleicht. Schutzfolie von den Kontakten der Platine des DD-BlueOS entfernen, die Blende des Einschubs abschrauben und jetzt nur dafür sorgen, dass die Kontakte von Sockel und Platine sicher zueinander finden. Rückseitig verschrauben – fertig. Eventuell bedarf es noch eines Resets des Moduls über das Menü, aber dann läuft nach kurzem Warten alles wie am Schnürchen. Es scheint so, als ob die Entwickler bei NAD hier wirklich an alles gedacht haben.

 

Power mit Verantwortung

Damit das Klangmaterial, egal von welcher Quelle und über welche Verbindung auch mit der gebührenden Autorität ans Ohr dringt, liefert die Endstufe des C368 80 Watt (W) R.M.S. an 4 oder 8 Ohm pro Kanal. Und das bei einer Total Harmonic Distortion (%THD) von nur 0,009%THD. Kurzzeitig kann das Netzteil laut Hersteller der Endstufe sogar bis zu 600W für die saubere Verarbeitung von Pegelspitzen zur Verfügung stellen. Allerdings handelt es sich hier nicht um eine A/B-Schaltung die über ein konventionelles Netzteil versorgt wird. NAD setzt hier auf eine Kombination aus Class-D Endstufe und Schaltnetzteil. Was NAD jedoch vollkommen zurecht hervorhebt, ist die höhere Energie-Effizienz dieses Aufbaus. Das ist löblich. Und der Hersteller ist sich anscheinend genauso sicher, hier keinen klanglichen Kompromiss zu fahren. Wollen wir doch mal horchen, ob sich der gute Wille hier auch wirklich in ebenso gutem Klang niederschlägt.

Klang

Tatsächlich ist schon bei den ersten Tönen über die Kombination der beiden Classic-Line-Geräte die klare und aufgeräumte Wiedergabe nicht zu leugnen. Genauso wenig wie die extrem saubere Darstellung der Tiefen, die wirklich bis in den sprichwörtlichen Keller zu reichen scheinen. Nur um das klar zu stellen: hier wirkt nichts aufgeplustert oder künstlich! Füttert man die Kette mit extrem impulsstarkem und basslastigem Material wie elektronischen Kickdrums, oder auch Slapbasspassagen bestätigt sich dieser positive, verzerrungsfreie Eindruck. Wenn überhaupt kommen die Lautsprecher nicht ganz hinterher. Allerdings reicht die Impulstreue nicht ganz an unsere Referenz heran. Die kostet jedoch auch deutlich mehr. Im Verhältnis zur UVP ist das Impulsverhalten als schlichtweg überragend zu bezeichnen. Und das beschränkt sich nicht nur auf den Tieftonbereich. Auch bei starken Transienten am anderen Ende des Spektrums fällt die Performance nicht ab. Hier hat NAD also hinsichtlich Endstufe und Netzteil nicht zu viel versprochen. Wir sind jeden- falls beeindruckt, was aus Class-D Schaltungen und Schaltnetzteilen mittlerweile rauszuholen ist.

Die Class-D-Endstufe braucht im Gegensatz zu Class-A-Enstufen nur kleine Kühlrippen, da wenig Energie in Wärme umgesetzt wird. Die hochwertigen vorinstallierten Leiterplatten mit den Class-D-Bausteinen sind blau. Das von uns eingebaute BlueOS-Modul erkennt man an der grünen Platine, welches etwa ein Achtel des Inhaltes ausmacht

Das soll es an Lob aber noch nicht gewesen sein, denn die NAD-Kette weiß auch durch eine präzises Stereobild mit starker Phantonmitte zu überzeugen. Und damit einher geht eine vorbildliche Darstellung der Tiefenstaffelung. Oder anders gesagt, die Abbildung des Raumes in Aufnahmen macht schlichtweg Spaß. Sei es der Raumklang bei Aufnahmen eines akustischen Schlagzeugs, oder künstliche Hallfahnen als Effekt. Als ersten Hörbeispiel legen wir im Gedenken an den ehemals britischen Firmensitz den Song „Death Of A Party“ der Britpopper Blur von ihrem selbst betitelten Album auf. Komischer- weise wirkt das alles erstmal recht undynamisch. Und das liegt an der Aufnahme, oder – wahrscheinlicher – dem Mastering. Schließlich war der „Loudness War“ zum Erscheinungsdatum schon in vollem Gange. Und das fällt besonders auf, da davor alles so schön dynamisch war und eben auch so übertragen wurde. Nichtsdestotrotz holen die beiden Wahlkanadier hier aus dem plattkomprimierten Material noch einiges raus. Der Zerrbass knarzt und schiebt. Sodass direkt wieder der enorme Tiefgang in der Wiedergabe auffällt. Damon Albarns Stimme erklingt klar, trotz gewohnt schläfriger Darbietung und wieder mit diesem wunderbar gezeichneten Hall. Die Gitarren klingen warm und „pelzig“ mit schönen Mitten, kanalgetrennt ohne heterogen zu wirken – selbst wenn noch die spukige Orgel, Gitarrenslides und allerhand andere Klangspielerei im Arrangement hinzukommen.

 

51Wb5RHA+ZL._SS500.jpgGönnen wir uns doch nun etwas mit mehr Varianten in Sachen laut und leise. Wie wäre es mit etwas Verdi? Zum Beispiel „Si, La Mia Figlia“ aus Rigoletto? Gesungen vom Tenor Plácido Domingo und aufgeführt vom Orquestra de la Valencíana unter der Leitung von Pablo Heras-Casado. Hier findet man die Dynamik, die wir zu hören gewohnt sind und dieser folgen die beiden NADs auch akkurat. Allerdings scheint hier zum ersten mal der starke Bass ein wenig zu viel des Guten. Allerdings nicht so stark, dass das Klangbild nicht trotzdem immer noch als frequenziell sehr ausgewogen zu bezeichnen ist. Die Streicher klingen warm und detailliert und zusammen mit der weiten Bühne, auf die das Orchester gestellt wird und der angenehm dargebotenen räumlichen Tiefe ergibt sich hier ein schlicht- weg Freude bereitendes Hörerlebnis. NAD bleibt sich treu, ohne in Sachen moderner Bedienung und Konnektivität hinten anzustehen. Vielmehr legen sie mit dem MDC Konzept noch eins oben drauf. Ausprobieren!

Weitere Informationen: www.nadelectronics.com

Die Testbewertung bezieht sich auf C 368.

Fazit
NAD bietet mit der Kombination aus C 568 CD-Player und C 368 Vollver- stärker herausragende Klangqualität für verhältnismäßig wenig Geld. Die vielseitige Anbindung an verschiedens- te Quellen inklusive der modularen Erweiterungsmöglichkeiten des C 368 lässt keine Wünsche offen.
Wiedergabequalität
83
Ausstattung/Verarbeitung
85
Benutzerfreundlichkeit
96
Preis/Leistung
95
Leserwertung154 Bewertungen
10
Vorteile
Stereobild
Tiefenstaffelung
Basswiedergabe
Nachteile
keine
88

Bildquellen:

  • detailC368: Bild: Auerbach Verlag
  • c368rueck: Bild: Auerbach Verlag
  • c568rueck: Bild: Auerbach Verlag
  • Innenansicht: Bild: Auerbach Verlag
  • Einstieg: Bild: Auerbach Verlag