Arcam A49 und SR250: Es ist kein Geheimnis, dass man es bei bei Arcam mit Qualitätsprodukten zu tun hat. Der Stereovollverstärker und der AV-Receiver SR250 jedoch ordnen sich selbst für diese Verhältnisse ganz weit oben ein.
Im Zeichen der Wissenschaft
Unweit der britischen Hauptstadt liegt die berühmte Universitätsstadt Cambridge. Ihre drei weltweit renommierten Hochschulen sind heute die Alma Mater einer Vielzahl bekannter Persönlichkeiten. Jedoch zählen neben bedeutenden Wissenschaftlern wie Charles Darwin, Steven Hawkins oder Isaac Newton auch wichtige Figuren der Kunstgeschichte, wie Pink Floyd Gründungsmitglieder Syd Barrett und David Gilmore oder Schriftsteller Douglas Adams zu den Söhnen der Stadt. Somit ist es wenig verwunderlich, dass eine der prominentesten Werkstätten der HiFi-Szene in Cambridge ihren Anfang fand. Amplification & Recording Cambridge – kurz Arcam – begann als Projekt zweier Studenten der University of Cambridge. Ihr erstes Produkt, der Stereovollverstärker A60, verkaufte sich mal eben 30 000 mal (!) und kann heute durchaus besten Gewissens als Kult-Produkt betitelt werden. Seitdem gingen nun mehr genau 40 Jahre ins Land, in welchen man im Hause Arcam stets bewährte Konzepte zu optimieren und innovative Ideen zu realisieren suchte.
Daher lässt sich nicht abstreiten, dass eine gewisse Erwartungshaltung Einzug hält, steht der Test eines Produktes aus Cambridge ins Haus. Im Falle dieses Tests schmücken gleich zwei Geräte unseren Hörraum. Der Stereovollverstärker A49 und der AV-Receiver SR250 sind schnell entpackt und aufgebaut. Beide fügen sich ob ihrem zurückhaltenden Design gut in jedes Ambiente ein. So verstecken die zwei ihr Innenleben hinter einem robust verarbeiteten mattgrauen Gehäuse aus Aluminium und besinnen sich bei Betrachtung des Frontpanels auf Funktionalität. Neben einem schlichten Display finden sich dort verschiedene Tastschalter und ein Lautstärkeregler. Außerdem gesellt sich beim SR250 ein 3,5 Millimeter Klinkeneingang zum äquivalenten Kopfhörerausgang. Über das wahre Können der Geräte bietet somit erst ein Blick auf die Rückseite Aufschluss.
Arcam SR250 AV-Receiver
Der AV-Receiver SR250 wartet mit einer Vielzahl diverser Anschlüsse auf. Neben mehreren Ausführungen der gängigsten Audioeingänge (Cinch, Optisch und Koaxial) verfügt das Gerät über zehn HDMI-Anschlüsse. Sieben davon für etwaige Quellen, wie beispielsweise Fernseher oder Spielkonsole. Die übrigen drei sind Ausgänge und finden beim Einrichten des Empfängers Verwendung. Ist der SR250 über einen dieser Ausgänge mit einem Bildschirm verbunden, können hier mit der beigelegten Fernbedienung eine ganze Menge verschiedener Konfigurationen vorgenommen werden. Was Arcam hier alles möglich macht, sollte spätestens jetzt das Herz eines jeden HiFi-Experten höher schlagen lassen. Beispielsweise die genaue Einstellung der verwendeten Lautsprecher anhand der Eingabe grundlegender Parameter oder die Raumanpassung dank Dirac versprechen optimalen Hörgenuss. Im Detail: Dem SR250 ist ein Kalibrier-Mikrofon beigefügt. Dieses wird über die ebenfalls mitgelieferte USB-Soundkarte mit einem Computer verbunden. Der Receiver, welcher mit dem selben Netzwerk verbunden ist, gibt nun über die Lautsprecher Töne wieder. Diese wiederum ermöglichen der Software, verschiedene Faktoren, wie zum Beispiel störende Resonanzfrequenzen im Raum, zu erfassen. Somit können die Lautsprecher auf den Hörraum hin optimiert werden, indem über das Room EQ Menü genaue Anpassungen der Frequenzfilter vorgenommen werden. Dies kann natürlich nicht direkte physische Optimierungen im Raum vorwegnehmen, ist aber dennoch eine großartige Möglichkeit, ein bestmögliches Klangerlebnis zu erzielen. Wem die Kontrolle über das Gerät via Fernbedienung nicht genehm ist, steht, dem Zeitgeist entsprechend, eine kostenfreie iOS (leider keine Android) Anwendung im AppStore zur Verfügung.
Neben dieser breiten Masse an möglichen digitalen Konfigurationen hat man sich natürlich auch bei der Hardware nicht lumpen lassen. Ein Blick ins Innere des Verstärkers vermittelt sofort Arcams Bestreben, sich auf dem anspruchsvollsten technischen Standard anzusiedeln. Der komplexe Schaltkreis präsentiert den State Of The Art der HiFi-Kunde: Den Class-G-Verstärker. Dieser greift auf zwei Stromzufuhren zurück. Die erste Quelle füttert das Gerät konstant mit lediglich 20 Watt (W). Erst wenn das Eingangssignal diese Kapazität überschreitet, wird die zweite Stromzufuhr akquiriert, um den Verstärker auf seine mögliche Leistung von 90 W pro Kanal zu heben. Dies garantiert neben der hohen Energieeffizienz eine unverfälschte Performance. Gerade im Heimkinobetrieb stellt dieses Konzept ihr ganzes Können unter Beweis. Der Receiver spielt sehr kraftvoll auf und geht auch vor großen Pegelschwankungen nicht in die Knie. Somit trübt nicht die leiseste Kompression das Hörvergnügen – Filme geben ihre Tonspur mit originaler Dynamik zum Besten. Dabei bleibt der SR250 auffällig cool – im wahrsten Sinne des Wortes. Durch die Class-G-Schaltung und den groß angelegten Kühlgrill kommt der Receiver nicht ins Schwitzen. Auf Wunsch auch bei Verwendung in einem Surround-System. Dafür sind entsprechende „Zone 2“-Ausgänge am Hinterteil montiert. Wir verbleiben jedoch bei einem Stereopaar und bespielen dieses nun mit „Let‘s Get Lost“ von Chet Baker. Als Quelle dient übrigens nun Spotify Connect. Auch dieses ist im Handumdrehen eingerichtet – einfach in der Spotify App auf dem Smartphone oder Tablet den AV-Empfänger ausgewählt und los geht’s. Akustisch gibt’s, wie erwartet, nichts auszusetzen. Der SR250 zeichnet ein detailreiches uns im Panorama überaus präzises Klangbild. Auch bei hohem Schalldruck bleibt das Gerät gelassen. Und zwischen den Songs auch bei aufgerissenem Lautstärkeregler: Absolute Stille. Die 110 Dezibel (dB) Signal-Rauschabstand sind hier eindeutig ein Qualitätsmerkmal.
Arcam A49 Stereovollverstärker
Der Stereovollverstärker A49 erweist sich, wie auch der SR250, nur durch einen Blick auf die Rückseite als absolut kompetente Fachkraft. Acht analoge Eingänge stehen zur Verfügung, wovon der Phono-Eingang das Signal zusätzlich durch einen Vorverstärker schleift. Dieser hat eine Eingangsimpedanz von 47 kΩ und mit 80 dB verständlicherweise einen kleineren Signal-Rauschabstand als die übrigen Eingänge mit 105 dB. Arcam empfiehlt den A49 als Komponente einer Doppelverstärkung. Im Zusammenspiel mit dem P49 eigne er sich sehr für die Verantwortlichkeit im Hochtonbereich. Nützlich ist da wieder die Trigger-Buchse für das simultane Bedienen beider Verstärker. Für unseren Test beauftragen wir den A49 jedoch über Cinch mit dem vollen Spektrum und höre da – er kann das. Freilich, bei einem Frequenzgang von 20 Hz bis 20 kHz. Wie auch der Receiver arbeitet der Vollverstärker als Class-G-Einheit, wobei er mit sage und schreibe 200 Watt pro Kanal um einiges mehr an Pulver zu verfeuern in der Lage ist. Auch der Klirrfaktor von 0.001 % bei einer Leistung von 80 % auf 8 Ω bei 1 kHz unterscheidet sich sehr deutlich von den 0.02 % des SR250.
Der A49 besticht daher sofort mit einer muskulösen Performance. Das Allegro aus Rachmaninows dritter Symphonie, gespielt von den Londoner Philharmonikern bricht in einem energischen Fortissimo aus den Referenzlautsprechern, ohne zu schmieren oder zu komprimieren. Die zwischen den Instrumentengruppen variierenden Dynamiken sind auf den Punkt genau und auch wunderbar räumlich vernehmbar. Auch bei einer kompakteren Produktion wie „Personal Jesus“ der legendären Synth-Rock-Formation Depeche Mode verliert das Gerät nicht die Bodenhaftung. Ganz entspannt behält er seine klangliche Klasse bei während die Lautstärke in die Höhe geht. Den Regler etwas über der Hälfte muss sich das menschliche Gehör der Leistung des A49 geschlagen geben. Respekt. Beim Thema Lautstärke außerdem interessant ist der sogenannte „Prozessor-Modus“, anhand welchem Arcam dem Nutzer die Möglichkeit einräumt, jedem Eingang einen festen Pegel zuzuweisen. Dies erspart das ständige Nachregeln beim Umherschalten zwischen Fernsehgerät, Spielekonsole und so weiter. Daumen hoch an dieser Stelle. Nicht unerwähnt bleiben soll die Abteilung für‘s heimliche Hörvergnügen. Der Kopfhörerausgang an der Frontseite verfügt natürlich über seine eigene Verstärkerpartie. Auch da lassen sich leistungstechnische Unterschiede zum AV-Receiver verzeichnen. Dieser hat nämlich eine Ausgangsimpedanz von bis zu 5 Ω bei einem maximalen Ausgangspegel von 2 V RMS auf 32 Ω, wohingegen der A49 mit lediglich 1 Ω Impedanz und 4 V RMS auf 600 Ω maximalem Pegel deutlich voluminöser aufzuspielen vermag. Der Klang ist dort schön emanzipiert, vor allem in den Mitten klar und unaufdringlich. Impulse, wie die stark komprimierten Synthesizer-Arpeggios bei „& Down“ von Boys Noize, kommen knackig und mit großen Selbstbewusstsein eines Berliner Gangsterrappers.
Weitere Infos unter: www.arcam.co.uk
Die nachfolgende Bewertung bezieht sich auf den AV-Receiver A49.
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