Realisiert der Eversolo DMP-A6 Gen 2 für unter 1.000 Euro hochwertiges Streaming ohne Kompromisse? Wir wollten dem Hype um die junge Audiomarke auf den Grund und haben Eversolo zum ersten Mal zum Test in den Hörraum bestellt.
Für immer solo?
Die Eversolo Audio Technology Co., Ltd. wurde von der im Jahr 2014 gegründeten Shenzhen Zidoo Technology Co., Ltd. ins Leben gerufen. Um die internationale Bekanntheit ihrer Produkte zu steigern und den Vertrieb außerhalb Chinas zu fördern, schuf das Unternehmen die Marke Eversolo. Interessanterweise werden einige Produkte unter beiden Markennamen, Zidoo und Eversolo, angeboten, was auch die nahezu identische Gestaltung der jeweiligen Webseiten erklärt.
In Deutschland hat sich Eversolo innerhalb kurzer Zeit als nicht zu unterschätzender Akteur im HiFi-Audiobereich etabliert, auch dank der unermüdlichen Arbeit des hiesigen Vertriebs audioNEXT aus Essen. Gerade hinsichtlich technologischer Innovation und Preis-Leistung-Verhältnis sehen viele Kenner die Eversolo Geräte als eine echte Alternative zu etablierten und meist auch wesentlich teureren europäischen Marken an. Ob das aber reicht, um uns vom Eversolo DMP-A6 Gen 2 zu überzeugen, wollen wir in diesem Test herausfinden.
Gen 1 vs. Gen 2
Wenn ein Gerät Gen 2 als Namenszusatz trägt, dann fragen wir uns natürlich, was sich von der ersten zur zweiten Generation geändert hat. Was sind also die Unterschiede zwischen Eversolo DMP-A6 zum Eversolo DMP-A6 Gen 2?
Da fällt zunächst der größere interne sowie Arbeitsspeicher auf. Statt 2 GB gibt es jetzt 4 GB RAM und statt 16 GB nun das Doppelte, und zwar 32 GB. Zudem ist es dank M.2 NVMe 3.0-Support jetzt möglich, eine größere SSD im Gerät zu verbauen. Wir sprechen hier von maximal 4 Terabyte. Da lassen sich immerhin 3977 Stereo-WAV-Dateien mit einer Bittiefe von 32 Bit, einer Abtastrate von 768 kHz und einer Laufzeit von 3 Minuten unterbringen – sofern man solche Dateien überhaupt zur Verfügung hat.
Wahrscheinlicher sind 24 Bit mit 192 kHz, da wären es 21.200 bei 3-minütigen Stereo-WAV-Dateien oder 42.400 bei 24 Bit 96 kHz. Damit wollen wir nur zeigen, dass wir jede Menge HiRes-Hörstoff auf die interne SSD ablegen können, sofern wir eine solche einbauen.
Weiterhin hat der neue Eversolo einen verbesserten XMOS-Prozessor, den XU316, an Bord. Somit soll eine noch hochwertigere USB-/Audioverarbeitung sichergestellt werden. Die Roon-Ready-Zertifizierung ist nun ebenfalls vorhanden und es sind noch mehr Streaming-Dienste von Hause aus integriert.

Außerdem hat der Eversolo DMP-A6 Gen 2 jetzt ein lineares Netzteil. Das sorgt dafür, dass sich die Stromversorgung besonders rauscharm gestaltet. Daneben kann er die zweite Generation mittels Wake-On-LAN (WOL) bei bestehender LAN-Verbindung per App eingeschaltet werden.
Und noch eine Anmerkung: Unser Testmodell ist die „Standard Edition“, denn der Streamer ist auch in einer „Master Edition“ erhältlich. Diese ist zusätzlich mit zwei Femtosekunden-Taktoszillatoren und OPA1612-Operationsverstärkern ausgestattet – kostet aber auch 430 Euro mehr.
Was der DMP-A6 Gen 2 jedoch nicht bietet, ist eine Phonovorstufe. Wir erwähnen das nur, weil auf der Produktwebseite von Eversolo zu lesen ist: „Vom klassischen Vinylklang bis hin zu hochauflösendem Streaming – dieses Gerät liefert Perfektion auf Knopfdruck.“ Möglicherweise handelt es sich beim Verweis auf den „Vinylklang“ um einen Übersetzungsfehler, aber das können wir nicht mit Sicherheit sagen.
Steuerung

Die Steuerung des Streamers hat Eversolo wirklich clever gelöst. Eine Fernbedienung gibt es zwar nicht, aber den DMP-A6 Gen 2 können wir sehr einfach und praktikabel über die App steuern. Wichtig für alle, die wie dieser Tester keinen Überblick mehr über die installierten Apps haben und über die interne Smartphone-Suche danach suchen: Die Eversolo-App hat zwar das Eversolo-Logo, aber auf dem Smartphone heißt sie jedoch „Zidoo Plex“.
Die App läuft wirklich ungeheuer flüssig und verliert bei unseren Test-Sessions nie die Verbindung zum Gerät. Dazu ist sie sehr übersichtlich gestaltet und lässt sich intuitiv anwenden. Aber auch direkt am Gerät bedienen wir den Eversolo flüssig.
Er hat dazu eine Touchoberfläche, die über das gesamte Farbdisplay reicht. Wir steuern ihn also wie ein Smartphone. Das macht Spaß und muss gar nicht gelernt werden – man kann es einfach (vorausgesetzt man ist Smartphonenutzer, wovon wir beim Großteil unserer Leser ausgehen).
Der große Drehregler rechts dient dazu den Streamer ein- und auszuschalten – einfach länger darauf drücken – und die Lautstärke zu regeln. Wie bei allen Streamern funktioniert das nur, wenn einer der analogen Ausgänge mit dem Verstärker verbunden ist.
Das vorhin schon erwähnte WOL – also „Wake On Lane“ – funktionierte bei unseren Tests übrigens auch immer. Einfach in der App auf den DMP-A6 Gen 2 tippen und diese fragt, ob wir ihn via WOL aufwecken wollen. Das bestätigen wir und fertig.
Konnektivität
Ein Streamer sollte es uns ermöglichen, digitale Musikquellen in höchster Qualität zu genießen. Wenn er das nicht leistet, können wir genauso gut beim Smartphone bleiben. Bei gestreamter Musik denken viele zuerst an Dienste wie Spotify, Tidal, Qobuz, Apple Music oder Amazon Music – und genau diese, sowie viele weitere, beherrscht der Eversolo problemlos. Über die App des DMP-A6 Gen 2 haben wir direkten Zugriff. Wir müssen uns lediglich einloggen. Auch Tidal und Spotify Connect sowie Roon funktionieren, sodass wir den Streamer direkt über die App steuern können.
Natürlich wandelt der DMP-A6 Gen 2 alle Streams in der jeweils maximal möglichen Auflösung um. Liegt beispielsweise ein Song von Qobuz mit 24 Bit und 192 kHz vor, wird er auch in dieser Bittiefe und Abtastrate wiedergegeben
Liebhaber besonders hochwertiger Audioqualität möchten oft nicht ausschließlich aus dem Internet streamen. Sie schätzen es, ihre eigene Musiksammlung direkt vom Server abzurufen. Auch in diesem Bereich lässt der DMP-A6 Gen 2 keine Wünsche offen. Er unterstützt UPnP, DLNA sowie WebDAV. In der App finden wir sogar die Möglichkeit, unseren Cloud-Speicher auf OneDrive oder Dropbox mit dem Eversolo zu verbinden. Dafür müssen wir uns jedoch direkt am Gerät in unseren Cloud-Speicher einloggen, was über die App überraschenderweise nicht möglich ist. Allerdings handelt es sich hier noch um eine Beta-Version, sodass sich das möglicherweise noch ändern wird.

Darüber hinaus können wir den neuen Eversolo-Streamer dank USB-B mit dem Computer verbinden. Dann fungiert der DMP-A6 Gen 2 als externe Soundkarte. Und ein USB-A-Eingang für einen USB-Stick mit der Lieblingsmusik ist ebenfalls vorhanden. An diesen schließen wir außerdem ein CD-ROM-Laufwerk an, um dann bequem und schnell unsere CD-Sammlung zu rippen. Solche Funktionalität ist höchst lobenswert.
Da wir von CDs reden: ein CD-Player oder CD-Transport lässt sich ebenfalls an den Eversolo über Coax und den optischen Eingang anschließen. Natürlich sind darüber auch ein TV oder eine Spielkonsole gern gesehen. Wobei der Fernseher sich bestimmt besser am HDMI-Anschluss macht. Dieser kann übrigens nicht nur ARC, wie es dransteht, sondern auch eARC. Das stellen wir dann direkt über die App ein.

Vor dem Sound-Test
De facto ist ein Streamer in einer HiFi-Kette nicht für den Klang verantwortlich, sondern für das Empfangen und Aufbereiten der digitalen Signale, damit sie vom Digital-Analog-Wandler – kurz DAC – verarbeitet werden können. Der im Eversolo integrierte DAC, ausgestattet mit zwei ES9038Q2M-DAC-Chips (je einer für den linken und rechten Kanal), übernimmt dabei zunächst nur die Aufgabe, die eintreffenden Bits in elektrische Impulse umzuwandeln. Doch an diesem Punkt wird es spannend – zumindest auf der hörbaren Ebene.
Die Vorstufe des DMP-A6 Gen 2 muss nämlich diese kleinen Impulse derart kräftig machen, dass sie vom Verstärker weiterverarbeitet werden können. In diesem Prozess ruht bekanntlich schon eine Menge Magie. Und diese Magie beherrscht der Eversolo ausgesprochen gut. Kleine Anmerkung: Sie können den Eversolo natürlich auch rein digital mit Ihrem Verstärker via Coax oder optischem Kabel verbinden, dann übernimmt der interne DAC Ihres Verstärkers die Signalwandlung. In der Regel wird der aber nicht so gut sein wie DAC und Vorstufe des Eversolos.
Übrigens: Der Streamer bietet neben verschiedenen Filtern, die die DAC-Wandlung nur minimal beeinflussen, auch zwei ausgezeichnete Equalizer. Der grafische EQ ist ideal für alle, die mit Equalizern aus den 1990er Jahren vertraut sind, und ermöglicht eine einfache Anpassung des gewünschten Sounds. Wer jedoch noch gezielter und professioneller in den Klang eingreifen möchte, wird den parametrischen EQ zu schätzen wissen. Dabei sollte man sich jedoch vorher das nötige Fachwissen aneignen – YouTube ist hier eine hilfreiche Anlaufstelle.

Sound-Test: Klavier
In unserem Hörraum haben wir den Eversolo DMP-A6 Gen 2 über XLR, also symmetrisch, mit unserem Musical Fidelity M8xi Vollverstärker verbunden. An diesem Verstärker kommen die Duetto 40th Anniversary Edition Kompaktlautsprecher von Triangle zum Einsatz. Es handelt sich dabei um eine ausgesprochen hochwertige Kette, die kleinste klangliche Mängel oder Unfeinheiten sofort offenlegt.
Zuerst hören wir eine bunte Auswahl an Klavierstücken, die von der französischen Pianistin Lise de La Salle mit technischer Brillanz und außergewöhnlicher Ausdruckskraft interpretiert werden. Wer sie kennt, weiß, dass sie ein breites Spektrum an Klangfarben nutzt, was ihre Darbietungen besonders lebendig macht. Wir hören also „Kinderszenen, Op 15: No. 1“ oder „Ständchen in D Minor“ oder „Toccata, Op. 11“ über Qobuz.
Der Eindruck bleibt aber immer der Gleiche: Wir hören nicht, dass wir „nur“ einem Stream lauschen. Wir hören brillant gespielte Klaviermusik in all ihren Feinheiten. Die Energie der Darbietung überträgt sich auf uns, ohne dass wir jemals das Gefühl haben, etwas wäre unterkühlt oder unrealistisch. Nein, alles klingt greifbar und echt.
Sound-Test: Pop
Genauso muss ein Streamer es machen. Er darf nicht eingreifen, nicht selbst klingen, sondern muss authentisch den Sound präsentieren. Unaufgeregt, unerschütterlich und ohne jemals aus dem Takt zu kommen. Das ist wirklich ein Erlebnis. Zumal wir wissen, dass wir hier ein „nur“ 869 Euro teures Gerät erleben.
Wir wechseln zu „Red Wine Supenova“ von Chappell Roan. Die 1998 in Willard, Missouri geborene Musikerin ist bekannt für ihre energiegeladenen Pop-Songs. Und das zeigt sich bei „Red Wine Supenova“ auf jeden Fall. Hier ertrinken wir geradezu in der Klangkulisse, seien es die elektronischen Beats, die zum Mitwippen einladen oder die schimmernden Synthesizer sowie die soliden Beats.
Der Eversolo schafft es immer eine Balance zwischen Weite und Erdung zu vermittelt und Roans Stimme verletzlich wie auch entschlossen darzustellen. Wirklich großartig.

TV-Sound
Da der Eversolo DMP-A6 Gen 2 auch über einen HDMI-Eingang verfügt, mussten wir diesen natürlich ebenfalls ausprobieren. Wir sehen uns einige Fernsehsendungen an und sind überrascht, wie viel zusätzliche Klanginformation das kleine Gerät noch herausholt. Selbst eine Quizsendung wie „Wer weiß denn sowas?“ klingt jetzt erstaunlich plastisch, und der Synthesizer-Sound im Hintergrund, der die Spannung während der Beantwortung der Fragen steigert, füllt den Raum auf beeindruckend authentische Weise.
Der Film „Lola rennt“ zeigte 1998 der Welt, dass der deutsche Film innovativ, modern und international konkurrenzfähig sein kann. Er wurde nicht nur zu einem Symbol für den neuen deutschen Film, sondern popularisierte das Konzept multipler Erzählstränge in einem einzigen Film. Dank des Eversolo und natürlich der daran hängenden Anlage, klingt er in unerem Hörraum genauso prägend, wie er auf die Filmgeschichte wirkte.
Die Stimmverständlichkeit ist perfekt – endlich verstehen wir, was die nuschelnde Mutter Lola hinterherruft – der treibende Techno-Beat wird kraftvoll in Szene gesetzt und die Soundeffekt und Klangkulissen bringen genau die richtige Atmosphäre.
Wir halten abschließend fest: Mit dem DMP-A6 Gen 2 beweist Eversolo, dass ein Streamer nicht nur technisch überzeugen, sondern auch klanglich auf höchstem Niveau abliefern kann. Egal ob Musik oder TV-Sound – er bleibt stets neutral, detailliert und authentisch, sodass man schnell vergisst, dass man „nur“ einen Stream hört.
Preis und Verfügbarkeit

Der Eversolo DMP-A6 Gen 2 ist im Fachhandel und natürlich auch online erhältlich. Er kostet in der normalen, hier getesten Version 869 Euro und in der Master Edition 1.299 Euro.
Datenblatt: Eversolo DMP-A6 Gen 2
Allgemein | |||
Geräteklasse | Netzwerkplayer/-streamer | ||
Hersteller | Eversolo | ||
Modell | DMP-A6 Gen2 | ||
Preis (UVP) | 869 Euro | ||
Preiskategorie | Einstiegsklasse | ||
Maße (B/H/T) | 19 x 9 x 27 cm | ||
Gewicht | 3,1 kg | ||
Informationen | www.eversolo.com | ||
Technische Daten* | |||
Unterstützte Streamingdienste | Tidal, Qobuz, Deezer, Spotify, Apple Music, Amazon Music, Internetradio, Podcasts, AirPlay2, Roon | ||
Maximale Signalauflösung | 32 Bit / 768 kHz | ||
Stromversorgung | Normalbetrieb: 13 Watt, Stand-by: 2,5 Watt (bei WOL) | ||
Eingänge | 1 x Coax, 1 x Optisch, 1 x LAN, 1 x USB-A, 1 x USB-B, Bluetooth, WiFi | ||
Ausgänge | 1 x Cinch, XLR (analog), 1 x Coax, 1 x Optisch |
*Herstellerangaben
Website: www.audiodomain.de/marken/eversolo/
Anmerkung: Dieser Testbericht erschien zuerst in AUDIO TEST Ausgabe 03/2025
► Lesen Sie hier: Eversolo Play: Streaming-Verstärker und weitere Neuheiten [HIGH END 2025]

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Bildquellen:
- Eversolo-DMP-A6-Test-00: Auerbach Verlag (Einstiegsbild)