Audio Reference aus Hamburg zählt ohne Frage den wichtigsten und größten HiFi-Vertrieben in Deutschland. Mansour Mamaghani holt seit der Firmengründung im Jahr 1999 die exklusivsten High-End-Marken nach Deutschland. Dazu gehören HiFi-Schwergewichte wie Wilson Audio, Dan D’Agostino, Krell, dCS oder Meridian. Seit fünf Jahren steuert Mamaghani zudem auch als Geschäftsführer die Geschicke der Subwoofer-Marke Velodyne Acoustics.
Anlässlich des 25. Firmenjubiläums von Audio Reference haben wir uns entschieden, unser großes Interview mit dem Audio-Reference-Gründer und Geschäftsführer Mansour Mamaghani aus dem Jahr 2013 aus den Archiven zu holen. Hier gewährte uns der umtriebige Vertriebsmanager seinerzeit spannende Einblicke in seinen stressigen Arbeitsalltag – teilte aber ebenso persönliche Anekdoten aus seinem Privatleben.
Das Team von Likehifi.de und AUDIO TEST wünscht Mansour Mamaghani und seiner Familie alles Gute zum großen Jubiläum und weiterhin so ein glückliches Händchen bei der Wahl der Vertriebspartner. In diesem Sinne: auf die nächsten 25 Jahre!
Zu Besuch bei Mr. High End

im Jahr 2013 in AUDIO TEST 4/13.
In einem voll ausgestatteten BMW fahren wir durch die Straßen von Hamburg, am Steuer sitzt Mansour Mamaghani, Gründer von Audio Reference, einem der edelsten HiFi-Vertriebe Deutschlands. Aus dem Autotelefon erklingt eine junge Frauenstimme, die erschrocken fragt: „Papa, warum bist Du denn nicht im Büro?“ Eine Frage, die so häufig vorzukommen scheint, wie Ostereier suchen im Schnee. Mamaghani ist Workaholic. Ausgleich von der Arbeit findet er in seiner Familie und seinem Hobby, der Leidenschaft für hochwertiges HiFi – beides Dinge, die ihn auch in seinem Beruf begleiten.
Herr Mamaghani, Sie leben und arbeiten in Hamburg, sind Sie in der Stadt auch aufgewachsen?
Fast. Ich bin 1982 nach Europa gekommen und habe zwei Jahre lang verschiedene Länder bereist, weil ich selbst noch nicht wusste, wo ich hin will und wo ich hingehöre. 1985 bin ich dann nach Hamburg gekommen, bin zur Schule gegangen und seit dem hier geblieben.
Da waren Sie ja noch ziemlich jung!
Ja, das stimmt. Nach Europa bin ich im Alter von 14 Jahren gegangen. In Deutschland war ich mit Ende 15, Anfang 16. Wenn man so jung aus einem total anderen Kulturkreis kommt, wo man weder die Sprache kennt, noch weiß, wie die Menschen ticken, sammelt man schon in jungen Jahren sehr viele Erfahrungen.

Was haben Sie in diesem jungen Alter in Europa gemacht?
Ich war für kurze Zeit in der Schweiz und sollte dort zur Schule gehen, dann war ich England und in Schweden. Ich habe nach einem Ort gesucht, der mir gefällt und an dem ich meine schulische Ausbildung fortsetzen konnte. Da wir in den Ländern auch überall Verwandte und Freunde hatten, habe ich es auf meiner Reise gar nicht so schwer gehabt.
Steckbrief: Audio Reference GmbH
Gründungsjahr: 1999
Sitz: Hamburg (Deutschland)
Aktuelle Vertriebsmarken (Stand: Okt. 2024):
Amina Sound
Bassocontinuo
Dan D’Agostino
dCS
Krell
Magnetar
Meridian
Millennium Audio Vision
Nordost
Perlisten Audio
Starke Sound
Velodyne Acoustics
Vicoustic
VPI Industries
VTL
Western Electric
Wilson Audio
Webseite: www.audio-reference.de
Wie kam es dann zur Gründung von Audio Reference?
Ich bin gelernter Radio- und Fernsehmeister und habe nach meiner Ausbildung bei einem großen Vertrieb als Techniker gearbeitet. Dort habe ich zunächst die Werkstatt geleitet, nach relativ kurzer Zeit haben sie dann aber gemerkt, dass ich noch ein bisschen mehr kann, als nur Geräte zu reparieren.

Daraufhin habe ich unterschiedliche Abteilungen besucht und bin binnen vier Jahren die rechte Hand vom Chef geworden. Mit Unterstützung durch meinen Vater habe ich mich dann selbstständig gemacht und im Jahre 1999 die Firma Audio Reference gegründet.
Damit hat Ihnen Ihre Ausbildung viele Türen geöffnet!
Ja, das brachte mir tatsächlich sehr viel und mein angelerntes Wissen nutze ich auch heute noch sehr oft. Es hilft mir einerseits auf der kaufmännischen Ebene sehr viel, indem ich unseren Kunden, den Händlern, die Geräte erklären kann und wenn mir die Hersteller etwas erzählen, kann ich nachschauen, ob es auch stimmt.
Da ich den Job gleichzeitig als Hobby habe, lege ich mindestens einmal die Woche in der Werkstatt selber Hand an. Dort habe ich meinen eigenen Platz und repariere Geräte, um auf dem Laufenden zu bleiben. Wenn ein neues Gerät kommt, schraube ich es sofort auf und schaue hinein, wie es aufgebaut ist und welche Komponenten verbaut sind. Das macht mir richtig viel Spaß!

Wie hören Sie privat Musik?
Das ist immer unterschiedlich. Gestern habe ich einen Freund getroffen, der mich fragte: „Na was hast Du jetzt zuhause“ und ich sagte Sonus Faber. Daraufhin meinte er: „Als wir uns vor einem Monat gesehen haben, hattest Du doch noch Meridian“. Das ist einer der Vorteile – ich kann mitnehmen und machen, was ich will. Die Einzige, der das nicht gefällt, ist meine Frau, die immer meint, dass ich nicht so viele Sachen mit nach Hause bringen soll. Ich habe in unserem neuen Haus jetzt zwar ein Musikzimmer, aber darin ist es momentan noch recht chaotisch. Zwar habe ich schon die nötigen Absorber und Akustikelemente um das Zimmer zu verbessern, bin bis jetzt aber noch nicht dazu gekommen.
Sie hören momentan also in Ihrem Wohnzimmer?
Ja, ich habe aber meiner Frau versprochen, das Musikzimmer nach der High End fertigzustellen. Danach steht vor allem für meine Kinder das Projekt Heimkino an.

Interessieren Sie sich für Surround und Stereo gleichermaßen?
Das letzte Mal, das ich im Kino war, ist bestimmt sieben oder acht Jahre her. Die Kinder gehen hingegen sehr gerne ins Kino. Wenn wir dann unser Heimkino haben, können wir mehr gemeinsame Zeit verbringen und Filme zusammen schauen. Auch wenn es sein kann, dass ich beim Fernsehen einschlafe. Trotzdem denke ich, ein Kinoraum bringt die Familie zusammen.
Konnten Sie Ihre Begeisterung für HiFi an Ihre Kinder weitergeben?
Total! Mein Sohn mag HiFi sehr gerne und will das was ich aufgebaut habe später einmal übernehmen. Ich habe ihm gesagt, erst wenn er mit der Schule und dem Studium fertig ist, kann er meinen Stuhl bekommen, vorher nicht. Darauf freut er sich aber bereits.

Was hören Sie eigentlich für Musik?
Abhängig von der Stimmung höre ich sehr gerne leise Passagen, sehr gerne Klaviermusik. Ich bin eigentlich ein Allrounder und höre fast alles. Auch moderne Popmusik, die meine Kinder hören. Meine Tochter sucht oft Stücke für mich heraus, bei denen sie weiß, dass sie mir gefallen. Das sind oft Lieder mit nur einer Stimme und nur einem Instrument wie einer Akustikgitarre oder einem Klavier. Die hören wir dann gemeinsam über die große Anlage. So bleibe ich auch immer auf dem Laufenden.
Verfolgen Sie beim Aufbau Ihrer Anlage ein bestimmtes Klangideal?
Ich weiß wie die Musik, die ich kenne, klingt und wie eine gute Anlage sie wiedergeben kann. Wenn das bei einem System einmal nicht der Fall ist, suche ich gezielt nach der Ursache. Es gibt Leute, die nur nach Fehlern suchen und gar nicht dazu kommen Musik zu hören. Ich bin eher der Typ, der gerne Musik hört, und wenn ich dann merke, dass irgendwo etwas fehlt, schaue ich, an welchen Komponenten ich mir das wieder zurückholen kann. Ich bin da eher Genießer. Es kann sein, dass eine einfache Anlage mit einer bestimmten Musikart besser klingt als ein 400.000-Euro-System. Der Preis spielt da nicht so eine große Rolle. Hin und wieder hat man Komponenten so gut zusammengestellt, dass sie gemeinsam besser klingen, als eine halbe-Millionen-Euro-Anlage. Man muss sich immer fragen, was will ich, was bekomme ich und wie kann ich das Beste daraus machen.

Rechtfertigt sich solch ein hoher Anschaffungspreis dann überhaupt?
Sie werden nicht das gleiche, aber vielleicht ähnliche Ergebnisse mit einer günstigeren Anlage erzielen. Das ist ebenfalls abhängig von den Räumlichkeiten, auch je nach Musikart kann es Unterschiede geben. Es ist definitiv nicht so, dass eine 400.000-Euro-Anlage immer besser ist als eine für 100.000 Euro. Man entscheidet immer passend zur Situation. Die Frage ist nur, ob man dann aus dem Musikstück wirklich das rausholt, was bei einer teureren Anlage möglich wäre.
Welche Kriterien muss eine Firma erfüllen, damit sie es in Ihren Vertrieb schafft?
Für mich ist wichtig, dass die Produkte zu uns passen, sowohl von der Philosophie als auch von ihrer Optik und Technologie. Weiterhin sollte es kein Produkt sein, von dem wir im eigenen Haus bereits Mitbewerber haben. Ich achte außerdem darauf, dass die Produkte eine Geschichte mit sich bringen. So wie bei der Marke Audio Research, die seit 45 Jahren existiert, Krell und Meridian seit nun vier Jahrzehnten und Velodyne gibt es mittlerweile auch schon 35 Jahre. Hinter jeder einzelnen stecken enormes Knowhow und Stabilität, die ich auch mit meinem Namen und mit meiner Firma präsentieren kann.
Audiostreaming ist dagegen noch recht jung am Markt. Sehen Sie darin dennoch die Zukunft?
Musik und Streaming gehören mittlerweile einfach zusammen. Ich denke, dass auch der Videobereich bald nachziehen wird. Wenn die Filmindustrie nicht so sehr an ihren Lizenzen und Rechten festhalten würde, wäre das Medium Film bereits auf der gleichen Ebene, wie es bei Musik der Fall ist. Hochauflösende Musik- und Filmdateien passen kaum mehr auf CDs, DVDs und Blu-ray Discs. Deswegen kann man sagen, alles, was sich dreht, geht. Außer die Schallplatte!

Außer die Schallplatte!
Die Speicherkapazität die wir damit haben ist enorm, der Frequenzumfang reicht von 20 bis 54 Kilohertz. Das ist quasi Hi-Res, was wir damit haben. Die Zukunft liegt meiner Meinung nach mehr in der Integration der einzelnen Komponenten und leider wird die Branche bereits jetzt sehr stark von Smartphones beherrscht.
Sehen Sie dadurch eine neue HiFi-Generation anwachsen?
Unsere Käufer sind mindestens zu 75 Prozent im Alter von 40 – 45 und aufwärts. Darunter sind es nur sehr wenige und wenn dann Leute, die schon in der Familie mit dem Thema aufgewachsen sind. Es kann sein, dass sich die Situation zum Beispiel durch die Arbeit von Meridian mit dem Explorer ändert und auch den jüngeren Leuten zeigt, wie viel besser es ist, wenn man eine bessere Qualität erreicht und auf einer höheren Ebene Musik hört.
Also können wir auch in Zukunft keine reinen Smartphone-Produkte von Audio Reference erwarten?
Nein, das geht nicht! Erstens passt das nicht zu unserer Philosophie und zweitens hätten wir dafür gar nicht die Manpower. Mit einem Mainstream-Produkt muss man auf die Fläche gehen und mit Großmärkten arbeiten und das passt einfach nicht zu unserer Philosophie. Verglichen mit der Autoindustrie bauen Mercedes, Audi und BMW alle tolle Autos, aber ich will da sein, wo Aston Martin, Bentley usw. zuhause sind. Da fühle ich mich wohl. Ein einfaches Produkt würde gar nicht zu mir und zu meiner Firma passen.
Sie leben den Luxus also auch privat?
Ich habe eine gewisse Sammelleidenschaft, von Kameras über Uhren bis zu Sonnenbrillen. Eine Autosammlung habe ich aber nicht – vielleicht irgendwann mal.

Worin finden Sie sonst noch Ausgleich zu Ihrem Arbeitsalltag?
Ich versuche, so viel Zeit wie möglich mit meiner Familie zu verbringen. Früher habe ich auch sehr intensiv Sport getrieben, bis zu drei-, viermal in der Woche. In letzter Zeit wurde es allerdings immer weniger, das ist aber auch altersbedingt. Insgesamt zwölf Jahre lange habe ich geboxt. Nicht in Form von Kämpfen, sondern nur mit leichtem Kontakt und vor allem wegen des Trainingseffekts. Für mich stand immer im Vordergrund, dass ich fit bleibe. Boxen hat viel mit Disziplin zu tun und man kommt mit nur wenigen Komponenten aus. Seilspringen und Liegestütze ließen sich auch gut auf Geschäftsreisen machen. Heute gehe ich sehr gerne Laufen, und wenn das Wetter es erlaubt, Fahrrad fahren. Dann fahre ich meine 50 – 60 Kilometer. Da ich jemand bin, der nur sehr wenig schläft, vier Stunden maximal, gehe ich raus und treibe eben Sport, wenn das ganze Haus noch schläft.
Herr Mamaghani, vielen Dank für das Interview.
Anmerkung der Redaktion: Das Interview führte unser damaliger Redakteur Torsten Pless.
Webseite: www.audio-reference.de
► Lesen Sie hier: Mein persönlicher HiFi-Klassiker – Teil 1 mit Mansour Mamaghani: Wilson Audio Watt/Puppy

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Bildquellen:
- Mansour_Mamaghani_Interview_01: Auerbach Verlag (alle)