Test: Denon AVR-X4300H – Kraftpaket mit Multiroom

Denon AVR-X4300H: Denon ist mit seinem HEOS-Multiroom-System über zwei Jahre auf dem Markt. Jetzt erscheinen die ersten AV-Receiver, die dieses einbinden. Was sie leisten, können Sie auf den nächsten Seiten lesen.

AV-Receiver gibt es viele, doch erst jetzt stößt eine neue Funktion hinzu. Denon ist hier einer der Vorreiter: Multiroomintegration im AV-Receiver. Seit 2014 gibt es die HEOS-Lautsprecher, die eine Entwicklung von Denon und speziell als Multiroom-Speaker konzipiert sind. Diese sollen mit der neuen Generation der AV-Receiver von Denon und Marantz zusammen arbeiten können. Das verrät uns der Buchstabe H im Namen. Bevor wir auf die Funktionsweise eingehen, fassen wir die wichtigsten Merkmale des AVR-X4300H zusammen.

Einrichtung und Daten

Beworben wird der AV-Receiver als Premium-Heimkinozentrum, das auch alle Audio-Features für einen 3D-Surroundklang integriert. Im X4300H wurden für jede der neun Endstufen mit 200 Watt identische Verstärker verbaut. Er hat somit zwei Amps mehr als der Vorgänger X4200W und eine deutlich verbesserte Ausstattung. Über alle Kanäle können Lautsprecher mit einer Impedanz von weniger als 4 Ohm angesteuert werden. Der eingebaute Eco-Modus von Denon funktioniert hervorragend. Dieser passt automatisch die zur Verfügung stehende Leistung an den Lautstärkepegel an. Auf dem Display kann man diese Einsparungen sogar in Echtzeit verfolgen.

Unter dem gut ablesbaren Display sind die Steuereinheiten und weitere Anschlüsse hinter einer Klappe verborgen

Ebenso kann der AVR-X4300H 11.2 Kanal-Processing für Dolby Atmos und DTS:X plus optionalem Auro 3D. Letzteres ist als Upgrade für etwa 150 Euro Aufpreis erhältlich. Inhalte, die mit einer echten Auro-3D-Spur daherkommen, sind zwar noch seltener als Dolby-Atmos-Filme, doch da die Umrechnung derart überzeugend funktioniert, können wir Auro 3D auch wärmstens für herkömmliche Quellen empfehlen – die Umrechnung mit Auro 3D (Auro-Matic) liefert oftmals den besten 3D-Audiogenuss. Wenn nicht alle Endstufen für 3D-Sound gebraucht werden, kann man selbstredend ein Lautsprecher-Paar in einer zweiten Audiozone (z. B. Schlafzimmer) ansteuern. Dieses kann eine andere Quelle haben als im Wohnzimmer, wo meist der AV-Receiver aufgebaut wird.

Über das Denon Link HD-System kann ein kompatibler Blu-ray-Player angeschlossen werden, mit dem sich Verzerrungen beseitigen lassen. Das AL24 Processing Plus sorgt für eine präzise Wiedergabe von ultrahochauflösenden digitalen Audio-Dateien wie DSD (2,8/5,6 MHz), FLAC (bis 192/24), ALAC (bis 96/24) und WAV (bis 192/24), um eine breitere Klangbühne und eine ausgewogene Wiedergabe in den Mitten zu gewährleisten. Heutzutage werden fast alle digitalen Wiedergabegeräte mit einem DSP ausgestattet, so auch der AVR-X4300H. In ihm sind vier SHARC-DSP-Prozessoren verbaut, die eine Verarbeitungskapazität von zehn Milliarden Fließkommaberechnungen pro Sekunde haben (10 GFLOPS). Die Digital-Signal-Prozessoren verarbeiten die dazugehörige Raumakustikkorrektur Audyssey MultEQ XT32. Mit dem allen Denon-Receivern beigelegten Mikrofon (samt Aufstellungshilfe) werden die einzelnen Lautsprecher gemessen und für jeden Filter erstellt. Diese werden für die einzelnen Kanäle festgelegt. So werden unterschiedliche Abstände zu den Lautsprechern oder Raummoden korrigiert. Über Audyssey Dynamic Volume werden Lautstärkeveränderungen, die z. B. bei Werbeblöcken auftreten, angeglichen.

Anschlüsse

Acht HDMI-2.0a-Anschlüsse, die HDCP-2.2-kompatibel sind, können vom Anwender genutzt werden. Einer befindet sich auf der Vorderseite, falls ein tragbarer Laptop oder ähnliches angeschlossen werden muss. So braucht man nicht den 13,5 Kilogramm schweren AV-Receiver zu verrücken, um an die hinteren Anschlüsse heranzukommen. Ein in der Front eingebauter USB-Anschluss bietet die Möglichkeit Speichergeräte dort anzubringen, um Musik von ihnen abzuspielen. Über die HDMI-CEC-Funktion läßt sich der Receiver mit der Fernbedienung des TVs steuern. Dazu muss man einfach im Menü des X4300H „HDMI Control“ und „Smart Menu“ einschalten. Letzteres ist eine vereinfachte Oberfläche, die schnellen Zugriff auf die wichtigsten Funktionen wie auf die Auswahl der Quellen oder Surround-Modi bietet.

Für manchen Einsteiger ist möglicherweise die Anschlussvielfalt zu viel. Jedoch sind alle Aus- und Eingänge farblich gekennzeichnet und vereinfachen die Anbindung

Das Videobearbeitungssystem unterstützt natürlich die 4K-Videos bei voller Bildrate von 60 Hz, 4 : 4 : 4 Pure Color Subsampling und 21:9-Video-Passthrough und kann die Videos auch im Bedarfsfall abwärts zu SD- oder HD-Inhalten konvertieren. Ein 3D-fähiges Wiedergabegerät kann genauso angeschlossen werden wie auch Inhalte mit HDR und BT.2020. Weiterhin ist der AV-Receiver mit zwei Vorverstärker-Ausgängen für eine 2. und 3. Zone ausgestattet, um dort Musik zu hören. Er besitzt zudem einen HDMI-Ausgang für die zweite Zone, um zwei verschiede Video-Quellen gleichzeitig wiedergegeben zu können und verfügt zwei HDMI-Ausgänge für die Hauptzone.

Netzwerk und App

Wie fast alle neu auf dem Markt kommenden AV-Receiver hat er einen Netzwerk-Anschluss für eine kabelgebundene Lösung an Bord. Für eine kabellose Übertragung stehen WLAN mit Dualband-Unterstützung und Bluetooth bereit. Um eine stabile Verbindung zu gewährleisten, wurde der AVR-X4300H mit zwei Antennen ausgestattet. Wer ein Apple-Produkt sein Eigen nennt, kann dieses problemlos per AirPlay mit dem Receiver verbinden. Alle in Deutschland üblichen Musikstreaming-Dienste wie Spotify, TuneIn, Deezer und Tidal sind verfügbar. Über die Netzwerk-Streaming-Funktionen können ebenso High-Res-Musikdateien, die auf einem NAS-Laufwerk oder auf dem PC beziehungsweise auf dem Mac gespeichert sind, wiedergegeben werden.

Die Steuerung erfolgt mit der kostenlosen „Denon 2016 AVR Remote“ App, die es in allen App-Stores gibt. Ausnahme bildet leider wie so oft der Microsoft-Store. Die App ersetzt locker die Fernbedienung, funktioniert jedoch nur, wenn man den Receiver ins heimische Netzwerk eingebunden hat, was heute üblich sein sollte. Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass man den X4300H so von jedem Raum aus steuern kann. So kann man einfach die Quelle der zweiten Zone von dem Raum aus ändern, in dem man gerade ist und muss nicht unbedingt in den anderen Raum wechseln. Ebenso kann der Receiver über die eingangs erwähnte kabelgebundene LAN-Verbindung oder per WLAN von jedem PC über die IP-Steuerung bedient werden. Ein kleines Manko haben wir bei so viel Features dann doch noch gefunden: Uns stört etwas die allgemein etwas träge Steuerung des Denon-AV-Receivers – das würden wir uns flotter wünschen.

Multiroom

Die Einbindung von Heos-Speakern haben wir natürlich auch ausprobiert. Hierzu verwendeten wir zwei Heos1 (Test in der Ausgabe AUDIO TEST 7/16). Diese können per GoPack, das einen Akku und Bluetooth einschließt, mobil gemacht werden, so dass ein Stromanschluss für eine gewisse Zeit nicht von Nöten ist. So kann man sie überall flexibel aufstellen. Ob im Bad oder in der Küche, auf der Terasse oder im Schlafzimmer – alles ist möglich, sofern man in den Räumen noch WLAN empfangen kann. Hat man also an den Phonoeingang des AVR-X4300H einen Plattenspieler angeschlossen, kann man kabellos in den oben genannten Zimmern gleichfalls Musik von Vinyl hören, ohne lästige Kabel zu verlegen.

Zu beachten ist, dass es Laufzeitunterschiede zwischen den Heos1 und den kabelgebundenen Lautsprechern gibt, so dass wir empfehlen, die Multiroom-Speaker in anderen Räumen zu verwenden und nicht im selben Zimmer zu benutzen (z. B. als Back-Surrounds). Um die Multiroom-Funktion nutzen zu können, müssen wir die Heos-App zusätzlich auf unserem Gerät installieren. Wie das funktioniert, haben wir in schon in der Ausgabe 7/16 erklärt. Dass wir dazu die App wechseln mussten, machte uns etwas stutzig. Denn es startet die Heos-App aus der „Denon 2016 AVR Remote-App“. Der AV-Receiver kommt dann einfach als eigenständiges System hinzu und wird schnell eingebunden. Alles verlief ohne Zwischenfälle und Aussetzer. Natürlich haben wir schon Erfahrung mit der App. Aber nach einer kurzen Eingewöhnung dürfte es keinem schwer fallen, diese zu bedienen.

Musik und Video

Musikenthusiasten werden mit dem AVR von Denon Freude haben. Klar gibt es Unterschiede zu einem reinen Stereo-Set-Up, aber wer sich für einen AV-Receiver entscheidet, wird dies wissen. Denn mit dem X4300H hat man alles bei der Hand, was man für eine gute Wiedergabe von Ton und Bild braucht. Die Dynamik von Musikstücken bleibt präsent. Details in den Höhen werden nicht verschluckt. Besonders lobenswert ist der natürliche Klang und die Pegelfestigkeit in der Wiedergabe. Wir haben ihn mit verschiedenen Lautsprechern getestet, von Dynaudio (Contour 30) bis zur Sonus Faber Venere S – zugegeben alles „Schwergewichtler“ ihrer Zunft. Dabei leistete der Denon solide Arbeit, so dass wir ihn uneingeschränkt empfehlen können. Das 4K-Video-Upscaling bringt gestochen scharfe Bilder auf unseren TV und klappt super. Natürlich muss der Film das auch hergeben. Farbliche Veränderungen haben wir nicht festgestellt

weitere Infos unter: www.denon.de

Fazit
Wer ein Multiroom-System sucht und gleichzeitig eine solide Schaltzentrale, die Dolby Atmos und Auro 3D kann, wird hier fündig. Acht HDMI-Eingänge und drei -Ausgänge machen ihn zum Herzstück eines jeden Heimkinos. Mit 200 Watt pro Kanal ist man auf der sicheren Seite und einem Filmabend oder puren Musikgenuss steht nichts im Wege.
Wiedergabequalität
88
Ausstattung/Verarbeitung
92
Benutzerfreundlichkeit
89
Preis-/Leistungsverhältnis
88
Leserwertung10 Bewertungen
51
Vorteile
kraftvolle natürliche Klangwiedergabe
sehr gutes 4K-Upscaling
Nachteile
verzögertes Umschalten
89
Denon AVR-X4300H

Bildquellen:

  • IMG_4826: Bild: Auerbach Verlag
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