Cyrus Phono Signature Test Review Phono Amp Phonovorverstärke Phonostufe

Test: Cyrus Phono Signature Phonovorstufe – Quadratur der Nadel

Eins ist allein beim Anblick der Cyrus Phono Signature schnell klar: Ein Einsteigergerät ist sie nicht. Soll sie aber auch nicht. Sie richtet sich eher an Vinyl-Genießer allerhöchsten Anspruchs.

Quadratur der Nadel

Cyrus ist kein unbekannter und auch im Bereich Phono haben sich die Briten mit der aEQ7 Vorstufe schon im Jahr 1998 einen guten Ruf erarbeiten können. Die neue Phono Signature möchte nicht nur in die großen Fußstapfen der Vinyl-Tradition des Unternehmens treten, sondern noch einen drauf setzen. Dabei herausgekommen ist einer der fortschrittlichsten Phonoverstärker, den wir bislang testen durften. Beim Wort Phonovorstufe denken wohl die meisten Musikhörer zunächst an einen Eingang mit Schraubklemme für die Masse am heimischen Verstärker oder Receiver. Dem passionierten LP-Sammler reicht das jedoch oft nicht. Da darf es dann auch mal ein externer Vorverstärker sein. Aber was Cyrus mit seinem Phono Signature da gezaubert hat, übersteigt teilweise den Erfahrungsschatz langjähriger Autoren, Tester und selbst auch Schallplattengenießer. Der Signature ist nicht einfach nur ein Vorverstärker, er ist eine intelligente Schaltzentrale für die schier massive Anzahl von vier Tonabnehmersystemen. Ja, das ist kein Tippfehler. Bis zu vier Nadeln bzw. Laufwerke kann der Signature verwalten. Die Quadrophonie des Kreises. Oder die Quadratur der Nadel, wie auch immer Sie es wollen. Dabei beschränkt er sich aber nicht einfach nur auf die Konnektivität, sondern ermöglicht auch noch elektrotechnische Konfigurationen, um jeden Tonabnehmer entsprechend seiner Spezifikationen korrekt behandeln zu können. Und nicht nur der Schallplatten mögende Leser weiß, dass jeder Tonabnehmer, sei es MM oder MC, seine ganz eigenen Bedingungen braucht, um sein volles Spektrum zum Leuchten bringen zu können. Der Phono Signature macht es einem an dieser Stelle wirklich leicht. Wahlweise über die Fronttasten, aber auch über eine programmierbare Fernbedienung lassen sich Settings wie Bauform, Verstärkung, Eingangswiderstand und Kapazität des Phono-Anschlusses frei wählen. Dabei sind alle vier Eingänge sowohl MM-, als auch MC-tauglich. Die entsprechenden Einstellungen können dann zusammen mit dem Input gespeichert werden, sodass stets ein perfekt optimiertes und angepasstes System zur Wiedergabe bereitsteht.

Die Vorstufe ist üppig ausgestattet, gleich vier Eingänge jeweils mit separatem Masse-Anschluss und XLR-Ausgänge sind die Highlights der Rückansicht. Darüber hinaus lässt sich das Gerät von der Masse entkoppeln und mit einem externen Netzteil betreiben

Wir haben den Phono Signature mit dem Clearaudio Innovation testen dürfen (Test ebenfalls hier im Heft), darüber hinaus hatten wir zum Vergleich noch einen Acoustic Solid 111 mit Nagaoka-System als Gegenstück laufen. Alles in allem also zwei Plattenspieler mit insgesamt drei Armen und unterschiedlichen Tonabnehmern. Doch da wäre beim Cyrus Phono Signature noch lange nicht Schluss. Der hätte noch eine Nadel mehr vertragen können. Eine größere Flexibilität und Kapazität im Umfang und Bedienkomfort haben wir bisher noch bei keinem anderen Phonovorverstärker gefunden. Sollten Sie zu den Glückspilzen gehören, die zwei oder mehr Schallplattenspieler ihr Eigen nennen dürfen, dann ist – vorausgesetzt Sie möchten keine Mix-Übungen machen, dann wäre ein Mischpult vielleicht die bessere Wahl – der Phono Signature mit seiner komfortablen und tiefreichenden Input-Umschaltung genau das Richtige. Oder aber Sie haben einen oder mehrere Plattenspieler mit mehreren Tonarmen und Tonabnehmersystemen und möchten nicht jedes Mal umstecken, sondern auf höchstklassigem Niveau mit nur einem Gerät die Spieler betreiben. Wie Sie es auch machen. Der Phono Signature wird Sie in keiner Konfiguration im Stich lassen. Selbst dem detailverliebtesten Vinylfan wird Cyrus gerecht und spendiert Funktionen wie eine Warp-Korrektur, welche die Bässe bearbeitet, wenn die Platte nicht auf Originalgeschwindigkeit läuft oder einen schaltbaren Ground-Lift bei Masse-Problemen. Unser heimliches Test-Highlight war mit Sicherheit das Level-Meter mit Peak Hold im Display, welches eine ungemein einfache Einstellung des Verstärkungsfaktors für die MC-Systeme ermöglichte. Das Schweizer Taschenmesser unter den Phono-Vorstufen heißt Cyrus Phono Signature und ist eigentlich ein Brite. Verpackt ist die Vorstufe übrigens in einem Vollalu-Körper, der zwar auch gut ausschaut, aber nicht nur Hülle, sondern integraler Bestandteil des Gerätes ist. Der extrem schwingungsarme und resonanzoptimierte Uni-Body ist zum Beispiel auch Kühlkörper. Zusätzlich sorgt die Ummantelung noch dafür, dass die fragilen Phono-Signale vor unerwünschten Magnetfeldern oder Einstreuungen geschützt bleiben. Alles für einen unverfälschten Klang.

Über die Zifferntasten kann beim Phono Signature durch das Menü geschaltet werden, dadurch werden Klangvergleiche im Sweet Spot möglich

Klang

Klanglich spielt der Cyrus Phono Signature seine größten Stärken aus. Die Optimierung per Menü lässt wirklich keine Wünsche offen. Alle von uns verwendeten Tonabnehmer haben das für sie richtige Setting gefunden. Aber wenn man einmal anfängt zu spielen, fängt der Spaß erst an. So lassen sich neben den technisch optimalen, natürlich auch subjektive Einstellungen vornehmen, die dem eigenen Ohr und Spielempfinden am ehesten gerecht werden. So ist es durchaus möglich den Klang hell oder dunkel zu verfärben, Transienten zu spitzen oder zu schleifen und dadurch das Spielniveau auf seine ganz eigene Art zu individualisieren. Über einem generellen Klangeindruck ist der Phono Signature persönlich erhaben. Seine passiven RIAA-Entzerrungsnetzwerke aus hochperformanten Metall-Polyester- Kondensatoren zwischen den rauscharmen Verstärkungsstufen lassen daran keinen Zweifel. Die gesamte Schaltung wurde im Hinblick und der Zielsetzung auf Rauschlosigkeit konzipiert. Das sieht man auf dem Bord und das hört das Ohr am Ausgang des Gerätes. Das fängt auch schon beim vorzüglich zurückhaltend arbeitenden Gleichspannungsnetzteil an. Schließlich geht es bei Phono zunächst ja auch erst mal um sehr leise Signale, also muss das Gerät auch entsprechend elektrisch leise arbeiten können. Damit es zu extrem kurzen Übertragungswegen und minimalen Verlusten oder Einstreuungen kommt, werden die Audio- Schaltkreise per Relais geschaltet. Das ist der einzige, wirklich individuelle Klang des Phono Signature. Darüber hinaus verhält er sich ungemein transparent und wenig Britisch. Understatement ja, aber kein Insel-Sound. Keine Frage ein Höchstleistungsgerät, dass erst so richtig warm wird, wenn man in die Vollen geht. Es ist auch erlaubt ein bisschen mutiger zu sein, wenn einen die Elektronik – so wie in diesem Fall – dabei unterstützt. Klanglich konnte uns auch die symmetrische Ausgangsstufe voll und ganz überzeugen. Selten haben wir ein so wohlaufbereitetes Phono-Signal an unserem Verstärker angeschlossen. Dabei macht der klassische Cinch-Ausgang aber natürlich keine schlechte Figur. Wer es auf die Spitz treiben möchte, dem steht noch die optionale Stromversorgung über ein externes hochfideles Netzteil offen. Aber auch so ist der Phono Signature in seiner Preisklasse exzellent. Auch und vor allem in Kombination mit hochwertigen und empfindlichen Abtastsystemen ist der Cyrus Phono Signature jede Rille wert. Ein Arbeitstier allemal. Dem Preis entsprechend großzügig und üppig dimensioniert. Aber auch ein Gerät mit Anspruch und Klasse. Herausragende Qualität für erschwingliches Geld in der Phono-Mittelklasse gibt es bei Cyrus. Made in Great Britain.

Mehr Informationen unter www.bellevueaudio.de

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien erstmalig in der Printausgabe von AUDIO TEST Ausgabe 5/2018.

PS: In der kommenden Analog/Vinyl-Spezialausgabe der AUDIO TEST inkl. 7“ Schallplatte (!) wird es zahlreiche Tests von Plattenspielern geben. 11 Produkte an der Zahl von Einstieg bis High End. In einem großen Workshop gibt die Redaktion Hilfe zur Einstellung der geliebten Dreher und haben zudem ein großes Spezial zum Thema Zubehör vorbereitet. Von Plattenwaschmaschinen über Tonabnehmer bis hin zu Aufbewahrungs- und Pflegetipps findet der Vinyl-Fan hier alles was er sucht und braucht. Die Ausgabe ist ab dem 09.11.2018 im Handel erhältlich. Die treuen Abonnenten bekommen die Vinyl-Beilage übrigens geschenkt, gratis ohne Aufpreis! Schließen Sie daher jetzt noch Ihr Abo der AUDIO TEST ab und profitieren Sie auch von den Vorzügen. Schreiben Sie dazu einfach eine Mail an [email protected] (telefonisch via 0341 / 355 79 140) oder bestellen Sie bequem Online via www.heftkaufen.de.

Fazit
Dank ausgeklügeltem Menü zur Individualisierung der MC- und MM-Einstellungen in Kombination mit hochwertiger Verarbeitung und ansprechendem Klangeindruck, spielt sich der Cyrus Phono Signature sofort in die Herzen der Redaktion. Wir können Ihnen nur empfehlen, sich dieses Meisterstück der Elektronik einmal anzuhören.
Wiedergabequalität
96
Ausstattung/Verarbeitung
95
Benutzerfreundlicheit
81
Preis/Leistung
84
Leserwertung42 Bewertungen
94
Vorteile
hohe Flexibilität und Kapazität
Bedienkomfort
Nachteile
Vorkenntnisse empfehlenswert
93
Gesamtergebnis

Bildquellen:

  • Cyrus Phono Signature Rückseite: Bildrechte beim Autor
  • Cyrus Phono Signature Fernbedienung: Bildrechte beim Autor
  • Cyrus Phono Signature: Bildrechte beim Autor