TEST: Copland DAC215

Test: Copland DAC 215 – D/A-Wandler mit Röhren-Vorverstärker & Kopfhörerverstärker

Likehifi.de-Debütant Copland aus Kopenhagen erfrischt unseren Testalltag mit einem ganz besonderen Gerätekonzept: Top-End DAC trifft auf analoge Röhrenvorstufe mitsamt Kopfhörerverstärker. Der Copland DAC215 hat uns auf jeden Fall neugierig gestimmt.

Spektrale Synergie

Pünktlich zum Saisonstart im Fußball und dem Beginn der neuen Spielzeit in den deutschsprachigen Theatern herrscht auch in der Redaktion der AUDIO TEST Premierenstimmung. Denn in dieser Ausgabe haben wir zum ersten mal in der Redaktionsgeschichte Besuch vom dänischen Unternehmen Copland. Auf dem hiesigen HiFi-Parkett ist Copland tatsächlich noch den wenigsten ein Begriff, dabei tüftelt das Unternehmen bereits seit den Achtzigerjahren des letzten Jahrhunderts an klangstarken und formschönen Verstärkern.

Ihren Anfang nahm die Manufaktur, um genau zu sein, im Jahre 1984, als Ole Møller, welcher zu jener Zeit noch bei Ortofon für die Entwicklung rauscharmer Verstärker unter Vertrag stand. Aufgrund der aufkeimenden Leidenschaft für Verstärkersysteme entschied sich Møller schließlich, lieber sein eigenes Süppchen zu kochen und gründete Copland.

Mit dem dem Copland CTA15 präsentierte die Manufaktur schließlich ihr erstes Eigengewächs. Dank des 24 Watt (W) starken Röhrenboliden fand Copland rasch viele Fans in der Nordeuropäischen HiFi-Szene. Dabei legte das Unternehmen von Anfang an großen Wert auf eine der großen Dänischen Tugenden: Produktdesign. Kantig schlichte Formensprache von zeitloser Eleganz prägen damals wie heute den Wiedererkennungswert der Kopenhagener.

Im Jahr 1990 tat man sich dann mit dem Schwedischen Unternehmen Xena Audio zusammen, welches dann für eine knappe Dekade die Produktion von Geräten unter der Lizenz von Copland übernahm. In dieser Zeit stieß auch Morten Simonson von Philips R&D Holland zu Copland und gab ausschlaggebende Impulse zur Fertigung des ersten CD-Players des Unternehmens. Doch obwohl digitale Signalverarbeitung seither ein zweites Standbein Coplands darstellt, so verließ man sich im Kern stets auf die Fertigung und den Vertrieb handfester Stereoverstärker.

TEST: Copland DAC215
Das Design des DAC215 erinnert an die 1970er Jahre und somit an die goldene Ära der Audiophilie – Der grün leuchtende Kippschalter wird bei ausgeschalteter Vorstufe rot illuminiert

Copland DAC 215

Mit Coplands erstem Vertreter zum Test bei AUDIO TEST und Likehifi.de begeht das Unternehmen den Schulterschluss beider Kompetenzen. Denn beim Copland DAC215 handelt es sich um einen Digital-/Analog-Konverter (DAC) mit integriertem Röhren-Vorverstärker sowie Class A-Kopfhörerverstärker. Dass Copland mit dem DAC215 bei der Gerätekomposition nicht nur ob der Verschaltung von Pure Analog-Verstärkung und Digital Conversion etwas eigenwillige Wege geht, wird hierbei auf den ersten Blick gewahr.

Denn schon in Sachen Produktdesign tanzt das Gerät etwas aus der Reihe und knüpft freilich an die authentische Formsprache des Kopenhagener Unternehmens an. So halten wir nach dem Unboxing einen kantigen Quader in Händen, der mit seinen Maßen von knapp 11,5 Zentimetern (cm) Höhe auf 20 cm mal 28 cm schon mal nicht der populären Rackbreite entspricht.

Die Aufmachung des Copland DAC 215 D/A-Wandlers erinnert dabei sofort an die unverkennbaren Produktdesigns der 1970er Jahre. Unser Testmuster ist mit einem klassischen silbernen Frontpanel aus gebürstetem Aluminum versehen, welches alternativ auch in schwarz erhältlich ist. In die Front sind zum einen ausladende Kühlschlitze eingelassen, welche jedoch auch einen großzügigen Blick auf das dahinter liegende und schön in Szene gesetzte Geschehen um die beiden EC88er Röhren, welche noch zusätzlich rot illuminiert werden, sobald das Gerät eingeschaltet ist.

TEST: Copland DAC215
Die Anschlüsse des DAC 215 sind sehr hochwertig verarbeitet. Copland beschränkt sich hier auf eine überschaubare Grundausstattung, die jedoch vollkommen ausreicht. Immerhin wurde dem DAC sogar ein analoger Eingang spendiert

Digital…

Die Bedienung des Copland DAC215 passiert über zwei stilechte Drehwahlschalter, die die Reminiszenz an die audiophilen 60er und 70er nochmal unterstreichen. Vorgenommen werden können hiermit hier die üblichen beiden Parameter: Lautstärkeregelung und Quellenwahl. Derer verfügt der DAC über vier Stück: zwei optische, ein Koaxial- und ein USB-Eingang. Zusätzlich lässt sich außerdem ein analoges Signal via Line-Input durch den Pre-Amp schleifen.

Anhand sechs kleiner Dioden, welche zwischen den aufgrund eines schwerfälligen Drehmoments haptisch ansprechenden Drehwahlschaltern liegen, zeigt der DAC 215 die Samplingrate des eingegebenen Signals an. Wobei links die Abtastraten 44,1 Kilohertz (kHz) und 48 kHz, sowie DSD angegeben sind und in der rechten Spalte die drei Faktoren x2, x4 und x8, welche schließlich die verbleibenden Samplingraten bis hoch zu 384 kHz kommunizieren.

Womit wir bei der technischen Ausstattung des Copland DAC215 wären. Dieser ermöglicht wie gesagt eine Wandlung von PCM-Signalen bis zu 384 kHz an 32 Bit, sowie DSD128. Allerdings erreicht der Wandlerchip com Typ ES9018 Reference aus dem Hause ESS Sabre die genannten Spitzenwerte lediglich via USB. Optisch und via Koaxial bringt es der Konverter „nur“ auf 192 kHz.

Der ES9018 Reference arbeitet übrigens in drei verschiedenen Konfigurationen: Quad-Mono, 8-Mono und Doppel-Stereo, wobei eine recht clevere Schaltungsvariante Verwendung findet, welche wir von symmetrischen Kabelwegen kennen. Denn das eingespeiste Signal wird pro Kanal jeweils vier mal In-Phase und Gegen-Phase gewandelt und am Ende des Signalweges wieder angeglichen. Somit werden auf dem Weg einfallende Störsignale am Ende gegenphasig, sodass sie sich selbst auslöschen.

meets Analog

Nach der Wandlung wird das Signal schließlich an die integrierte Röhren-Vorstufe weitergegeben. Diese vertraut, wie bereits angesprochen, auf klassische Vakuum-Röhren vom Typ ECC 88, 6DJ8 beziehungsweise 6922. Diese Gain-Stage bringt es schließlich bei einer Nennimpedanz von 100 Ohm, beziehungsweise 5 Ohm am Kopfhörerausgang, auf eine Ausgangsleistung von maximal 8,5 Volt RMS, was einer Leistung von 640 Milliwatt (mW) entspricht.

Auch die peripheren Nennwerte können sich dabei blicken lassen. So kommt der analoge Ausgang des DAC auf einen Rauschabstand (SNR) von über 120 Dezibel (dB) bei einer Total Harmonic Distortion (THD) von unter 0,004%, der Vorverstärker wird mit einem SNR von 90 dB und einer THD von unter 0,02% angegeben. Während der DAC mit einem Frequenzumfang von 20 Hz bis 20 kHz sich eher im Mittelfeld bewegt, schafft es der Amp auf erstaunliche, und für das menschliche Gehör deutlich überambitionierte, 20 Hz bis 100 kHz.

Die komplette Verstärkereinheit lässt sich bei Bedarf übrigens mit einem Bypass umgehen, sodass das Signal direkt vom DAC an den entsprechenden Signalausgang durchgeschliffen wird. Hierfür finden wir an der Frontseite des Geräts zwischen 6,3 mm – Kopfhörer-Anschluss und Lautstärkeregler einen kleinen Kippschalter, welcher bei ausgeschalteter Vorstufe rot und bei aktiver Verstärkung grün aufleuchtet.

Den Copland DAC 215 D/A-Wandler mit Röhren-Vorverstärker & Kopfhörerverstärker gibt es in den Farbausführungen silber und schwarz.
Den Copland DAC 215 D/A-Wandler mit Röhren-Vorverstärker & Kopfhörerverstärker gibt es in den Farbausführungen silber und schwarz. (Bild: ATR – Audio Trade)

Copland DAC im Klangtest: Elektrische Synergie

Amnesia Scanner sind ein in Berlin ansässiges Duo aus Finnland, welches im vergangenen Jahr mit „Tearless“ das dritte Studioalbum ihrer Karriere auf dem Berliner Label PAN veröffentlichen. Die Musik Amnesia Scanners einem Genre zuordnen ist schwierig bis unmöglich. Würde man eines erfinden, so hieße es vielleicht „Experimental Doomstep“ oder „Industrial Horror Pop“. Ästhetische Beschreibungen lassen sich währenddessen freilich vornehmen.

Surreale düstere elektronische Klänge, mit teils getragenen, teils abstrakt verworrenen Rhythmen treffen auf artifizielle Vocals und brutale Fuzz-Gitarren. Allenfalls kann man die Musik auf jeden Fall als „Full Spectrum“ beschreiben. Denn innerhalb des hörbaren Frequenzbandes von etwas optimistischen 16 Hz bis 20 kHz decken die beiden Wahlberliner so ziemlich alles ab. Dabei arbeiten Amnesia Scanner mit feinen dynamischen Nuancen. Daher eignet sich die Musik ausgezeichnet für die Überprüfung eines Gerätes wie dem Copland DAC215. Denn zum einen brauchen wir auf der digitalen Seite Präzision und gestochen scharfe Auflösung, zum anderen wollen wir von der Analogsektion Dynamik und etwas glättenden Weichzeichner.

Bosst und Filter

Und genau liefert unser Testmuster vor allem im Zusammenspiel mit Rotel Amp und Triangle Standlautsprechern. Die Musik, welche wir über das Netzwerk mit einer Auflösung von 96 kHz abrufen, ist ungeheuer reich an akustischen Pigmenten und gleichzeitig nie zu scharf oder in den Höhen überzeichnet. Ganz im Gegenteil – Die Röhrenvorstufe besorgt dem Sound hier gerade den richtigen Schliff, welcher das digitale Signal obenrum angenehm abrundet und den tiefen Mitten eine vollmundige Sättigung beschert.

Stellen wir den Amp auf Bypass und füttern den Rotel direkt aus dem DAC heraus, ist uns der Sound im Top End passagenweise tatsächlich etwas zu schonungslos. Jedoch kann sich dies von Musik zu Musik unterscheiden, wie wir im Laufe des Tests etwa bei Klaviermusik herausfinden. In jedem Fall lohnt es sich, beide Ausgänge des Copland DAC215 weiterzuverarbeiten, um bei Bedarf einfach umschalten zu können. Jedoch gilt hier größte Vorsicht mit der Lautstärke, denn beim direkten DAC-Out ist diese standardmäßig relativ hoch.

In Zusammenarbeit mit einem Wireless-Provider wie etwa dem Canton Smart Connect unterscheiden sich die beiden Modi weniger stark, wobei vor allem der Röhrensound ein bisschen an Charme einbüßt. Dennoch müssen wir auch zugeben, dass es sich beim Signalweg Digital-Analog-Digital/Wireless auch um ein eher unkonventionelles Setup handelt, welches wir für diesen Test eher als Experiment verbuchen wollen.

Preis und Verfügbarkeit

Der Preis für den Copland DAC215 D/A-Wandler mit Röhren-Vorverstärker liegt bei 2.200 Euro (UVP). Farbausführungen: schwarz und silber. Vertrieben und vermarktet werden die Produkte von Copland in Deutschland von ATR – Audio Trade.

Webseite: www.audiotra.de

Anmerkung: Dieser Testbericht erschien zuerst in AUDIO TEST Ausgabe 06/2021

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Fazit
Mit dem DAC215 hat die dänische HiFi-Schmiede Copland zweifelsohne ein perfektes Debüt aufs Parkett gebracht. Die Kombination aus DAC und Röhrenvorstufe erweist sich als Quell famoser elektroakustischer Synnergien – Gestochen scharfe Auflösung trifft hier auf analogen Feinschliff. Und das alles verpackt in typisch dänisch Chic von ausgezeichneter Verarbeitung.
Wiedergabequalität
93
Ausstattung/Verarbeitung
95
Benutzerfreundlichkeit
90
Preis/Leistung
80
Leserwertung11 Bewertungen
68
Vorteile
runder, hochauflösender Sound
tolle Verarbeitung
Nachteile
keine
93
Copland DAC 215

Bildquellen:

  • TEST: Copland DAC215: Auerbach Verlag
  • TEST: Copland DAC215: Auerbach Verlag
  • Copland-DAC-215-silver-black: ATR - Audio Trade
  • TEST: Copland DAC215: Auerbach Verlag